Schüsse in Venezuela, mindestens ein Toter – Die Lage am Samstagmorgen

In Venezuela spitzt sich die Lage am Wochenende weiter zu. Schon in der Nacht von Freitag auf Samstag gab es ungewöhnlich viele Meldungen, sogar geschossen wurde bereits. Eine Zusammenfassung der Lage am Samstagmorgen.

Zunächst zum erwarteten Szenario. Ich hatte schon vor einigen Tagen darauf hingewiesen, dass sich am 23. Februar die Lage zuspitzen würde, dass die Entscheidung vielleicht an diesem Wochenende fällt. Das Szenario, das wir in solchen Fällen kennen ist, dass bei Demonstrationen plötzlich Schüsse fallen, es Tote gibt, in der Regel auf beiden Seiten. Das steigert die Wut auf beiden Seiten und es kommt zu Zusammenstößen mit noch mehr Toten. Im Falle Venezuelas ist damit zu rechnen, dass die USA einen solchen Vorfall nutzen, um in Venezuela militärisch aktiv zu werden, vorgeblich natürlich nur, um weiteres Blutvergießen zu verhindern.

Aber vielleicht geht es auch ohne militärisches Eingreifen der USA. Auf dem Maidan war es das gleiche Spiel: Es gab Schüsse, bis heite weiß niemand, wer da geschossen hat, Kiew verschleppt die Ermittlungen, wie man in unzähligen Berichten der UNO lesen kann. Aber es starben damals über 100 Menschen und die Regierung konnte sich nicht mehr halten. In Venezuela ist zu erwarten, dass es ein ähnliches Szenario gibt: Maduro-Anhänger, vielleicht Polizei oder Armee, schießen angeblich auf Demonstranten und die westlichen Medien werden keine Untersuchung abwarten, sondern sofort Maduro beschuldigen. Ein durchaus bekanntes Szenario, das bei vielen Regime-Changes der USA bereits erfolgreich eingesetzt wurde.

Bevor ich gestern schlafen ging, gab es bereits Meldungen über Schüsse. Jedoch ist der von den USA gewünschte Effekt bisher ausgeblieben und es gab keine Eskalation. Die Opposition beschuldigt die Nationalgarde, auf Demonstranten geschossen zu haben, es gab demnach einen Toten und 14 Verletzte. Allerdings weist die Regierung diese Version zurück, spricht von einer Provokation und beschuldigt bewaffnete Anhänger der Partei Voluntad Popular. In Venezuela, das muss man wissen, sind sehr viele Waffen im Umlauf, es kann also so ziemlich jeder eine bewaffnete Gruppe zusammenstellen.

Neutrale Informationen gibt es nicht und jeder kann sich aussuchen, wem er glauben will. Leider läuft es jedoch genau nach dem zu erwartenden Plan ab und sogar das Datum stimmt, es wird am Vortag des 23. Februar Stimmung gemacht und Emotionen geschürt.

Die Regierung Venezuelas hat inzwischen klargestellt, dass sie unter keinen Umständen den Befehl gibt, auf das eigene Volk zu schießen. Ob das, wenn nach ungeklärten Todesschüssen die Emotionen hochkochen, ausreicht, um die Lage zu beruhigen?

Unterdessen rückt eine Grenzbrücke zwischen Venezuela und Kolumbien in den Fokus der weltweiten Presse. Diese Brücke nahe der kolumbianischen Stadt Cucuta hat gemäß westlichen Medien Maduro gesperrt. Die Wahrheit ist, dass diese neu gebaute Grenzbrücke nie geöffnet war. Aus Angst vor Migranten aus Venezuela hat Kolumbien die Grenze dort nie geöffnet. In Cucuta hat das US-Militär auch sein Hauptquartier aufgeschlagen und dort lagert auch die sogenannte „humanitäre Hilfe für Venezuela“. Praktisch, denn nun will Guaido den Transport der Waren über die Brücke erzwingen, notfalls gewaltsam. Wenn es dabei zu einer Eskalation kommt, stehen US-Kräfte bereit, um einzugreifen.

Da Venezuela auch an anderen Grenzen Provokationen erwartet, wurde auch die Grenze zu Brasilien teilweise geschlossen. Und die Schüsse, die in der Nacht gefallen sind, fielen nahe der Grenze zu Brasilien. Aber wirklich (vor-) entscheidend dürfte werden, was sich an der Brücke bei Cucuta abspielt. Dort stehen die US-Truppen und dort will Guaido die Entscheidung erzwingen.

Die venezolanische Regierung hingegen hat durchaus Gründe, die „humanitäre Hilfe“ aus den USA zu fürchten. Es gibt Berichte, dass unter diesem Vorwand Waffen ins Land gebracht werden sollen. Humanitäre Hilfe hingegen traf in diesen Tagen aus Russland ein. Es handelte sich um 300 Tonnen Medikamente und medizinisches Gerät.

Wer nun glaubt, dass die Version der verdeckten Waffenlieferung russische Propaganda sei, der sei an die CIA-Operation „Timber Sycamore“ erinnert. Um den „Bürgerkrieg“ in Syrien anzufachen, hat die CIA es genauso gemacht: Sie brachte alte Waffen aus Osteuropa nach Syrien und gab sie den Aufständischen. Es läuft nach alten und bekannten Mustern: Wie auch die Schüsse auf Demonstranten, die eine Eskalation herbeiführen sollen, so auch die verdeckten Waffenlieferungen, die einen Bürgerkrieg ermöglichen sollen, falls der Putsch ohne Krieg keinen Erfolg hat.

Die US-Geheimdienste, das kann man schon lange beobachten, setzen auf Rezepte, die sich bewährt haben. Das macht es aber auch inzwischen recht vorhersehbar. Trotzdem: Meistens funktioniert es dennoch.

Die Pläne sind also alt und bekannt. Bleibt abzuwarten, ob die venezolanische Regierung Mittel hat, diese Provokationen abzuwehren.

Nachtrag: Die russische TASS meldete am Nachmittag, dass die venezolanische Armee an der Grenze zu Kolumbien aufmarschiert ist, um das Eindringen der „US-Hilfslieferungen“ zu verhindern. TASS beruft sich auf einen Tweet des Strategischen Oberkommandos der venezolanischen Streitkräfte.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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