Nord Stream 2

Von den USA ernannter „Nord-Stream-Aufseher“ ist ein alter Bekannter

Die US-Regierung hat einen "Berater für Energiesicherheit" ernannt, dessen Aufgabe nicht die Energiesicherheit der USA, sondern Europas ist. Die Personalie lässt neuen Ärger erwarten.

Für US-Präsident Biden ist die Energiesicherheit schon seit Jahren eine Herzensangelegenheit. Allerdings nicht die Energiesicherheit der USA, sondern zunächst vor allem die Energiesicherheit der Ukraine. Darauf hat er als Vizepräsident unter Obama viel Zeit verwendet, denn nach dem Maidan 2014 war Biden der Beauftragte der US-Regierung für die Ukraine. Sein Sohn Hunter bekam gleich nach dem Maidan einen sehr gut bezahlten Vorstandsposten bei einem ukrainischen Gaskonzern und musste dafür nicht einmal arbeiten. Das ist kein Geheimnis mehr, seit Hunter Biden seine Memoiren veröffentlicht hat, in denen er ausführlich beschreibt, wie er just in der Zeit, als er in der in der Ukraine den Vorstandsposten inne hatte, gar nicht gearbeitet hat, sondern sich im Alkohol- und Drogenrausch mit Stripperinnen in billigen Motels in den USA vergnügt hat. Hunter Biden war damals absolut arbeitsunfähig, wie er selbst in seinem Buch ausführlich schildert.

Den Posten hatte Hunter Biden nur bekommen, weil sich der Inhaber des ukrainischen Gaskonzerns Burisma den politischen Schutz des Vizepräsidenten der USA sichern wollte – und das hat auch funktioniert. Alle Strafverfahren wegen Korruption und anderen Verbrechen gegen den Konzern wurden auf Druck von Papa Biden eingestellt. Die ganze Chronologie der Ereignisse finden Sie hier.

Um zu verstehen, wen die US-Regierung nun als „Berater für Energiesicherheit“ und damit auch als US-Aufseher über Nord Stream 2 eingesetzt hat, muss ich ein wenig ausholen. Das wird kein kurzer Artikel, aber ich verspreche, es lohnt sich, sich mit diesen Einzelheiten und Zusammenhängen auseinanderzusetzen.

Das Revers-Gas

Joe Biden hat sich ab 2014 große Sorgen um die Energiesicherheit der Ukraine gemacht. Der ukrainische Präsident Poroschenko hat nach dem Maidan dafür gesorgt, dass die Ukraine kein russisches Gas mehr kauft, sondern europäisches Gas. Zumindest offiziell.

Tatsächlich hat die Ukraine weiterhin russisches Gas genutzt, das aus Russland über die Ukraine nach Europa geleitet wird. Ein Teil des Gases wird kurz vor der Grenze zur Slowakei ins ukrainische Gasnetz eingespeist, das nennt man Revers. Über eine Scheinfirma, die Biden unterstand, wurde das Gas auf dem Papier zu „europäischem“ Gas gemacht, obwohl es nie in Europa gewesen ist. Die Scheinfirma hat für diese Umdeklarierung eine Provision von 50 bis 100 Euro pro tausend Kubikmeter Gas bekommen.

Das ist kein allzugroßes Geheimnis, denn schließlich hat Europa gar kein Gas, das es an die Ukraine liefern könnte. Ich habe vor einem Jahr ein sehr ausführliches Interview mit Alexander Onischenko geführt, der nach dem Maidan die rechte Hand von Präsident Poroschenko war. Onischenko hat mir all das bestätigt und sehr viele Details beigesteuert. Das Interview finden Sie hier und da die Details über die Ukraine im Westen nur wenige ohne Erklärungen verstehen, habe ich über das Interview eine 12-teilige Serie geschrieben, die die Hintergründe zu Onischenkos Aussagen für alle erklärt, die die Ukraine nicht gut kennen. Den ersten Teil der Serie finden Sie hier, die folgenden Teile sind jeweils verlinkt. Im vierten Teil der Serie ging es konkret um die Gasgeschäfte von Biden und Soros in der Ukraine, den Teil finden Sie hier.

Es ist ein leichtes, sich den ukrainischen Gasverbrauch anzuschauen und durchzurechnen, was die Scheinfirma dabei verdient hat. Laut Onischenko hat Biden auf diese Weise 1,5 Milliarden Dollar innerhalb der zwei Jahre von 2014 bis 2016 verdient. Und das Geschäft ist danach aber noch weiter gelaufen.

Um das Revers-Gas zu Geld zu machen, brauchte Biden den staatlichen ukrainischen Gasversorger Naftogas, denn Naftogas hat das Revers-Gas an private Haushalte und Firmen geliefert und das Geld eingetrieben. Damit das alles noch lukrativer wird, hat der IWF gefordert, die Subventionen von Gas für Endverbraucher zu beenden und Biden hat neue US-Kreditgarantien stets davon abhängig gemacht, dass die Ukraine diese Forderungen des IWF auch umsetzt.

Hochstein und Kobolev

In dieser Geschichte sind zwei Namen wichtig. Onischenko hat das in meinem Interview genau erzählt, hier mache ich es daher kurz: Für die Scheinfirma war Amos Hochstein zuständig, er hat die Geschäfte kontrolliert und dafür gesorgt, dass die Provisionen für die Umdeklarierung des Gases kräftig fließen. Offiziell war Hochstein damals Vizepräsident Bidens Berater in Energiefragen.

Der zweite Name, der wichtig ist, ist Andrej Kobolev. Kobolev wurde seinerzeit von US-Vizepräsident Biden als Chef von Naftogas eingesetzt. Kobolev war daher in der Ukraine unantastbar, obwohl Poroschenko sich mehr als einmal (auch öffentlich) über ihn beschwert hat. Aber obwohl Kobolev Chef einer ukrainischen Staatsfirma war, konnte Poroschenko ihn nicht feuern, weil er unter Bidens Schutz stand.

Als Hochstein nach dem Wahlsieg von Trump seine Posten im Weißen Haus verloren hat, hat er die Kontrolle über den Energiemarkt der Ukraine und das Revers-Gas jedoch nicht aufgegeben, denn er wurde 2017, also unmittelbar nach Trumps Amtsantritt, Aufsichtsrat bei Naftogas. Den Posten behielt er bis Oktober 2020, also bis unmittelbar vor Joe Bidens Wahlsieg gegen Trump.

Präsident Selenskys Probleme

Der ukrainische Präsident Selensky hat es geschafft, es sich mit allen mächtigen Gönnern zu verscherzen. Als er an die Macht kam, war er ein Projekt des ukrainischen Oligarchen Kolomoisky, der über Selensky seine von Präsident Poroschenko enteignete Bank zurückbekommen wollte. Da der IWF dagegen war, hat Selensky seinen Förderer enttäuschen müssen. Damit stand in der Ukraine niemand mit Einfluss und Geld mehr hinter ihm.

Auf internationaler Bühne versuchte Selensky zunächst, sich mit Trump zu arrangieren, was in dem Amtsenthebungsverfahren gegen Trump endete und was Joe Biden sehr verärgert hat. Nun ist Trump weg und Selensky hat es mit Joe Biden zu tun, der stinksauer auf Selensky ist, wie wir gleich noch sehen werden.

Da Selensky für anstehende Wahlen Geld braucht, aber keine Gönner mehr hat, weder in der Ukraine, noch im Ausland, hat er Ende April in seiner Verzweiflung Kobolev gefeuert, um Zugriff auf die Naftogas-Gelder zu bekommen, womit er Joe Biden ein weiteres mal verärgert hat. Die Personalie Kobolev war der US-Regierung (also Biden) so wichtig, dass der US-Außenminister sofort nach Bekanntwerden der Personalie eine Reise nach Kiew angekündigt hat und schon eine Woche später war er in der Ukraine. Dort hat er sich demonstrativ mit allen im ukrainischen Parlament vertretenen Parteien getroffen, nur die Partei von Selensky war nicht eingeladen. Besprochen wurde dabei ausdrücklich auch die Personalie Kobolev. Die Details über den Kiew-Besuch von US-Außenminister Blinken finden Sie her.

Wie sauer Biden auf Selensky ist, wurde noch deutlicher, als Selensky vor dem Gipfeltreffen von Biden und Putin im Juni darum bettelte, Biden vorher in Europa treffen zu dürfen. Biden, der für Poroschenko immer Zeit hatte, hat Selensky abblitzen lassen und ihm erst für September eine Audienz im Weißen Haus genehmigt.

Nord Stream 2

Die USA haben sich damit abgefunden, dass Nord Stream 2 zu Ende gebaut wird. Aber sie haben ihren Widerstand nicht aufgegeben und Bedingungen gestellt. Darüber haben Deutschland und die USA eine Erklärung abgegeben. In dieser Erklärung ist Deutschland eine Reihe von Verpflichtungen eingegangen, vor allem geht es dabei um die Ukraine. Deutschland garantiert quasi dafür, dass der Gastransit aus Russland durch die Ukraine auch nach auslaufen des aktuellen Transitvertrages weitergeht. Andernfalls, so dürften die USA die Erklärung verstehen, schließt Deutschland Nord Stream 2.

Nun müssen wir uns an das Revers-Gas erinnern. Was wäre, wenn der Gastransit durch die Ukraine eingestellt wird? Dann würden nicht nur die Gaslieferungen für Teile Europas in Gefahr geraten, vor allem ginge dann in der Ukraine das Licht aus. Die Ukraine bezieht schließlich offiziell europäisches Gas, de facto aber russisches Gas aus dem Gastransit. Und daran, dieses Gas zu europäischem Gas umzudeklarieren, verdienen einige Leute in den USA Milliarden und Chefkontrolleur des Geschäftes ist Amos Hochstein. Wenn der Gastransit durch die Ukraine endet, dann verlieren einige Herrschaften in den USA eine lukrative Geldquelle.

Der „Berater für Energiesicherheit“

Nachdem Sie all das wissen, haben Sie schon erraten, wen die US-Regierung nun zum „Berater für Energiesicherheit“ ernannt hat? Richtig: Der neue Berater für Energiesicherheit ist Amos Hochstein.

Amos Hochstein ist nun für die Energiesicherheit Europas und der Ukraine zuständig, die Frage ist nur, ob die Menschen in Europa das gleiche unter Energiesicherheit verstehen, wie Amos Hochstein.

Wer sich mit den Verwicklungen von Joe Biden in der Ukraine auskennt, der reibt sich die Augen, denn alle (in der Ukraine) sehr umstrittenen Leute aus der Ära Biden-Poroschenko kommen nun zurück an die Futtertröge. Wobei: Hochstein hat die ukrainischen Futtertröge nie verlassen. In der Zeit, als man die vier Jahre Trump ausgesessen hat, wurde Hochstein von Naftogas (also den ukrainischen Steuerzahlern) mit einem fürstlichen Gehalt als Aufsichtsrat alimentiert, während er dafür gesorgt hat, dass der Gas-Revers weiterhin reibungslos funktioniert.

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

8 Antworten

  1. Dieses Argument „Energiesicherheit“ ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Der Handel mit einem Partner, der sich seit einem halben Jahrhundert als äußerst zuverlässig erwiesen hat, wir als unsicher dargestellt. Tatsächlich ist es doch so, dass die westlichen Partner mit ihrem Gehabe unzuverlässig sind und die Gasversorgung gefährden.

  2. Ich denke mal, die Zeit für die komplette Wahrheit über die Machenschaften der wohl größten Verbrecherbanden unserer Zeit ist noch nicht ganz reif. Erst wenn mal wieder andere Mehrheitsverhältnisse in den Staaten vorliegen (2022) wird auch dem „Anti-Spiegel“ der absolute Durchbruch gelingen.

    Die amerikanische Energiesicherheit …

    https://www.americanthinker.com/blog/2021/08/joe_biden_broke_americas_oil_production__and_now_he_does_this.html?fbclid=IwAR2a2jv22MDVh5Njb6ZoBk4oxd6V8OZ6cCZdOkloHZuKFU3b6bts-WxI6Lo

    Die Deutsche…

    Wenn die Gedankengänge von Andrea Widburg sich auch offensichtlich bewahrheiten werden, wars das wohl auch mit den vorgeschobenen Gründen, die Amis wollten den Russen das Gasgeschäft in Europa abnehmen…

    Die Ukrainische….

    Das wird das einzige sein, was sich bis dahin geklärt hat. Die Ukraine in der Form von Heute, wird nicht mehr existieren…

  3. „Die Scheinfirma hat für diese Umdeklarierung eine Provision von 50 bis 100 Euro pro tausend Kubikmeter Gas bekommen.“
    In dem verlinkten Artikel (https://www.anti-spiegel.ru/2018/pipelines-aus-russland-und-fracking-gas-aus-usa-die-chronologie-der-gasversorgung-in-europa/) wird geschrieben: >>Trotzdem hatte man sich schon über die Altschulden geeinigt, es fehlte jedoch noch eine Einigung über den künftigen Preis. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb dazu im selben Artikel: „Russland verlangt 250 Dollar (177 Euro) je 1000 Kubikmeter Gas. Russlands Regierungschef Wladimir Putin bezeichnete Moskaus Angebot als Freundschaftspreis, der unter Weltmarktniveau liege. Die finanziell extrem angeschlagene Ukraine will den Preis auf 201 Dollar drücken mit der Begründung, dass die Rohstoffkosten derzeit niedrig seien.“ <<
    Den Größenvergelich muss man sich mal zu Gemüte führen. Im besten Fall 30% des russischen Gaspreises zockt sich die Scheinfirma ab. Darüber hinaus ist ja der europäische Gaspreis nicht so hoch Rabattiert, wie der ukrainische.

Schreibe einen Kommentar