Der Vorfall von Kertsch im Licht der US-Interessen – Was besseres hätte gar nicht passieren können

Der Vorfall im Schwarzen Meer an der Meerenge von Kertsch bekommt eine immer größere Bedeutung. Heute beginnen die Lobbyisten, die gegen den Bau von Nord Stream 2 kämpfen, den Vorfall für in ihrem Sinne zu nutzen. Da kommt der Verdacht auf, dass der ganze Vorfall von langer Hand vorbereitet wurde. Und zwar möglicherweise nicht nur in Kiew.
 
Man muss sich, wenn etwas passiert, ja immer fragen, wer hatte ein Motiv, wer hat einen Nutzen davon. Jeder Krimi-Leser weiß das, Du findest den Mörder nicht, wenn Du nicht nach dem Motiv suchst. Also stellt sich die Frage, wer hat Vorteile von dem Vorfall im Schwarzen Meer?
 
Die Frage ist auf den ersten Blick schnell beantwortet und ich habe dazu in den letzten Tagen darüber viel geschrieben. Der ukrainische Präsident Poroschenko zieht einen Nutzen daraus, denn unter seiner Präsidentschaft ist das Land so verarmt, dass es diesen Winter in vielen Städten weder Heizung noch warmes Wasser gibt und dagegen regten sich bereits Proteste. Diese Proteste kann er nun im Kriegsrecht verbieten Mehr noch: In den betroffenen Gebieten wurden in einer ausgerufenen Teilmobilmachung Männer nun zum Wehrdienst eingezogen und wer eingezogen wurde, kann nicht gegen die Regierung protestieren. Auch schaden die Proteste seinen ohnehin sehr geringen Chancen, sich Ende März als Präsident wiederwählen zu lassen.
Poroschenko profitiert also massiv von den Folgen des Vorfalls.
 
Und Putin? Putin hat nichts davon, für ihn sind die Folgen nur, dass es weitere Sanktionen geben kann und eine erneute massive Medienkampagne gegen Russland anläuft. Alles Nachteile, aber zu gewinnen hat Russland hierbei nichts.
 
Hinzu kommt, dass bei diesem Vorfall ja ukrainische Schiffe die russische Grenze verletzt haben und nicht umgekehrt. Auch hat Russland mittlerweile die auf den Schiffen sichergestellten Befehle gefunden und veröffentlicht, deren Echtheit niemand bestreitet und in denen klar und eindeutig geschrieben steht, dass die Schiffe den Befehl hatten, die russische Grenze zu verletzen und damit Russland zu einer Reaktion zu provozieren. Auch dies weist also weit mehr als eindeutig auf eine bewusst geplante Provokation durch Kiew hin.
 
Auch die weiteren Folgen sind negativ für Russland. Russland ist sehr an einer Verbesserung der Beziehungen zu den USA interessiert und immer an Treffen mit dem US-Präsidenten interessiert. Jedoch schlägt Trump hier ein starker innenpolitischer Gegenwind entgegen, die anti-russischen Kräfte in Washington wettern gegen jedes angekündigte Treffen und drängen Trump, sich nicht mit Putin zu treffen. So kam ein für Anfang November geplantes Treffen in Paris nicht zu Stande und wurde auf das G20-Treffen in Argentinien verschoben.
 
Und wie der „Zufall“ es wollte, kam es wenige Tage vorher zu dem Vorfall im Schwarzen Meer, der im letzten Moment als Vorwand für eine Absage Trumps an Putin genutzt wurde. Natürlich nicht, ohne dass es in Washington vorher massiven Druck auf Trump gegeben hatte, das Treffen abzusagen. Auch hier also spielte der Vorfall von Kertsch den Gegnern Russlands in die Hände, aber eben nicht Russland oder Putin.
 
Nun weiß man, dass die ukrainische Regierung unter Poroschenko ein Kind Washingtons ist. Der Maidan, der diese Leute an die Macht gebracht hat, wurde vom US-Außenministerium, Soros und einigen anderen amerikanischen Organisationen finanziert und organisiert, wie man heute zweifelsfrei weiß. Auch ist die Regierung des bankrotten Landes vollständig von Finanzhilfen aus dem Westen abhängig, die auf Druck der USA auch fleißig fließen und zum großen Teil in dunklen Kanälen der Oligarchen verschwinden. Sagte ich schon, das der einflussreichste Oligarch der Ukraine Poroschenko heißt und zufällig auch Präsident des Landes ist?
 
Diese ukrainische Regierung macht keinen Schritt, den sie nicht mit den USA abgestimmt hat. Zeitweise waren in Kiew sogar Minister in der Regierung, die aus den USA geschickt wurden und extra dafür die ukrainische Staatsangehörigkeit bekommen hatten.
 
So kann man also vermuten, dass es Kräfte in Washington gibt, die von der Planung des Vorfalls von Kertsch wussten oder ihn sogar selbst angeordnet haben. Hinzu kommt, dass es ja auch noch um etwas anderes geht, wo Washington massive Interessen verfolgt: Um Gaslieferungen nach Europa. Der Streitpunkt hier ist Nord Stream 2.
 
Diese Pipeline ist dringend nötig, weil in Europa der Gasverbrauch stetig wächst und die russischen Pipelines bereits zu fast hundert Prozent ausgelastet sind. Die USA möchten in diese Lücke stoßen und ihr Fracking-Gas in Europa verkaufen. Die Ukraine befürchtet außerdem, dass der Gastransit durch ihr Land, der ihr Milliarden an Transitgebühren in die Kassen spült, gefährdet sein könnte. Also sind hier die USA und die Ukraine vereinigt in ihrer Gegnerschaft zu Nord Stream 2. Das ging bereits so weit, dass die USA offen europäischen Staaten und Firmen, die an Nord Stream 2 beteiligt sind, mit Sanktionen gedroht haben. Hinter den Kulissen ist der Druck aus Washington gewaltig.
 
Da kommt der Vorfall von Kertsch gerade recht, um auch gegen dieses Projekt eine neue Kampagne anzustoßen. Und – Überraschung – heute kann im Spiegel lesen, dass sich Politiker fast aller deutschen Parteien plötzlich sehr skeptisch bei diesem Projekt äußern. Begründung: Der Ukraine-Konflikt.
 
Schon die Überschrift in dem Spiegel Artikel sagt das eindeutig: „Nord Stream 2 – Ukrainekonflikt heizt Debatte über Pipeline-Projekt an“. Und in dem Artikel heißt es: „Die Grünen-Parteivorsitzende Annalena Baerbock hat angesichts der Konfrontation zwischen Russland und der Ukraine eine Abkehr vom Pipeline-Projekt Nord Stream 2 gefordert. „Die Bundesregierung muss Nord Stream 2 den Rücken kehren. Spätestens das Agieren Russlands im Asowschen Meer sollte das jedem und jeder vor Augen führen“, sagte sie.
 
Auch die drei CDU-Kandidaten sind alle nicht eben Fans des Projektes: „Auch die drei Kandidaten für das Amt des CDU-Vorsitzenden äußerten sich kritisch über Nord Stream 2: So sagte CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer in der ARD-Sendung „Anne Will“, Putin befeuere mit dem russischen Vorgehen in der Straße von Kertsch die Debatte in Europa über das Pipeline-Projekt. Die Frage sei, wo man im laufenden Verfahren noch eingreifen oder die Menge des durchgeleiteten Gases beschränken könne. Der amtierende Gesundheitsminister und Bewerber um den CDU-Vorsitz Jens Spahn schloss im „Bild“-Talk einen Ausstieg aus dem Gaspipeline-Projekt nicht aus. „Es kann nicht sein, dass das Projekt – egal, was Putin macht – immer weiter geht.“ Angesichts der Eskalation zwischen Russland und der Ukraine hatte Kandidat Friedrich Merz bereits in der vergangenen Woche den Bau der Gasleitung infrage gestellt. „Je mehr der Konflikt eskaliert, je mehr kommt die Frage in den Fokus: Ist es wirklich richtig, dass wir diese Pipeline bauen?“, sagte Merz bei der CDU-Regionalkonferenz in Berlin.
 
Lediglich bei der SPD gibt es noch Stimmen, die das Projekt verteidigen: „Dagegen wies Außenminister Heiko Maas (SPD) die fortgesetzte Kritik am Bau der Gasleitung erneut zurück. Der russische Präsident Wladimir Putin habe Kanzlerin Angela Merkel im August eine Zusage gegeben, dass der Gastransport über die Ukraine erhalten bleibe, sagte Maas in Berlin.
 
All das spielt also nicht eben Russland oder Putin in die Hände, sondern den USA, die ihr 30% teureres Gas in Europa verkaufen wollen. Ohne Druck würde aber niemand das gleiche Produkt um 30% teurer einkaufen, daher haben die USA ein großes Interesse daran, Russland in ein schlechtes Licht zu stellen und dies als Argument für eine Abkehr vom russischen Gas zu nutzen.
 
Interessant ist auch, dass der wohl mächtigste anti-russische Think Tank in Washington, das Atlantic Council, sich ebenfalls auf diese anti-russische Propaganda-Welle setzt und auf Twitter Nato-Kriegsschiffe fordert, um im Schwarzen Meer gegen Russland vorzugehen. Dass das Atlantic Council viel Macht in Washington hat, ist allgemein bekannt und man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welche Gespräche deren Lobbyisten momentan in Washington führen.
 
Und ganz nebenbei wurde bekannt, dass die USA schon vorher über Stellenanzeigen ukrainische „Linguisten“ gesucht haben, die in der Ukraine die US-Spezialtruppen bei geheimen Operationen unterstützen sollen. Dabei behaupten die USA, dass sie gar keine Spezialtruppen in der Ukraine haben, was sich nun als Lüge herausgestellt hat. Und in der Stellenbeschreibung heißt es sogar explizit, dass die Kandidaten bereit sein müssen, wenn nötig an Kampfhandlungen teilzunehmen. Das lässt tief blicken und böses erwarten.
 
Von den deutschen Medien erfährt man so etwas natürlich nicht. Auch wird in den deutschen Medien mit keinem Wort auf die Zusammenhänge zur bevorstehenden Präsidentschaftswahl in der Ukraine oder zu den genannten US-Interessen hingewiesen, es wird stattdessen konsequent die Werbekampagne der USA für ihr Fracking-Gas unterstützt.
 
Von dem Vorfall von Kertsch haben also alle profitiert, die Russland in ein schlechtes Licht rücken wollen, die eine Annäherung zwischen dem Westen und Russland verhindern wollen, die direkte Gespräche zwischen Putin und Trump verhindern wollen, die an einer Wiederwahl der ukrainischen Regierung interessiert sind und die US-Fracking-Gas auf dem europäischen Markt verkaufen wollen.
 
Nur einer hat nicht profitiert: Wladimir Putin.
 
Aber auch wenn man Putin nicht mag, glaubt jemand ernsthaft, dass er so dumm ist, sich selbst so massiv zu schaden ohne dabei irgendetwas gewinnen zu können? OK, die deutschen Medien glauben es oder tun jedenfalls so, aber abgesehen von denen: Wer glaubt das ernsthaft?

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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