Die Rückkehr der Finanzkrise – Warum für die Abschaffung des Bargelds geworben wird

Es gibt immer wieder Warnungen vor einer neuen Finanzkrise. Ist da was dran? Und wenn ja, was bedeutet das? Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, muss zunächst die letzte Finanzkrise von 2008 und 2011 verstehen, denn diese vergessene Krise ist noch gar nicht vorbei.
 
Die Finanzkrise von 2008 kann nicht über Nacht, sie hatte eine lange Vorgeschichte und war vorhersehbar. Es begann mit einer Deregulierung der Finanzmärkte und darauf hin wurden immer mehr neue und komplizierte Finanzprodukte auf den Markt geworfen. Dies lockte Spekulanten an und verursachte eine Blase. Man sah nur noch die Kursgewinne und vergaß nachzuschauen, was die Produkte eigentlich beinhalteten.
Vereinfacht gesagt war das Problem, dass in den USA ein Boom auf dem Wohnungsmarkt herrschte. Jeder konnte sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen, die Banken warfen den Leuten die Kredite förmlich nach. Das führte zu einem Anstieg der Immobilienpreise. Und die Leute kauften fröhlich weiter.
 
Da die Banken aber wussten, dass sie auch jenen die Finanzierungen aufgeschwatzt hatten, die sich diese gar nicht leisten konnten, also wussten die Banken, dass sie eine ganze Menge fauler Kredite in den Büchern hatten. Und die wollten sie irgendwie loswerden. So erfanden sie neue Finanzprodukte, in denen sie Kredite bündelten. Und die verkauften sie mit einem Abschlag. Die Käufer fühlten sich sicher, denn hinter den Krediten standen ja die Sicherheiten, also die Immobilien, die man notfalls verkaufen konnte.
 
Da die Banken einen Weg gefunden hatten, faule Kredite – also Risiken – loszuwerden, vergaben sie auch weiterhin Kredite. Und die Nachfrage nach Immobilien wuchs und die Leute kauften Häuser. Oft wurden 100%-Finanzierungen angeboten, der Käufer brauchte also nicht einmal Eigenkapital. Das funktionierte so lange, wie die Preise stiegen. Wenn sie aber fallen sollten, dann konnte es passieren, dass jemand ein Haus für 100 gekauft hatte, es aber plötzlich nur noch 80 wert war. Dann wäre der Kreditgeber nervös geworden, weil die Sicherheiten nicht mehr ausreichten.
Aber dies geschah sehr lange nicht, die Preise stiegen, die Leute kauften Häuser, die Banken gaben Kredite. Und die Banken verpackten die unsicheren Kredite in Finanzprodukte und verkauften sie als Geldanlage. Und das Geschäft lief, mit den steigenden Immobilienpreisen stiegen auch die Preise für die Finanzprodukte und weltweit stiegen Investoren in das Geschäft ein.
 
Dabei waren es im Kern bloß faule Kredite, die man da handelte. Aber die steigenden Kurse und die Gewinne der Vergangenheit machten die Investoren gierig und sie stiegen weiterhin ein.
 
Nun gehen solche Blasen ein paar Jahre lang gut, aber nicht ewig. 2008 kam der Tag, an dem es kippte. Und dann ging es ganz schnell. Die Preise fielen, sowohl die der Immobilien, als auch die der Finanzprodukte. Der Preisverfall bei den Immobilien führte dazu, dass nun tatsächlich Menschen in Häusern saßen, deren Wert weit niedriger war als die aufgenommenen Schulden. Die Gläubiger hatten unterbesicherte Kredite und begannen, die Kredite fällig zu stellen und damit waren die ehemaligen Hausbesitzer pleite. Den Kredit konnten sie nicht zurückzahlen, das Haus deckte die Kreditsumme nicht mehr.
 
Eben noch Hausbesitzer, war man plötzlich obdachlos und hatte zehntausende Dollar Schulden. Das geschah überall in den USA. Und damit begann ein Teufelskreis, der die Immobilienpreise weiter drückte, denn plötzlich waren massenhaft leerstehende Häuser auf dem Markt aber keine Käufer mehr weit und breit.
 
Damit waren plötzlich auch die eben noch so lukrativen Finanzprodukte wertlos. Und nun bekamen die Banken Probleme, denn ihre Papiere waren wertlos geworden und damit standen viele Banken vor dem Bankrott.
 
Banken sind jedoch enorm wichtig und das ist nicht ironisch gemeint. Wenn morgen Ihre Bank pleite ginge, dann wäre Ihr Erspartes weg. Wenn morgen die Bank Ihres Arbeitgebers pleite ginge, dann könnte er Ihnen Ihr Gehalt nicht überweisen. Vor allem der Zahlungsverkehr ist wichtig, wenn der zusammenbricht, bricht alles zusammen: Man bekommt kein Gehalt mehr, kann keine Rechnung mehr bezahlen, nichts ginge mehr.
 
Daher war es durchaus vernünftig, die Banken zu retten. Die Frage ist nur, wie man das machen sollte. Jeder normale Mensch würde denken, wenn eine Bank pleite geht, springt der Staat ein, übernimmt die wertlosen Anteile an der Bank und die Aktionäre haben Pech gehabt. Wie bei jedem anderen Unternehmen auch: wenn es pleite ist, dann gucken die Aktionäre in die Röhre.
 
Aber der Staat kann die Bank übernehmen und sicher stellen, dass der Zahlungsverkehr weiterläuft und die Guthaben der Kunden sicher sind.
 
Es lief ab 2008 jedoch völlig anders: Die Banken sagten, sie hätten so viele Giftpapiere, so nannte man die ehemaligen Finanzprodukte nun, dass sie in Gefahr gerieten. Und der Staat half, indem er den Banken die Papiere abkaufte. Die Banken bekamen Geld vom Staat für wertlose Papiere und der Staat bekam die wertlosen Papiere und musste sehen, was er damit machte.
 
Eine wichtige Voraussetzung für einen funktionierenden Zahlungsverkehr ist Vertrauen zwischen den Banken. Wenn sie Angst haben müssen, dass eine andere Bank morgen bankrott geht, dann räumen sie die Verrechnungskonten leer und der Zahlungsverkehr kommt zum Erliegen. Also hat die EZB so viel Geld in den sogenannten Interbankenmarkt gepumpt, dass die Banken wieder ruhig schlafen konnten. (Für alle Fachleute: Ich weiß, dass ich sehr stark vereinfache, aber es geht mir darum, die grundsätzlichen Instrumente und Mechanismen zu erklären)
 
In der Folge wurde von den Staaten und den Zentralbanken viel Geld gedruckt. Obwohl es nicht gedruckt wurde, es wurde nur auf dem Papier – also in Computern – erschaffen. Dieses Geld bekamen die Banken zu Null-Zinsen von den Zentralbanken.
 
Aber wer gab eigentlich den Staaten das Geld, um den Banken die Giftpapiere abzukaufen? Die Staaten haben ja selbst kein Geld, sondern Schulden.
 
Die Banken mussten den Staaten nun das Geld leihen, mit dem die Staaten zuvor die wertlosen Papieren von den Banken gekauft hatten. Die Banken liehen dem Staat Geld, dass sie von den Zentralbanken umsonst bekamen, damit er ihnen damit die Giftpapiere abkaufte. Und natürlich nahmen die Banken für die Kredite an den Staat Zinsen. Anstatt pleite zu gehen machten sie auch noch ein gutes Geschäft dabei. Paradox, aber so ist es gelaufen.
 
Dadurch bekamen aber dann einige Staaten Probleme, weil sie zu hohe Schulden hatten und im Falle von zum Beispiel Griechenland gingen auch Staaten pleite. Griechenland war 2011 nicht mehr in der Lage, seine Schulden zu bezahlen oder sich neues Geld mehr zu leihen. Das bedeutet, Griechenland war pleite.
 
Und wieder waren es die Banken, die um Hilfe riefen, denn wenn Griechenland einfach pleite gegangen wäre, wären einige Banken ebenfalls pleite gewesen, nämlich diejenigen, die Griechenland vorher Geld geliehen hatten.
 
Also sprang diesmal die EU ein und kaufte den Banken die wertlosen griechischen Staatsschulden ab. Natürlich mit Geld, dass sie sich dafür von den Banken leihen musste. Oder die EZB kaufte Staatspapiere und übernahm das Risiko selbst. Von den über 200 Milliarden, die in Politik und Medien als „Griechenlandrettung“ bezeichnet werden, ist praktisch nichts in Griechenland geblieben, sondern direkt an die „Gläubiger“, also die Banken, weiter überwiesen worden. Denken Sie daran, wenn Sie das nächstes Mal etwas über die „Griechenlandrettung“ oder „Hilfen für Griechenland“ lesen.
 
Wir waren nun nach 2011 in einer Situation, in der Zinsen praktisch auf Null waren und die Zentralbanken die Märkte mit so viel Geld überschwemmt hatten, dass die Banken wieder ruhig schlafen konnten. Aber das Problem war, dass nun viel zu viel Geld in den Märkten war.
 
Jeder weiß, dass ungehemmtes Gelddrucken zu Inflation führt, nur haben wir ja bekanntlich keine Inflation. Da müsste man doch denken, dass ich Unsinn schreibe. Wie kann zu viel Geld da sein aber keine Inflation entstehen?
 
Ganz einfach: Das Geld kann nicht mehr in der realen Wirtschaft an. Die Banken hatten Angst, Kredite zu geben, weil die Wirtschaft angeschlagen war. Das Geld ging direkt in Geldanlagen wie Aktien und Immobilien, aber eben nicht in die Wirtschaft. Und in diesem Segment haben wir tatsächlich Inflation, denn die Preise für Immobilien explodieren seit Jahren regelrecht, wie die meisten von uns wissen und was auch die Mieter an steigenden Mieten merken. Es entstand also in der Folge eine neue Blase, weil die Unmengen an Geld irgendwo hin mussten.
 
Auf der anderen Seite sind die Staaten verschuldet wie nie zuvor.
 
Und die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass keine Blase ewig wachsen kann. Es wird also zwangsläufig wieder zu einem Platzen der Blase mit allen bekannten Folgen kommen. Nur dass die meisten Staaten zu verschuldet sind, um noch einmal Banken und Hedgefonds retten zu können ohne selbst, wie seinerzeit Griechenland, in Schwierigkeiten zu geraten. Und auch die Zentralbanken haben kaum noch Instrumente übrig, denn die Zinsen sind bereits bei Null oder knapp darüber.
 
Bei der nächsten Krise können die Zentralbanken die Zinsen negativ machen, das bedeutet bei minus ein Prozent Zinsen, dass Sie für hundert Euro auf der Bank in einem Jahr nur noch 99 Euro zurückbekommen. Dann wird jeder sein Geld von den Banken abheben und „unters Kopfkissen“ legen wollen. Das jedoch würde zum Zusammenbruch der Banken führen. Um das zu verhindern gibt es nur eine Möglichkeit: Man verbietet das Bargeld, denn wo kein Bargeld ist, da kann man auch keins von der Bank abheben.
 
In diesem Zusammenhang müssen Sie die Diskussion um die Abschaffung des Bargeldes sehen. Man versucht uns zu erklären, dass das Bargeld abgeschafft werden soll, weil es ja ohne Bargeld viel bequemer und sicherer sei. Oder um die Finanzierung des internationalen Terrorismus „auszutrocknen“. In Wirklichkeit soll verhindert werden, dass wir unser Geld vor negativen Zinsen schützen können, die zukünftig erwartet werden.
 
William White, früher Chefökonom der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), also die Zentralbank der Zentralbanken, wie man sie auch nennt, hat die Krise 2008 vorausgesagt und er ist auch heute skeptisch und warnt vor der nächsten Krise: „Die Probleme, die der Lehman-Krise zugrunde lagen, sind nie bewältigt worden. Im Gegenteil, sie haben sich noch verschärft. (…) Die Schulden sind höher als je zuvor, vor allem in den Schwellenländern und China. (…) Schon die Antwort auf den Börsencrash von 1987 war: Wir drucken Geld. Und so ging es weiter. Nach jeder Krise sind die Zinsen niedriger und die Schulden höher. Wir stoßen also an eine Grenze.
 
An dieser Grenze sind wir schon, denn niedriger als Nul können die Zinsen nicht werden, es sei dann, sie werden negativ.
 
Die Finanzkrise ist also keineswegs vorbei, bloß weil wir seit Jahren nichts mehr davon lesen, sie ist nur mit sehr viel Zentralbankgeld übertüncht worden. Und damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Übertünchen nicht mehr funktioniert und die Kriese zurückkehrt, nur dann wesentlich heftiger als 2008 und 2011. Niemand kann sicher sagen, wann dies geschieht, morgen oder in fünf Jahren. Aber dass es geschehen wird, ist sicher.
 
Aber die Banken und die Fonds nutzen die Zeit seit 2008 und kaufen mit dem billigen Geld Immobilien und Firmenanteile. Die großen Konzerne gehören schon längst Investmentfonds, die größten Aktionäre der DAX-Unternehmen sind die Fonds. Und das gilt auch für alle anderen großen Unternehmen der westlichen Welt.
 
Wenn also die Krise wieder ausbricht ist es egal, welche Folgen sie haben wird oder was danach kommt, denn die großen Banken und Fonds haben die Zeit genutzt und sich Immobilien und Konzernanteile gekauft, die sie sich vor der Krise 2008 in dieser Größenordnung noch nicht leisten konnten. So führte die Krise, an der sie eigentlich hätten pleite gehen müssen dazu, dass sie heute ihren Besitz und damit ihre Macht massiv ausbauen konnten.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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