Die Sicht der Anderen: Das russische Fernsehen über die Sprachverbote der Political Correctness

Die russische Wochensendung „Nachrichten der Woche“ beschäftigte sich mit westlichen Phänomen der Political Correctness, das es in Russland in der Form nicht gibt und das deshalb in Russland immer wieder für Unverständnis oder Lacher sorgt, wenn es damit im Westen mal wieder übertrieben wird. Ich habe den Teil der Sendung übersetzt.
 
Beginn der Übersetzung:
 
Im amerikanischen Fernsehsender CNN gab es eine kulturelle Diskussion über das Verhältnis von Redefreiheit und internen Einschränkungen, die einem die Political Correctness auferlegt. Das heißt, in Amerika wird das zu einem Thema, das immer wichtiger wird. Das Publikum wurde zur Diskussion eingeladen. Die auf dem Bildschirm live eingeblendeten Kommentare der Zuschauer zeigten den Unmut der Zuschauer über die Political Correctness in so deutlichen Worten, dass es nachdenklich macht.
 
„Die Menschen sind gestresst, weil der Humor aus ihrem Leben verschwindet.“ „Sobald man den Mund aufmacht, wird einem das Wort verboten.“ „Es ist nicht nötig, Grenzen zu ziehen. Man kann frei sagen, was man will, genauso wie man auch die Verantwortung für seine Worte übernehmen kann.“ Tatsächlich ist es genau ein solches Verständnis von Freiheit, das die amerikanische Top-TV-Moderatorin Megan Kelly jetzt zu spüren bekommt, die kürzlich im hohen Bogen beim Fernsehsender NBC rausgeflogen ist, weil man behauptete, sie sei rassistisch.
 
Mit dem Stigma des „Rassismus“ darf man im amerikanischen Fernsehen nicht arbeiten. Megan Kelly wurde abserviert. Sie wurde „hingerichtet“, genau durch diese Technologie zerstört: eine aufgebrachte Menge, die keine Entschuldigungen akzeptiert, Repressalien, mediale Hinrichtung. Obwohl ich persönlich überzeugt bin, dass Megan Kelly keine Rassistin ist. Und sicherlich wollte sie keine Rasse beleidigen. Trotzdem ist Kelly jetzt eine „Leiche“. Ich weiß nicht, was passieren kann, damit sie wieder „lebendig wird“ und auf den Bildschirm zurückkehrt. Sie wurde nach allen Regeln der Political Correctness, die, wie man sieht immer noch funktionieren, „gekreuzigt“. Und das trotz der Tatsache, dass die Amerikaner gemäß einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Senders Fox-News, die Political Correctness satt haben wie einen Kropf. Vier von fünf Amerikanern hassen die Political Correctness. Und selbst zwischen Weißen, Schwarzen, Gelben und Hispanics gibt es da kaum Unterschiede.
 
Allen hängt es zum Hals raus. Eigentlich ist dies ein neuer, aber bereits stark wachsender kultureller Trend auf der ganzen Welt. Die Political Correctness wurde Mitte der 80er Jahre in Amerika geboren. Damals schien es, als würde dies die Antwort auf Probleme sein, wir wollen die schwarze Kriminalität hier nicht beim Namen nennen: Man ersetzt einfach einige Wörter durch andere und schließt sogar ganze wissenschaftliche Disziplinen, wie zum Beispiel die Anthropologie, weil diese Wissenschaft politisch unkorrekt wurde. Political Correctness würde die Gesellschaft zusammenbringen, Widersprüche ausgleichen. Das hat nicht funktioniert. Die Probleme sind durch das Umbenennen von Begriffen nicht verschwunden, dafür verstärkte das Diskussionsverbot nur die Spannungen in der Gesellschaft.
 
Dies ist die eine Seite. Auf der anderen Seite erwiesen sich diejenigen, die ohne Rücsicht sprachen, deren Worte Emotionen zeigten und auslösten und zumindest kühn klangen, als immer attraktivere Figuren. Donald Trumps Wahlerfolg ist weitgehend darauf zurückzuführen, dass er sich auf die Welle des Hasses auf die Political Correctness setzte. Mit Trump wurde gestritten und man war von ihm entsetzt, aber der Kandidat Trump klang auf jeden Fall frisch und aufrichtig. Und das war schon viel.
 
Unabhängig von Trump gewannen Politiker und Bewegungen in der Welt an Popularität, deren Aussagen als entschieden, kühn und authentisch empfunden werden. Die „Alternative für Deutschland“ wächst, weil sie aus Sicht des gesunden Menschenverstandes auf das Problem der Migranten schaut und diese neue Partei gewinnt Sitze in den Parlamenten jedes Bundeslandes in Deutschland.
 
Als der Regierungschef der Philippinen, Duterte, vor ein paar Jahren öffentlich forderte, dass Präsident Obama sich nicht in seine Angelegenheiten einmischt solle und ihn außerdem als Hurensohn bezeichnete und versprach, ihn im Falle eines Treffen zu verfluchen, applaudierten die Filipinos.
 
Dass der neu gewählte brasilianische Präsident Bolsonar nun im größten Land Lateinamerikas die Wahlen gewonnen hat, ist das Ergebnis seiner vollständigen Ablehnung der Political Correctness. Die meisten Wähler sind durch sein Auftreten nicht peinlich berührt. Bolshonar zahlte gerade eine Geldstrafe für eine Kontroverse mit einer weiblichen Abgeordneten des brasilianischen Parlaments, Maria Do Rosario, der er sagte, sie sei so hässlich, dass sie es nicht wert sei, vergewaltigt zu werden. Und dies war seine Antwort darauf, dass die Dame ihn zuerst „Vergewaltiger“ genannt hat.
 
Dies ist natürlich eine klare Überschreitung der guten Sitten. Aber Überschreitungen kommen ja auch von den politisch korrekten. Aus demselben CNN-Programm: „Politische Überkorrektheit ist das eigentliche Problem!“ Aber wo sind dann die Kriterien? In jedem Fall ist der Protest gegen die Political Correctness offensichtlich.
 
Die Welt sehnt sich nach Ehrlichkeit. Und Ehrlichkeit hat einen eigenen Stil. Sie kann imitiert werden, aber auch Imitationen haben viele satt, haben gelernt, sie zu erkennen.
Zum Beispiel, wenn Political Correctness ignoriert wird und an ihre Stelle primitive Unhöflichkeit tritt, wie dies heute häufig bei den Briten der Fall ist. Das gilt zumindest für deren wild gewordenen Verteidigungsminister Gavin Williamson, der sagte, dass Russland „gehen und den Mund halten“ sollte. (im Bild eine Rede des britischen Verteidigungsministers, der sagt: „Russia should go away and shut up!“) Dies ist bereits ein Versagen des Intellekts und der Bildung. Die Unfähigkeit, mit einer neuen Herausforderung umzugehen, wenn die Grenzen der Political Correctness aufgeweicht werden, gibt neue Freiheiten, setzt aber auch eine gewisse Umgangskultur voraus. Viele scheinen damit überfordert zu sein.
 
Ende der Übersetzung
 
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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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