Die Sicht der Anderen: Das russische Fernsehen über die Verarmung der Ukraine unter Poroschenko

Ich habe in der letzten Zeit mehrmals über die Situation in der Ukraine geschrieben, wo es wegen unbezahlter Rechnungen vielerorts keine Heizung und kein warmes Wasser mehr gibt. Ich berichte vor allem auch darüber, weil die deutschen Medien dieses Thema komplett totschweigen. Am Sonntag hat auch das russische Fernsehen in der Sendung „Nachrichten der Woche“ über die Situation in der Ukraine berichtet, ich übersetze den Beitrag hier.
 
Beginn der Übersetzung:
 
Die Ukraine, wo es bereits geschneit hat, ist nicht bereit für den Winter. So sehr, dass nun „kalte Unruhen“ begannen. Mit schwarzem Rauch von brennenden Reifen vor Stadtverwaltungen, mit spontaner Stürmung von Stadtwerken zur Öffnung der Ventile der Gasversorgung, mit Märschen nach Kiew und Krisen in der Regierung.
 
Das Symbol der frierenden Ukraine ist die Stadt Smela in der Region Cherkassy mit einer Bevölkerung von knapp 70 Tausend Menschen. Auf der Straße herrschen Minustemperaturen, nicht nur nachts, sondern auch tagsüber, die nicht beheizten Schulen schickten die Schüler nach Hause. Aus kalten Krankenhäusern mussten Patienten evakuiert werden. All dies ist auf hohe unbezahlte Gasrechnungen zurückzuführen. Es ist kein Geld da für die Begleichung der Rechnungen. Darüber hinaus wurde in Smela aufgrund von unbezahlten Stromrechnungen die Pumpstation und damit auch das Wasser abgeschaltet, sowohl heißes wie auch kaltes Wasser. Der Bürgermeister von Smela wurde in die Verchovna Rada (ukrainisches Parlament) gerufen, aber als er ankam, durfte er nicht rein, sein Passierschein wurde anulliert. In Smela riefen die örtlichen Behörden den Ausnahmezustand aus.
 
Aber Smela ist nur das Symbol für die ukrainische Katastrophe. So brach in Kriviy Rog eine Menschenmenge in das Gebäude der Stadtwerke und in die dortigen Kesselräume ein und schaltete selbst die Heizung für die 630.000 Einwohnerstadt ein. Und zusätzlich zündeten Aktivisten auch hier alte Gummireifen an.
 
Während der Rauch der Reifen wieder in den ukrainischen Himmel stieg, begrüßte Noch-Präsident Poroschenko den amerikanischen Energieminister Rick Perry, der sich bei Poroschenko für die Tatsache bedankte, dass die Ukraine nun teure Kohle aus dem amerikanischen Pennsylvania importiert und der außerdem teures amerikanisches Flüssiggas anbot. Poroschenko bot Rick Perry aus unverständlichen Gründen das ukrainische Gaspipelinesystem zum Kauf an, die rostigen Leitungen, die sich nach dem Bau der Erdgaspipeline Nord Stream-2 in wertlosen Schrott zu verwandeln drohen.
 
Die Atmosphäre war im Allgemeinen ziemlich schlecht, aber das Treffen wurde der Öffentlichkeit pompös präsentiert – als Beginn eines strategisch Dialogs zwischen den USA und der Ukraine über den Energiesektor. In dem Dialog geht es aber nur darum, den Bau von Nord Stream 2 zu stoppen, der den Russophoben sowohl in Amerika als auch in der Ukraine ein Dorn im Auge ist.
 
Aber hätte die Ukraine normale Beziehungen zu Russland erhalten, wäre es in den Häusern jetzt warm und die Ukraine wäre nicht das ärmste Land in Europa geworden, mit noch traurigeren Zukunftsaussichten. Und es gäbe weniger Korruption. Die Aussichten ist auch deshalb traurig, weil das Land de facto unter der Kontrolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) steht. Er war es, der für ein symbolisches kurzfristiges Darlehen von eineinhalb Milliarden eine weitere Erhöhung der Gaspreise für Ukrainer erzwang. In Kiew zum Beispiel werden die Tarife ab dem 1. Dezember nochmal um gleich 32% erhöht. Unbezahlbar für die Menschen, die schon jetzt auf unbezahlten Gasrechnungen sitzen.
 
Und was macht Poroschenko? Sie werden es nicht glauben: Er erlaubt, die Rechnungen nicht zu bezahlen. Seine Regierung senkt die Zahlungsquote für das Gas der Blockheizkraftwerke von 90% auf 60%. Wenn also früher Gas bei einer Verschuldung von 10% abgeschaltet wurde, kann die Verschuldung jetzt bis zu 40% betragen. Diese Regel gilt nicht für immer, nur bis zum 1. April. Die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine sind im März. Weiter in die Zukunft denkt Poroschenko daher nicht, frei nach dem Motto „nach mir die Sinnflut“. Die ungeheuren Schulden der Ukraine, sowohl im Inland als auch im Ausland, werden Poroschenkos Vermächtnis sein.
 
Darunter sind auch ausstehende Löhne. Die Menschen leiden. Vor kurzem blockierten die Bergleute die internationale Autobahn von Lwow (Lemberg) zur polnischen Grenze. Aus purer Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Sie haben seit dem Sommer keine Löhne mehr bekommen und nun steht der Winter vor der Tür.
 
Vor diesem Hintergrund sind die Prognosen der Meinungsforscher verständlich. Die jüngste Umfrage zur Präsidentschaftswahl, die von den drei angesehensten Instituten der Ukraine durchgeführt wurde, zeigt, dass nur 6,3% der befragten Personen für Poroschenko sind. Vor ihm lag sogar der Showstar Vladimir Zelensky. Für ihn waren 7,6%. Es führt Timoschenko. Ihre Wert sind auch schlecht, aber es sind immerhin 12,7%. Mit einem solchen Vorsprung gewinnt sie gegen jeden Gegner, wenn sie die zweite Runde erreicht.
 
Aber Poroschenko ist damit auf jeden Fall der Verlierer. Die Nachrichtenagentur UNIAN berichtete, dass Poroschenko seine Schiffswerft „Forge on Rybalsky“ verkauft hat. Der Verkauf von Vermögenswerten in der Ukraine ist ein Anzeichen für eine bevorstehende Flucht aus dem Land.
 
Ende der Übersetzung
 
In der Ukraine bahnt sich eine Katastrophe an, vor allem, wenn der Winter kalt wird. Man fragt sich, warum es darüber in den westlichen Medien keine Meldungen gibt. Will man, sollte sich das Volk erheben, den Russen die Schuld geben? Der durchschnittliche Leser wird es glauben, denn die Vorgeschichte, die sich seit Sommer anbahnt, wurde im Westen ja komplett verschwiegen.
 
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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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