Nord Stream 2: USA drohen Europa mit Sanktionen – Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr

Im Winter kann es in Teilen Europas zu Problemen mit der Gasversorgung kommen. Schuld sind aber nicht die Russen, sondern die Ukraine, die ihre Speicher nur minimal gefüllt hat. Das kann, wenn der Winter kalt wird, mindestens zu einem Druckabfall in der Pipeline führen, die Südeuropa aus der Ukraine mit russischem Gas beliefert.
 
Das Thema der Gasversorgung Europas hat eine lange Geschichte. Und in den letzten 15 Jahren kam es auch mal zu Engpässen in den Ländern, die von der ukrainischen Pipeline abhängig sind. Das sind die Länder in Süd- und Südosteuropa. Die Geschichte der Gasversorgung und der Krisen habe ich hier detailliert zusammengestellt.
 
Russland hat immer zuverlässig Gas nach Europa geliefert, auch in Zeiten der größten politischen Krisen zum Beispiel auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Jedoch kann Russland keinen Einfluss auf die Transitländer nehmen, durch die die Pipelines verlaufen. In der Vergangenheit kam es mehrmals vor, dass die Ukraine ihre Gasrechnungen nicht bezahlen konnte und dann hat Russland nach sechs Monaten, in denen es die Ukraine ohne Bezahlung beliefert hat, die Lieferungen an die Ukraine eingestellt und nur noch für Europa bestimmtes Gas in die Pipelines gespeist. Die Ukraine hat dann einfach Gas für sich abgezapft und in Europa kam zu wenig Gas an.
 
Dies sind bekannte Fakten aus der Vergangenheit, bekannt zumindest für die Fachleute für das Thema, in den Medien wurde es meist anders dargestellt.
 
Für diesen Winter ist nun wieder ein solches Szenario wahrscheinlich. Die Ukraine ist de facto bankrott und wird nur noch von Zahlungen der EU und des IWF am Leben gehalten. Die USA zahlen nicht, sie liefern Waffen an die Ukraine, um den Bürgerkrieg in Gang zu halten, während allein die EU seit dem Maidan elf Milliarden in das ukrainische Fass ohne Boden gepumpt hat.
 
Die Ukraine hat ihre Gasspeicher im Sommer nur minimal gefüllt und schon jetzt entnimmt sie den Speichern mehr, als reinkommt, dabei hat der Winter noch gar nicht angefangen. Selbst wenn die Ukraine kein für Europa bestimmtes Gas abzapft, kann es in Europa trotzdem zu Engpässen kommen. Der Grund ist sogenanntes technisches Gas, das in den Speichern vorgehalten werden muss, damit der Druck in den Pipelines stabil bleibt. Ohne stabilen Druck gehen die Liefermengen zurück. Und genau dieses Szenario ist möglich, wenn die Reserven der Ukraine nicht ausreichen.
 
Und im Winter gibt es auch keine Möglichkeit, die Reserven aufzufüllen, dafür reichen die Kapazitäten der Pipelines nicht aus. Sie sind so ausgelegt, dass die Speicher im Sommer gefüllt und im Winter geleert werden. Es gibt keine Möglichkeit, im Winter, wenn der Gasverbrauch durch Heizungen etc. hoch ist, die Speicher zu füllen.
 
Genau aus diesem Grund wurde seinerzeit die Pipeline Nord Stream durch die Ostsee verlegt: Deutschland wollte unabhängig werden von den Launen der Ukraine, die immer, wenn sie klamm war, das Gas als Druckmittel einsetzte und im Winter Teile Europas als Geisel nahm. Heute ist Deutschland unabhängig von dem Gas, das durch die Ukraine fließt und Deutschland ist ebenfalls Transitland geworden und leitet russisches Gas aus Nord Stream an andere europäische Länder weiter.
 
Auch den Bau von Nord Stream 2 muss man unter diesem Gesichtspunkt sehen. Die europäische Gasförderung in der Nordsee und in Norwegen ist rückläufig, der Bedarf in Europa steigt jedoch. Daher ist die neue Pipeline durch die Ostsee nicht nur wichtig, um die Unsicherheiten der ukrainischen Pipeline auszugleichen, sondern auch, weil Europa immer mehr Gas braucht.
 
Wir können nun immer wieder lesen, dass die USA die Pipeline kritisieren und gleichzeitig die EU auffordern, doch mehr Flüssiggas aus den USA zu kaufen. Einige Länder der EU gehen darauf auch ein und bauen die nötigen Gasterminals. Das Problem ist jedoch, dass das US-Gas durch Fracking gewonnen wird, was sehr umweltschädlich ist und dass es als Flüssiggas (LNG) mit Tankern transportiert werden muss. Beides ist teuer, sowohl das Fracking als auch das Verflüssigen des Gases. Das führt dazu, dass das US-Gas um ca, 30 Prozent teurer ist, als das russische Erdgas.
 
Ironisch ist dabei, dass die USA selbst Gas aus Russland kaufen, denn das russische Gas ist billiger als US-Fracking-Gas, obwohl es auch erst verflüssigt und mit Tankern in die USA verschifft werden muss.
 
Die USA weisen aber darauf hin, dass sich Europa von Russland abhängig macht, wenn es zu viel Gas dort kauft und dass die EU deshalb das US-Fracking-Gas kaufen solle. Natürlich nicht, weil die USA Geld verdienen und den europäischen Markt erobern wollen, sondern nur aus reiner Nächstenliebe, um die EU vor den bösen Russen zu schützen, die seit über 40 Jahren zuverlässig Gas ach Europa liefern.
 
Diese Nächstenliebe geht sogar so weit, dass die USA ihren „Verbündeten“ in Europa mit Sanktionen drohen, wenn diese die Ostseepipeline Nord Stream 2 fertig bauen. So kann man im Spiegel lesen: „Erst vor Kurzem hatte der US-Botschafter bei der Europäischen Union laut einem Botschaftsbericht eine „unverhohlene Drohung“ gegen „US-Interessen zuwiderlaufende Energieprojekte“ ausgestoßen. Nun hat Gordon Sondland die beteiligten Länder erneut vor der Pipeline gewarnt. „Wir haben noch nicht alle Instrumente eingesetzt, die das Projekt ernsthaft untergraben oder stoppen könnten“, sagte Sondland in Brüssel. Noch hoffe Washington darauf, dass „die Opposition gegen das Projekt organisch wirkt“.“
 
Mit anderen Worten: Die USA machen hinter den Kulissen, also vor allem in Brüssel, enormen Druck, um in der EU eine Mehrheit gegen diese Pipeline zu Stande zu bekommen. Und einige Staaten sind durchaus bereit, auf das günstige russische Gas zu verzichten und das teure US-Gas zu kaufen. Das sind vor allem die baltischen Staaten und Polen, die sich vehement gegen die neue Pipeline stellen.
 
Aber für den Fall, dass das nicht ausreicht, werden in den USA auch schon Sanktionen gegen beteiligte Firmen oder Länder vorbereitet: „Europa dürfe sich nicht einseitig von russischem Gas abhängig machen, sagte Sondland. „Wenn diese Philosophie nicht angenommen wird und Nord Stream weitergeht, dann hat der Präsident (Donald Trump) viele, viele andere Instrumente zur Verfügung – ich will jetzt nicht alle aufzählen -, um zu versuchen, das Projekt einzudämmen und zu stoppen.“
 
Es ist ein historisch wohl einmaliger Vorgang, dass ein Staat seinen engsten „Verbündeten“ offen mit Sanktionen droht. So etwas tut man nur mit Vasallen, die sich weigern, gehorsam zu bleiben. Aber die USA meinen es ja gar nicht böse: „Die Abhängigkeit vom russischen Gas für Europa sei geopolitisch falsch. „Wir wollen nicht, dass jemandem mitten im Winter das Gas abgedreht wird, wenn eine politische Krise ausbricht“, sagte Sondland. Wäre Europas Energieversorgung verletzlich, träfe dies auch die USA. „So stark ist die transatlantische Beziehung: Wir sind wie siamesische Zwillinge.“
 
Wie gesagt, eine Sanktionsandrohung aus reiner Nächstenliebe. Und natürlich haben die USA auch keine eigenen Interessen dabei: „US-Botschafter Sondland bestritt, dass die USA dadurch bloß selbst mehr Flüssiggas in Europa verkaufen wollten.
 
Von daher würde es den USA sogar richtig gut gefallen, wenn es diesen Winter zu Problemen mit der Gasversorgung in Teilen Europas kommen würde. Sie könnten dann wieder sagen: „Seht Ihr, die bösen Russen!“ und die kein Mensch in Europa wüsste, dass in Wirklichkeit die Ukraine schuld ist. Und natürlich würde all dies für den Durchschnittseuropäer völlig überraschend kommen, denn in der Presse gibt es keine Warnungen vor dem potenziellen Problem.
 
Dass das Problem schon jetzt absehbar ist, das sich vielleicht Anfang nächsten Jahres in Form von nicht funktionierenden Heizungen in Österreich, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien manifestiert, das kann man in der Presse heute nirgendwo lesen.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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