Paris: Das russische Fernsehen zu überraschenden Parallelen zwischen den Protesten 1968 und heute

Das russische Fernsehen hat in dem wöchentlichen Nachrichtenüberblick über die Proteste in Frankreich berichtet. Interessant sind unter anderem die Vergleiche mit den Protesten gegen De Gaulle 1968, die man so in den westlichen Medien nicht findet. Ich habe den Beitrag übersetzt.
 
Beginn der Übersetzung:
 
Frankreich leckt nach den Pogromen der „Gelbwesten“, die das Land seit Mitte November an den Wochenenden erschüttert haben, seine Wunden. Bei den Protesten wurden mehr als dreitausend Menschen verletzt, es gab zehn Tote. Das ist der Preis für das, was als Sieg betrachtet wird: Die Erhöhung des Mindestlohns um 100 Euro, das Einfrieren der Benzinpreise und steuerfreie Überstunden.
 
Aber manchen war das nicht genug. Und die „Gelbwesten“ gingen wieder auf die Straßen Frankreichs. Der Protest war jedoch schwächer. Der französische Maidan scheint ins Stocken geraten zu sein, und bislang gefährdet nichts die Präsidentschaft von Emmanuel Macron. Es gibt jedoch etwas zu bedenken.
 
Viele vergleichen die Ereignisse in Frankreich im letzten Monat mit den Protesten gegen Präsident de Gaulle im Jahr 1968. Jahre später wurde bekannt, dass es damals nicht ohne amerikanische Geheimdienste abgegangen ist, und de Gaulle verließ trat im Ergebnis ab. Wer heute die angeblich spontanen Protesten zusätzlich anheizt, ist möglicherweise nicht sofort ersichtlich. Das Timing kann misstrauisch machen: Macron erklärte, dass es notwendig ist, eine europäische Armee aufzubauen und wenige Tage später begann der Protest auf den Straßen, der Macron stürzen will. Die europäische Armee steht schließlich gegen die NATO. Die NATO ist der Hauptabnehmer amerikanischer Waffen. Das sind Hunderte von Milliarden und wenn man es auf lange Zeiträume sieht, dann sind es Billionen von Dollar. Solche Summen liegen nicht einfach auf der Straße.
 
„Eine Granate hat mich getroffen. Direkt in mein Bein. Und sie explodierte im Inneren.“ Vom Champs-Élysées kam Antonio Barbetta direkt auf den Operationstisch.
 
„Ich flüchtete vor Tränengas, dann bekam ich große Schmerzen, aber ich verstand nicht, was los war, bis jemand anfing zu schreien, dass ich blutete“ erinnert sich der Teilnehmer der Proteste Antonio Barbetta.
 
Die Splitter wurden aus den Beinen entfernt aber er wird für Monate Krücken brauchen und täglich Schmerzmittel gespritzt bekommen. Für die Behandlung sammelt Antonio online Geld.
 
Auf dem Champs Elysees bereitet man sich intensiv auf Weihnachten vor, Pariser und Touristen wollen Geschenke kaufen. Die Händler bereiten sich auf ihre Weise auf die Feierlichkeiten vor, sie schützen die Schaufenster mit Sperrholzplatten.
 
In Paris gingen 2.000 Menschen auf die Straße, aber das reichte aus, um in der Stadt für Anarchie zu sorgen.
 
Die Polizei vertreibt die Demonstranten vom Rathaus von Paris, wo sie mehrere Barrikaden errichten wollten. Die Menge ist getrieben und verhält sich sehr aggressiv. Sobald die Demonstranten versuchten zur Oper Garnier durchzubrechen, feuerte die Polizei Tränengas.
 
Die Polizei greift hart durch, mehrere Polizeibeamte in Schutzkleidung stürzen sich auf einen Demonstranten. Fast wäre auch unser Filmteam mit Schlagstöcken traktiert worden. Wie hart die Polizei vorgeht, kann man anhand der Anzahl der Verletzten auf der Straße beurteilen. Tiefe Schnittwunden, starke Prellungen, die Polizei schießt mit Gasgranaten direkt in die Menge.
 
Das Internet ist voll mit Fotos und Videos von verletzten „Gelbwesten“. Und all das bewirkt, dass die Demonstranten nur noch aggressiver werden.
 
Und so sieht der Champs-Élysées aus: Die Polizei deckt die Demonstranten mit Tränengas ein, benutzt Wasserwerfer, die Menschen flüchten. Um den wütenden Mob abzuwehren, greift ein Polizist sogar zur Pistole und zielt auf Menschen in gelben Westen. Die Ordnungshüter entkommen knapp, sie fliehen zu zweit auf einem einzigen Motorrad. Die Antwort der Polizei ließ nicht lange auf sich warten. Spezialeinheiten versuchen zu verhindern, dass die Journalisten die Vorgänge filmen.
 
Für die Überstunden bei den Protesten hat die französische Regierung den Polizisten 300 Euro Prämie versprochen.
 
„Wir schützen Recht und Ordnung, aber die Polizisten sind auch Menschen und leiden unter den hohen Steuern“, sagte Sid Eddy, ein Sprecher der Polizeigewerkschaft der Region Ile-de-France.
 
Diejenigen, die die Regierung seit einem Monat schützen, sind auch bereit, gelbe Westen anzuziehen. Die Polizei trat Mitte der Woche in den Streik. In den Kommissariaten wurde nur noch auf dringende Anrufe reagiert.
 
An den Flughäfen von Paris sind die Schlangen bei der Passkontrolle lang. Die unbezahlten Überstunden der Polizei haben sich in den letzten zehn Jahren auf 275 Millionen Euro summiert. Aber im Haushalt gibt es wieder keine Mittel, um die Schulden zu bezahlen. Und zwar wegen der Maßnahmen gegen die Krise, die Präsident Macron als Reaktion auf die Proteste vorgeschlagen hatte.
 
„Vielleicht werden diese Maßnahmen den Menschen in naher Zukunft das Leben leichter machen, aber das Problem ist nicht so einfach zu lösen. Es hat sich im Laufe der Jahre angestaut. Macron ist in einer sehr schwierigen Situation“ sagte der Ökonom Stanislav Breton.
 
Das versteht man auch auf der Straße. Trotz der Weihnachtskostüme ist die Stimmung unter den Menschen nicht festlich, sondern kämpferisch. „Macron hat nicht genug versprochen, wenn wir es mit dem vergleichen, was die Leute fordern. Deshalb protestieren wir hier. Sein Verhalten gefällt niemandem, wir werden nicht aufhören“ sagen die Einheimischen.
 
Spontane Aktionen werden koordiniert: Menschen mit Megaphonen sagen der Menge, wohin sie gehen sollen und die „Aufklärung“ fährt mit Mopeds zum nächsten Punkt voraus. Es ist eine neue Taktik: Anstatt den ganzen Tag auf den Champs Elysées zu demonstrieren, bewegen sich die „Gelbwesten“ überall im Zentrum von Paris und die Touristen winken ihnen ihnen fröhlich zu.
 
Die Händler müssen ihre Geschäfte schnell schließen. Das Zentrum von Paris wird jedoch immer noch verwüstet, mit seinen Preisen und bunten Schaufenstern ist es fremd und fern für die „Gelbwesten“. Die Demonstranten haben zu Weihnachten einen Waffenstillstand angekündigt. Die Frage ist, ob sie sich daran halten werden.
 
Ende der Übersetzung
 
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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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