Syrien: Kurden und Assad einigen sich – Historischer Machtverlust für die USA im Nahen Osten

Syrien geht heute einen weiteren großen Schritt in Richtung Frieden. Nachdem Trump den Rückzug der US-Truppen aus dem Osten Syriens angekündigt hat und die Türkei eine Offensive auf die dortigen Kurden angekündigt hat, wenden sich die Kurden nun an Assad mit der Bitte um Hilfe, was einen türkischen Angriff unwahrscheinlicher macht.
 
Ich hatte schon vor einer Woche in meiner Analyse der Situation in Syrien auf diese Möglichkeit hingewiesen und es scheint sich genau so zu entwickeln, wie ich es vermutet habe. Nachdem die USA den Kurden den Schutz verweigern, steht die Türkei bereit, einzumarschieren. Die Kurden hätten gegen die türkische Armee keine Chance, also müssen sie sich notgedrungen an Assad wenden. Assad möchte den kurdisch kontrollierten Osten seines Landes wieder unter Kontrolle bringen und die Kurden müssen spätestens jetzt einsehen, dass es mit dem kurdischen Staat wieder einmal nichts wird. Da werden sie lieber mit Assad über eine gewissen Autonomie verhandeln, als sich von den Türken abschlachten zu lassen.
 
Und es gab eine ähnliche Entwicklung schon einmal, als im Oktober alle Welt einen syrischen Angriff auf die nordsyrische Stadt Idlib erwartete, wo sich noch Islamisten verschanzen. Damals erreichte Erdogan einen Kompromiss und der Angriff wurde vorerst abgesagt. Nun kommt wohl das gleiche mit umgekehrten Vorzeichen: Die Türkei möchte gerne die Kurden angreifen, aber die Russen und Syrien sind dagegen. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass Moskau und Damaskus den Türken eine Garantie geben werden, dass von dem Kurdengebiet keine Angriffe auf die Türkei stattfinden und Erdogan wird seinen Angriff absagen oder bestenfalls auf eine Pufferzone an der Grenze beschränken.
 
Problematisch ist, dass in der Region auch französische Soldaten sind und Paris bisher einen Abzug ablehnt. Allerdings werden die 200 französischen Soldaten eine Einigung mit Assad nicht verhindern können, wenn die Kurden sie erreichen wollen. Auch gegen einen türkischen Angriff können die wenigen Franzosen keinen Schutz bieten.
 
Und so überschlagen sich heute die Meldungen aus der Region. Es wurde bereits eine Einigung zwischen den Kurden und Assad gemeldet, die sich auf das gesamte Gebiet „östlich des Euphrat“ beziehen soll, also auf das kurdisch besetzte Gebiet. Vor allem im Norden soll es sehr schnell gehen, syrische Truppen sind bereits in der Stadt Manbidsch eingerückt und haben dort die syrische Flagge gehisst. Diese Stadt liegt im Norden und auf diese Weise soll „den Türken der Weg abgeschnitten“ werden.
 
Erdogan hat in einer Rede mitgeteilt, dass er mit Putin in Moskau oder Sotschi über das weitere Vorgehen beraten will und schon morgen wird eine türkische Delegation in Moskau erwartet, dies ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass es zu Verhandlungen zur Vermeidung eines türkischen Einmarsches in Syrien kommt und das Erdogan auch dazu bereit ist. Und wenig verwunderlich meldete Moskau bereits, dass es das Abkommen zwischen Kurden und syrischer Regierung begrüßt.
 
Damit ist Syrien einem Frieden einen großen Schritt näher gekommen und die syrische Regierung wird wohl demnächst wieder die Kontrolle über fast das ganze Land haben, was eine Voraussetzung für eine Befriedung und den dringend nötigen Wiederaufbau ist. Auch für den Versöhnungsprozess, den das Land nach sieben Jahren Krieg braucht, sind derartige Einigungen wesentlich besser, als gewaltsame Rückeroberungen.
 
Aber trotzdem geht die Desinformation in den deutschen Medien weiter. So schreibt der Spiegel über die kurdische YPG, die ein Ableger der PKK ist und im Osten Syriens die Kontrolle hat: „Die YPG kämpfen im Norden Syriens insbesondere gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und wurden dabei bisher von den USA unterstützt.
 
Ich frage mich hier schon wieder, für blöd der Spiegel seine Leser hält, denn unter dem Satz ist eine Karte Syriens abgebildet, auf der zu sehen ist, dass der IS nur noch ein winzig kleines Gebiet im Süden Syriens kontrolliert.
Aber der Spiegel, der immer noch die Legende vom Kampf gegen den IS vertritt, schreibt, dass der Kampf mit Unterstützung der USA im Norden stattfindet, wo es aber offensichtlich gar keinen IS mehr gibt.
 
Es ging den USA, das habe ich immer wieder dargelegt, nicht um den Kampf gegen den IS, sondern es ging gegen Assad. Dieser Kampf ist verloren, Assad hat mit Hilfe der Russen und Iraner gewonnen, nun zieht Trump seine Soldaten ab und tarnt die Niederlage mit der Meldung, man habe den IS besiegt und könne endlich die Truppen nach Hause holen. Aber wie gesagt sieht Macron das alles noch anders und will seine Soldaten vor Ort belassen. Dass dies nicht zu machen sein wird, kann man im letzten Absatz des Spiegel-Artikels über die Situation in Mandschib lesen: „Laut Augenzeugen halten sich derzeit noch sowohl kurdische Kämpfer als auch US-Truppen und französische Soldaten in Manbidsch auf. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will anders als US-Präsident Trump an dem Einsatz seiner rund 200 Spezialkräfte vorerst festhalten. Das Einrücken der syrischen Regierungstruppen dürfte jedoch den Druck auf Macron erhöhen, die Mission zu beenden.“
 
Außerdem ist bemerkenswert, dass sich die ersten Golfmonarchien, die bisher die Islamisten unterstützt haben, um Assad zu stürzen, wieder an Syrien annähern. Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate eröffnen nach sechs Jahren wieder ihre Botschaften in Damaskus und auch eine Rückkehr Syriens in die Arabische Liga ist bereits im Gespräch. Die Isolierung Syriens im von den USA dominierten arabischen Raum neigt sich dem Ende zu.
 
So wie es jetzt aussieht, dürfte sich das westliche Abenteuer in Syrien seinem Ende näheren und interessant ist, dass der Westen bei den Friedensgesprächen seit Jahren keine Rolle spielt. Am Tisch des sogenannten Astana-Formates sitzen Russland, Syrien, Iran, die Türkei und Vertreter der syrischen Opposition, die bereit waren, die Waffen niederzulegen und an den Verhandlungstisch zu kommen. Wenn das so bleibt, ist dies eine schlimmere Niederlage für die USA als Vietnam, denn hier geht es nicht bloß um den Verlust über ein einzelnes Land, sondern um den Verlust des US-Einflusses auf große Teile des Nahen Ostens, was noch vor wenigen Jahren völlig undenkbar erschien.
 
Daher bleibt auch abzuwarten, ob die USA tatsächlich am Ende so still und leise abtreten oder nicht.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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