Viel Suggestion, viele Unwahrheiten, wenig Fakten – der Gipfel von Helsinki beim Spiegel

Die WM ist vorbei und schon am Tag danach feuern die westlichen Medien wieder aus allen Rohren gegen Russland, ob dabei die Unwahrheit geschrieben wird, wichtige Fakten weggelassen werden oder Meinungen als Fakten deklariert werden müssen, spielt keine Rolle. Hauptsache, das Feindbild Russland kann nach der WM schnell wieder aufgebaut werden. Der Aufhänger für die Breitseiten war diesmal das Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin in Helsinki am 16. Juli.
Bei Spiegel-online handelten am späten Abend des 16. Juli sage und schreibe die ersten sechs Artikel auf der Startseite von diesem Gipfel. Mal waren es Kommentare, mal Artikel, mal Zusammenfassungen. Um nicht alle Artikel hier einzeln zu betrachten, habe ich mir diesen Artikel für eine Analyse der Berichterstattung herausgesucht, da er die anderen Artikel ganz gut mit zusammenfasst.
Die Moskau Korrespondentin des Spiegel, Christina Hebel, die während der WM sympathische Fotostrecken aus Russland veröffentlichte und die Abteilung Attacke gegen Russland für einen Monat ihrem Kollegen Maxim Kireev überließ, ist wieder auf ihren Posten zurückgekehrt.
Sie begann den Artikel mit dem Versuch herauszufinden, was Trump wohl mit dem Gipfel erreichen wollte und schrieb: „Womöglich war es Bestätigung, vielleicht sogar Anerkennung. Er hoffte womöglich, dass Wladimir Putin ihn endlich respektiert. Das war aus seinen Worten herauszulesen, er hoffte, dass ihm der russische Präsident dabei hilft, die Probleme der Welt zu lösen. Trump suchte einen Freund. Er trat Putin in der Geste eines Bittstellers entgegen.
Schon diese Formulierung ist fragwürdig, denn man las vergleichbares nie, wenn z.B. Obama sagte, dass er hoffe, dass Angela Merkel ihm dabei helfen möge, das eine oder andere Problem zu lösen. Nie wurde in solchen Fällen geschrieben, dass Obama als „Bittsteller“ mit Merkel sprach, sondern in diesen Fällen war es „Partnerschaft“. Warum werden für identische Vorgänge verschiedene Terminologien benutzt, wenn nicht, weil man mit der Wortwahl den Leser unterbewusst beeinflussen will?
Nachdem dann in dem Artikel thematisiert wurde, dass es keine konkreten Ergebnisse des Gipfels gäbe, sondern nur „viele wolkige Sätze“, kam das Thema Syrien: „Der Bürgerkrieg in Syrien spielte eine Rolle bei den Gesprächen, auch hier kamen Trump und Putin nicht über ein vages Bekenntnis hinaus, die „humanitäre Krise“ (Putin) gemeinsam beenden zu wollen – eine Krise wohlgemerkt, an der Putin selbst einen beträchtlichen Anteil hat, da Moskau Syriens Diktator Baschar al-Assad stützt, der doch mehrmals schon gegen die eigene Bevölkerung Giftgas eingesetzt hatte.
Natürlich ist aus Sicht des Spiegel Putin Schuld an dem Elend in Syrien. Dass die westlichen Staaten seit Beginn des Konfliktes 2011 die Rebellen militärisch unterstützen und damit den Konflikt erst richtig anheizten, während Russland erst vier Jahre später im Jahre 2015 in den Krieg eingegriffen hat, wird nicht erwähnt. Auch dass es den Regierungstruppen mit Hilfe der Russen gelungen ist, den IS fast vollständig aus Syrien zu vertreiben und seitdem in den Gebieten wieder Frieden eingekehrt ist, wird verschwiegen. Und dass US- Eliteuniversitäten wie das Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei Untersuchungen nachgewiesen haben, dass Assad für die Giftgasangriffe nicht verantwortlich sein kann, wird dem Leser in den westlichen Medien komplett verschwiegen. Stattdessen wird Assad beschuldigt, obwohl das in keinem einzigen Fall nachgewiesen wurde, wohl aber in einigen Fällen komplett ausgeschlossen werden konnte.
Das nächste Thema in dem Artikel war der Dauerbrenner in den westlichen Medien, die angebliche russische Wahlbeeinflussung in den USA: „Großes Thema der Pressekonferenz aber waren Russlands Angriffe gegen die Präsidentschaftswahl 2016. Trump weigert sich bis heute, diese Tatsache anzuerkennen – obwohl sein ranghöchster Spion, der Nationale Geheimdienstkoordinator Dan Coats, erst am Freitag genau das noch einmal bestätigt und dringend vor einer weiteren Einmischung Russlands gewarnt hatte. Trump aber bekräftigte, er glaube nicht seinen Nachrichtendiensten, sondern dem Mann, der neben ihm hinter dem Pult stand: „Präsident Putin war stark und überzeugend in seinem Dementi heute.“
 
Schon die Formulierung ist suggestiv, es geht nicht etwa um Wahlbeeinflussung, sondern um „Russlands Angriff“.
Aber zunächst sei daran erinnert, worum es bei dem Thema geht, zurück zu den Fakten also. Hacker haben 2016 den Server der Demokratischen Partei gehackt und dabei aufgedeckt, dass die Demokratische Partei die Vorwahlen zu Gunsten von Clinton und gegen den aussichtsreichen Kandidaten Sanders beeinflusst hat. Diese Informationen wurden von Wikileaks veröffentlicht und niemand hat bestritten, dass dies so geschehen ist. Ein ernster Skandal drohte. Als Reaktion trat die Parteichefin der Demokraten zurück. Anstatt nun aber diesen Skandal der Wahlmanipulation in den Vorwahlen der Demokraten zu untersuchen, wurde behauptet, dass Russland diese Informationen an Wikileaks weitergegeben hat, obwohl Wikileaks dies bis heute bestreitet. Und so wurde der „Skandal“ um die russische Beeinflussung der US-Wahlen geschaffen.
 
Verkehrte Welt: Jemand (Wikileaks) deckt eine Wahlmanipulation auf und anstatt nun die Betrüger (Demokratische Partei) zu bestrafen, wird ein Dritter (Russland) verteufelt.
All dies weiß Trump natürlich, schließlich betrifft ihn dieses Thema direkt. Und er hat – was im Spiegel und anderen Medien nicht erwähnt wurde – auf die entsprechende Frage sehr ausführlich geantwortet und all die Unregelmäßigkeiten bei den Ermittlungen in den USA aufgezählt, die natürlich in den deutschen Medien ebenfalls nie erwähnt werden. Da verschwanden plötzlich über 30.000 E-Mails von Clintons Server, bevor sie als Beweismaterial gesichert werden konnten, mehrere Server mit wichtigen Daten verschwanden usw.
Wenn man sich nun noch in Erinnerung ruft, dass die gleichen US-Geheimdienste, die heute einstimmig Russland der Wahlmanipulation beschuldigen, seinerzeit auf die Bibel geschworen haben, dass Sadam Hussein Massenvernichtsungswaffen besitzt, dann kann man verstehen, dass es durchaus Leute gibt, die den Aussagen der Geheimdienste skeptisch gegenüberstehen.
Trump wurde dann auf der Pressekonferenz auch gefragt, wem er mehr vertraue, Putin oder den US-Geheimdiensten. Er antwortete, dass er beiden gleich vertraue und listete seine schon genannten Fragen auf, auf die er gerne eine Antwort hätte. Dazu schrieb der Spiegel: „Für Trump ist die Frage von Russlands Einmischung in den Wahlkampf nichts weiter als eine Abwägung zwischen zwei gleichberechtigten Seiten. Er hat sich für Putin entschieden, und darin liegt der Skandal. Die Frage ist: Wozu konnte ihn Putin hinter verschlossenen Türen noch überzeugen?
Hier lügt der Spiegel unverholen, denn Trump hat sich eben nicht für Putin entschieden, sondern sich gar nicht entschieden. Aber die vom Spiegel erdachte Entscheidung für Putin ist dann auch gleich „der Skandal“. Der Skandal ist für den Spiegel nicht, dass es bei den Geheimdiensten Ermittlungspannen gab, denn die verschweigt er ja einfach. Und natürlich fragt der Spiegel, wovon Putin Trump wohl noch „hinter verschlossenen Türen“ überzeugen konnte. Als ob Trump in dieser Angelegenheit, die ihn direkt angeht, überzeugt werden müsste. Aber derartige Suggestivfragen erzeugen beim Leser den Eindruck, dass Putin Trump beeinflussen könnte oder ihn gar in der Hand hätte.
Nun mussten auch noch die anderen Dauerbrenner der westlichen Presse im Artikel untergebracht werden, obwohl auch sie bei genauer Betrachtung keiner Überprüfung standhalten: „Es wirkte so, als hätten die vergangenen Monate der außenpolitischen Spannungen nicht existiert: die gegenseitigen Ausweisungen von Diplomaten nach dem Anschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal mit dem Nervengift Nowitschok, die Strafmaßnahmen gegen russische Oligarchen, der Bericht des von den Niederlanden geleiteten internationalen Ermittlerteams, der klar darlegte, dass der Malaysia-Airlines-Flug MH17 mit einem Raketensystem einer russischen Militäreinheit abgeschossen worden war.“
Der Fall Skripal ist keineswegs so eindeutig, wie die britische Regierung behauptet und wie andere Regierungen und vor allem die westlichen Medien sofort nachplappern. Im Gegenteil sind viele Fragen offen, die Herkunft des Giftes ist nicht ermittelt worden und selbst das, was man über das Krankheitsbild weiß, passt nicht zu dem angeblich verwendeten Giftstoff. Die offizielle Version ist nämlich, dass das Gift auf die Türklinke der Haustür aufgetragen wurde. Damit sich nun Sergeij Skripal und seine Tochter vergiften konnten, mussten sie beide diese Türklinke angefasst haben, was unwahrscheinlich aber möglich ist, wenn man zu zweit das Haus verlässt. Jedoch waren sie nach dem angeblichen Kontakt mit dem Gift noch in Ruhe in einem Restaurant essen, bevor sie hinterher auf eine Parkbank gefunden wurden. Und auch ein Polizist, der die Türklinke nie berührt hatte, kam mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus. Nur dieser kurze Abriss zeigt schon, dass die offizielle Version zumindest sehr fragwürdig ist. Dies hindert die westlichen Medien jedoch nicht daran, diese Version zu vertreten, anstatt als kritische Journalisten die nötigen kritischen Fragen zu stellen.
Auch die Behauptung, dass das niederländische Ermittlerteam „klar darlegte, dass der Malaysia-Airlines-Flug MH17 mit einem Raketensystem einer russischen Militäreinheit abgeschossen worden war“ ist eine weitere Unwahrheit. Als ich die Pressekonferenz der Ermittler am 24. Mai 2018 ansah, war ich einigermaßen überrascht, dass die westlichen Medien behaupteten, dass die Ermittler nun wüssten, dass Russland verantwortlich sei. Nichts dergleichen ist auf der Pressekonferenz gesagt worden, im Gegenteil: Man teilte dort nur mit, dass man nun die Seriennummer der Rakete habe. Daraus ging der genaue Typ des Motors hervor, das Baujahr und aus welcher Fabrik die Rakete stammte. Die Rakete war Baujahr 1986, was aber in den 28 Jahren zwischen dem Bau der Rakete und dem Abschuss von MH17 mit der Rakete geschah, ist nicht ersichtlich. Man weiß nicht, ob die Rakete im Arsenal der ukrainischen oder russischen Streitkräfte war, die Seriennummer gibt diese Information nicht her. Und so baten die Ermittler denn auch die Bevölkerung um Hilfe, ob jemand hier Licht ins Dunkel bringen könnte. Aber eben kein Wort davon, dass man nun wüsste, wer die Rakete abgefeuert hat. In den westlichen Medien wurde seit dem 24. Mai 2018 jedoch die Lüge verbreitet, nun sei endlich alles erwiesen, so wie es ja auch der Spiegel hier wieder behauptet.
 
Auch am Folgetag des Gipfels ging es beim Spiegel in diesem O-Ton weiter. In Artikeln und Kommentaren wurden Trump und Putin verteufelt und die Unterstellungen zu den Themen Gasangriffe in Syrien, Skripal, Wahlmanipulation, Krim und MH17 gebetsmühlenartig wiederholt, obwohl die Fakten bei all diesen Themen eine andere Sprache sprechen, als der Westen es propagiert.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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