Wenn das Helmut Schmidt wüsste: Zeit für islamistische Propaganda in der „Zeit“

Für Idlib wurde am Montag eine Atempause vereinbart. Russland und die Türkei haben sich auf Pufferzonen geeinigt, die deutsche Presse freute sich, dass ein „Blutbad“ (zunächst) verhindert wurde. Dass dies auch eine Atempause für al-Qaida bedeutet, kam hingegen weniger zur Sprache.
 
Am Tag danach trat die „Zeit“ eine anti-russische Kampagne los, die für jemanden, der sich mit der Situation in Syrien beschäftigt hat, schon fast satirisch wirkt. Und wenn der verstorbene Herausgeber der „Zeit“, das noch hätte lesen müssen, ich glaube, er hätte deutliche Worte gefunden.
 
Da durfte sich zunächst eine Aktivistin zu Wort melden, die angeblich per WhatsApp mit der Redaktion der „Zeit“ in Kontakt ist. Sehr ausführlich schildert sie den Alltag in Idlib und die Überschrift des Artikels „Wir vertrauen den Russen nicht“ war Programm. In der Tat liest sich dieser Artikel sehr eindrücklich. Aber bei mir kommen Zweifel auf.
Ich will unbesehen glauben, dass die Frau eine Gegnerin Assads ist, dazu gleich mehr. Aber ihr Lobgesang auf die Situation in Idlib scheint mir sehr übertrieben. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Islamisten der verschiedenen Gruppierungen, die dort derzeit das Sagen haben, eines eint: Sie sind eben Islamisten. Und wie das Frauenbild der Islamisten ist, das ist jedermann bekannt.
 
Um aber die Dame, die dort angeblich aus Idlib schreibt, sympathisch zu machen, wird sie dem Leser in der Einleitung folgendermaßen vorgestellt: „Bayan Rehan ist eine syrische Frauenrechtlerin und politische Aktivistin.“ Klingt doch wirklich nett.
 
In Syrien gab es unter Assad einen Staat, in dem im Vergleich zu anderen Ländern der Region, die Frauen viele Recht hatten. Dass diese Dame nun einen Lobgesang auf die Herrschaft der Islamisten in Idlib schreibt, scheint mir merkwürdig.
 
In ihrem ganzen Artikel finden sich zwar alle üblichen Vorwürfe gegen Assad und die Russen, aber Kritik an den Islamisten von al-Qaida, IS und anderen fehlt völlig. Dabei haben wir doch alle noch die Bilder vor Augen, wie die Herrschaft des Kalifates des IS oder bei al-Qaida aussah: Frauen wurden entführt, zwangsverheiratet, als Sexsklavinnen gehalten, Menschen nach Scharia enthauptet. An all dem hat sie nicht ein Wort zu kritisieren. Sie ist so freundlich, all das nicht zu erwähnen.
 
In dem ganzen Artikel taucht das Wort „Islamist“ gar nicht auf und das Wort „Dschihadist“ auch nur einmal: „Hier sind ein paar Tausend Dschihadisten, aber mehr als drei Millionen Einwohner.
 
Ansonsten geht es nur um die angeblichen Gräueltaten Assads und der Russen, während das Leben in Gebieten der Islamisten in den schönsten Worten beschrieben wird. Und das von einer Frauenrechtlerin?
 
Nun muss man nicht lange suchen, um herauszufinden, wer Bayan Rehan ist. Sie ist keineswegs eine neutrale Quelle. In einem Video auf Youtube erzählt sie freimütig, dass sie von Beginn an 2011 gegen Assad stand, in einem anderen feiert sie „sieben Jahre syrische Revoultion„. Wer aber am Frieden interessiert ist, der feiert nicht den siebten Jahrestag eines blutigen Krieges.
 
Sie darf ja gegen Assad sein, nur sie ist eben keine neutrale Quelle mehr und die „Zeit“ müsste eigentlich erwähnen, dass es sich bei der Schreiberin nicht um einen neutralen Menschen handelt, sondern um eine ausgewiesene Assad-Gegnerin. Dann wüsste der Leser, dass er keinen neutralen sondern einen sehr parteiischen Bericht liest.
Aber es geht noch weiter. Sie erzählt in ihrem Video, dass sie eine der Gründerinnern der Weißhelme ist. Die Weißhelme, in den westlichen Medien immer als Retter in der Not dargestellt, sind aber keineswegs neutral und wohl auch keine Retter in der Not. Dazu habe ich hier eine ausführliche Analyse geschrieben.
 
Der Westen will bekanntlich Assad stürzen. Es wäre naiv zu glauben, dass der Westen dann neutrale Kräfte in Syrien unterstützen würde, denn von neutraler Hilfe würden auch Anhänger Assads profitieren. Und so funktioniert Unterstützung im Krieg nun mal nicht, man macht dem Kriegsgegner das Leben zur Hölle, das ist die Natur des Krieges.
 
Die Weißhelme haben nach offiziellen Angaben mindestens 65 Millionen Pfund aus Großbritannien bekommen und 23 Millionen Dollar aus den USA. Wahrscheinlich haben sie noch von anderen westlichen Ländern Unterstützung erhalten und auch von den USA vielleicht noch mehr als die 23 Millionen, aber diese Zahlen sind zumindest gesichert.
 
Damit dürfte klar sein, dass die Weißhelme nicht neutral sind, sondern vom Westen finanziert und organisiert werden. Und zwar gegen Assad. Und Rehan ist von der ersten Stunde dabei, es ist also klar, wo sie steht.
 
Wenn nun diese Frau in der „Zeit“ als „Frauenrechtlerin“ und „Aktivistin“ vorgestellt wird, dann ist das eine bewusste Verwirrung der Leser. Sie ist eine eingefleischte Gegnerin Assads, die auf Seiten von islamischen Terroristen von IS und al-Qaida steht. Ob man solchen Leuten in einer „angesehenen“ deutschen Zeitung ein Forum geben sollte? Noch dazu, ohne den Leser zu informieren, wessen Propaganda sie dort lesen?
 
Aber für die „Zeit“ reichte dieser eine Artikel nicht aus. Es musste gestern auch noch ein Kommentar des berüchtigten Carsten Luther veröffentlicht werden, der ins gleiche Horn stieß: „Das syrische Regime bietet nur eine Option: Unterwerfung oder Tod.
 
In diesem Ton war der ganze Kommentar gehalten, die zweite Dosis anti-russischer und anti-syrischer Propaganda an einem Tag in der „Zeit“.
 
Dabei verliert Herr Luther kein Wort darüber, dass die Vertreter Irans, Russlands, Syriens und der Türkei Verhandlungen führen, um alle nicht extremistischen Rebellen zur Aufgabe zu zwingen, ohne dass es zu Blutvergießen kommt. In Syrien gilt schon lange eine Amnestie für alle, die die Waffen niederlegen und in ihr ziviles Leben zurückkehren wollen. Und tausende Syrer haben das Angebot bereits angenommen.
 
Das Problem liegt ganz woanders. Es ist ja kein Bürgerkrieg in Syrien, es sind ja überwiegend eingesickerte radikale Moslems aus anderen Ländern, die bei IS, al-Qaida etc. kämpfen. Und es sind ja nicht nur arabische Länder, aus denen diese fremden Kämpfer kommen. Es sind, wir alle erinnern uns an die Schlagzeilen, auch radikalisierte Moslems mit deutschem Pass dort, angeblich einige tausend.
 
Und die will niemand zurück haben. Oder wollen Sie, dass ein paar tausend kriegserfahrene Islamisten mit deutschem Pass nach Deutschland zurückkehren? Da ist es doch praktisch, wenn die schön brav in Idlib bleiben und dort gegen den bösen Assad kämpfen. Und auch Putin hat seinen Einsatz in Syrien unter anderem damit begründet, dass im Falle eines Sieges der Islamisten die Gefahr besteht, dass tausende Radikale mit russischen Pässen nach Russland zurückkehren. Im Falle Russlands ist die Rede sogar von über 7.000 radikalen Islamisten.
 
Man kann dies in einem Nebensatz in dem Kommentar sogar lesen: „Selbst wenn die Pufferzone eingerichtet würde, extremistische und andere Kämpfer mit ihren schweren Waffen abzögen (wohin eigentlich?) – für niemanden, der nicht unter der Schreckensherrschaft des Diktators Baschar al-Assad leben will, ist die Sicherheit garantiert.
 
Die Frage ist berechtigt, wohin sollen die Extremisten mit ihren schweren Waffen abziehen? Nach Deutschland, das von Assad und Putin fordert, die Islamisten nicht anzugreifen? Wohl kaum.
 
Und von der Amnestie Assads für alle Syrer, die die Waffen niederlegen, kein Wort. Das Problem ist, dass sie nicht für die ausländischen Kämpfer gilt. Und das ist sogar im Interesse zum Beispiel von Deutschland. Stellen Sie sich mal vor, Assad bietet allen radikalen Kämpfern eine Amnestie und einen kostenlosen Rückflug in ihre Heimatländer an. Da wären wir wieder bei der Frage, ob wir die tausenden Menschen mit deutschem Pass, die dort kämpfen, denn eigentlich wieder in Deutschland haben wollen.
 
Dass es bis heute zu keinem Angriff auf Idlib gekommen ist, liegt daran, dass man versuchen will, so viele Kämpfer wie möglich vorher zur Aufgabe zu überreden. Auch wurden humanitäre Korridore für Zivilisten eingerichtet, wer möchte, der kann das Gebiet verlassen.
 
Aber die „Zeit“ hat gestern den ersten Preis für Desinformation gewonnen, als sie in zwei Artikeln Syrien und Russland verteufelt und sich dafür de facto zum Sprachrohr der islamischen Terroristen gemacht hat. Diese Kunststück gelang nur, wir haben es gesehen, indem die „Zeit“ ihren Lesern kurzerhand verschwiegen hat, wer da eigentlich aus Idlib für sie schreibt.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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