Artikel in der „Welt“: Persönlicher Rachefeldzug wird zum Russland-Bashing genutzt

Heute kann man in der „Welt“ einen besonders abstrusen Artikel lesen. Oft ist es für das Verständnis wichtig zu wissen, wer einen Artikel geschrieben hat, das zeigt dieses Beispiel wieder deutlich.

Eigentlich wollte ich über diesen Artikel in der „Welt“ nichts schreiben. Es ist ein „Meinungsartikel“ und die Meinungen sind frei. Es geht in dem Machwerk um Russland und man kann die üblichen Vorwürfe gegen Russland lesen, die auch durch ständige Wiederholung nicht wahrer werden. Interessant ist der Grund für diese Schmähschrift, die die „Welt“ heute veröffentlicht hat.

Es geht in dem Artikel eigentlich nur darum, dass Matthias Platzeck die Feierlichkeiten zum diesjährigen Tag der deutschen Einheit organisieren soll. Eigentlich keine besondere Nachricht. Aber wenn man, wie die deutsche Mainstream-Presse, regelmäßig Russland-Bashing betreiben will, dann lässt sich sogar aus so einer langweiligen Meldung etwas machen. Man muss nur die richtigen Leute fragen.

Und das ist in diesem Fall Steffen Reiche. Kennen Sie nicht? Ging mir auch so.

Steffen Reiche war in Brandenburg Bildungsminister unter Ministerpräsident Stolpe und wurde von Platzeck, nachdem dieser Stolpes Nachfolger wurde, abgesägt. In einem Inteview der TAZ wurde Reiche die Frage gestellt: „Davor sind sie schon 2004 von Matthias Platzeck nicht mehr als Bildungsminister in Brandenburg nominiert worden. War das auch hilfreich? Oder waren Sie da auch wütend?“ Und seine Antwort war:

„Auch wütend. Und menschlich enttäuscht.“

Damit ist Reiche genau der richtige Mann, um Platzeck nun in der „Welt“ anzugreifen. Denn bei der Kritik an Platzeck als Organisator der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit geht es nicht etwa um Platzecks Befähigung dazu, sondern nur darum, dass er heute Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums ist. Das allein reicht schon aus, um einen bösen Artikel zu schreiben und zu behaupten, deshalb dürfe er auf keinen Fall die Feierlichkeiten organisieren.

Das nennt man „Kontaktschuld“: Weil Platzeck mit den Russen spricht, sei er der falsche für diese Aufgabe.

Wie war das noch? War es nicht Gorbatschow, der den Weg zur deutschen Einheit freigemacht hat, während vor allem Thatcher und Mitterand sich dagegen gewehrt haben? Würde Reiche etwa auch behaupten, dass zum Beispiel AKK die Feierlichkeiten nicht organisieren dürfe, weil sie eine zu große Nähe zu Frankreich und hohe französische Orden verliehen bekommen hat?

Natürlich nicht.

Nun darf Reiche in der „Welt“ Russland mit allen möglichen boshaften Formulierungen belegen:

„Russland, der größte Staat der Erde, den sich Moskau in großen Raubzügen von Chinesen und anderen über 4 Jahrhunderte zusammenerobert hatte“

Sicher würde er sich über die Kolonialreiche der Engländer oder Franzosen, die mit viel mehr Gewalt erobert worden waren, anders äußern. Dass zum Beispiel die Briten gleichzeitig gegen China Opiumkriege geführt haben, als China sich gegen den massenhaften Opium-Import der Briten sperren wollte, würde heute von niemandem mehr als Vorwurf gegen das heutige London erwähnt werden. Dabei hat Russland heute eine andere Staatform und Regierung, als in der Kolonialzeit, während in London noch immer die gleiche Regierungsform herrscht, wie zu Zeiten von Königin Victoria.

Oder der Genozid an den Indianern in den USA, oder die Rassentrennung, die dort erst vor 50 Jahren offiziell abgeschafft wurde. Das wird dem heutigen Washington auch nicht vorgeworfen.

Ich will das London oder Washington gar nicht zum Vorwurf machen, die handelnden Personen sind längst tot, aber ich frage mich, warum dem heutigen Russland Dinge zur Last gelegt werden, die vor hunderten von Jahren unter einer völlig anderen Regierung geschehen sind, während in London und Washington noch die gleichen Strukturen an der Macht sind, wie zu Zeiten ihrer großen historischen Verbrechen, ihnen diese aber nicht vorgehalten werden.

Dafür darf Reiche in der „Welt“ die geschichtlichen Tatsachen verdrehen. So behauptet Reiche:

„Indem sie (die Russen) überall an ihrer Grenze „frozen conflicts“ schaffen, eingefrorene Konflikte, die man nach Bedarf hochfahren kann. Und nicht nur im Umfeld, sondern auch in Kuba, Syrien und Venezuela, um nur drei besonders schmerzhafte Beispiele für „burning conflicts“ zu nennen.“

Wer schafft Konflikte in Kuba, Syrien und Venezuela? Waren es nicht die USA, die in Syrien Islamisten bewaffnet haben und so den Krieg vom Zaun gebrochen haben? Waren es nicht die USA, die seit fast 60 Jahren eine völkerrechtswidrige Handelsblockade gegen Kuba verhängt haben, die alljährlich in der UNO verurteilt wird? Und haben nicht die USA Kuba und anderen Staaten erst kürzlich massiv gedroht? Waren es nicht die USA, die Venezuela erst mit Sanktionen ruiniert haben, um dann einen Putschisten zu unterstützen, der den USA verspricht, wieder Zugriff auf das venezolanische Öl zu bekommen?

Aber Reiche schreibt sich in Rage:

„Die Russen haben als Einzige bisher die Europäische Nachkriegsordnung gestört und die unterzeichneten Verträge gebrochen“

Wie war das mit Jugoslawien? Wer hat nach 1945 als erster Krieg in Europa geführt? Es war die Nato, die das Land völkerrechtswidrig bombardiert hat, nicht etwa Russland.

Aber Reiche geht es nicht um die Wahrheit, es geht ihm nur um seine persönliche Rache an Platzeck. Das zeigt sich, wenn er am Ende des Artikels schreibt:

„Kann ein Mann wie Platzeck neben dieser Arbeit dann auch ein Fest für die 30 Jahre Freiheit von Russland und Einheit am 3. Oktober 2020 in Deutschland vorbereiten? Nein!“

Die Meinungen sind frei, aber die geschichtlichen Fakten zu verdrehen oder einen persönlichen Rachefeldzug gegen jemandem zu einem Schmähartikel über ein ganzes Land zu missbrauchen, lässt tief blicken in Charakter eines Menschen. Und auch in den Geist unserer „kritischen“ Medien.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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