Der Spiegel als Lobbyist für US-Fracking-Gas

Wieder einmal berichtet der Spiegel negativ über Nord Stream 2. Für jemanden, der den Sachverhalt nicht kennt, klingt der Artikel sehr sachlich. Tatsächlich ist er ein anschauliches Beispiel für Meinungsmache.

Die EU braucht mehr Gas. Das bestreitet niemand, denn die Nachfrage nach Gas wächst, aber die Förderung der eigenen Vorkommen, vor allem in der Nordsee, geht zurück. Russlands bestehende Pipelines durch die Ukraine, Weißrussland und die Ostsee (Nord Stream 1) sind bei fast 100 Prozent Auslastung. Um die steigende Nachfrage zu bedienen muss also ein Lösung her.

In diese Lücke wollen die USA mit ihrem Fracking-Gas stoßen. Das Problem ist, dass Fracking erstens extrem umweltschädlich und zweitens sehr teuer ist. Und dann kommt noch der teure Transport hinzu, bei dem das Gas in Terminals verflüssigt werden muss, bevor es auf spezielle Tanker verladen werden kann. Diese Flüssiggas (LNG) wird dann nach Europa gefahren und dort ebenfalls in Terminals zurück in den gasförmigen Zustand gebracht.

Diese Kombination aus teurer Förderung und teurem Transport führt dazu, dass das US-Gas, wenn es in der EU ankommt, ca. 30 Prozent teurer ist, als das russische Gas.

Wenn die EU keine wirtschaftlichen Nachteile durch unnötig teure Energie haben möchte, dann hat sie ein großes Interesse daran, günstiges Gas aus Russland zu beziehen, anstatt teures Gas aus den USA. Hinzu kommt, dass Russland, bzw. vorher die Sowjetunion, seit Jahrzehnten immer zuverlässig geliefert hat, egal wie schwierig die politische Lage zwischen Russland und dem Westen auch gewesen sein mag.

Soweit die Fakten.

Heute berichtet der Spiegel, dass die ukrainische Gasgesellschaft Naftogaz einen Brief an die EU geschrieben hat, mit dem sie Nord Stream 2 in letzter Minute verhindern will:

„Der staatliche ukrainische Gaskonzern Naftogaz hat bei der EU-Kommission Beschwerde gegen das deutsch-russische Pipelineprojekt Nord Stream 2 eingelegt. Zur Begründung hieß es, man könne keine wirtschaftliche Begründung für den Bau der Pipeline erkennen, weshalb „ihr Zweck nur wettbewerbswidrig sein“ könne, erklärte Naftogaz.“

Die Ukraine hat Interessen, daher kann man ihr nicht einmal übel nehmen, wenn sie so etwas schreibt. Aber der Spiegel sollte neutral berichten und auf die oben genannten Fakten hinweisen. Tut er aber nicht, er berichtet nur über das Schreiben der Naftogaz und verbreitet nur deren Standpunkt. Das nennt man „einseitig informieren“.

Die Ukraine ist zu einem US-Vasallen geworden und so verwundert es nicht, wenn Naftogaz als Lobbyist der US-Fracking-Industrie auftritt:

„Naftogaz bezeichnete die Pipeline als „räuberische Investition“, mit der etwa die vermehrte Einfuhr von Flüssiggas in die EU verhindert werden soll.“

Der Spiegel vermeidet in seinem Artikel tunlichst das negativ besetzte Wort „Fracking“. Stattdessen verwendet er das Wort „Flüssiggas“, wobei die meisten Deutschen den Zusammenhang von Flüssiggas und Fracking bei dem US-Gas gar nicht kennen.

Aber der Spiegel nimmt den Ball, sich als Lobbyist der US-Fracking-Industrie zu betätigen, gern auf, denn danach heißt es im Artikel:

„Noch vergangene Woche hatte der US-Energieminister Rick Perry in Brüssel für den Kauf von mehr US-Flüssiggas (LNG) geworben: Die USA seien bei der Energieversorgung ein verlässlicherer Partner als Russland.“

Auch das lässt der Spiegel unkommentiert stehen. Dabei gibt es nicht einen Vorfall in den letzten mehr als 40 Jahren, in denen Russland sich als unzuverlässiger Lieferant und Vertragspartner der Europäer erwiesen hätte. Die USA hingegen zeigen ständig, dass sie unsichere Vertragspartner sind. Egal, ob bei Abrüstungsverträgen, beim Atomabkommen mit dem Iran oder bei wirtschaftlichen Vereinbarungen, siehe Venezuela. Wenn den USA ein Vertrag nicht mehr gefällt, dann kündigen oder brechen sie ihn. Auch die EU macht da gerade schmerzlicher Erfahrungen im Handelsstreit mit den USA.

Trotzdem lässt der Spiegel diesen Satz unkommentiert stehen.

Dass sich der Spiegel hier nicht als journalistisches Organ versteht, sondern als Lobbyist der US-Fracking-Industrie, zeigt sich aber dann endgültig beim folgenden Satz:

„Allerdings lagen die Weltmarktpreise für LNG häufig über denen für russisches Pipelinegas.“

Völlig verschweigen will der Spiegel ansscheinend nicht, dass LNG 30% teurer ist, als russisches Gas. Aber der Spiegel macht den Eindruck, es hätte etwas ´mit den Weltmarktpreisen zu tun und das Wort „häufig“ suggeriert, dass es ja keineswegs immer so sein müsste. Glatt gelogen vom Spiegel: Aufgrund der hohen Kosten für Fracking und den komplizierten Transport ist das Flüssiggas aus den USA in der EU immer um ein Drittel teurer, als das russische Gas.

Und zum Schluss kommt noch das einzige Argument, welches Naftogaz tatsächlich hat:

„Nord Stream 2 ziele zudem darauf ab, das ukrainische Gastransportnetz zu umgehen, beklagte Naftogaz. „Der Gazprom-Konzern ist ein geopolitisches und geowirtschaftliches Instrument der Russischen Föderation“, um Europa energiepolitisch abhängig zu machen und der Ukraine zu schaden, warnte das Unternehmen.“

Das Problem ist, dass Russland die Ukraine gar nicht umgehen möchte. Es würde sein Gas gerne durch die Ukraine liefern und in der EU verkaufen. Das Problem sind die ukrainischen Forderungen für den Gastransit. Und die stören ja weniger die Russen. Die würden ihr Gas verkaufen, die hohen Preise, die durch die ukrainischen Forderungen entstehen, müsste die EU als Abnehmer des Gases zahlen. Und darum sind die Verhandlungen um einen neuen Transitvertrag ab nächstes Jahr mit der Ukraine so festgefahren. Wenn Nord Stream 2 Ende des Jahres planmäßig die Arbeit aufnimmt, dann hätte die Ukraine eine sehr viel schwächere Verhandlungsposition, weil man die Ukraine notfalls umgehen könnte, bis sie ihre Forderungen auf ein realistisches Maß heruntergeschraubt hat.

Das will wie gesagt niemand, es liegt also an der Ukraine, realistische Forderungen zu stellen, die die EU auch bereit ist, zu bezahlen.

Aber darüber findet sich im Spiegel kein Wort.

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Nachdem die Auflage des Spiegels dramatisch eingebrochen ist, muss sich die Geschäftsführung neue Einnahmequellen sichern. Werbung für das Gas aus der USA versteckt in einem „informativen Artikel“ ist sicherlich eine gute Einnahmequelle.
    Sicher ist nur, dass der Spiegel mit solchen Artikeln noch mehr Leser verlieren wird.

    1. @Hugross: Also die Spiegelleser, die ich kenne, glauben jeden Mist. Nur bei RTD sind die ganz sicher, dass da gelogen wird. Deswegen gucken die da auch gar nicht erst da rein, aus Angst vor der gefährlichen Blitzradikalisierung. Aber beim Spiegel fühlen die sich sauwohl.

  2. https://background.tagesspiegel.de/eu-kommission-nutzt-nord-stream-2-regeln-fuer-aussenpolitik

    https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2016S21_lng_wep.pdf

    2 Links die gut zusammenfassen wie politisches Ränkespiel funktioniert. Am meisten muss ich grinsen wenn rumgetrötet wird “ wir nehmen kein russisches Gas mehr “ und kaufen dann real russisches EU-Gas.
    Wenn nun die Amis sich in purer Selbstüberschätzung als zuverlässigen Lieferanten für umweltschädlichen Frackingdreck sehen und die EU mit EU Geldern die Infrastruktur für die US Schiffe baut um die Versorgungssicherheit für Europa herzustellen und gleichzeitig der Bau der russischen Leitung von den Ökoterroristen wegen dem Umweltschutz bekämpft wird dann muss doch der Letzte erkennen welches schmutziges Spiel hier gespielt wird.

  3. Der „Spiegel“ ist ein sterbendes Pressorgan und Artikel wie diese erreichen weniger Leser als vor 10 Jahren, einem Jahr usw. Und eine tolle Flüssiggas-Terminalität in Europa hilft den russischen Flüssiggas-Lieferanten weit mehr als den Fracking-Gas-Anbietern. Russland kann seine bereits bestehende, schon jetzt imposante Gas- Verflüssigung locker weiter ausbauen und immer noch die Amerika-Preise weit und dauerhaft unterbieten. Selbst bei einer Beendigung des Nordstream II Projektes würde es darauf hinauslaufen. Russlands gewachsene Wirtschaftsmacht lässt in der Gasversorgung die Amis am ausgestreckten Arm verhungern. An anderer Stelle (einarschlereth.blogspot.com) höhnte ich:
    „Ich finde es sehr interessant, ausgerechnet in der Zeit eines abstürzenden Imperiums leben zu dürfen. Also weder die Gnade der späten, noch der frühen, sondern der exakt richtigen Geburt. Wenn ich mich an all seine (des Imperiums) Großkotzigkeit der Macht erinnern wollte, müsste ich dicke Notizblöcke sichten. Allein ein einziger seiner Politmarionetten, ein gewisser Donald Dumb, lügt ja jeden Tag alleine nachgewiesen durchschnittlich 12 mal.
    https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_85665402/trump-luegt-im-schnitt-zwoelf-mal-am-tag-10-000-luegen-seit-amtsantritt-.html
    Davon sind jedoch etwa zehn bis elf Tageslügen nicht einer betrügerischen Absicht geschuldet, sondern seinem Bildungs- und Wissensstand, seiner Unbildung und Dummheit. In diesem Falle wäre es sogar zutreffender, von einem UN-Wissensstand zu reden. Aber außer ihm verbreiten ja noch weit mehr „Führungs“kräfte ihre Uninformiertheit, ihr Nichtwissen und daraus geborene Annahmen, Vermutungen und Ahnungen. (Für solch intellektuelles Untermaß das deutsche Wort THESEN zu missbrauchen, verbietet sich wohl von selbst) Und so habe ich in dieser Imperiums-Untergangszeit, die andernorts so unglaublich erheiternde Gags und ihre Ausschütter an die Staatsspitze gespült hat, täglich einen Heidenspass, kann mich an deren Dumm- und selbstbeschädigenden Unverschämtheiten ehrlichsten Herzens erfreuen. Denn: Meine Schadenfreude ist weniger die Freude am Dachschaden der betreffenden Betroffenen, der Anderen, als viel, viel, vielmehr die Freude am eigenen Davongekommensein. Mir wurde in der DDR-Schulbildung nicht nur Wissen, sondern Kreativität eingebleut. Und respektvoll anerkennend zu sehen und staunen, dass in China bereits eine nachkapitalistische Gesellschaft existiert und sich mehr und mehr zu ordnen beginnt. Dank ihrer gesamtgesellschaftlichen PLANUNG konnten die Reichen Mittigen dort seit Jahrzehnten dieses kapitalistische Karussell von KONJUNKTUR-KRISE-KONJUNKTUR-KRISE-usw. im Dauernichtbetrieb erhalten.
    Die führenden Chinesen kennen Marx, Engels und die Klassiker zuvor und danach weit besser als die in seinem Geburtsland schon länger dort Lebenden. Und dieses exakte Wissen, wie Kapitalismus funktioniert und eben gerade deswegen nicht AUF DAUER als Gesellschaftsträger funktionieren kann, ist das angenehme Gegenstück zu meiner Schadenfreude am lustig vor sich hin rottenden JewSAsialismus. Ein Staat, der zu blöd ist, die Welt per ökonomischer Stärke (der Hauptquelle von Macht) zu dominieren, sondern nur noch per militär-krimineller Schach- und Winkelzüge Scheinstärke vorzuführen gezwungen ist. Nicht mal mehr einen großen Krieg zu gewinnen, haben sie drauf. Ihre Army zeichnet sich nachgewiesen durch Masse statt Klasse aus, ein Apparat, ein Ungetüm zu groß, als dass es wirklich funktionieren könnte. Da kriegt das Wort ÜBERDEHNUNG ein markantes Gesicht. Vor allem diese idiotischen „SANKTIONEN“ sind ein Instrument, was sich schneller abnutzt als es nachwachsen kann und ist außer kurzfristiger Störung der „Gegenseite“ vielmehr deren langfristiger Aus- und Aufbau. Was wäre ein Volker Pispers ohne kapitalbedreckte Politiker? Vielleicht ein so intellektuelles Leichtgewicht a la Mario Barth? Was wäre mit meiner Heiterkeit ohne diese so diametrale amerikanische und chinesische Entwicklung? Dann müsste ich mir jeden Tag Mario Barth und Kommunistenhasser Nuhr reinziehen, schlechten Ersatz.

Schreibe einen Kommentar