Die Präsidenten Xi Jinping und Putin im O-Ton über das Projekt „Neue Seidenstraße“

Bei der Podiumsdiskussion auf dem Petersburger Wirtschaftsforum am Freitag war auch das chinesische Projekt der „neuen Seidenstraße“ ein Thema. Ich habe die Frage der Moderatorin und die Antworten der Präsidenten Chinas und Russlands darauf komplett übersetzt.

Bemerkenswert ist vor allem Putins Antwort, denn er weist darauf hin, dass China niemandem etwas aufzwingt, alle teilnehmenden Länder wollen freiwillig mitmachen, weil sie sich von dem Projekt wirtschaftliche Vorteile versprechen. Diese Aussage von Putin muss man nach den Spielregeln der Diplomatie verstehen, denn spannend ist, was er nicht hinzufügt, was aber jeder im Saal versteht: Im Gegensatz zu China versuchen USA, allen Ländern ihren Weg aufzuzwingen, sei es durch Drohungen, Sanktionen oder sogar Kriege. China hingegen macht Angebote, die die Länder so interessant finden, dass sie in Peking Schlange stehen.

Beginn der Übersetzung:

Moderatorin: Präsident Xi, ich begann meine heutige Begrüßung, indem ich sagte, dass das St. Petersburger Wirtschaftsforum Führungspersönlichkeiten zusammenbringt, die sich kaum woanders auf der Welt getroffen hätten, aber sie alle vereint trotzdem Ihr Infrastrukturprojekt „Die neue Seidenstraße“. Die Handelsroute von China nach Europa ist ohne Russland undenkbar und Russland ist nicht direkt an diesem Projekt beteiligt, es ergänzt die Initiative. Was bedeutet das für chinesische Investitionen in Russland? Werden Sie in unser Land und in unsere Infrastruktur genauso viel Geld investieren wie in die teilnehmenden Länder?

Xi Jinping: In der Tat entwickelt sich die neue Seidenstraße immer dynamischer und dynamischer. Zunächst war es sehr einfach, vor sechs Jahren habe ich diese Initiative in Kasachstan vorgeschlagen. Dann habe ich in Indonesien die Seeroute der Seidenstraße präsentiert.

Zunächst war es sehr einfach, wir wollten die historische Erinnerung an den dynamischen Austausch aller Völker der Welt wiederherstellen und diese Dynamik in der modernen Welt wieder aufnehmen. Deshalb habe ich diese Initiative vorgeschlagen. Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen.

Die Seidenstraße der Antike umfasste nur eine begrenzte Anzahl von Handlesrouten, aber heute haben die meisten Länder den Wunsch geäußert, an dieser Initiative teilzunehmen. Im Rahmen dieser Initiative haben etwa 130 Länder und etwa 30 internationale Organisationen mit uns Abkommen unterzeichnet. Das Ergebnis übertraf die Errungenschaften der alten Seidenstraße. Diese Initiative entwickelt sich weltweit, selbst in Lateinamerika.

In diesem Jahr haben wir das zweite Forum „One Belt, One Road“ veranstaltet. Während des ersten Gipfels haben wir Staats- und Regierungschefs aus nur 29 Ländern eingeladen, natürlich auch Leiter internationaler Organisationen, darunter auch UNO-Generalsekretär Guterres. In diesem Jahr haben wir unter Berücksichtigung der größeren Zahl von Teilnehmern etwa 30 Staatsoberhäupter und Regierungschefs, darunter den Chef der Vereinten Nationen, Herrn Guterres, und die Chefin des IWF, eingeladen. Die Halle war überfüllt, wir konnten nicht mehr einladen.

Es geht darum, dass es eine gegenseitige Anziehungskraft hat. Wir halten uns an die Grundsätze der gemeinsamen Diskussion und der gemeinsamen Umsetzung. Diese Idee gehört nicht nur China, sie wird allen zugute kommen. Und es gab Länder, die zunächst nicht teilnehmen wollten, die sagten, es wäre eine Art „Marshallplan auf Chinesisch“. Aber das wollen wir nicht. Wir wollen nicht dominieren. Solche Pläne haben wir nicht.

Vielleicht haben zunächst einige Teilnehmer gesagt, dass es sich angeblich um einen chinesischen Kolonisierungsplan handelt. Wir haben soetwas seit der Antike noch nie irgendwo auf der Welt gemacht. Wir sind bereit, uns an die Prinzipien des gemeinsamen Nutzens zu halten und danach entwicklen wir unsere Lösungen. Nach diesem Prinzip haben wir viel mit unserem guten Nachbarn Russland zusammengearbeitet. Wir haben in diesen Tagen Abkommen in Höhe von insgesamt 20 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Wir haben uns mit Präsident Putin im kleinen und im großen Kreis getroffen. Die Zeit hat wie immer nicht für alles gereicht. Wir sprechen über große Probleme, unsere Kontakte vertiefen sich. Deshalb wollen wir unsere eigenen Angelegenheiten durch die Förderung der Initiative „One Belt, one Road“ regeln und uns dann bemühen eine Schicksalsgemeinschaft mit anderen zu bilden.

Ich bin sicher, dass dieser Traum wahr wird. Danke.

Moderatorin: Danke, Präsident Xi.

Wladimir Putin: Darf ich etwas hinzufügen?

Moderatorin: Ja, natürlich.

Wladimir Putin: Wissen Sie, Herr Guterres und ich waren bei der letzten „One Belt, One Road“-Veranstaltung in Peking. Ich denke, er wird das bestätigen. Wissen Sie, was mir aufgefallen ist?

Erstens: Es sind alle wichtigen Player der Welt gekommen. Die Europäische Union war auf verschiedenen Ebenen vertreten, durch verschiedene Länder, aber es waren fast alle führenden EU-Länder dort.

Und das Zweite, was ich bemerkt habe, ich denke, der Generalsekretär wird es bestätigen und ich möchte es noch einmal betonen, vielleicht ist es die Art meines guten Freundes, Herrn Xi Jinping, oder es ist die chinesische Philosophie: Es wurde niemandem etwas aufgezwungen. Sie bieten etwas an. Es wird angeboten, wenn ich die Zahlen korrekt in Erinnerung habe, in der ersten Phase Investitionen in Höhe von 120 oder mehr Milliarden Dollar auf verschiedenen Gebieten zu tätigen. 70 Milliarden sind meines Wissens nach bereits investiert worden.

Was Russland betrifft, so haben wir in Fernost allein in den am besten entwickelten Regionen mit chinesischen Partnern bereits fast 100 Unternehmen gegründet und 13.000 Arbeitsplätze geschaffen. Und zwar gut bezahlte Arbeitsplätze im Bereich High-Tech.

Was die Vereinbarkeit der Eurasischen Wirtschaftsunion mit der Idee von Präsident Xi Jinping der Initiative „One Belt, One Road“ betrifft, so haben wir konkrete gemeinsame Projekte. Von China nach Kasachstan ist eine Autobahn gebaut worden, das ist ein reines Infrastruktur-Großprojekt. Und wir müssen nun unsere Autobahn nach Kasachstan verlängern. Wir sind übrigens spät dran, die Kasachen haben ihren Teil schon fertig. Es gibt noch andere Projekte dieser Art. Wir haben ganz konkrete Pläne zur Zusammenarbeit, mit denen wir vollkommen zufrieden sind. Und ich bin sicher, dass wir uns sehr erfolgreich in diese Richtung bewegen werden.

Ende der Übersetzung

Wenn Sie diese Aussagen Putins interessant fanden, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Dort habe ich zu vielen aktuellen Themen von Wirtschaft und Politik Reden und Podiumsdiskussionen mit Putin ausführlich zitiert und seine Ansichten dürften für den deutschen Leser mehr als überraschend sein.

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Schreibe einen Kommentar