Gegen Fracking-Gas aus den USA – Russland bietet der EU Lieferung von Flüssiggas an

Bei Nordstream 2 bzw. der gesamten Thematik „Gas für Europa“ tut sich etwas unerwartetes. Da die deutschen Medien darüber nicht berichten, werde ich es hier einmal erklären.

Beim Thema Gas haben wir heute folgende Situation in Europa: Die eigene Gasförderung in Europa geht zurück, während gleichzeitig die Nachfrage nach Gas steigt. Daher wurde Turkstream gebaut, was Südeuropa über die Türkei mit russischem Gas versorgen kann und deshalb wird Nord Stream 2 gebaut, um Nord- und Mitteleuropa mit dem benötigten Gas versorgen.

Derzeit gibt es drei Pipelines, über die Europa Gas aus Russland bezieht: Nord Stream 1, die Jamal-Pipeline durch Weißrussland und die ukrainische Pipeline. Und diese Pipelines sind voll ausgelastet, es braucht also in jedem Fall zusätzliche Transportkapazitäten. Und um die läuft ein erbitterter Kampf.

Hinzu kommt, dass der Gastransit durch die Ukraine mit vielen Fragezeichen versehen ist und das liegt nicht an Russland. Russland möchte Gas nach Europa verkaufen und braucht die ukrainische Pipeline dazu.

Das Problem ist die Ukraine, die es in der Vergangenheit gewöhnt war, für den Transit hohe Gebühren zu erheben, was nun, wo Nord Stream 2 und Turkstream fast fertig sind, schwieriger wird. Der Transitvertrag durch die Ukraine läuft am 1. Januar 2020 aus. Es muss also ein neuer Vertrag ausgehandelt werden und die Verhandlungen darüber zwischen der EU, der Ukraine und Russland stecken in einer Sackgasse und die ungewisse politische Situation in der Ukraine haben dazu geführt, dass die Verhandlungen mindestens bis nach ukrainischen Parlamentswahl ruhen. Dabei drängt die Zeit enorm.

Die Vorgeschichte und Hintergründe der Gas-Konflikte mit der Ukraine der letzten 15 Jahre finden Sie hier.

Das ist die aktuelle Situation und nun versuchen die USA mit allen Mitteln, Nord Stream 2 zu verhindern, weil sie mit ihrem verflüssigten Fracking-Gas in die Lücke stoßen möchten. Das US-Gas ist aufgrund der teureren Förderung durch Fracking und des teureren Transports als Flüssiggas (LNG) ungefähr 30% teurer, als russisches Pipeline-Gas. Daher haben die USA nur dann eine Chance, auf den europäischen Markt zu kommen, wenn sie die russischen Pipelines verhindern und so ein Mangel an Gas in Europa entsteht.

Einige Länder der EU, darunter auch Deutschland, bauen nun Terminals für Flüssiggas aus den USA, obwohl die bestehenden Terminals zu kaum 30% ausgelastet sind. Das soll wohl die USA beruhigen, dass sie trotz russischer Pipelines eine Chance haben, Gas nach Europa zu verkaufen. Aber eben nur eine sehr theoretische Chance, denn solange genug russisches Pipeline-Gas in Europa vorhanden ist, werden nur wenige bereit sein, für US-Gas 30% mehr zu bezahlen.

Russland hat übrigens kürzlich auch ein großes Flüssiggas-Terminal in Betrieb genommen, um auf Märkte vorzustoßen, die mit Pipelines nicht zu erreichen sind. Wie viel billiger das russische Gas ist, auch wenn es für den Transport verflüssigt werden muss, sieht man daran, dass die USA dieses russische Gas kaufen, während sie ihr eigenes, teureres Gas an die EU verkaufen wollen.

Das alles war als Vorgeschichte zum Verständnis nötig, nun zu den aktuellen Meldungen von heute.

Bei den Verhandlungen zwischen der Ukraine, der EU und Russland über den ukrainischen Gastransit gibt es noch ein akutes Problem, das mit den Regulierungen der EU zusammen hängt. Im Chaos der heutigen Ukraine gibt es ein Problem mit der juristischen Regulierung des Gastransits. Das könnte zu der absurden Situation führen, dass die EU gemäß ihren eigenen Regeln auch bei einem bestehenden Vertrag kein Gas mehr über die Ukraine beziehen kann. Verantwortlich und womöglich schadensersatzpflichtig wäre dafür dann aber nicht die Ukraine, sondern Gazprom als Verkäufer. Gazprom will also von der Ukraine Sicherheiten, dass sie diese Probleme löst.

Die Ukraine hat in Juni diese Probleme auch eingestanden, aber keine für Gazprom akzeptable Lösung vorgeschlagen. Stattdessen hat die Ukraine vorgeschlagen, selbst das russische Gas an der russisch-ukrainischen Grenze zu übernehmen und dann in die EU zu verkaufen. Gazprom wäre zwar aus dem Risiko, würde aber große Gewinne an die Ukraine abgeben müssen. So eine Regelung hat es im übrigen in Europa noch nie gegeben, üblich ist es, dass das Transitland für den Transit eine Gebühr bekommt, aber nicht, dass das Land Zwischenhändler wird.

Da die Ukraine politisch von den USA abhängig ist, könnte die Ukraine durch einen wie auch immer gearteten Deal mit den USA zudem den Gaspreis so in die Höhe treiben, dass kein europäisches Land mehr Gas aus der ukrainischen Pipeline kauft, sondern diese Länder auf US-Fracking-Gas umsteigen. Gazprom würde dann nicht nur auf Gewinne verzichten, sondern sogar Teile des Marktes verlieren. Logisch, dass Gazprom die Idee abgelehnt hat.

Nun kam heute Novatec ins Spiel. Novatec isr die russische Firma, die das russische Flüssiggas vertreibt. Dort wird gerade eine weitere Anlage in Betrieb genommen und Novatec hat nun angeboten, einzuspringen, wenn es keinen neuen Vertrag mit der Ukraine geben sollte. Novatec könnte das Gas aus der neuen Anlage, für das es noch keine langfristigen Abnahmeverträge gibt, an die EU liefern.

Die EU war ja so freundlich mit viel Fördergeldern die Flüssiggas-Terminals für das US-Gas zu bauen, die ohnehin bei weitem nicht ausgelastet sind. Und das russische Flüssiggas ist zwar teurer, als Pipeline-Gas, aber immer noch viel günstiger, als US-Fracking-Gas.

In Washington dürfte man nicht überrascht sein, aber trotzdem dürften dort die Lobbyisten für US-Fracking-Gas vor Wut schäumen, denn mit diesem Angebot aus Russland dürften die Chancen für US-Fracking-Gas in der EU weiter fallen. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir demnächst auch deswegen neue US-Sanktionsdrohungen gegen die EU erleben werden, wie wir es ja bei Nord Stream 2 schon erlebt haben.

Wenn es ganz dumm läuft, schießt sich die Ukraine mit ihren erhöhten Forderungen und dem politischen Chaos im Land selbst aus dem Rennen und anstatt dass die USA die frei werdende Lücke füllen, bekommt die EU dann eben russisches Gas mit Tankern anstatt mit Pipelines geliefert. Russland kann es egal sein, wie es sein Gas liefert. Aber die leidtragenden wären die Verbraucher in der EU, die für Strom und Heizung trotzdem mehr zahlen müssten, bloß weil Brüssel nicht in der Lage ist, seine Interessen klar zu benennen.

Die EU müsste der Ukraine klar machen, dass die Spielchen aus der Vergangenheit nicht mehr funktionieren und den USA klar machen, dass die EU mit Vergnügen US-Gas kauft, wenn es zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten wird.

Alles andere führt nicht nur zu höheren Preisen für Strom und Heizung, sondern auch zu Nachteilen der europäischen Industrie. Denn erhöhte Energiekosten senken die Wettbewerbsfähigkeit der Europäer auf den Weltmärkten. Brüssel riskiert mit seiner unentschlossenen, US-hörigen Politik zu allem Überfluss auch noch Arbeitsplätze in Europa.

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

8 Antworten

  1. Im verlinkten Handelsblatt Artikel steht.:

    Die USA kaufen selbst fleißig Rohstoffe aus Russland. Zwar kein Erdgas wie Deutschland, dafür aber Rohöl und weitere Erdölprodukte.

    1. So aufmerksame Leser lobe ich mir!!!
      In der Tat habe ich den falschen Artikel verlinkt, danke für die Info. Wird gleich korrigiert.
      Hier nur einige andere Links dazu:
      https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/11/19/russland-beliefert-usa-mit-fluessiggas/
      https://oilprice.com/Latest-Energy-News/World-News/Russia-Says-LNG-Cargoes-From-Yamal-Arrive-In-US.html#
      https://oilprice.com/Energy/Natural-Gas/First-Ever-Russian-LNG-Cargo-Arrives-In-The-US.html
      https://www.umwelt-energie-report.de/2018/07/moskau-schifft-fluessiggas-in-die-usa-und-die-eu-kauft-fluessiggas-in-washington.html
      https://www.umwelt-energie-report.de/2018/08/wer-kauft-denn-wohl-das-teurere-us-fracking-gas.html
      Darüber hinaus gibt es Blogger, die sich auf eine App berufen – ähnlich wie Flightradar, nur für Schiffe -, wo man immer wieder diese Tanker von Jamal auf ihrem Weg nach Boston und andere US-Häfen verfolgen kann.

    2. Nachtrag: Besonders lustig wird es übrigens, wenn zum Beispiel die Deutsche Welle davon ablenken will und die erste Lieferung, die die USA bekommen haben, mit einem extrem kalten Winter begründet, in dem das Gas in der USA deshalb knapp geworden ist. Wie will die USA die Energiesicherheit der EU garantieren, wenn sie in Extremsituationen nicht einmal genug Gas für sich selbst haben?
      https://www.dw.com/de/verkauft-russland-gas-in-die-usa/a-42081730
      Die Argumentation ist etwas abenteuerlich und widersprüchlich und daher als Ablenkungsmanöver zu interpretieren.

      1. Das zeigt uns aber zum X-ten Mal die Qualität und Glaubwürdigkeit deutscher Staatssender, die in ihrem Gehorsam gegenüber Merkel/Maas-Regierung und USA jeden Unsinn daherplappern und gar nicht mehr merken, dass sie niemand mehr ernst nimmt!

    1. Lesen Sie mal das Buch, „Seht ihr, was ihr angerichtet habt“, von Thomas! Selbst ich, der sich ziemlich intensiv mit der Thematik beschäftigt, habe immer wieder gestaunt, was Wladimir Wladimirowitsch so gesagt hat und was uns die hiesigen „Qualitätsmedien“ vorenthalten haben!

    2. Ja Informationen sammeln kostet viel Zeit aber macht auch Spaß.
      Als Beispiel hier ein Text von Spon:)

      Der Durchschnittsleser denk… wow 270% Steigerung… US Gas… aha die EU hat das eingefädelt…na dann kann der nächste Winter kommen…alles im grünen Bereich

      aber lesen wir einmal genauer warum die USA solche Steigerungsraten haben… Wegen der Entscheidung NS 2 wurde die EU erpresst dieses Gas zu kaufen… Dreckiges umweltschädliches Gas wohlgemerkt… die Erpressung wird dann auch noch aus EU Fördertöpfen finanziert denn die EU unterstützt massiv den Bau der benötigten Infrastruktur.
      Und nun folge gedanklich deinem Steuer € … Dein € wandert zur EU, die baut für teures umweltschädliches US Gas Anlandungen. Dann kommt dein Wirtschaftsminister und zwingt deinen Netz Anbieter sich ans LNG Netz zu koppeln. Das kostet natürlich. Dein € ist aber schon ausgegeben. Der Zwangsverpflichtete Netzbetreiber darf seinen Kosten auf Geheiß deines Wirtschaftsministers an seine Kunden weitergeben. Am Ende nennt sich der Posten Netzentgeld und steht auf deiner Rechnung. Du zahlst nun weiter und nicht nur fürs Netz sondern am Ende dann auch noch den höheren Gaspreis. Und das der Preis steigt steht ja schon verlinkt im Text.
      Was in dem Text nicht steht sind die zusätzlichen Kosten (deine Steuer €s) die dir zeitgleich durch den akuten Ökowahn auch noch auferlegt werden(Ausstieg Atom und Kohle).

      Wenn man all diese Dinge also verknüpft sieht es nicht gut aus für deine Geldbörse.
      Und wenn du dich erinnerst alles weil uns die USA erpressen. Unser angebliche Freund. Unser angebliche Feind hat es immerhin geschafft zusammen mit Rohstoff Firmen NS 2 selbst zu finanzieren.

      Dir zieht man wegen dem Klima bedingten Weltuntergang einen € nach dem Anderen aus der Tasche gleichzeitig zwingt man uns umweltschädliches Gas zu kaufen.

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