Kein Wort in deutschen Medien: US-Spione wurden in Russland erwischt

Am 14. Oktober ereignete sich ein Spionagevorfall in Russland, der es nicht in die deutschen Medien geschafft hat. Anstatt die US-Spione, die als Diplomaten bei der US-Botschaft tätig sind, auszuweisen, reagierte Russland jedoch mit Spott.

Die Sprecherin der US-Botschaft in Russland hat sich beschwert, dass drei US-Diplomaten in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden sind. Eine Vorlage, die von einigen US-Medien natürlich als Unterfütterung der anti-russischen Hysterie genutzt wurde. In Deutschland haben die Medien diese Geschichte bisher nicht aufgegriffen, zumindest habe ich keine Berichte darüber gefunden.

Die US-Botschaft hat dabei verschwiegen, dass ihre Diplomaten gegen eine Regel verstoßen haben, die für russische Diplomaten in den USA genauso gilt, wie für US-Diplomaten in Russland – und zwar auf ausdrücklichen Wunsch der USA. Die US-Spione haben versucht, sich gesperrten militärischen Einrichtungen zu nähern, darunter auch dem Testgelände, auf dem es im Sommer eine Explosion gegeben hat, die für Schlagzeilen gesorgt hat. Da in Deutschland nicht über den Spionageversuch der USA berichtet wurde, habe ich sowohl den Bericht des russischen Fernsehens, als auch die offizielle Erklärung des russischen Außenministeriums über den Vorfall übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Am 14. Oktober wurden drei amerikanische Spione aus einem Zug in der Region Archangelsk in der Nähe des geheimen Testgeländes der russischen Marine bei dem Dorf Nenoxa geholt. Sie alle sind angeblich ehemalige Marines und jetzt hochrangige Offiziere und Mitarbeiter des Militärattachés der US-Botschaft in Moskau. Da ein Diplomat, der in einer für ihn verbotenen Zone aufgetaucht ist, kein Diplomat mehr ist, sondern ein Spion, werden wir diese Amerikaner auch so nennen. Alle drei waren als Einheimische verkleidet, als Pilzsammler, Touristen oder einfach nur unauffällige Zugpassagiere: auf jeden Fall war das Ziel, mit der Menge zu verschmelzen.

Bei dem geheimen Testgelände handelt es sich um das, auf dem es im letzten Sommer eine Explosion gegeben hat. Damals schrieben die Amerikaner viel darüber, dass eine neue russische Hyperschallrakete getestet worden sei. Nach dem Unfall stieg die Strahlung dort wirklich kurz an, für etwa eine halbe Stunde. Für Mensch und Natur waren die Auswirkungen laut dem Katastrophenschutzministerium „unbedeutend“, aber die Amerikaner waren furchtbar aufgeregt. Dann warteten sie ein wenig und entschieden sich für eine Spionageaktion.

Die Geschichte war dann aber eher lustig, wie in dem alten, sowjetischen Film „Der Fehler des Residenten“. In dem Film gibt der Resident einem, wie er denkt, kleinen Verbrecher, die Aufgabe, Boden- und Wasserproben aus einem bestimmten Gebiet zu besorgen. Aber die heutigen amerikanischen Spione haben beschlossen, sich zu dritt selbst auf den Weg zu machen.

Das sind die drei, die in die Geschichte gestolpert sind. Ihre Fotos sind nicht veröffentlicht worden, aber ihre Dienstgrade und Namen. Der Militärattaché an der US-Botschaft, Oberst D.S. Dunn, der Marineattaché an der US-Botschaft in Moskau, Captain William Curtis und der Attaché an der US-Botschaft, ein Dienstgrad wird in den Berichten nicht erwähnt, Jerry Anthony. Erstens haben sie sich unprofessionell angestellt, wie man aus informierten Kreisen hört. Zweitens zeigt der Vorfall, dass der amerikanische Geheimdienst in Russland einen deutlichen Mangel an lokalen Agenten hat, vieles müssen sie selbst tun.

Die Erklärung der Pressestelle der US-Botschaft in Moskau war lächerlich. Sprecherin Rebecca Ross sagte, die Diplomaten seien auf eine Reise gegangen, um „Russland besser zu verstehen“. Ich verstehe, dass Archangelsk ein großartiger Ort dafür ist. Vor ein paar Jahren bin ich mit meiner Familie auch dorthin gereist. Aber dann hätten die Diplomaten nicht von Archangelsk nach Nordwesten in Richtung der geheimen Deponie gehen müssen, sondern genau in die entgegengesetzte Richtung, in den Südosten, in Richtung der Heimat von Lomonosov Holmogor. Zumindest, wenn sie Russland besser verstehen wollten. Es ist ein malerischer Ort und er hat ein schönes Museum.

Sie hätten auch von Archangelsk nach Solovki fliegen können. Das ist auch ein großartiger Ort, um Russland zu verstehen. Aber das Trio wechselte, verkleidet als Einheimische, mehrmals die Züge, als ob sie Spuren verwischen wollten, und gelangte in das für Ausländer gesperrte Gebiet. Übrigens gibt es solche Sperrgebiete auch in den Vereinigten Staaten. (Anm. d. Übers.: Zum Beispiel das berühmte Sperrgebiet Area 51) Das ist normal. Nicht normal ist es, zu versuchen, dort heimlich hinzufahren.

Und was nun? Werden diese spionierenden Diplomaten aus Russland ausgewiesen? Sieht nicht so aus. Das Außenministerium hat sich bereits über sie lustig gemacht und eine Protestnote an die Vereinigten Staaten geschickt. Sie auszuweisen ist irgendwie langweilig. Und es würde nichts bringen, denn statt ihrer würden andere Spione kommen. Vielleicht finden sie dann sogar klügere. Diplomaten werden in der Regel ausgewiesen, wenn man die zwischenstaatlichen Beziehung absichtlich verschlechtern will. Russland will das nicht. Wie könnten sie denn überhaupt noch schlechter werden?

Ende der Übersetzung

Auch die Erklärung des russischen Außenministeriums, die in dem Bericht erwähnt wurde und am Donnerstag im Zuge der Pressekonferenz des russischen Außenministeriums erfolgte, habe ich der Vollständigkeit halber übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Am 14. Oktober wurden laut Medienberichten US-Militärdiplomaten im Gebiet Archangelsk aus einem Zug entfernt. Worum geht es dabei?

Sie haben die Kommentare der US-Botschaft und des US-Außenministeriums gesehen. Das ist alles erstaunlich, aufregend und sehr spannend. Ich denke, es ist an der Zeit, Ihnen zu erzählen, was wirklich vorgefallen ist. Drei Militärattachés, Offiziere an der US-Botschaft – wir haben die Namen, aber ich denke, dass wir mit der Veröffentlichung warten, ich möchte nach den traditionellen Methoden handeln, obwohl wir eine solch delikate Vorgehensweise seitens der amerikanischen Partner nicht beobachten – haben tatsächlich beim russischen Verteidigungsministerium die Erlaubnis beantragt und erhalten, nach Archangelsk zu reisen. Aber nur nach Archangelsk, nicht irgendwohin sonst. Stattdessen kamen sie in einem gemieteten Auto mit russischen Kennzeichen in Severodvinsk an, wo sie in einen Regionalzug stiegen und zu einer Siedlung fuhren, die in der Nähe des Testgeländes und anderer Verteidigungseinrichtungen liegt.

Als die amerikanischen Offiziere dort eintrafen, wurden sie am Bahnhof von einer Polizeistreife angehalten. Ihnen wurde gesagt, dass sie sich in einem Gebiet befanden, zu dem der Zugang eingeschränkt ist. Da sie keine Sondergenehmigung hatten – und auch nicht haben konnten, weil sie sie nicht beantragt haben -, wurde den Amerikanern angeboten, mit dem gleichen Zug wieder zurück zu fahren. Das haben sie auch getan.

Keiner der US-Militärdiplomaten wurde festgenommen. Soweit bekannt, stiegen sie in Severodvinsk in das Auto und fuhren in Richtung Moskau. Vielleicht, darüber habe ich keine genauen Informationen, sind sie hier schon angekommen. Erkunden Sie sich bei denen.

Gebiete, die für Ausländer und die Öffentlichkeit geschlossen sind, sind durchaus üblich. Regeln dafür gibt es in jedem Staat. Solche Gebiete gibt es auch in den Vereinigten Staaten. Eine anmeldepflichtige Fernreise für Diplomaten bedeutet, dass Sie beim entsprechenden Ministerium eine Mitteilung einreichen müssen, die es Ihnen ermöglicht, bestimmte Gebiete zu besuchen. Das System für anmeldepflichtige Fernreisen, also jenseits eines Radius von 25 Meilen oder 41 km, gilt für unsere und amerikanische Diplomaten auf gegenseitiger Basis und hat seit dem Kalten Krieg auf Drängen Washingtons überlebt.

Im Prinzip ist das eine Routine-Situation. US-Militärdiplomaten versuchen regelmäßig, geschlossene Gebiete unseres riesigen Heimatlandes zu infiltrieren und missachten die Meldepflichten dabei völlig. Die Frage nach dem „Warum“ bleibt offen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass die Vertreter der US-Botschaft darauf antworten. Solch ein leichter Betrug, wenn sie ihre Sorge zum Ausdruck zu bringen scheinen, dass ihre Militärdiplomaten irgendwo nicht hingehen durften, ohne die ganze Wahrheit zu sagen, beginnt uns schon ein wenig zu langweilen und wird auch langsam unangenehm. Daher muss etwas korrigiert werden, wenn man bedenkt, dass die amerikanischen Kollegen nach den hohen Standards der Meinungsfreiheit handeln und endlos über den Wunsch sprechen, Fake News zu bekämpfen und alle anderen der Propaganda und der Unehrlichkeit beschuldigen. Ich denke, dies ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man bei sich selbst beginnen sollte.

Es waren nicht wir, die begonnen haben, dieses Thema im öffentlichen Raum zu diskutieren, es ist ja nicht einmal unsere Geschichte. Aber wenn wir schon öffentlich darüber reden, dann lasst uns ehrlich bleiben. Wir stellen fest, dass amerikanische Diplomaten, einschließlich militärischer Mitarbeiter, furchtbar gerne mit Fotoausrüstung in der Nähe russischer Militäreinrichtungen auftauchen und auch wissen, wie man unauffällig bleibt, weshalb sie Autos mit lokalen Nummernschildern mieten. Oft verstoßen sie dabei auch noch gegen Verkehrsregeln. Wir fordern sie regelmäßig auf, sich an die Regeln zu halten, so auch in diesem Fall.

Die doppelzüngige Haltung zu Informationen, zur Wahrheit, zu Fakten wird zu offensichtlich, um sie zu ignorieren, weshalb wir die amerikanischen Partner aufzufordern, zu den Regeln des elementaren Anstands zurückzukehren.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. ja, Frau Marija Wladimirowna Sacharowa ist eine besondere Perle in der russischen Landschaft der Diplomatie, bekannt für ihre scharze Zunge, oft für einen Schenkelklopfer gut. Ich versuche, jeden ihrer Auftritte mituerleben, ist dann immer ein gelungener Tag.

    Vergleicht man ihre Statemets und Antworten mit denen ihres US-Pendants, oder gar der dtsch. Bundespressekonferenz, erkennt man Universen an Unterschied in persönlicher Souveränität und auch Wortwitz.

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