Messen mit zweierlei Maß: Wie unterschiedlich deutsche Medien über Proteste berichten

Proteste in aller Welt machen Schlagzeilen. Tote, Verletzte und massenweise Verhaftungen in Irak, Lateinamerika, Hongkong und wo noch überall. Aber über unseren Nachbarn Frankreich und die Zahlen dort wird in Deutschland nicht berichtet.

Wir erinnern uns noch an den Sommer, als in Moskau Proteste stattfanden und daran, wie die Medien von Tausenden Verhafteten und von Polizeigewalt berichtet haben. All das war reichlich übertrieben, wenn man das Wort „gelogen“ vermeiden möchte. Tatsächlich konnte man Ende Oktober, also Wochen danach, sogar im Spiegel lesen:

„Bei den Protesten im Juli waren zunächst 19 Männer wegen angeblicher Massenunruhen verhaftet wurden.“

Das ist wahr, nur gegen diese 19 Verhafteten hat es tatsächlich Strafverfahren gegeben. Alle anderen „Tausende Verhafteten“ sind nur zur Feststellung der Personalien auf eine Wache gebracht worden und durften danach mit einem Bußgeldbescheid wieder nach Hause gehen. In einigen wenigen Fällen wurde einige Tage Ordnungshaft verhängt, was aber auch keine Vorstrafe bedeutet. Übrig geblieben sind von den „Tausenden Verhafteten“, die uns die deutschen Medien damals ständig gemeldet haben, ganze 19 Fälle von Randalierern, denen vorgeworfen wird, Polizisten angegriffen, Sachbeschädigung oder andere Straftaten begangen zu haben.

Auch Polizeigewalt gab es in Moskau nicht. Das Wort geisterte zwar durch die deutschen Medien, nur wurden nie konkreten Fälle genannt. Und als tatsächlich ein Fall bekannt wurde, haben die deutschen Medien darüber nicht berichtet, weil dann hätte auffallen können, dass ein Fall doch etwas wenig ist, wenn man wochenlang von Polizeigewalt berichtet.

Bei Protesten in Russland sucht man die „Attribute des westlichen Rechtsstaates“, also Wasserwerfer und Tränengas, vergeblich. Oft tragen die russischen Polizisten nicht einmal die „Kampfuniformen“, die wir bei Protesten im Westen immer sehen können.

Es ist vielsagend, wie die deutschen Medien berichten. In Moskau, wo de facto kaum was los war, denn es gab keine Verletzten, keine Gewalt und nur 19 Strafverfahren, wurde der Eindruck erweckt, die Lage wäre ganz schlimm und die Polizei furchtbar brutal.

Über Frankreich hingegen hören wir nichts mehr, obwohl die Gelbwesten immer noch demonstrieren. Und in Frankreich geht die Polizei wirklich brutal vor. Schon im März hatten 141 Menschen in Frankreich Gliedmaßen oder Augen verloren, weil die Polizei dort mit Blend- und Gasgranaten auf Menschen schießt und damit ganz bewusst die Verletzungen in Kauf nimmt. Es ging darum, ein Klima der Angst unter den Demonstranten zu schaffen, damit sie aufhören zu demonstrieren. Eins Strategie, die aufgegangen ist, wenn man sich die rückläufigen Teilnehmerzahlen anschaut. Aber die deutschen Medien fanden das alles nicht berichtenswert.

Auch dass Macron massiv gegen Journalisten vorgegangen ist, dass das Demonstrationsrecht massiv verschärft wurde, all das war den deutschen Medien keine großen Überschriften wert.

Dabei trägt das Folgen. Die französische Zeitung Le Monde hat am Freitag unter Verweis auf Daten des französischen Justizministeriums berichtet, dass in Frankreich mittlerweile 10.000 Menschen festgenommen worden sind. Würde das in China oder Russland passieren, dass 10.000 Demonstranten sich Strafverfahren gegenüber sehen, wäre in Deutschland überall von „Repressionen gegen die Opposition“ und von „Massenverhaftungen“ die Rede. Aber nicht, wenn es in Frankreich geschieht.

Und Le Monde berichtet weiter, dass es schon über 3.000 Schuldsprüche gegeben hat, von denen 400 zu Gefängnisstrafen geführt haben. Nur hört man davon in Deutschland nichts. 19 Strafverfahren in Moskau lösen bei der deutschen Presse Schnappatmung aus, 10.000 Strafverfahren in Frankreich sind keine Meldung wert. Kann man deutlicher belegen, dass die deutschen „Qualitätsmedien“ nicht neutral berichten, sondern Propaganda für, bzw. gegen bestimmte politische Meinungen machen?

Und ganz widersinnig wird es, wenn es um Israel geht. Wie gesagt, in Moskau ist im Grund genommen nichts passiert, aber es gab wochenlange Berichte in Deutschland. In Israel gab es im März 2018 Proteste der Palästinenser. Die UNO hat danach festgestellt, dass 189 Menschen dabei an einem Tag gestorben sind, 183 davon durch Schusswunden. Durch Schusswunden wurden darüber hinaus demnach 6.106 Menschen verletzt und zusätzlich gab 3.098 Verletzte durch andere Ursachen, wie zum Beispiel den Einsatz von Tränengas. 122 Menschen mussten in der Folge Gliedmaßen amputiert werden, darunter auch 20 Kinder. Auf israelischer Seite gab es vier Verletzte Soldaten, der Rest waren Palästinenser.

Man stelle sich einmal vor, in Hongkong oder Moskau würde es an einem Tag 180 erschossene Demonstranten und fast 10.000 verletzte Demonstranten geben. Was wäre wohl in unseren Medien los? Aber wenn es in Israel passiert, ist es irgendwie nicht wichtig.

Das nennt sich in Deutschland „objektiver und kritischer Qualitätsjournalismus“.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. Sie schreiben über die verniedlichend „Proteste“ genannten Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen im März 2018. Dabei beziehen Sie sich auf Zahlen der UN. Mir scheint, Sie stellen diese Vorfälle so einseitig dar, wie Sie es zu Recht der deutschen Systempresse bzgl. Rußland vorwerfen.

    Zum einen zitieren Sie sich selbst (Ihren Beitrag vom 28.02.19), beziehen sich dabei auf den sog. „UN-Menschenrechtsrat“ (ja, das ist der, dessen Hauptaufgabe offensichtlich darin besteht, Israel zu „verurteilen“); weitere genannte Quellen Ihres Beitrages beziehen sich auf #FreePalestine und Miko Peled von der israelischen BSD-Fraktion: Das sind natürlich alles andere als zumindest einigermaßen neutrale Quellen. Von Ausgewogenheit keine Spur.

    Schauen wir doch mal in andere Publikationen dazu, und auch das ist nur eine „Stichprobe“ (wegen Zeitmangels). Da berichtet z.B. die ZEIT (!) unter der Überschrift „Tote bei Massenprotest im Gazastreifen“ mit einer völlig anderen Darstellung:

    https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-03/marsch-rueckkehr-israel-warnung-palaestinenser-grenznaeherung-avigdor-lieberman

    Die ZEIT schildert – ungewöhnlich für die deutsche Presse – sogar das Umfeld. Aber, und das wird gern vergessen, man sollte auch mal das lesen, was aus Israel dazu berichtet wird (fällt hier auch gern unter den Tisch):

    https://tapferimnirgendwo.com/2018/03/31/eine-stellungnahme-der-israelischen-verteidigungsstreitkraefte/

    Und nun meine Frage: Wie würde Rußland reagieren, wäre die Grenze des Landes dermaßen massiv beddroht? Mit Tausenden von Leuten (zum großen Teil bekannten Terroristen), die das Land bedrohen? Morgen und Sengen, die Umwelt verpesten (wo ist der protestierende, die Welt rettende deutsche „Umweltschutz-Gutmensch“?). Haben Sie schon mal die Bilder von der zerstörten Pflanzen- und Tierwelt auf israelischer Seite gesehen? Haben Sie schon mal mit einer Vorwarnzeit von 10 bis 30 Sekunden bis zum (hoffentlich schützenden) Bunker leben müssen? Wissen Sie wie es ist, wenn Tausende von Raketen auf ein bewohntes Gebiet abgeschossen werden? Wenn man von jenseits der Grenze immer wieder versichert, alle Juden töten zu wollen? Usw. usf.

    Das sollten Sie einfach mal ergänzend bedenken.

    Was die deutsche Presse/Regierung (kann man synonym behandeln) angeht, so ist deren Einseitigkeit bekanntermaßen gleichsam mit Händen zu greifen, natürlich was Rußland angeht, aber genauso mit Blick auf Israel, wenn nämlich nach Raketenangriffen aus dem Gaza-Streifen Ziele dort (oft mit Vorankündigung, um möglichst keine Menschen zu Schaden kommen zu lassen) angegriffen werden – und die deutsche Regierung beide Seiten zur „Mäßigung“ auffordert. Oder die Terroristen dort als größter Geldgeber der EU unterstützt – und sogar Geldausfälle durch Zahlungsstopp der USA „ersetzt“. Der Beispiele gibt es viele mehr.

    1. Lieber David, du wirst für deine Kommentare bezahlt und wer die deutschen Medien kontroliert wissen wir doch beide.
      Sag mir doch mal wie die Bilanz tote Israelis zu toten Palistinänsern steht, hochmoderne Waffen gegen Stock & Steine. Schau dir nur die landkarte von Palestina 1946 bis 2012 an und erkläre es mir bitte.
      Peace!

    2. Da ist sie wieder, die einseitige Opferhaltung von Israel.

      Grundsätzlich verurteile ich die Gewalt von beiden Seiten.
      Was auch du wieder völlig ausblendest ist die Tatsache des Landraubs, der Siedlungsbau, die willkürlichen Grenzziehungen auf Gebieten die dem Staat Israel nicht gehören.

      Das diese Politik natürlich auch an den Menschen nicht spurlos vorbei geht ist auch klar.

      So wie es teilweise heftige Entgleisungen auf Seiten der israelischen Streitkräfte gibt die hin und wieder auch einmal ein ordentliches Gericht behandelt so gibt es die Übergriffe in unterschiedlicher Ausführung auf der anderen Seite.

      Wollen wir ernsthaft die Frage stellen wessen Gewalt die Gerechte ist? Oder ist es doch eher die unverholene Erwartungshaltung Israels, dass die Palästinenser gefälligst mit dem Landraub und dem Siedlungsbau einverstanden zu sein haben? Der Siedlungsbau ist und bleibt von Rechts wegen illegal und somit ist jeder Grenzzaun um diese Siedlungen das auch.

      Ich sage ganz offen, wenn es nach mir ginge würde Jerusalem ein UN- Mandatsgebiet vergleichbar dem Vatikan, Israel würde das einst festgelegte Staatsgebiet haben und könnte dann seinen reinrassigen jüdischen Staat errichten. Golan geht wieder an Syrien und der Rest an die Länder denen diese Gebiete ursprünglich gehörten. In den Siedlungsgebieten wo jetzt und früher Palästinenser lebten soll es bei Bedarf eine gewisse Autonomie geben. Damit wird endlich der sogenannte Flüchtlingsstatus aufgelöst.

      Ja ich weis, die Schnappatmung höre ich schon, aber irgendwann muss dort hart geregelt werden. Diese Regelung muss Gesetzesbrüche und illegales Handeln hart regeln und das bedeutet das die illegalen Siedlungen und deren Befestigungsanlagen weg müssen. Ob nur geräumt oder abgerissen ist Verhandlungssache. Ohne wenn und aber. Wer bleiben will soll bleiben muss sich aber mit dem neuen „Staatsgebilde“ anfreunden.
      Wir bekommen ja immer nur aufbereitete Szenarien präsentiert aber es gibt genügend Beispiele wo ein friedliches Nebeneinander funktioniert. Allein diese Kräfte sollten eine Förderung erhalten. Den Radikalen auf beiden Seiten muss jede Unterstützung entzogen werden.

      Ich bin es Leid mich Jahr ein und aus mit den Betonköpfen auf beiden Seiten auseinander zu setzen denn die Geschichte gibt denen Recht die gemeinsam von Unten verändern.

  2. Liebe Leute,

    leider ist die Situation nicht so einfach, sondern vielschichtig.
    Davids Aussage ist nun mal korrekt. Damit will ich NICHT sagen, daß Israel immer richtig handelt, leider nein. Was die „Besatzung“ betrifft, so verweise ich auf Roger Liebi und seine Vorträge zu Israel.

    Liebi erzählt die GESAMTE Geschichte Israels seit 1948. Golan und Westjordanland (Samaria und Judäa) sind eroberte, keine besetzten Gebiete! Das geschah 1967 und war eine Reaktion auf die Agression/Bedrohung der arabischen Nationen.

    Daß auch von Israel Gewalt aussgeht ist zwar richtig, dennoch sind es die „palestinensischen“ Organisationen selbst, die hier jedweden Frieden verhindern.
    Einen Staat Palestina gab es vor 1948 sowieso nie.

    Roger Liebis Vorträge als MP3
    – Jerusalem – Hindernis oder Chance für den Weltfrieden?
    – Israel und das Chaos des Irak
    zu finden auf :
    https://www.glauben-durch-hoeren.de/roger-liebi.html

    Oder
    Israel – Weltärgernis oder „Zeichen der Endzeit“?
    https://www.youtube.com/watch?v=1_Mx6q6dPg8

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