Neue Pipeline: Russisches Gas kommt über die Türkei nach Europa

Bei Nord Stream 2 gibt es großen Druck der USA gegen das Projekt. Merkwürdig still ist es hingegen um Turk Stream, ebenfalls eine neue Pipeline, die Gas aus Russland über die Türkei nach Europa bringen soll.

Der politisches Druck wegen Nord Stream 2 beherrscht immer wieder die Schlagzeilen, dass jedoch gerade eine Pipeline fertiggestellt wurde, die russisches Gas in die Türkei liefert und derzeit verlängert wird, um auch Südosteuropa mit russischem Gas zu beliefern, wird kaum berichtet.

Heute hat das russische Fernsehen ein Interview mit dem ungarischen Außenminister veröffentlicht, in dem der mitgeteilt hat, mit Gasprom einen Vertrag geschlossen zu haben, der russische Gaslieferungen nach Ungarn auch in dem Falle garantiert, dass die Ukraine als Transitland ausfällt. Spätestens 2021 soll Ungarn über Turk Stream beliefert werden können.

Das ist insofern heikel, weil die Ukraine bisher ihre Macht als Transitland für Gas genutzt hat, um für sich bessere Konditionen auf Kosten Russlands und der EU herauszuholen. Wenn der Transit durch die Ukraine aufgrund ihrer Forderungen teurer wird, bedeutet das auch steigende Gaspreise für die EU-Länder.

Derzeit laufen die Verhandlungen über einen neuen Transitvertrag, da der aktuelle Vertrag Ende 2019 ausläuft. Die Verhandlungen zwischen Russland, der EU und der Ukraine bewegen sich aber nicht von Fleck. Die Ukraine hat jahrelang die Transitgebühren kassiert, jedoch nichts mehr in die Leitungen investiert. Wenn der Transit aber langfristig weitergehen soll, müssen die Pipelines auch gewartet werden. Und da dürfte eines der Probleme liegen, die Ukraine will das Geld dafür nicht bezahlen und versucht, diese Kosten auf Russland und die EU abzuwälzen.

Jedoch ist die Verhandlungsposition der Ukraine nun denkbar schwach, denn mit Turk Stream haben die am ukrainischen Netz hängenden EU-Länder jetzt eine Alternative und sind auf die Ukraine nicht mehr zwangsläufig angewiesen. Und wenn dann auch Nord Stream 2 in diesem Jahr fertig wird, muss die Ukraine sehr kleine Brötchen backen.

Russland hat durchaus ein Interesse am ukrainischen Transit, denn der europäische Gasmarkt wächst und solange Russland sein günstiges in ausreichender Menge liefern kann, hat das Fracking-Gas aus den USA, das 30% teurer ist, als das russische Gas, keine Chancen im europäischen Markt. Aber wenn die Ukraine ihre beherrschende Stellung als Transitland verliert, weil Russland auch ohne sie Gas nach Europa liefern kann, wird sie schlechtere Bedingungen bekommen, als sie es aus der Vergangenheit gewöhnt ist.

Die Frage ist, wann in der Ukraine der Realitätssinn die Oberhand gewinnt und das ist keineswegs garantiert. Ihre anti-russische Politik treibt merkwürdige Blüten, so hat sie den Kauf von russischem Gas inzwischen eingestellt und kauft ihr Gas nun in Europa ein, allerdings teurer, als bisher direkt bei Russland. Und auch dieses Gas ist ja aus Russland, es hat nur einen längeren Weg hinter sich und kommt die Ukraine teurer.

Von daher ist eine realistische Politik in Kiew derzeit kaum zu erwarten, was den USA in die Hände spielt, denn im Grunde geben sie den politischen Kurs der Ukraine ganz offen vor.

So kann man auch den Druck aus Washington verstehen: Wird Nord Stream 2 fertig, ist der europäische Markt für sie versperrt. Auch die USA pochen offiziell auf den Transit durch die Ukraine, aber vor allem, um Nord Stream 2 zu verhindern. In Wahrheit dürfte Washington an diesem Transit gar kein Interesse haben, denn je weniger russisches Gas nach Europa kommt, desto mehr Fracking-Gas können die USA in Europa verkaufen.

Wenn Nord Stream 2 fertig wird und auch das Gas über Turk Stream nach Europa kommt, werden wir wohl erleben, dass die USA ihre vorgeschobene Unterstützung für den ukrainischen Gas-Transit schnell einstellen, um so noch irgendeine Chance auf den Verkauf ihres Fracking-Gases zu haben.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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