New York Times meldet US-Cyberangriffe auf Russland – Das sind die Reaktionen aus Russland

Ich habe gestern über einen Artikel der New York Times berichtet, die über Cyberangriffe der USA gegen Russland geschrieben hat. Heute gab es erste Reaktionen in den russischen Medien.

Ich werde dazu einen Bericht des russischen Fernsehens übersetzen. Zuvor jedoch ein paar Worte zu dem gestrigen Artikel.

Per Email wurde ich gefragt, ob offizielle russische Reaktionen vorliegen. Die Antwort ist nein, bisher habe ich keine offiziellen Reaktionen der russischen Regierung finden können. Im russischen Fernsehen gab es jedoch in einem Beitrag ein kurzes Interview mit den Chef des russischen Komitees für Cybersicherheit, der mitteilte, man habe derartige Angriffe registriert, aber das sei Routine und nichts gefährliches sei festgestellt worden. Nun, wir kommen hier in einen Bereich, bei dem es auch um Geheimhaltung geht und außerdem kann es sein, dass Russland die von der New York Times gemeldeten Angriffe tatsächlich nicht entdeckt hat. Hier kann man also nur spekulieren.

Ein Leser kritisierte mich, weil ich über den Artikel der New York Times selektiv berichtet habe, denn in dem Artikel wurde als Begründung für das aggressive Verhalten der USA angeführt, man reagiere auf russische Cyberangriffe aus der Vergangenheit. Das Problem ist, das bisher nicht ein einziger solcher Angriff von neutraler Seite bestätigt wurde, es handelt sich lediglich um unbelegte Vorwürfe der USA gegen Russland. Und dass die USA jede Aggression stets mit dem aggressiven Verhalten anderer begründen, ist bekannt. Das Problem dabei ist, dass diese US-Vorwürfe sich alle hinterher entweder als Lüge oder als von den USA selbst provoziert herausgestellt haben. Daher hat man ganz objektiv allen Grund, misstrauisch zu sein, wenn die USA jemandem etwas vorwerfen. Als Beispiele sei nur an den Golf von Tonkin, die Brutkastenlüge und Saddams Massenvernichtungswaffen erinnert.

An dieser Stelle bin ich bereit, eine Wette einzugehen: Ich fordere jeden, der mir hier nicht zustimmt, dazu auf, mir auch nur einen Krieg der USA in den letzten 100 Jahren zu nennen, bei dem die USA tatsächlich angegriffen wurden, ohne das selbst provoziert zu haben. Ich kenne kein solches Beispiel.

Die New York Times hat mehrfach ausdrücklich und wörtlich von „aggressiven Operationen“ gesprochen, das sind also nicht meine Worte, es waren Zitate der Quellen der New York Times. Im letzten Absatz meines Artikels habe ich dazu geschrieben: „Den deutschen Mainstream Journalisten würde eher die Hand abfaulen, als von einer „aggressiven“ US-Politik zu schreiben. Da sind sogar US-Medien ehrlicher, als deutsche Medien.

Und tatsächlich: Die deutschen Medien haben das Thema heute aufgegriffen. Jedoch nicht die Tatsache der US- Cyberangriffe gegen Russland selbst, sondern Trumps Reaktion darauf. Trump warf der Zeitung „Hochverrat“ vor und schimpfte bitter auf Twitter. Aber die „aggressiven Operationen“ der USA wurden in dem Spiegel-Artikel dazu oder in anderen deutschen Medien kaum erwähnt. Die einzige Erwähnung im Spiegel fand sich in der Einleitung, dort sah es jedoch wie eine Formulierung der New York Times aus, es wurde nicht erwähnt, dass dies die Formulierung von Offiziellen Vertretern der Regierung war:

„Ein Bericht der „New York Times“ beschreibt, wie die US-Geheimdienste eine neue aggressive Linie im Cyberkrieg fahren und in russische Datennetze eindringen. Ein Akt des Hochverrats, schimpft US-Präsident Trump auf Twitter.“

Der Spiegel legte dann seinen Schwerpunkt auf Trumps Reaktion auf Twitter und nicht auf die völkerrechtswidrigen und aggressiven Operationen der USA:

„Sie werden es nicht glauben, aber die scheiternde ‚New York Times‘ hat gerade eine Story gebracht, dass die Vereinigten Staaten ihre Cyberattacken gegen Russland erheblich verstärken“, schrieb Trump auf Twitter. „Das ist ein virtueller Akt des Hochverrats einer einst großen Zeitung, die wohl verzweifelt auf eine große Geschichte aus ist, irgendeine Geschichte, auch wenn sie schlecht für unser Land ist…“

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1140065304019644427?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1140065304019644427&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fpolitik%2Fausland%2Fdonald-trump-wirft-new-york-times-wegen-bericht-ueber-cyberwar-hochverrat-vor-a-1272651.html

Im letzten Absatz feixt der Spiegel über Trumps Reaktion:

„Der US-Präsident vergaß zu erwähnen, dass die „New York Times“ auch seinen Sicherheitsberater John Bolton zitiert hatte. Dieser hatte am Dienstag öffentlich gesagt, man werde sich digitale Ziele künftig genauer anschauen. Es gehe darum Russland – oder wer auch immer Cyberattacken auf die US-Infrastruktur betreibe – zu sagen: „Ihr werdet einen Preis dafür bezahlen.““

Das stimmt, nur lässt der Spiegel ein wichtiges Detail weg, das Trumps Reaktion erklären könnte: Nach Informationen in den USA hat das Pentagon diese Operationen hinter Trumps Rücken durchgeführt. Das wurde auf CNN von Experten offen gesagt, wie wir gleich in dem Bericht des russischen Fernsehens sehen werden, wo dieser Ausschnitt ausgestrahlt wurde.

In den USA erleben wir seit Trumps Wahl, dass Teile der Regierungsbehörden offen gegen den Präsidenten agieren. Und dies scheint ein weiterer solcher Fall zu sein. Man versucht hinter den Kulissen, Trump in irgendeinen neuen Krieg zu treiben. So war der Druck auf ihn groß, als es um Venezuela ging und auch im Fall des Iran sehen wir derzeit, wie Trump von den Falken zu einem Krieg gedrängt werden soll. Und während Trump einen Ausgleich mit Russland sucht, sabotieren die US-Geheimdienst diese Bemühungen hinter den Kulissen.

Das Problem ist, dass es das auch schon früher gab, in Russland wird darüber offen berichtet: Ein US-Präsident macht Putin ein Versprechen und eine Woche später teilt die CIA dem russischen Geheimdienst mit, dass die CIA sich daran nicht zu halten gedenkt. Über einen solchen Fall hat Putin selbst detailliert berichtet und ich habe das entsprechende Interview in meinem Buch über Putin in dem Kapitel „Geopolitik“ zitiert.

Nun aber zu dem Beitrag des russischen Fernsehens, den ich hier komplett übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Die New York Times berichtete, dass US-Geheimdienste russische Stromnetze angreifen. Kurz darauf erklärte US-Präsident Donald Trump, die Veröffentlichung sei unwahr. Wem soll man glauben, und besteht wirklich eine Gefahr für Russlands Infrastruktureinrichtungen?

„Die USA verstärken Cyberangriffe auf Russlands Stromnetz.“ Unter dieser Schlagzeile erschien ein Artikel in der New York Times. Die Autoren behaupten unter Berufung auf Regierungsquellen, dass die Vereinigten Staaten bereit sind, bösartige Software in das russische Stromnetz zu implementieren und sie im Falle eines schweren Konflikts zwischen den beiden Ländern zu aktivieren.

„Ja, wir machen solche verdeckten Operationen. Denn es ist nicht nur notwendig, sich vor jeder Art von Cyberangriffen zu schützen. In diesem Fall müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die New York Times schreibt, dass wir Angriffe verüben. Nein, wir bereiten uns auf mögliche Angriffe vor“ kommentierte der amerikanische Militäranalytiker, Generalleutnant Mark Phiplip Hertling.

Donald Trump nannte die Informationen der New York Times eine Lüge und beschuldigte die Autoren sogar des Landesverrats. Nach Angaben des Chefs des Weißen Hauses ist die Zeitung im Niedergang, so dass Journalisten um der Sensation willen bereit sind, jede Fiktion zu veröffentlichen.

„Sie werden es nicht glauben, aber die scheiternde ‚New York Times‘ hat gerade eine Story gebracht, dass die Vereinigten Staaten ihre Cyberattacken gegen Russland erheblich verstärken. Das ist ein virtueller Akt des Hochverrats einer einst großen Zeitung, die wohl verzweifelt auf eine große Geschichte aus ist, irgendeine Geschichte, auch wenn sie schlecht für unser Land ist… Außerdem ist es unwahr.“ twitterte Trump.

Ein interessantes Detail ist folgendes: Laut der Zeitung wurde Trump selbst von den Verantwortlichen nicht einmal über die angeblichen Cyberangriffe informiert. Als Begründung verwiesen sie auf die Unzuverlässigkeit des Präsidenten.

„Das Interessanteste an der New York Times ist, dass das Verteidigungsministerium und das Cybercommand dem Präsidenten keine Details mitteilen wollen, aus Angst, dass er diese Geheimnisse enthüllen könnte“ sagte Hertling bei CNN.

Dies ist nicht das erste derartige Signal aus Washington in jüngster Zeit. Kürzlich sprach sich der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, John Bolton, für Cyberangriffe gegen Russland aus. Er begründete es traditionell mit der Notwendigkeit, auf die angebliche russische Einmischung in die amerikanischen Wahlen zu reagieren.

„Die Reaktion im Cyberspace auf die Wahleinmischungen hatte im vergangenen Jahr oberste Priorität, darauf haben wir uns konzentriert. Aber jetzt erweitern wir die Bereiche, in denen wir handeln wollen.“ sagte Bolton.

Doch Experten glauben, dass die russischen Stromnetze trotz der Bedrohungen aus Washington sicher sind.

„Das größte Energieunternehmen des Landes, Rossetti, arbeitet aktiv an der Cybersicherheit und dem Schutz des Stromnetzes. Auch unsere anderen Unternehmen des Brennstoff- und Energiebereiches tun dies und achten genau darauf. Es gibt solche Versuche, aber die Unternehmen nehmen das Thema sehr ernst. Rosseti hat im Zuge seiner Digitalisierung seinen Fokus auf Cybersicherheit und Schutz vor solchen Bedrohungen gelegt, einschließlich des Kaufes russischer anstatt westlicher Technik. Auch das Industrie- und Handelsministerium ist daran beteiligt und auch die Energieunternehmen selbst.“ sagte Evgeny Lifschitz, Leiter der Agentur für Cybersicherheit und Mitglied des Expertenrates des Staatsduma-Ausschusses für Informationspolitik.

Viele machten übrigens darauf aufmerksam, dass die Veröffentlichung des Artikels mit dem Beginn des Wahlkampfes in den Vereinigten Staaten zusammenfiel. Und es wurde angedeutet, dass die Veröffentlichung der New York Times nur ein weiterer Versuch sein könnte, Druck auf Trump auszuüben.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Präsident Trump ist nicht unbedingt sympathisch, aber ein schlechter Kerl ist er nicht. Vor allem kein Kriegstreiber, das war er nie. Ich glaube er war auch ganz entschieden gegen den Irak Krieg. Sein Rundumschlag gegen die Presse und gegen die Geheimdienste waren instinktiv, weil er spürt dass da einiges nicht stimmte. Ich erinnere mich wie nach seiner Wahl zum Präsidenten bekannt wurde, dass er und seine Leute, zB. General Flynn, mit Russland gut auskommen. Ein Aufschrei ging durch die Presse, auch hier in Europa. Die Großmächte USA und Russland kommen gut miteinander aus. Undenkbar! Seit seiner Wahl wird Trump von allen Seiten bekämpft und von Anfangs an hat man ihm die guten Leute abgeschossen.
    Also wenn zehn Zeugen zu einer Sache befragt werden dann sagt gewöhnlich jeder etwas anderes. Das macht es so schwierig ein objektives Bild von der Welt zu bekommen. Es geht auch alles so schnell, ein Ereignis jagt das nächste. Aber die weltgrösste Demokratie USA verlieren an Vertrauen. Mit Fragezeichen, denn ich weiss es nicht. Und ob das gut oder schlecht ist auch nicht. Ich weis nur eins, ich stehe noch immer hinter Trump.

  2. Dass die USA Stromnetze lahmlegen kann das wissen wir spätestens seit Venezuela. Aber Russland hat seine Software und Betriebssysteme auf eigene in Russland programmierte umgestellt.
    Wir wissen mittlerweile, dass die Software Hersteller aus den USA für die NSA und CIA Backdors einbauen, damit es für die Geheimdienste ein leichtes ist an die Daten zu kommen. Ich denke, dass auch alle wichtigen Programme aus Europa diese Hintertürchen haben müssen.
    Die Russische Software hat das sicherlich nicht.
    Ich denke, dass es sich hier um ein Schmierentheater handelt. Die New York Times veröffentlicht und Trump antwortet planmäßig. Es ist der Versuch der Panikmache. Eine Drohung hinter der nicht viel stecken mag.
    Die USA sind derzeit nicht einmal in der Lage einen Satelliten in die Umlaufbahn zu schießen. Das müssend die Russen für die Machen. Aber fantasieren von einer weiteren oder der ersten? Mondlandung oder gar von Star Wars.
    In dieser Hinsicht verstehe ich auch nicht, warum Huawei das Android Betriebssystem nicht mehr erhält. Sollten die Chinesen mit einem eigenen Betriebssystem erfolgreich sein, dann wird das mit dem Daten Sammeln schwieriger.

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