Podiumsdiskussion: Wie denken Japan, Russland und Indien über die G7 bzw. G8?

In Wladiwostok findet derzeit das Östliche Wirtschaftsforum mit hochkarätiger Besetzung statt. Besonders interessant war eine Podiumsdiskussion, an der eine Reihe wichtiger Regierungschefs teilgenommen hat.

Viele haben schon von den Valdai-Konferenzen gehört, auf denen Putin immer wieder interessante Reden hält. In Wirklichkeit – die Leser meines Buches über Putin wissen das – gibt es in Russland jedes Jahr eine ganze Reihe solcher Konferenzen, bei denen sich Putin zusammen mit hochkarätigen Gästen einer stundenlangen Diskussion unter Moderation eines Journalisten stellt. Eine dieser Gelegenheiten ist das Östliche Wirtschaftsforum, zu dem Tausende hochkarätige Gäste aus Politik und Wirtschaft aus ganz Asien anreisen.

Die Podiumsdiskussion war so prominent besetzt, wie selten: Neben dem russischen Präsidenten Putin, nahmen die Ministerpräsidenten von Japan, Abe, von Indien, Modi, der Mongolei, Battulga, und Malaysias, Mahathir, teil.

Wer mein Buch über Putin gelesen hat, der weiß, dass diese Diskussionen nicht nur ausgesprochen interessant, sondern oft auch sehr unterhaltsam sind. Ich werde in den nächsten Tagen Teile der heutigen Diskussion, die über drei Stunden gedauert hat, zu interessanten Themen übersetzen. Beginnen möchte ich mit dem Thema G7, bzw. G8. Der Moderator hat zu diesem Format ein paar Fragen an die Teilnehmer gehabt und die Antworten lassen aufhorchen: Wer die Antworten zwischen den Zeilen liest, der versteht, dass man diesem rein westlichen Format in Asien im Grunde kaum noch Beachtung schenkt.

Beginn der Übersetzung:

Moderator: Herr Abe (Ministerpräsident Japans), ich wollte Sie in diesem Zusammenhang etwas fragen. Wir haben gerade über die G7 gesprochen. Wir alle haben gehört, dass Präsident Trump beim letzten G7-Gipfel als eine Art Anwalt für die Russische Föderation und Wladimir Putin aufgetreten ist. Sie waren dabei, haben es von innen gesehen. Ohne bestehende Regeln zu brechen, es ist schließlich ein geschlossener Club, vielleicht erzählen Sie uns, wie das war? (Lachen im Saal)

Abe: Was die G7 angeht,früher gab es die G8, dort haben wir besprochen, dass der Einfluss der Gruppe auf die internationale Gemeinschaft wichtig ist. Aber wie Präsident Putin selbst weiß, weil er an den G8 teilgenommen hat, gibt es eine einfache Regel: Man darf nur sich selbst zitieren, man zitiert die anderen Teilnehmer nicht. Ich kann also nicht sagen, was Präsident Trump zum Beispiel dort gesagt hat. Aber ich persönlich habe gesagt, dass der russische Einfluss eine wichtige Rolle bei der Lösung internationaler Probleme spielt. Also habe ich das Thema einer möglichen Rückkehr Russlands zu diesem Format angesprochen. (Beifall)

Moderator: Wenn sie Sie rufen, werden wieder hingehen, Präsident Putin?

Putin: Wohin?

Moderator: Zur G8. Das nächste Treffen findet in den USA statt. Zu der Zeit wird auch der Höhepunkt von Trumps Wahlkampf sein.

Putin: Das nächste Treffen der G8 sollte in Sotschi stattfinden. (Anm. d. Übers.: Als die westlichen Staaten Russland 2014 aus der G8 ausgeschlossen haben, geschah das unmittelbar vor dem geplanten Treffen der G8 in Sotschi)

Moderator: Ja, in Sotschi.

Putin: Wir sind offen. Wenn unsere Partner zu uns nach Sotschi kommen wollen, freuen wir uns, sie zu begrüßen. (Beifall) Wir haben das Treffen nicht abgesagt, das waren unsere Partner. Wenn sie die G8 wiederherstellen wollen, bitte. Aber ich denke, jeder versteht heute, und Präsident Macron hat es kürzlich öffentlich gesagt, dass die Dominanz des Westens in der Welt zu Ende geht. Ich kann mir heute keine effektive internationale Organisation ohne Indien und China vorstellen. (Beifall)

Jedes Format ist hilfreich, es bedeutet immer einen positiven Meinungsaustausch, auch wenn es mal lauter wird. Soweit ich verstehe, war es dieses Mal bei den G7 so, aber es ist trotzdem immer nützlich. Deshalb lehnen wir nicht keine Form der Zusammenarbeit ab.

Moderator: Herr Modi, was ist, wenn eine solche Einladung ausgesprochen wird: G7, oder wie viele werden es dann mit Russland, Indien und China sein? Würden Sie sich einer G10 anschließen?

Modi: Im Prinzip ja, wir unterstützen die Idee einer multipolaren Welt. Und gleichgesinnte Länder unterstützen uns in dieser Hinsicht. Menschen treffen sich in verschiedenen Formaten und diskutieren Themen von globaler Bedeutung. Jedes Forum hat seine eigene Bedeutung und seinen eigenen Zweck. Diesmal hatte ich die Gelegenheit, als Beobachter am G7-Gipfel teilzunehmen. Und welche Rolle wir auch als Beobachter gespielt haben, wir haben sie ganz gut erfüllt.

Wenn mir diese Frage jedoch beim G7-Treffen gestellt worden wäre, hätte ich die Frage mit ja oder nein beantworten müssen. Aber hier auf Ihre Frage zu antworten, halte ich nicht für angemessen.

Putin: Ich habe vor kurzem gesagt, nein, es wurde mir gesagt, der türkische Präsident Erdogan hat mit mir gesprochen und er hat auf diese ganze Situation reagiert und gesagt: „Warum hast Du nicht die Frage aufgeworfen, dass die Türkei dort aufgenommen werden sollte?“ Nachdem die Türkei die S-400 gekauft hat und gut abgesichert ist, wäre natürlich auch die Arbeit der Türkei in diesem Format gefragt und angemessen, wenn man ihre Rolle in internationalen Angelegenheiten und in der Region bedenkt.

Moderator: Ich habe aus den Antworten des indischen Premierministers und des russischen Präsidenten verstanden, dass die G20 das Format ist, das die Probleme, die heute bestehen, am besten lösen kann. Richtig?

Putin: Heute ist die G20 vielleicht die repräsentativste internationale Organisation, um die Fragen der Harmonisierung von Positionen in der Wirtschaft zu beantworten.

Ende der Übersetzung


Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Dort habe ich ungezählte ähnliche Veranstaltungen weitaus ausführlicher übersetzt, als es hier in meinem Blog möglich ist.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. G8 in Sotschi! Herrlich! Man muß den Mann einfach lieben.
    Und wenn die dann tatsächlich alle dahin gedackelt kommen, laß ich hier die Sektkorken knallen.
    (In diesem Falle dürfte jedoch im Westen die „Kacke bereits ganz gewaltig am Dampfen sein“.)

    1. Deutschland und Frankreich wird es dann schon nicht mehr geben, wenn der Westen endlich in Sotschi andackelt. Die Umvolkung wird beschleunigt weitergehen, allein dieses Jahr noch ist die doppelte Anzahl von 2015 geplant. Erdogan hat sie schon freigegeben, sie stauen sich bereits vor der Grenze zu Kroatien. Gibt Kroatien dem Druck nach und öffnet die Grenzen, was durch die Hochfinanzelite in Kürze erzwungen werden wird, gibt es einen Dammbruch weit größer als 2015. Und die deutsche und die österreichische Presse schweigt.

  2. An den (verdienstvollen) Autor: Auf dem Gymnasium lernte ich im Geographieunterricht, dass man im Deutschen Waldai (z.B. Waldai-Höhen) schreibt. Warum ziehen Sie in einem deutschen Text die englische Transliteration Valdai vor? Soll das internationaler klingen? Mich nerven die langsam übermächtig werdenden Anglizismen langsam. Entweder schreibe ich einen Text auf Englisch oder auf Deutsch und nicht in einem unverdaulichen Mischmasch.

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