Putin im O-Ton über den „Ukraine-Skandal“ und die Frage, ob Trump Telefonate mit ihm veröffentlichen soll

Vor einigen Tagen wurde Putin auf einer Podiumsdiskussion nach dem „Ukraine-Skandal“ und auch danach gefragt, ob er etwas gegen eine Veröffentlichung seiner Gespräche mit Trump hätte.

Zum Ende der Podiumsdiskussion auf der „Russian Energy Week“ wurde der russische Präsident von dem amerikanischen Moderator Keir Simmons von MSNBC nach dem Standard-Thema von US-Journalisten gefragt: Den angeblichen Wahleinmischungen in den USA. Dieses Mal soll es im Zuge des „Ukraine-Skandals“ die Ukraine sein, die sich einmischt und nicht Russland. In dem Zusammenhang ging es auch um veröffentlichte Telefonate von US-Präsident Trump und die Frage, wie Putin reagieren würde, wenn das Weiße Haus Gespräche mit Putin veröffentlichen würde. Ich habe die Fragen und Putins Antworten übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Simmons: Uns läuft die Zeit davon, aber ich kann Sie noch nicht gehen lassen, Herr Präsident, ohne nach dem neuen Führer der Ukraine, Präsident Selensky, und nach den Herausforderungen zu fragen, vor denen er in seinen Beziehungen zum Weißen Haus steht. Würden Sie wollen, dass Abschriften Ihrer Gespräche mit Präsident Trump von der US-Regierung veröffentlicht werden?

Putin: Schauen Sie, ich arbeite nicht mein ganzes Leben in der Eigenschaft, in der ich heute bin, und mein altes Leben hat mich gelehrt, dass jedes Gespräch veröffentlicht werden kann und davon gehe ich immer aus. Als sie damals versuchten, einen weiteren Skandal um unser Treffen mit Präsident Trump in Helsinki zu veranstalten, sagten wir der US-Regierung direkt: „Wenn jemand etwas wissen will, dann veröffentlicht es. Wir haben nichts dagegen. Ich versichere Ihnen, es gibt da nichts, was Präsident Trump kompromittieren würde.“ Sie wollten, soweit ich es verstehe, einfach aus Prinzip nichts veröffentlichen. Es Dinge gibt, die vertraulich bleiben sollten, das ist alles. Das ist das eine.

Zweitens. Ich wiederhole es nochmal, wir mischen uns nicht ein. Wir schauen von außen zu, denn es ist uns nicht egal, was in den USA geschieht, denn es ist die größte Weltmacht und unser Partner im strategischen Dialog und in der Wirtschaft könnten wir uns gut ergänzen. Aber was ist jetzt los? Das Amtsenthebungsverfahren steht kurz vor der Einleitung oder hat bereits begonnen. Da denkt man sofort an Nixon. Nixon hat damals seinen politischen Gegner abgehört. Aber hier ist es etwas anderes, hier wird letztlich Trump abgehört. Trump wurde abgehört und ein anonymer Geheimdienstmitarbeiter hat die Informationen weitergegeben.

Drittens sehe ich in dem, was bekannt ist, überhaupt nichts Kompromittierendes. Präsident Trump hat seinen Kollegen, jetzt komme ich zu ihrer Frage, gebeten, mögliche Korruptionsfälle ehemaliger Regierungsbeamter zu untersuchen. Grundsätzlich ist jedes Staatsoberhaupt verpflichtet, das zu tun. Die Menschen haben das Recht zu wissen, ob es bei Mitarbeitern einer früheren Regierung Fälle von Korruption gab, oder nicht. Was ist daran ungewöhnlich? Ich habe nicht gesehen, dass Trump während dieses Telefongesprächs um jeden Preis dieses kompromittierende Material verlangt hat oder Selensky drohte, der Ukraine keine Hilfe zu leisten. Ich habe dort einfach nichts dergleichen gesehen, vielleicht habe ich es nicht vollständig gelesen, dann zitieren Sie uns bitte, was es erlaubt, dieses Gespräch so zu interpretieren.

Was Herrn Selensky betrifft, ja, er steht vor großen Herausforderungen, dass bestreite ich nicht. Das Land ist in einem sehr schwierigen Zustand, ich bin jetzt nicht in der Lage, genaue Zahlen zu nennen, aber das BIP ist nicht nur zurückgegangen, es ist in den vergangenen Jahren zusammengebrochen, aufgrund des Verlustes des russischen Marktes zusammengebrochen. Einige Industrien in der Ukraine haben fast aufgehört zu existieren. Die Ukraine war, als sie Teil der Sowjetunion war, eine Hightech-Industrierepublik. Sie hat ihren Status als Industriestaat verloren. Ich weiß nicht einmal, was noch übrig ist. Es gibt keinen Schiffbau mehr, es gibt keine Luftfahrtindustrie mehr, die Raketentechnik hat fast aufgehört, zu existieren. Wir starten jetzt die letzten ukrainischen Raketen oder haben die letzten schon gestartet, das weiß ich jetzt gar nicht genau. Das ist ein schweres Vermächtnis und natürlich gibt es viele Probleme zu lösen, aber zunächst einmal müssen sie natürlich das Problem der Beziehungen der Ukraine zum Donbass lösen.

Simmons: Die letzte Frage zu diesem Thema. Glauben Sie, dass etwas dran ist an der Behauptung, die Ukraine habe sich auf der Seite der Demokratischen Partei in die US-Wahlen eingemischt? Haben Sie diese Fragen mit Präsident Trump besprochen? Haben Sie ihn gebeten, die Sanktionen zu lockern?

Putin: Nein, ich habe noch nie solche Anfragen an jemanden gestellt und werde es aus mehreren Gründen nicht tun.

Zuallererst einmal bringt es nichts. Die Normalisierung der Beziehungen sollte auf der Annahme beruhen, dass die Normalisierung der Beziehungen für beide Seiten von Vorteil ist und nicht weil jemand um etwas bittet. Das ist das erste.

Zweitens. Ich hoffe, dass man sich bewusst wird, dass es keine Gründe für diese Sanktionen gibt. Es gibt sie einfach nicht. Nach Muellers Bericht ist klar, dass da nichts war. Daher geht es nicht um eine Einmischung, sondern es ist der Versuch, die Entwicklung eines potenziellen Konkurrenten zu behindern, das ist alles. Und dies geschieht auf eine Weise, die den Vereinigten Staaten selbst schadet.

Was wir jetzt zwischen den Vereinigten Staaten und der Ukraine sehen, erinnert an einen Teil der jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit der angeblichen Einmischung Russlands in die Wahlen. Das ist die zweite Folge der gleichen Serie, nur mit einem anderen Land. Ich weiß nicht, wir werden sehen, was daraus wird. Aber das hat nichts mit uns zu tun.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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