Putin im O-Ton über Internet, Klima- und Umweltpolitik, Atomkraft und Globalisierung

Letzte Woche war Putin in Jekaterinburg und hat auch die Universität besucht und sich dabei eine Stunde lang den Fragen der Studenten gestellt.

Auf die Frage einer Studentin aus China hat Putin weit ausgeholt und viele Themen angesprochen. Die Chinesin fragte danach, woran man sich als junger Mensch heute orientieren sollte. Da es darauf kaum eine universelle Antwort gibt, sprach Putin eine Reihe von Themen an und erklärte, wie er die Entwicklungen auf verschiedenen Gebieten einschätzte. Ich habe seine Antwort übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Um zu verstehen, wo man hin will, muss man einen eigenen Standpunkt haben. Sie haben dabei die Medien nicht zufällig erwähnt. Was sind Medien? Das Internet. Da gibt es keine Tabus, keine Einschränkungen. Es ist ein Meer, ein Ozean der Informationen.

Um sich darin zu orientieren, muss man einen eigenen Standpunkt haben. Und um eine Position zu haben, muss man natürlich lernen, sein ganzes Leben lang lernen und für sich selbst bewusst festlegen, was einem wichtig ist und was zweitrangig ist, um das Wichtigte vom Unwichtigen zu unterscheiden. Man muss eine aktuelle Sensation von wirklichen Errungenschaften unterscheiden können, die für Sie und Ihre Ausbildung und Ihren beruflichen Erfolg, für Ihre Karriere, für Ihre Region, für das Land, oder sogar für die ganze Welt extrem wichtig sind. Es gibt keinen Grund, sich vor einem solchen globalen Ansatz zu fürchten.

Und damit dies effektiv funktioniert, müssen wir zusammenarbeiten. Ich sprach gerade auf der Konferenz darüber. Die Menschheit steht vor solch komplexen Herausforderungen, ernsten Herausforderungen, die nur gemeinsam wirksam gelöst werden können.

Alle reden über das Umweltproblem. Wie kann man es lösen? Es ist unmöglich, es an einem Ort zu lösen, während die Nachbarn es ignorieren.

Ich finde den Ansatz unserer europäischen Partner in Fragen der Kernenergie lustig. In Deutschland wurde einfach beschlossen, aus der Atomkraft auszusteigen, sie einfach aufzugeben, alle Kraftwerke bis zu einem bestimmten Jahr abzuschalten.

Aber weltweit wird mehr als 30 Prozent der Energie durch Atomkraft erzeugt. Im benachbarten Frankreich werden fast 100 Prozent der Energie in Kernkraftwerken erzeugt. Was bringt das? Beide sind ganz nah beieinander. Was bringt es, die Kernkraftwerke an einem Ort zu schließen, wenn die Kernkraftwerke auf der anderen Straßenseite immer noch stehen? Das ist Unsinn. Man muss diese Themen global angehen, Probleme gemeinsam lösen und gemeinsam Lösungen finden.

Unsere amerikanischen Partner haben nicht nur Huawei angegriffen, sondern wollen chinesischen Studenten auch verbieten, bestimmte Fächer in den USA zu studieren, die Entscheidung wurde getroffen. Merkwürdig, aber so ist es. Es scheint, dass sie nicht verstehen, dass es in der heutigen globalen Welt unmöglich ist, alles zu kontrollieren und zu blockieren. Das ist unrealistisch. Wissen und Technologie kommen in andere Länder, in Länder der Dritten Welt, nach Asien, nach Europa. Sowohl die Russen als auch die Chinesen werden dieses Wissen auch anderswo erhalten. Der Fortschritt kann nicht gestoppt werden, die Entwicklung einzelner Länder kann nicht eingedämmt werden.

Was die Globalisierung betrifft, das habe ich bereits gesagt, aber man kann es nicht oft genug wiederholen: Die Globalisierung profitierte Anfang der 90er Jahre unter anderem von der Tatsache, dass sich den westlichen Produzenten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des sogenannten Ostblocks neue Märkte eröffnet haben.

Es öffneten sich Märkte und Hersteller aus den USA und aus Europa nutzten das. Das war natürlich richtig. Sie haben ihre Waren verbreitet. Der Welthandel hat dadurch dramatisch zugenommen. Auch das weltweite BIP wuchs stark.

Jetzt ändert sich die Situation. Es bilden sich neue globale Leader, zum Beispiel China oder Indien. Diejenigen, die sich eben noch als Monopolist fühlten, beginnen sich Sorgen zu machen und anstatt effektiv weiter zu arbeiten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Welt zu erhöhen, beginnen sie, die Daumenschrauben anzuziehen und versuchen die Entwicklung ihrer Konkurrenten, Russland und China, auszubremsen.

Aber dieser Weg führt zu nichts, es wird nicht helfen, vor allem weil China und die westliche Gemeinschaft die Globalisierung auf unterschiedliche Weise genutzt haben.

Ich habe es bereits gesagt, und ich möchte es noch einmal wiederholen, es ist eine bekannte Tatsache: Die Chinesen sind auch eine Export orientierte Wirtschaft und sie haben die Globalisierung benutzt, um Millionen von Menschen aus der Armut zu befreien. (Anm. d. Übers.: Das ist wahr, sogar der Spiegel berichtete unter Berufung auf die Weltbank, dass China über 800 Millionen Menschen aus der Armut befreit hat, während im Westen die berühmte Schere zwischen arm und reich immer schneller auseinandergeht)

Aber in den westlichen Ländern, übrigens sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten, wurde die Globalisierung auf andere Weise genutzt. Dort haben davon hauptsächlich die großen, multinationalen Konzerne, deren Management und Partnern profitiert. Selbst die Mittelschicht spürte nichts von den Vorteilen dieser Globalisierung.

Wenn wir also über moderne Prozesse sprechen, müssen wir verstehen, wie sie sich auf die Menschen auswirken werden. Dazu gehören auch die Forschungen, mit denen Sie sich beschäftigen. Das gilt auch für die IT-Industrie und die künstliche Intelligenz.

Schließlich werden dabei Arbeitsplätze für „arbeitende Hände“ verloren gehen. Was wird aus diesen Menschen? Wie werden sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, was werden sie tun? Wie können sie beschäftigt werden? Das sind ganz wichtige Fragen, mit denen sich internationale Organisationen derzeit beschäftigen.

Und wenn wir nun die ersten Schritte in diese Richtung unternehmen, müssen wir schon jetzt darüber nachdenken und die Menschen umschulen, die Arbeitskräfte nutzen, die Produktivität steigern. Nur wenn wir so vorgehen, werden wir am Ende Erfolg haben.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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