Russische Pranker zeigen auf, wie anti-venezolanische Propaganda in westlichen Medien platziert wird

Ich habe gestern über den Telefonstreich berichtet, den russische Pranker dem US-Beauftragten für Venezuela gespielt haben. Heute will ich darauf eingehen, warum dieser lustige Streich gar nicht so lustig ist. Er wirft nämlich ein erschreckendes Licht auf die Arbeit der Presse, die von der Regierung verfasste Texte als eigene Artikel veröffentlicht, ohne dies kenntlich zu machen.

Wer der Presse vorwirft, sie stecke mit der jeweiligen Regierung unter einer Decke, der wird als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Wer „Lügenpresse“ sagt, ist ein Rechter. Und so weiter und so fort.

Dabei ist bereits seit dem Buch „Gekaufte Journalisten“ durchaus bekannt, wie die Regierung es anstellt, dass ihre Meinungen als Artikel in Zeitungen erscheinen. Besonders viel Einfluss auf die westliche Presse hat dabei Washington durch seine ungezählten Think Tanks und „NGOs“, wie die Atlantikbrücke, das Atlantic Councel und wie diese dutzenden Organisationen alle heißen mögen.

Aber es gibt ja auch immer wieder konkrete Beispiele, die diese „Verschwörungstheorien“ bestätigen. Lustig ist am Rande, dass das Wort „Lügenpresse“ in Deutschland 2014 zum Unwort des Jahres erklärt wurde, dem gleichen Jahr, in dem Relotius als „Journalist des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Aber zurück zu Thema. Gestern haben russische Pranker mitgeteilt, dass es ihnen gelungen ist, den US-Beauftragten für Venezuela, Elliott Abrams, zu täuschen. Sie riefen ihn an und gaben sich als der „Präsident der Schweiz“ aus und fragten, was sie mit dem venezolanischen Geld machen sollten, das auf Konten einer frei erfundenen Schweizer Bank namens „Limpopo“ liege. Lesen Sie Details hier nach, ich möchte jetzt auf ein brisantes Detail der Geschichte eingehen.

Das Gespräch entwickelte sich wohl auch für die russischen Pranker unerwartet. Abrams nahm ihnen die Geschichte ab und war Feuer und Flamme, das venezolanische Geld nicht nur auf den Konten einzufrieren, sondern am besten direkt an den erfolglosen Putschisten Guaido zu überweisen.

Der „Schweizer Präsident“ willigte ein, aber er stellte fest, dass das Geld „sauber“ wäre und man keine legale Handhabe für das Einfrieren der Konten habe. Daraufhin fragte Abrams, was der „Schweizer Präsident“ brauche. Die Antwort war: „Informationen, dass diese Gelder mit kriminellen oder anderen illegalen Mitteln erhalten wurden“

Für Abrams, der für seine Verwicklung in den Iran-Contra-Skandal der 1980er zu einer Haftstrafe verurteilt worden ist, war das kein Problem. Man vereinbarte, die Details per Mail zu klären und dann bot Abrams an, dass Bloomberg einen Artikel veröffentlichen werde, der eine „Geldwäsche“ durch Maduro aufdecken werde, damit hätte die Schweiz dann eine rechtliche Handhabe.

Den Text des Artikels schickte Abrams dem „Schweizer Präsidenten“, damit er noch Korrekturen vornehmen könne. Der Artikel erschien am 25. Februar bei Bloomberg. Nach der Ausstrahlung der Sendung im russischen Fernsehen wurde er gestern sofort komplett verändert. Nachdem die Überschrift zunächst lautete, Maduro würde Millionen im Baidilda-Fond halten, heißt es nun, dass Guaidos Gesandter in Washington nicht sicher sei, ob Maduro-Geld gefunden worden ist. Der Gesandte Guaidos nahm an den Telefonkonferenzen auch Teil.

Der Bloomberg-Artikel gestern im russischen Fernsehen und heute auf der Seite von Bloomberg

Übrigens ist auch der Name des Fonds frei erfunden, die Pranker teilten dazu mit: „Baidilda haben wir aufgrund zu aufdringlicher Werbung für seine Aktivitäten in sozialen Netzwerken zufällig ausgewählt“

Noch ist der Artikel online, aber vielleicht verschwindet er bald aus dem Netz. Aber diese Screemshots aus der russischen Sendung und von dem Artikel in seiner heutigen Form zeigen die wundersame Veränderung, wobei Bloomberg sogar so freundlich war, auf eine „Korrigierung“ des Artikels am 6. März hinzuweisen. Über die waybackmachine ist der Artikel derzeit noch in der Originalversion abrufbar.

Daran sieht man, dass Bloomberg problemlos von der US-Regierung vorgegebene Texte als eigene Artikel veröffentlicht. Ist das jetzt freie und unabhängige Presse?

Es hat nicht einmal jemand für nötig gehalten, den Namen der Bank oder des Fonds zu googeln. Das nenne ich qualitativ hochwertige Recherche! Dabei hätte man schnell gesehen, dass es tatsächlich eine Bank mit dem ausgedachten Namen „Limpopo“ gibt, allerdings nicht in der Schweiz, sondern im afrikanischen Mali. Und man hätte gesehen, dass ein gewisser Nurlan Baidilda in russischen sozialen Netzwerken für irgendwelche Kurse wirbt, bei denen er den „Weg zur ersten Milliarde“ aufzeigt. Ansonsten gibt es heute bei dieser Suchanfrage eine Reihe Meldungen russischsprachiger (pro-westlicher) Portale, die nach dem 25. Februar über den Bloomberg-Artikel berichtet haben.

Noch schockierender ist aber, wie die US-Ministerien arbeiten, denn die Pranker haben eine „Liste mit Kontoinhabern“ an das US-Finanzministerium geschickt. Diese Namen waren frei erfunden und stammten teilweise aus russischen TV-Serien. Sogar das im Westen als Gegenkandidatin Putins bei den letzten Wahlen bekannt gewordenen It-Girl Xenia Sobtschak (englische Schreibweise „Sobchak“) ist auf der Liste. Unglaublich aber wahr: Niemand hat es bemerkt.

Man soll es kaum glauben, aber so funktioniert die Arbeit der „freien, kritischen, objektiven Medien“ im Westen: Bei Bedarf nehmen sie von der Regierung vorgefertigte Texte und veröffentlichen sie als eigene Artikel. Aber wer behauptet, es gäbe Propaganda in den westlichen Medien, der ist ein „Verschwörungstheoretiker“.

Willkommen im 21. Jahrhundert!

Das Original der Telefonate auf Englisch mit russischen Untertiteln finden Sie im Video, ab Minute 15.30 beginnt das zweite Telefonat.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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