Spiegel-Korrespondentin in Moskau: Wie viel Unsinn man über „Strache und Russland“ schreiben kann

Über die Propaganda des Spiegel um den „Fall Strache“ habe ich heute eine Analyse veröffentlicht. Da der Spiegel seit Montag in über 20 Artikeln Dreck über Strache ausschüttet, muss das ganze Material ja irgendwo her kommen, wahrscheinlich macht die ganze Redaktion derzeit nichts anderes, als dazu zu schreiben. Und so durfte sich auch die Russland-Korrespondentin des Spiegel dazu äußern. Und wenn Christina Hebel schreibt, dann ist Desinformation garantiert. So auch heute.

Im Spiegel durfte Frau Hebel heute unter der Überschrift „Affäre um Strache-Video – Moskaus Spiel mit den Rechtspopulisten“ auch einen Artikel veröffentlichen, der tief blicken lässt. Aber der deutsche Leser, der weder Russland kennt, noch russisch versteht, kann das nicht einmal einschätzen. Dabei sollten doch gerade die Korrespondenten vor Ort dem deutschen Leser ein wahres Bild eines anderen Landes liefern. Das gilt bei Russland nicht und schon gar nicht, wenn Frau Hebel schreibt.

Der Artikel beginnt mit einer Veranstaltung der EU-kritischen Parteien in Mailand:

„Natürlich ist das russische Staatsfernsehen dabei, als sich die Rechtspopulisten Europas Seite an Seite auf einer Bühne bei einer Wahlkampfveranstaltung in Mailand versammeln. Matteo Salvini von der Lega Nord und Italiens Innenminister, Marine Le Pen, Chefin des Rassemblement National (der frühere Front National) in Frankreich, Geert Wilders, Leiter der niederländischen Freiheitspartei, und Jörg Meuthen, Vorsitzender der Alternative für Deutschland. (…) Auch Heinz-Christian Strache von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Er musste das Treffen in Mailand kurzfristig absagen, wie die Reporterin des staatlichen Kanals Rossija 1 in der Sendung „Nachrichten der Woche“ erklärt. Strache sei Opfer eines Skandals mit den „üblichen Zutaten“ geworden: „russischem Geld und einer russischen jungen Frau“.“

Den erwähnten Beitrag des russischen Fernsehen habe ich übersetzt, Sie können ihn hier komplett nachlesen.

Aber was ist denn falsch an der Formulierung? In der Tat ist Strache das Opfer eines Skandals geworden und in der Tat darf seit Jahren in fast keinem „großen Skandal“, den die westlichen Medien entdecken (oder sich ausdenken), das Wort „Russland“ fehlen. Ob US-Wahlen, Skripal, Wahlen in Europa, angebliche Beziehungen ungeliebter Parteien zu Russland, die Liste ist endlos.

Wer meine Artikel über die russischen Medien verfolgt, der hat schon festgestellt, dass die russischen Medien und auch das russische Außenministerium sich schwer tun, all den Unsinn, mit dem westliche Presse ihre Leser beschäftigt, noch ernsthaft zu kommentieren. Ohne schwarzen Humor und Ironie ist das gar nicht mehr möglich. Aber im Spiegel steht es im Konjunktiv, „Strache sei Opfer eines Skandals“ geworden.

Weiter schreibt Frau Hebel:

„Das ist seit Tagen die Linie der staatlichen Medien: Entweder man hält sich zurück oder meldet, Strache, ehemaliger Vize-Premier Österreichs, sei Opfer eines Komplotts geworden, der auch gegen Russland gerichtet sei. Dabei werde gegen den FPÖ-Politiker strafrechtlich nicht ermittelt“

Wieder ein Konjunktiv, dabei wird doch wirklich nicht gegen ihn ermittelt, nur der Spiegel verschweigt seinen Lesern das immer noch, obwohl es bereits am Sonntag vom ORF unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft gemeldet wurde. Und das war ja keine russische Falschmeldung, sie kam vom ORF.

Dann schreibt Frau Hebel über die Kontakte von Strache und Gudenus nach Russland macht ausnahmsweise eine gute Anmerkung:

„Man fragt sich, wo diese Kontakte waren, als er und Gudenus dem Treffen mit der angeblichen Oligarchen-Nichte „Aljona Makarowa“ 2017 zustimmten. Hätten sie sich bei ihren russischen Freunden erkundigt, wäre zu erfahren gewesen, dass der Oligarch Makarow gar keine Nichte hat.“

In der Tat hätte eine Überprüfung schnell ergeben, dass Makarov Einzelkind ist und die beiden Betrügern aufgesessen sind. Aber der Spiegel berichtet seinen Lesern ja nicht, wie geschickt die Sache eingefädelt worden ist. Der Kontakt kam über Gudenus zu Stande und es ging um den Verkauf eines Grundstücks. Völlig unverfänglich und unpolitisch. Es gab viele Treffen und dann sagten die Lockvögel „zufällig“, sie wären demnächst mal auf Ibiza. Sie wussten natürlich, dass auch Strache und Gudenus dort gerne Urlaub machen und auch wann. So ergab es sich „ganz zufällig“, dass sie gleichzeitig auf Ibiza waren und sich privat zum Essen trafen. Wirklich geschickt eingefädelt. Und bei diesem Treffen versuchten die Lockvögel dann mit viel Alkohol in sechs Stunden etwas kompromittierendes aus Strache herauszukitzeln. Dafür ist die Ausbeute in meinen Augen übrigens ziemlich mager.

Später steht in dem Spiegel-Artikel folgendes:

„Viele Rechtpopulisten zeigen sich gern mit Putin. Man wähnt sich mit ihm in einer gemeinsamen Vision: „einer weißen, christlichen, ‚reinrassigen‘ Heimat, in der sich die Nationen nicht mischen, in der Frauen die Kinder großziehen und Männer das Sagen haben, in der man sich an Traditionen orientiert und klare Kommandos gelten“, so beschreibt es der Autor Manfred Quiring in seinem Buch „Putins russische Welt: Wie der Kreml Europa spaltet“.“

Frau Hebel zitiert hier Herrn Quiring, nur müsste sie wissen dass das, was er schreibt, mit Russland nichts zu tun hat. Russland hat über 130 Ethnien, von Europäern (z.B. Russen oder Ukrainer) über Tataren, Kaukasier und Turkvölker bis hin zu Asiaten. Und sie alle leben in Russland friedlich zusammen und der „Aufruf zum Hass auf Nationalitäten“ wie das deutsche Wort „Rassenhass“ auf russisch heißt, ist eine Straftat, die streng geahndet wird. Auch sind in Russland alle Weltreligionen vertreten, Moslems machen über 20% der Bevölkerung aus. Russland den Wunsch nach einer „weißen, reinrassigen, christlichen“ Heimat zu unterstellen, ist komplett absurd. Russland achtet im Gegenteil darauf, dass jede noch so kleine Minderheit ihre Traditionen pflegen, ihre Religion ausüben und Schulunterricht in ihrer eigenen Sprache bekommen kann.

Und was Frau Hebel da über Frauen, „die Kinder großziehen“ schreibt, ist ebenfalls nicht wahr. Es stimmt, in Russland sind die Menschen konservativer, die Rollenbilder der Geschlechter sind wesentlich ausgeprägter und die Frauen mögen es, wenn man ihnen die Tür aufhält und sie sehen es als ihre Aufgabe an, das „zu Hause gemütlich zu machen“, wie man auf Russisch sagt. Im Gegenzug ist es aber auch selbstverständlich, dass der Mann im Restaurant die Rechnung zahlt, die handwerklichen Dinge, die so anfallen, erledigt, den Müll raus bringt und die Einkäufe trägt. Das sind nur Beispiele.

Die Russen mögen es so, aber das hindert rrussische Frauen nicht daran, zu arbeiten und Karriere zu machen. In Russland sind 39% der Führungspositionen mit Frauen besetzt, in Deutschland sind es nur 31%. Russland ist da viel weiter, als Deutschland und das ganz ohne Feminismus. In Russland will die Frau noch Frau sein, was sie aber beruflich in keiner Weise behindert.

Nur zwei Beispiele: Als ich Vorstand bei einer großen Versicherung in Moskau war, hatten wir zehn Vorstandsmitglieder, fünf davon waren Frauen. In meinem Ressort waren sechs Abteilungen, vier davon wurden von Frauen geleitet. Und ein deutscher Freund, der ein Projekt in Russland gemacht hat, war ganz überrascht, dass die Geschäftsführerin der russischen Firma, wo er sein Projekt durchführte, eine attraktive Frau war, die mit Highheels und Minirock zur Arbeit erschien. Sie wollte eben Frau sein und als Frau wahrgenommen werden, was aber bei niemandem einen Zweifel an ihren Kompetenzen oder ihrer Autorität geweckt hat.

In diesem Punkt unterscheidet sich Russland von Deutschland. Aber die Russinnen sind sicher keine „Heimchen am Herd“, sie sind selbstbewusste Frauen, die ihren Weg gehen und Karriere machen, aber trotzdem Frau sein wollen.

Wer in Russland war, der weiß das. Aber da die meisten Spiegel-Leser dort nie gewesen sind, vermitteln genau solche Korrespondenten-Berichte ein völlig falsches Bild von dem Land, seinen Menschen, der Kultur und auch der Politik des Landes. Frau Hebel scheint das zu wissen, weshalb sie diesen Teil lieber als Zitat in den Artikel eingefügt hat, anstatt etwas derartiges selbst zu formulieren. Zumindest ist das meine Vermutung.

Danach gibt es in dem Artikel von Frau Hebel das übliche, was sie immer schreibt. Also ein wenig „Annexion der Krim“, Kritik an russischen Wahlen und so weiter. Man kennt das schon.

Wirklich bemerkenswert ist etwas anderes. Sie geht in ihrem Artikel nebenbei auf Markus Frohnmaier ein und es gibt sogar ein Foto von ihm im Artikel. Frohnmaier, Sie erinnern sich? Der Spiegel hat doch Anfang April in seiner Titelstory berichtet, Frohnmaier sei „Putins Puppe“ und der Spiegel hat sich davon nie distanziert.

Da fragt man sich doch, warum dieser „Riesenskandal“, der dem Spiegel eine Titelstory wert war, von Frau Hebel mit keinem Wort erwähnt wird. Kann der Grund sein, dass ich diese Geschichte am 8. April als Lüge entlarvt habe? Der große „Skandal“ um Frohnmaier verschwand nach dem Bericht bei Frontal21 am 9. April komplett aus den Medien. Und Frontal21 hat seinen Bericht noch schnell verändert, nachdem ich vorher aufgezeigt hatte, dass das alles erlogen war und auf gefälschten „Belegen“ basierte.

Auch im Spiegel war die Titelstory über „Putins Puppen“ nach meiner Enthüllung am 8. April nie wieder Hauptthema eines Artikels.

Der Spiegel kehrt das Thema seit dem unter den Teppich, anstatt den Fehler einzugestehen. Glück für Frohnmaier. Am Beispiel Strache kann man sehen, was ihm geblüht hätte, wenn die Medien mit der Lügengeschichte durchgekommen wären.

Und so spielt das Thema in Frau Hebels Artikel trotz der Erwähnung von Frohnmaier keine Rolle. Wäre der Spiegel überzeugt, die von ihm mit erfundene Frohnmaier-Story wäre wahr, dann wäre das doch jetzt die ideale Möglichkeit, auf all die Paralellen zum „Fall Strache“ hinzuweisen. Aber das tut der Spiegel mit keinem Wort, der Leser könnte sich ja fragen, ob die Strache-Story genauso ein Fake ist, wie die Geschichte um „Putins Puppe“ Frohnmaier. Das lässt sich aber nicht überprüfen, weil der Spiegel das Strache-Video nicht herausgibt, damit man die Behauptungen des Spiegel überprüfen kann.

Der Spiegel wird seine Gründe haben…

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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