Und wieder die Straße von Hormus: Hat Iran versucht, einen britischen Tanker zu kapern?

Die erwartete Zuspitzung des Konfliktes mit dem Iran ist heute eingetreten. Und wieder sind Anschuldigungen der USA und der Briten der Grund.

Der Grund des Konfliktes zwischen dem Iran und den USA tritt in den Medien immer weiter in den Hintergrund. Der Grund ist, dass die USA das Atomabkommen mit dem Iran gebrochen haben. Nun versuchen sie nach Kräften, dem Iran die Rolle des Bösewichts in dem Konflikt anzuhängen. Die Medien sprechen entsprechend auch nicht von einem Vertragsbruch durch die USA, sondern von einem „einseitigen Ausstieg“. Dass ein einseitiger Ausstieg aus dem Vertrag gar nicht möglich ist, liest man hingegen nicht. Die Fragen und Antworten zu dem Streit um das Abkommen habe ich hier zusammengefasst.

Das der Iran sich von den USA bisher aber nicht hat provozieren lassen, gab es dann im Mai Meldungen über „iranische“ Angriffe im Persischen Golf und im Juni im Golf von Oman. In beiden Fällen gab es keine Beweise, sondern nur Anschuldigungen aus Washington.

Dennoch ist es mittlerweile für den normalen Leser der Medien kaum noch nachvollziehbar, was dort vor sich geht. Die Medien berichten von iranischen „Ultimaten“ an die EU, während die EU angeblich das Atomabkommen retten will, sie melden „Verstöße“ des Iran gegen das Abkommen, dabei handelt der Iran in Übereinstimmung mit dem Abkommen. Und sie berichten von Angriffen auf Tanker, die angeblich auf das Konto des Iran gehen, obwohl es dafür keine Beweise gibt und diese Dinge dem Iran keinen Nutzen bringen, seinen Gegnern aber schon.

Was man in deutschen Medien nie liest ist, dass der Westen mit seiner Meinung zum Iran alleine auf der Welt ist.

Und wenn Großbritannien einen iranischen Tanker in internationalen Gewässern beschlagnahmt, wofür es keinerlei rechtliche Grundlage gibt, dann lenken die Medien von diesem völkerrechtswidrigen Akt der Piraterie durch ein Nato-Land ab.

Da zwischen den Vorfällen im Persischen Golf und im Golf von Oman ziemlich genau ein Monat lag und seit dem Vorfall in Golf von Oman wieder fast ein Monat vergangen ist, wundert es nicht, dass in der Region wieder etwas mit einem Tanker geschehen ist.

Die USA und Großbritannien werfen dem Iran vor, heute einen britischen Tanker in der Straße von Hormus behindert zu haben. CNN berichtet, dass ein US-Flugzeug den Vorfall beobachtet habe, ein Video liegt aber nicht vor. Demnach haben fünf kleine Schnellboote des Iran den Tanker zwingen wollen, den Kurs in iranische Gewässer zu ändern.

Reuters hingegen berichtet über die offiziellen Meldungen aus London, in denen von drei und nicht von fünf Schnellbooten die Rede ist, die erst durch das Eingreifen einer britischen Fregatte von dem Tanker abgelassen hätten.

Da es in den USA Kräfte gibt, die einen neuen Krieg wollen, war ein weiterer Zwischenfall zu erwarten. Und wieder gilt: Der Iran hat dabei nichts zu gewinnen, einen Krieg gegen die USA kann er nicht gewinnen. Der Iran wäre zwar ein weit schwerer Gegner, als es der Irak oder Libyen gewesen sind und könnte den USA schwere Verluste zufügen, aber zu gewinnen hätte er dabei nichts.

Und so wundert es nicht, dass es bisher wieder keine Beweise dafür gibt, dass der Iran etwas mit dem Vorfall zu tun hat. Es gibt wieder nur Anschuldigungen aus Washington und London. Und vielleicht bekommen wir später auch noch ein verwackeltes und unscharfes Video in schwarz-weiß zu sehen, dass die Täterschaft des Iran beweisen soll, auf dem aber wieder nichts zu erkennen ist.

Der Iran und die beschuldigten Revolutionsgarden haben die Vorwürfe sehr deutlich zurückgewiesen, das iranische Dementi findet sich in den langen Artikeln der westlichen Medien wenn überhaupt aber nur in einem Nebensatz, während ansonsten ausführlich auf die Vorwürfe gegen den Iran eingegangen wird. Wenn Artikel so aufgebaut sind, erwecken sie beim Leser das Gefühl, die Erklärung des Iran sei ohnehin unglaubwürdig.

Im Spiegel schaut das so aus: Zuerst wird der Iran als Rechtsbrecher hingestellt:

„“Entgegen internationalem Recht versuchten drei iranische Schiffe, die Durchfahrt eines Handelsschiffes, der ‚British Heritage‘, in der Straße von Hormus zu behindern“, teilte ein Sprecher der Regierung in London mit.“

Der Spiegel erinnert übrigens mit keinem Wort daran, dass London vor wenigen Tagen „entgegen internationalem Recht“ einen iranischen Tanker gekapert hat.

Für jemanden, der den Artikel aufmerksam liest, wird die Geschichte unglaubwürdig, wenn man lesen kann:

„Die britische Fregatte HMS „Montrose“, die den Tanker eskortierte, habe daraufhin ihre Kanonen auf die iranischen Schiffe gerichtet und sie aufgefordert, sich zu entfernen. Dem seien die potenziellen Angreifer dann auch nachgekommen. Laut CNN wurde der Vorfall aus der Luft gefilmt, nach Angaben von Fox News durch ein US-Aufklärungsflugzeug.“

Drei oder fünf kleine iranische Boote, da sind sich Briten und Amerikaner nicht ganz einig, obwohl sie alles genau beobachtet haben, sollen also einen Tanker bedrängt haben, der von einer schwer bewaffneten Fregatte eskortiert wurde? Wie glaubwürdig ist das? Und was sollen die sich gedacht haben? Dass die Fregatte sie gewähren lässt? Und natürlich war auch zufällig ein US-Flugzeug dabei, um alles zu filmen. Aber ein Video haben wir, egal ob vom Tanker, der Fregatte oder dem Flugzeug, nicht zu sehen bekommen.

In dem Spiegel-Artikel werden außerdem ausführlich die angeblichen Sünden des Iran aufgezählt. Zusammen mit den Meldungen von gleich zwei westlichen Ländern, Großbritannien und USA, steht für den unbedarften Leser danach die Schuld des Iran fest.

Der Spiegel hat in dem Artikel das Dementi des Iran nicht einmal erwähnt. Der Spiegel-Leser erfährt davon nichts, was den Iran noch schuldiger aussehen lässt.

Der Spiegel hat sich mal wieder erfolgreich als Pressesprecher und Propagandist der US-Streitkräfte betätigt und seinem Ruf als „ehemaligem Nachrichtenmagazin“ alle Ehre gemacht.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. Das muss man sich mal vorstellen, dass die selben Leute die solch unreife Spiele spielen auch die künstliche Intelligenz programmieren und vorantreiben – die dann als Gesamtpacket (nicht nur als Kriegsmaschinen sondern auch als Informationen usw.) auf die Gesellschaft zurück wirkt.

  2. „Der Spiegel erinnert übrigens mit keinem Wort daran, dass London vor wenigen Tagen „entgegen internationalem Recht“ einen iranischen Tanker gekapert hat.“

    Das ist nicht ganz richtig. Der Spiegel erwähnt den Vorfall sehr wohl! Allerdings in einer speziellen „Qualität“:

    „Vor einer Woche hatten die Behörden Gibraltars mithilfe der britischen Marine einen Supertanker mit iranischem Öl beschlagnahmt. Die „Grace 1“ soll versucht haben, illegal Rohöl in das Bürgerkriegsland Syrien zu bringen. Der iranische Präsident Hassan Rohani drohte Großbritannien zuletzt am Mittwoch wegen der Festsetzung des Tankers mit „Konsequenzen“.“

    Daß nicht die mutmaßliche Öllieferung des Iran an Syrien, sondern vielmehr die Festsetzung (Kaperung) des Schiffes durch die Briten illegal war, mußten den „Qualitätsjournalisten“ des Spiegel dann diverse Leserkommentare mitteilen…

    1. Mir ging es um die Formulierung: „entgegen internationalem Recht“
      Dass der Spiegel es meldet, ist bekannt, die Frage ist aber, wie er es nennt. Wenn GB es macht, nennt der Spiegel es „beschlagnahmt“. Beim Iran nennt er es „entgegen internationalem Recht“.
      ´Wenn man den gleichen Vorgang mit verschiedenen wertenden Formulierungen beschreibt, nennt man das „Propaganda“ und nicht Berichterstattung.

  3. Die Geschichte mit den drei bis fünf iranischen Booten ist auch deshalb völlig absurd, weil es mit Sicherheit auch Aufnahmen durch das britische Kriegsschiff gegeben hätte, wenn diese Geschichte stimmen würde! Aber es gibt sie nicht, Skripal lässt grüßen!
    Beim Staatssender ARD und der Desinformationssendung tagesschau durfte der britische Außenminister der Schiffsbesatzung danken, weil die die Iraner verjagt haben! Und solche, für jeden einigermaßen gebildeten Bürger erkennbaren fake news werden uns vom Staatssender ARD als „seriöse Nachrichten“ verkauft! So eine einfältige Propaganda habe ich nicht mal in der DDR erlebt!

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