Vergleich: Wie russische und deutsche Medien über die Anti-Iran-Rede des US-Vizepräsidenten berichten

Und wieder ist es interessant, zu beobachten, wie unterschiedlich die deutschen und die russischen Medien über ein und dasselbe Ereignis berichten. Heute sehen wir uns das mal am Beispiel der „Iran-Konferenz“ an, die in Warschau stattfindet, ohne dass der Iran dazu eingeladen worden wäre.

Wir werden uns die Unterschiede der Berichterstattung an einem Artikel von Spiegel-Online und an einem Artikel der russischen Nachrichtenagentur TASS anschauen. Beide Artikel beschäftigen sich mit dem, was US-Vizepräsident Pence auf der Konferenz gesagt hat. Sie haben also das gleiche Thema, was die Sache so interessant macht.

Die Interessen der USA sind bekannt, sie wollen einen Regime-Change im Iran, auch wenn sie das bestreiten und davon reden, dass sie „lediglich“ eine Änderung der Politik des Iran erreichen wollen. Dazu haben sie das mühsam ausgehandelte Atomabkommen mit dem Iran einseitig gekündigt und schwere Sanktionen gegen den Iran verhängt. Wobei: Man kann eigentlich nicht sagen, dass die USA das Abkommen gekündigt haben, sie haben es gebrochen, denn so eine einseitige Kündigung ist in dem Abkommen gar nicht vorgesehen. Was die USA getan haben, war Vertragsbruch.

Nun sind die EU-Staaten den USA auf dieser Linie bemerkenswerter Weise nicht gefolgt, was in Washington für Ärger sorgt. Entsprechend ist es wenig überraschend, dass Pence die Europäer aufruft, sich dem Kurs der USA anzuschließen. Die USA ärgert, dass die EU sogar ein Abrechnungssystem für den Handel mit dem Iran geschaffen hat. Das System war nötig geworden, weil keine Bank aus Angst vor US-Sanktionen bereit war, den Zahlungsverkehr mit dem Iran abzuwickeln. Dieses Abrechnungssystem ist kein vollwertiger Ersatz für den Zahlungsverkehr, aber selbst dieser halbherzige Schritt der Europäer macht die USA schon wütend.

Zu der Iran-Konferenz wurde der Iran selbst erst gar nicht eingeladen und Russland hat seine Beteiligung abgesagt, weil es klar war, dass das ganze nichts anders eine PR-Show der USA für ihre Politik werden sollte und keine echte Konferenz, die Probleme lösen könnte. Soweit sind sich Spiegel und TASS übrigens einig. Und auch dass Deutschland dieser Konferenz skeptisch gegenüber steht, kann man im Spiegel lesen: „Die von den USA und Polen organisierte zweitägige Konferenz wurde von Anfang an als Iranfeindlich kritisiert. So schickte Deutschland statt des Chefdiplomaten Heiko Maas (SPD) nur den Staatsminister Niels Annen (SPD). Die iranische Regierung wurde nicht zu dem Treffen eingeladen. Sie trifft sich mit den Präsidenten Russlands und der Türkei zu einer Art Gegengipfel in Sotschi am Schwarzen Meer.

Es ist nicht gerade ein „Gegengipfel“, wie der Spiegel behauptet. Das Treffen der Staatschefs findet im Rahmen einer seit langem geplanten, jährlichen, großen, russischen Investorenkongferenz statt.

Die beiden Artikel unterscheiden sich dann aber in den Schwerpunkten, die sie setzen. Im Spiegel wird ein Wort benutzt, dass bei deutschen Lesern besonders wirksam ist: „Holocaust“. So zitiert der Spiegel Pence so: „Pence bezeichnete Iran als „größte Bedrohung“ in der Region und beschuldigte die Führung in Teheran, einen „neuen Holocaust“ vorzubereiten. „Die Zeit ist für unsere europäischen Partner gekommen, sich aus dem Atomabkommen mit dem Iran zurückzuziehen und sich uns anzuschließen“, sagte Pence in Warschau. Gemeinsam mit den USA sollten die Europäer „den wirtschaftlichen und diplomatischen Druck“ ausüben, der notwendig sei, „um dem iranischen Volk, der Region und der Welt Frieden, Sicherheit und Freiheit zu bringen, wie sie es verdienen“, sagte der US-Vizepräsident.

Bei der TASS wurde der Schwerpunkt hingegen auf die Drohungen der USA gegen die Europäer gelegt, über die der Spiegel nicht berichtet hat: „„Einige Partner in Europa versuchen, Mechanismen zu schaffen, die unsere Sanktionen [gegen den Iran] umgehen“, sagte er und erinnerte an den von Frankreich, Großbritannien und Deutschland geschaffenen Abrechnungsmechanismus. „Dieses Instrument ist ein Versuch, die US-Sanktionen zu verletzen. Das wird den Iran stärken, die EU schwächen und die Kluft zwischen Europa und Amerika vertiefen“, warnte Pence. Er betonte, dass die Sanktionen „verstärkt werden, wenn der Iran sein destabilisierendes Verhalten nicht ändert“.

Dass der Hinweis auf den Verstoß gegen die US-Sanktionen auch eine verdeckte Drohung der USA ist, die normalerweise jeden, der gegen von ihnen verhängte Sanktionen verstößt, bestrafen, dürfte bei den Teilnehmern angekommen sein.

Weiter zitiert TASS: „Wir sind hier auf der Konferenz alle einig, dass die Aggressivität des Iran in den letzten Wochen zugenommen hat

Die TASS kommentiert das nicht, aber es ist natürlich Unsinn. Diese Einigkeit besteht nicht, denn zum Beispiel Deutschland hat, wie sogar der Spiegel schrieb, nicht einmal den Außenminister geschickt und damit gezeigt, was es von der Konferenz und den Zielen der USA in Bezug auf den Iran hält. Diese Aussage von Pence dürfte eher für die Abendnachrichten in den USA bestimmt sein, um den US-Bürgern zu zeigen, dass die Welt mit den Thesen der USA übereinstimmt.

Wie wichtig die USA die Konferenz nehmen, kann man im Spiegel auch lesen: „Die USA sind dagegen sehr prominent in Warschau vertreten: Neben Mike Pence nimmt auch US-Außenminister Mike Pompeo an der Konferenz teil.

Da ist es fast schon ein Affront, wenn Deutschland anstatt des Außenministers nur den Staatssekretär schickt.

Man sieht, wie unterschiedlich die Schwerpunkte der Berichterstattungen sind. Auch wenn man im Spiegel die deutsche Ablehnung der US-Politik gegenüber dem Iran deutlich sieht, wurde der Schwerpunkt auf die angebliche Bedrohung durch den Iran gelegt. Die TASS hingegen berichtete im Schwerpunkt über die Kritik der USA an einigen europäischen Ländern und verdeckte Drohungen gegen sie.

Während die TASS dann ausführlich auf das alternative Abrechnungssystem der Europäer einging, hat der Spiegel noch einen interessanten Nebensatz geschrieben: Pompeo „hatte Iran im Vorfeld vorgeworfen, „einen Mord-Feldzug in ganz Europa“ durchzuführen.

Dies ist ein Hinweis auf Nachrichten der letzten Monate, in denen dem Iran unterstellt wurde, in Europa Oppositionelle zu ermorden. Im Zusammenhang mit diesen Meldungen war ich von Anfang an skeptisch, weil der Iran derzeit kaum etwas weniger brauchen kann, als negative Schlagzeilen in Europa und daher kaum genau in dieser Situation Mordkommandos losschickt, um ein paar unwichtige Dissidenten zu töten. Aber den USA spielen solche Negativschlagzeilen über den Iran in die Hände. Fakten dazu sind rar, jeder kann hier seine eigene Meinung haben.

Bemerkenswert ist jedoch, dass diese angeblichen iranischen Morde in Europa bisher medial praktisch gar nicht ausgeschlachtet wurden. Aber das kann ja noch kommen.

Außerdem brachte der Spiegel in diesem Zusammenhang noch etwas, was russischen Medien im Gegensatz zum Spiegel eigene Artikel wert war, nämlich die Tatsache dass ausgerechnet heute der israelische Ministerpräsident gesagt hat, er wolle einen Krieg gegen den Iran: „Auch Israels Premierminister Benjamin Netanyahu sorgte mit einer Äußerung für Wirbel: In einem Video sagte er, dass er mit den arabischen Teilnehmern „unser gemeinsames Anliegen eines Krieges mit Iran“ voranbringen wolle. Später löschte sein Büro das Video und relativierte die Aussage. Das Wort „Krieg“ wurde durch „Bekämpfung“ ersetzt.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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