Was sagt Putin zu den persönlichen Beleidigungen aus Georgien gegen ihn?

Wladimir Putin hat sich zu der neuen Krise mit Georgien und zu persönlichen Beleidigungen gegen ihn selbst geäußert.

Über den Fall des georgischen Journalisten, der Putin persönlich in einer Sendung im georgischen Fernsehen in nicht zitierfähigen Worten beleidigt und unter Verwendung von schlimmsten Kraftausdrücken auch erklärt hat, was er alles auf den Gräbern von Putins Eltern tun würde, habe ich schon berichtet. Im russischen Parlament, der Duma, wurde einstimmig gefordert, Sanktionen gegen Georgien zu verhängen.

Da ich darüber schon geschrieben habe und es hier nicht alles wiederholen möchte, werde ich darauf jetzt nicht noch einmal eingehen, sondern lediglich Putins Reaktion darauf komplett übersetzen. Putin besuchte heute eine internationale Konferenz zum Thema High-Tech bei der Universität in Jekaterinburg. Dort wurde er von einem Reporter nach der Geschichte gefragt. Ich habe diesen Dialog komplett übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Reporter: Meine Frage betrifft Georgien. Darf ich?

Wladimir Putin: Wir sind auf einer so guten internationalen Veranstaltung rund um die Technologie. Zeigt Georgien Fortschritte bei der Anwendung moderner Technologien?

Reporter: Leider nicht. Es gab wirklich beispiellose Beleidigungen gegen Ihre Person…

Wladimir Putin: Ach wirklich?

Reporter: Und die Fraktionen der Staatsduma sind in der Entscheidung einig, ein Embargo zu verhängen. Es geht natürlich um Lebensmittel und Geldüberweisungen. Wann werden Sie sich in dieser Sache entscheiden?

Wladimir Putin: Wissen Sie, es wird lange dauern, diese Frage vollständig zu beantworten. Aber ich werde Ihnen ganz kurz sagen, wie ich darüber denke. Um dies zu tun, um zu verstehen, was mich in dieser Frage bewegt, muss man ein wenig in die Vergangenheit, in die Geschichte, schauen.

Schauen Sie, Ossetien wurde, wenn ich mich richtig erinnere, im Jahre 1774 Teil des Russischen Imperiums. Und zwar als Ganzes, also der südliche und der nördliche Teil, als unabhängiger Staat. Abchasien kam im Jahre 1810 dazu, auch als unabhängiger Staat, als Fürstentum.

Später begann sich daraus ein einziger Staat zu entwickeln. Südossetien fiel an die Provinz Tiflis. Es gab damals kein Georgien, es war die Provinz Tiflis.

Abchasien entwickelte sich auf andere Weise. Als das Russische Reich nach dem Ersten Weltkrieg zusammenbrach, versuchte Georgien, Abchasien zu schlucken und bildete einen unabhängigen georgischen Staat und mit Hilfe deutscher Truppen besetzte Georgien im Jahr 1918 Abchasien.

Die Besatzer haben dort ein sehr hartes Regime geführt. Noch härter waren die georgischen Truppen in den Jahren 1919 und 1920 in Ossetien. Heute würde man das Völkermord nennen.

Es wäre gut, wenn die heutige georgische Regierung sich daran erinnern würde. Das sollte bedacht werden, wenn die georgische Regierung heute Beziehungen zu den Menschen in Abchasien oder Südossetien aufbauen will.

Während der Sowjetunion wurde unter anderem durch Vertrag die Sozialistische Republik Abchasien gebildet, zu der auch das heutige Georgien gehörte. Es war damals nicht einmal Georgien.

Zu Stalins Zeiten wurde die Sozialistische Republik Georgien gegründet und Abchasien wurde ein integraler Bestandteil davon (Stalin war Georgier, Anm. d. Übers.). Unsere Menschenrechtler übersehen das übrigens immer. Das ist merkwürdig.

Aber auf Stalins Anweisung hat der NKWD, angeführt von Berija, sehr harte Maßnahmen gegen die Abchasen mit dem Ziel der Übernahme dieses Territoriums und des abchasischen Volkes durch Georgien ergriffen. Ich möchte diese Maßnahmen jetzt nicht einmal aufzählen

Dies ist ein schweres Vermächtnis, das nicht nur nicht berücksichtigt wurde, sondern einfach von einem der ersten Präsidenten des modernen Georgien ignoriert wurde, als er alle Autonomien für Ajaria, Abchasien usw. abschaffte. All dies führte zu einer Explosion und einem Bruderkrieg.

Seinerzeit überzeugte ich Saakaschwili und sagte: „Mikhail Nikolaevich, lassen Sie auf keinen Fall militärische Aktionen gegen Abchasien oder Südossetien zu.“ Die Amerikaner sagten dasselbe: „Ja, auf keinen Fall.“

Was haben sie aber getan? Sie haben einen Krieg angefangen. Ergebnis? Heute ist es bekannt. Russland war gezwungen, die Unabhängigkeit dieser Republiken anzuerkennen und die Menschen in Abchasien und Südossetien schützen.

Warum erzähle ich all das? Weil diese antirussischen Gefühle in Georgien von jenen Menschen angeheizt werden, die entweder nichts davon wissen oder es wissen, aber ignorieren und letztlich dem georgischen Volk irreparablen Schaden zufügen.

Alles andere sind die Folgen. Diese Beschimpfungen sind nur die Folge davon. Das muss man ernst nehmen, aber man muss nicht auf die Äußerungen einiger Idioten reagieren.

Was mögliche Sanktionen gegen Georgien angeht, das würde ich schon aus Respekt vor dem georgischen Volk nicht tun. Da hat sich einer wichtig gemacht, den vorher kaum jemand kannte und jetzt reden alle über ihn. In diesem Sinne hat er sein Ziel erreicht. Er wurde für zwei Monate suspendiert und ging in den Urlaub. Er wird wieder kommen und weiterarbeiten.

Aber es gibt Menschen, die in Georgien dagegen protestieren. Um dieser Menschen willen würde ich nichts tun, was unsere Beziehungen erschweren könnte. Das Ziel muss es sein, die vollwertigen Beziehungen zwischen Russland und Georgien wiederherzustellen.

Reporter: Es gab einen Vorschlag aus der Duma und von anderen Politikern, ein Strafverfahren gegen den georgischen Journalisten nach dem Paragraphen über die Beleidigung von Amtspersonen zu eröffnen.

Wladimir Putin: Es wäre zu viel der Ehre für ihn, deswegen ein Strafverfahren einzuleiten. Soll er doch weiter reden.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

    1. Nur „unglaublich geduldig“ greift meines Erachtens viel zu kurz. Geduld ist doch in Putins‘ Fall (und nicht nur in seinem) nur eine Folge von Empathie, Diplomatie und Weitsicht. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem Glücksfall für Russland, die gesamten ehemaligen Sovjet-Republiken, ja letztendlich für die gesamte Weltgemeinschaft, oder wie Dr. Daniele Ganser sagt „die Menschheitsfamilie“. Hätte er diese positiven Eigenschaften nicht, wäre er also nur ein weiterer Kriegsverbrecher (wie z.B. die Friedens-Nobel-Preisträger Dr. Henry Kissinger oder Barack Obama, Staats-Oberhäupter wie z.B. Nixon, Reagan, Clinton, Bush sen. u. jun., Tony Blair, Gerhard Schröder oder einfach nur empathie- und rückgratlose, menschenfeindliche, dumme Politiker wie Scharping, Joschka Fischer, Poroschenko, Rebecca Harms, Marie-Luise Beck und, und, und….. (ich brauche hier noch eine Zusatz-Seite!!!), hätte es meinens Erachtens durchaus möglich sein können, daß irgendein rückgratloses Spatzenhirn an irgendeiner Machtposition bereits für uns *Menschheitsfamilie* viel Unheil hätte anrichten können.
      Natürlich vertritt auch Herr Putin die „Interessen“ seines Landes. Das ist so legitim, wie auch andere Staatenlenker es tun, bei denen ich mir aber nicht immer sicher bin, ob sie die Interessenlage ihrer Bevölkerung oder irgendwelcher Konzerne oder Finanz-Kartelle meinen. Da auf der globalen Ebene die Interessenlage aller berücksichtigt werden muß, sollte es nicht verwundern, daß dann auch mal Kompromisse zu Lasten des eigenen Portemonnaies oder im großen gesehen des eigenen Volkes hingenommen werden müssen. Diese Diplomatie-Eigenschaften würde ich mir von allen „Globalisten“ wünschen. Scheint aber nur ein Traum zu sein.

  1. Über Putins Äusserungen und seiner Art mit den Dingen umzugehen bin ich immer wieder positiv überrascht.
    Und vieleicht ist das der Grund warum der Westen Angst vor ihm hat. Und ihn fast täglich versucht schlecht machen.
    Das Putin Buch ist ein unbedingtes muss! Es ist kein bisschen schwerfällig wie man vieleicht erwarten könnte, gar nicht, ganz einfache Wortwahl und hoch spannend. Sollte jedem,r Schülern*Inn für Medienkompetenz mitgegeben werden. Ich wohne in Altbauhäusern und habe eine Exemplar in unsere Bibliothek gestellt. 10 Min. später war es schon weg.

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