Was will Macron? Interessante diplomatische Initiativen aus Paris, aber kein Wort in den deutschen Medien

In der Iran-Krise gab es in den letzten Stunden spannende Entwicklungen, die jedoch wohl am Ende zu nichts geführt haben. Macron hat einen Versuch gemacht, Bewegung in die Krise zu bringen.

Zur Erinnerung: Die USA haben mit dem Bruch des Atomabkommens mit dem Iran im Mai 2018 und ihren folgenden Sanktionen die aktuelle Krise ausgelöst. Die EU, die sich gemäß Abkommen verpflichtet hatte, den Handel mit dem Iran zu ermöglichen, kritisiert die USA zwar medienwirksam, aber trotzdem nur halbherzig, und tut gleichzeitig nichts, um den Handel mit dem Iran zu retten. Damit verstößt auch die EU gegen ihre im Atomabkommen übernommenen Verpflichtungen. Der Iran hat trotzdem mit einer Reaktion ein volles Jahr gewartet. Eine Zusammenfassung der Chronologie und Standpunkte der beteiligten Länder finden Sie hier.

Als der Iran dann im Mai 2019 verkündet hat, er werde nun auch Teile des Abkommens nicht mehr umsetzen, warf man ihm vor, gegen das Abkommen zu verstoßen. Das ist absurd, denn erstens haben die USA das Abkommen schon ein Jahr zuvor gebrochen und zweitens erlaubt Artikel 26 des Abkommens dem Iran ausdrücklich, seine Verpflichtungen aus dem Abkommen auszusetzen, wenn ein Vertragsstaat Sanktionen gegen ihn verhängt. Das haben die USA getan und der Iran hat trotzdem ein volles Jahr abgewartet, wie die EU reagiert, bevor er diesen Schritt gegangen ist.

Der Iran hat immer wieder verkündet, er würde das Abkommen wieder vollständig umsetzen, wenn zumindest die EU ihren Teil des Abkommens erfüllt. Inzwischen ist der Iran sogar noch zurückhaltender geworden und fordert von der EU lediglich, iranisches Öl zu kaufen, dann würde er seine Verpflichtungen aus dem Atomabkommen sofort wieder vollständig erfüllen. Die deutsche Presse erzählt ihren Lesern diesen Teil der Geschichte jedoch nicht und spricht stattdessen von iranischen „Ultimaten“, gerade so, als würde der Iran etwas völlig ungeheuerliches fordern.

Und zur Erinnerung: Der Iran könnte weiterhin von der EU volle Vertragstreue fordern und gleichzeitig das Abkommen aussetzen, denn der Vertragsbruch der USA und ihre Sanktionen erlauben dem Iran, sein Atomprogramm vollständig wieder aufzunehmen. Der Iran zeigt also große Kompromissbereitschaft.

Offensichtlich ist der Iran an einer Ausweitung seines Atomprogrammes nicht interessiert, der Iran fordert ja sogar nur noch eine teilweise Vertragstreue von der EU. Von der Ermöglichung des vollständigen Handels durch die EU ist im Iran derzeit nicht mehr die Rede, obwohl die EU das umsetzen müsste. Der Iran fordert nur noch die Abnahme seines Öls, um zur Umsetzung des Atomabkommens zurückzukehren.

In den letzten Wochen spielte der französische Präsident Macron eine sehr undurchsichtige Rolle. Er stellte sich in Sachen Internetsteuer gegen die USA, traf unmittelbar vor den G7-Treffen den russischen Präsidenten Putin, während des G7-Treffens reiste der iranische Außenminister Zarif an und traf sich mit Macron. Und letzte Woche hielt Macron eine sehr bemerkenswerte Rede über das Ende der westlichen Vorherrschaft und darüber, dass es für Europa existenziell wichtig sei, endlich die Beziehungen zu Russland zu normalisieren. Er sprach sogar von der Errichtung einer gemeinsamen Front mit Russland, um den beiden heutigen Supermächten USA und China widerstehen zu können. Er nannte das Zusammengehen mit Russland den einzigen Weg, die „europäische Zivilisation“ zu retten.

Ich habe noch nicht verstanden, ob Macron tatsächlich für eine völlig neue Politik steht oder ob es sich hierbei um politische Winkelzüge handelt. Wir werden wohl abwarten müssen, was Macron tatsächlich umsetzt. Aber seine politischen Coups der letzten Zeit waren bemerkenswert.

Gestern kam ein neuer Coup von Macron.

Er hat dem Iran 15 Milliarden Dollar Kredit von der EU angeboten, wenn der Iran im Gegenzug wieder das Abkommen einhält. Auf den ersten Blick ist das ein „vergiftetes“ Angebot. Warum soll der Iran Zinsen auf einen Kredit zahlen, wenn er auch Öl für 15 Milliarden verkaufen könnte? Aber die 15 Milliarden sind quasi Vorkasse für Öl, das der Iran später irgendwann liefert, wenn der Streit mit den USA beigelegt ist. Und wenn darauf keine Zinsen anfallen (was möglich ist, die Details sind nicht bekannt), wäre das ein Kompromiss.

Im Iran gab es Stimmen, die sich bereit erklärt haben, in diesem Fall die Verpflichtungen aus dem Atomabkommen wieder zu erfüllen.

Der Haken an der Sache: Macron hat den Kredit (oder die Vorkasse) nur angeboten, wenn die USA nichts dagegen haben. Und damit war klar, dass daraus wohl nichts wird. Und tatsächlich: Die USA haben den Vorschlag zur Deeskalation der Krise abgelehnt.

Der Iran hat daraufhin mitgeteilt, das Geld auch gar nicht haben zu wollen. Gleichzeitig verkündete der Iran, dass er, sollte die EU nicht endlich ihre übernommenen Verpflichtungen umsetzen, demnächst weitere Verpflichtungen aus dem Abkommen aussetzen wird.

Soweit die Fakten. Über diese Initiative Macrons und die Entwicklungen der letzten 24 Stunden, habe ich bisher in den deutschen „Qualitätsmedien“ nichts gefunden. Lediglich in der FAZ habe ich heute Morgen einen Artikel zum Iran gefunden, jedoch stand dort kein Wort über Macrons Versuch einer Kompromisslösung zu lesen. Die FAZ berichtet lediglich, der Iran werde die Besatzung des vor einiger Zeit beschlagnahmten Tankers freilassen.

Fühlen Sie sich jetzt auch gut informiert von den deutschen „Qualitätsmedien“?

Nachtrag: Einige Stunden, nachdem ich diesen Artikel veröffentlicht habe, hat auch der Spiegel sich des Themas angenommen.

Das Ergebnis ist schockierend, denn der Spiegel dreht wirklich alles ins Gegenteil. Obwohl es eindeutig Macron war, der die Initiative mit dem 15-Milliarden-Kredit gestartet hatte, kann man im Spiegel das Gegenteil lesen. Mehr noch, der Artikel beginnt so:

„Als Bedingung für weitere Verhandlungen um die Rettung des Atomabkommens will Iran einen Kredit in Höhe von etwa 15 Milliarden US-Dollar.“

Beim Spiegel stellt also der Iran angeblich ganz rotzfrech Forderungen. Dass die Initiative von Macron ausging und nicht vom Iran, kann der Spiegel-Leser nur erraten, wenn er erst viel später, nachdem er ausführlich im Spiegel von Irans Forderungen und ähnlichem gelesen hat, folgenden Satz im Artikel findet:

„Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte dazu beim G7-Gipfel in Biarritz Ende August eine neue diplomatische Initiative gestartet.“

Mehr erfährt der Spiegel-Leser nicht. Dass diese „neue diplomatische Initiative“ von Macron das Kredit-Angebot war, soll der Spiegel-Leser nicht erfahren. Und obwohl der Iran schon mitgeteilt hat, dass er die 15 Milliarden eigentlich nicht möchte, behauptet der Spiegel, der Iran würde den Kredit als Bedingung für weitere Gespräche fordern.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

18 Antworten

  1. Macron scheint tatsächlich gerade etwas zu irrlichtern. Es wird sich vielleicht irgendwann zeigen, was er, bzw. seine Hintermänner und Stichwortgeber damit bezwecken. Wie sich das weitere Verhältnis der EU (also inbesondere deutsche Eliten und französische Eliten) zu Russland ausgestaltet, wird man am Ausgang des Gerangels um North Stream II vielleicht abschätzen können:

    wirtschaftliche Vernunft in der EU geopolitische Ränkespiele des US-Deep-State ???

  2. „Er sprach sogar von der Errichtung einer gemeinsamen Front mit Russland“

    Hier ist es richtig formuliert, „mit“, in deiner Übersetzung, „Ausführlich im russischen Fernsehen: Macron spricht sich für Zusammenarbeit mit Russland aus“, wird aber gleich zweimal statt „mit“ von „zwischen“ gesprochen.

    „eine gemeinsame Front zwischen der Europäischen Union und Russland zu bilden.“

    Es kann sich um einen Übersetzungsfehler handeln, oder aber, es ist eine geschickte Formulierung. Weil, wie du hier richtig schreibst, bildet man eine gemeinsame Front „mit“ Russland oder eben eine gemeinsame Front „zwischen“ Russland und der EU. Es könnte sich also auch – und das ist wahrscheinlicher – um einen Aufruf an die EU Staaten handeln(die weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu Russland und eine Lockerung der Sanktionen anstreben) eine gemeinsame Front gegen Russland zu bilden. Auch darf man nicht vergessen, das Deutschland bzw. Frankreich der „Westen“ ist, oder sich zumindst zum „Westen“ zählen.

    Wenn Kolonialverwalter Grenell beispielsweise damit „droht“ die US-Besatzertruppen aus Deutschland abzuziehen, sollte Deutschland das 2% NATO „Ziel“ nicht einhalten, um diese dann nach Polen zu verschieben. Dann ist das kein Rückzug sondern ein Vorwärts-Robben.

    „Wir erleben das Ende der westlichen Hegemonie in der Welt. Wir müssen anerkennen, dass neue Mächte entstehen, deren Bedeutung wir lange unterschätzt haben.“

    Das Pfeifen ja selbst schon die toten Spatzen aus der Dachrinne, dass Dumme daran ist, dass der Westen kein Fan vom aufgeben ist. Was mich an das berühmte Zitat von Brecht erinnert: „Die Kapitalisten wollen keinen Krieg. Sie müssen ihn wollen.“

    Also, um es Kurz zu machen, mich stimmt das alles skeptisch und in Euphorie würde ich nicht verfallen, wenn ein Macron die Beziehungen zu Russland reformieren will. Denn, wie wir alle Wissen, verstehen Politiker unter reformieren etwas gänzlich anderes, als „durch Reformen verändern, verbessern“(Duden).

    1. Zum Thema „mit“ und „zwischen“. Das war in den beiden russischen Übersetzungen, die den zwei Artikeln zugrunde lagen, jeweils leicht unterschiedlich übersetzt.
      Sinngemäß ging aber aus beiden hervor, dass Macron gemeinsam mit Russland eine Front aufbauen wollte. Ob es eine Art Bündnis „zwischen“ der EU und Russland oder eine Front zusammen „mit“ Russland ist, ist Wortklauberei. Sollte das missverständlich formuliert gewesen sein, tut es mir leid.
      Ich spreche kein Französisch und war daher auf die russischen Übersetzungen angewiesen. Sollte jemand Französisch sprechen, kann er ja mal die Rede im Original anhören und uns mitteilen, wie es im Original formuliert war.

      1. „Ich spreche kein Französisch und war daher auf die russischen Übersetzungen angewiesen.“ Das meinte ich mit Übersetzungsfehler(nicht deinerseits), bei doppelten Übersetzungen, z.B. vom französischen, ins russische, ins deutsche kann sich da schon etwas einschleichen.

        Grundsätzlich bin ich bei Diplomatensprech immer sehr darauf bedacht, wie etwas formuliert wird. Da man häufig mehrere Parteien bedienen muss, die gegenseitige Vorstellungen haben. Da verschachtelt man schon einmal ganz gerne. Und den Satz kann man, wie ich aufgezeigt habe, auch gänzlich anders Interpretieren, als er von dir interpretiert wurde.

        Sollte keine Kritik an deiner wertvollen Arbeit sein, sondern eine andere Sichtweise auf die Dinge legen.

      1. In letzter Zeit wird mir ohnehin viel zu oft das Wort Vorwärts in den Mund genommen:

        The use of strategic bombers in Iceland helps exercise Naval Air Station Keflavik as a forward location for the B-2, ensuring that it is engaged, postured and ready with credible force to assure, deter and defend the U.S. and its allies in an increasingly complex security environment.
        https://www.usafe.af.mil/News/Press-Releases/Article/1945664/us-air-force-b-2-bombers-land-in-iceland/

  3. „Fühlen Sie sich jetzt auch gut informiert von den deutschen „Qualitätsmedien“?“

    Ich lese die MSM grundsätzlich nicht. Die Hoffnung, von denen informiert zu werden, habe ich längst aufgegeben. Jeder Klick bei SPON oder FAZ.net wird von denen benutzt, um ihren Werbekunden zu sagen: „Seht her, wir werden gelesen!“; und generiert dadurch Anzeigen. Am Überleben der MSM will ich mich aber nicht mitschuldig machen.

    Macron ist ein unverbesserlicher Globalist. Die Beziehungen zu Russland normalisieren zu wollen, bedeutet nicht, dass er einen Deut nachgibt. Vielmehr hofft er, Putin einzubinden und mit EU-Geldern erpressbar zu machen.

    1. Ja, Macron ist ein vollständiges Gewächs des Finanzkartells, gegen dessen Vorgaben und Befehle er nie zu handeln wagte. – Ob die Gelbwesten so spontan wie dargstellt sind, kann ich nicht beurteilen.
      Seine Aussagen lassen aufhorchen in Bezug auf eine mögliche Änderung der Strategie des „gobalen Prädiktors“ (Valeriy Pyakin, Fonds konzeptuelle Technologien Altai, russischer Think Tank), der sein Steuerzentrum derzeit nach China verlegt. Symptom: Die im Zuge der Reformen errichtete chinesische Zentralbank gehört den Rothschilds!

  4. Macron ist ein eitler Fatzke, der sich immer Themen sucht, die anders als der Trend sind, damit er auffällt. Diesem Mann vertraue ich nicht, denn sobald er es für medial wichtig hält, dreht er sich wie ein Fähnchen im Wind. Alles Schall und Rauch.

  5. Ich würde eine spielerische Perspektive vorschlagen: Macron wird eine Rolle im Spiel gegönnt. Sonst bewegt sich nichts in Europa. Wer gönnt Macron diese Rolle? Putin, Rouhani, Khamenei, Trump, Xi. Sie geben allerdings Macron nicht vor, wie er zu spielen hat. Macron schwingt mit großen Worten den Säbel. Er darf in den Ring, die Tür dafür haben die Iraner ihm oder Europa immer offen gehalten, und immer auch gesagt, „schön, schön… aber nicht genug.“

    Mit etwas Humor ausgerüstet, können wir sehen, dass Macron seinen Weg zur Realität noch nicht gefunden hat, und vielleicht können wir hinter den Kulissen auch sehen warum das so ist. – Die Iraner haben jedoch die Schwäche seines Zugs sofort gesehen und genannt: die wollen das Geld nicht, und das heißt, dass sie das Geld nicht brauchen. Doch wenn das Angebot von Macron ernst gemeint war, hat er annehmen müssen, dass der Iran das Geld braucht, aber wäre das wahr, hätte er auch erkennen müssen, dass es ein unanständiges Angebot war, ein Versuch den Iran zu erpressen. Selbst, also, wenn die Annahme richtig wäre, dass der Iran das Geld braucht, hätte Iran das Angebot ablehnen müssen. Von der Warte aus, müsste man das Angebot als stümperhaft bewerten. Aber kein Beinbruch, nicht jedes Baby kann sofort schwimmen.

    Tatsächlich jedoch, entgegen Trumps Propaganda-Aussagen für sein eigenes Publikum, ist die US „maximum pressure“ Kampagne bis dato fehlgeschlagen. Dies hat diverse Gründe. Zu einem ist es den USA nicht gelungen Irans Ölförderung und Verkauf auf null zu drücken, sondern der Iran verkauft das Öl in großen Mengen, an China als größtem Abnehmer. Und wer das bezweifelt, sollte nur auf den Ölpreis blicken: wäre es den USA gelungen, Öl aus Venezuela und aus dem Iran vom Markt zu nehmen, müssten die Preise steigen, was schön für die US Fracking-Industrie wäre. Die Preise steigen aber nicht. Vielleicht glaubt Macron Trumps innenpolitischer Propaganda, oder er wagt es nicht zu widersprechen, oder er verkennt die Realität.

    Wer mit dem Iran verhandeln will, muss die wahre externe und innere Situation des Landes einschätzen können. Extern ist es offenkundig, dass die Beziehungen, und das heißt auch strategisches Vertrauen, zwischen Russland und dem Iran sich stetig und sehr tiefgreifend entwickelt haben. Wir sehen das meistens in Kleinigkeiten oder Einzelmeldungen, die aber andeuten, dass unterhalb der „Spitze“ eine Masse an Eisberg liegt. Was haben wir neuerdings bezüglich Spielereien mit Tanker-Kapern gehört? Nicht viel. Nur irgendwann in diesem Monat werden Russland und der Iran gemeinsame Marineübungen im Persischen Golf durchführen. Das ist nicht sehr günstig für Tanker-Spiele. Abgesehen davon hat sich der Iran ganz alleine militärischen Respekt verschafft: der einzige US Flugzeugträger „nimmt Position gegen Iran auf“ aus einer Entfernung von 600 Meilen.

    Im Inneren hat sich sehr viel getan, wirtschaftlich und finanziell: der Iran krabbelt gar nicht auf dem Knie . Und Öl an sich spielt nicht einmal die Hauptrolle, obwohl in der Öl-Behörde gründlich aufgeräumt wurde, von außen her kann man nur nicht richtig beurteilen ob die betroffenen Beamten Verräter waren oder nur inkompetent. Finanziell gibt es ein neuen Zentralbank Chef, und mit ihm hat Russland endlich Mechanismen für die Entdollarisierung und weiterreichende Handelsmechanismen in Gang gesetzt. Schlupflöcher für Devisenbetrug sind geschlossen worden und vieles mehr. Und während Khamenei vor gut 4 Jahren die iranische Business Community gegen Deals mit gewissen ausländischen Firmen warnte, weil sie nur den Iran ausrauben wollten und nicht im Sinne des Volkes investierten, ist nicht viel passiert. Jetzt passiert sehr viel. Es ist als ob der Sanktions-Bumerang-Effekt von Russland –Importsubstitution, Entwicklung der eigenen wissenschaftlichen- und technischen Stärken – sich im Iran wiederholt, als wäre es ein „Exportmodell“. In der Zeit der noch rasenden Globalisierung, sollen wir nicht unterschätzen wie tief der US- und Welt-Sumpf sich auch im Iran breit machte.

    Und dann natürlich –nicht zu vergessen – die Säuberung der iranischen militärischen und geheimdienstlichen Strukturen von den alten CIA-Bindungen, die Iran offen und öffentlich bekannt gab (17 Agenten verhaftet oder liquidiert). Zwar hat Trump öffentlich darauf reagiert mit „not true“ / nicht wahr, aber das hat ungefähr die Bedeutung der Aussage am Ende des Tonbands in den Filmen von „Mission Impossible“ wo gesagt wird, „Sollten Sie versagen, haben wir von Ihnen keine Kenntnis und Sie bekommen von uns keine Unterstützung.“ Das hin und her der Meldungen war Teil des „Gesprächs“ das sich doch zwischen Trump und dem Iran entwickelt, weil Trump die Klappe hätte halten können (die Iraner auch), und dann hätten die zwei Seiten darüber rätseln müssen, was das Stillschwiegen bedeuten soll. Die zwei Seiten schweigen aber nicht, und wenn man weiß wo Trumps Gegner sitzen, kann man mit gutem Grund zumindest spekulieren, dass die Meldung aus dem Iran ihn nicht traurig machte. Die anti-Trump CIA kann Trump unmöglich für das eigene Versagen verantwortlich machen. Das sie jedoch versagen würden, könnte nicht schwer vorauszusehen sein.

    Und in diesem Malstrom will Macron segeln fahren. Mutig oder tollkühn, wir wissen noch nicht was es ist.

    Und eins, m.M.n., sollten wir klar erkennen: das ganze Gequatsche über eine iranische Atombombe ist ein Geschenk an den Iran. Halten wir das ganze Paket vor Auge: Iran-Syrien-Irak-Libanon/Hisbollah- Türkei – Pakistan – Afghanistan — „arabische NATO“ (nie geboren) — BRI – Israel – USA – Russland. Iran hat die Bombe nicht, strebt keine Bombe an, *könnte* aber eine Bombe entwickeln. In der Hand hat also der Iran nichts, schafft es aber ohne Bombe eine durchaus glaubwürdige Abschreckung auszuüben. Hisbollah schafft die Abschreckung auch. Israel hat die Bombe in der Hand. Israel kann die Bombe nur einsetzten auf Kosten der eigenen Existenz. Das „Bündnis“ mit Amerika nutzt nichts. Man sitzt am Verhandlungstisch: Iran verzichtet auf das was es nicht hat, Israel verzichtet auf das was es hat. Stabilität kehrt ein, die Prosperität darf kommen. Darauf läuft das Spiel hinaus. – Ein Kapitel in der Story, „Wie das schwer Vorstellbare unvermeidlich wird.“

    1. Dieses ganze Gequatsche um ein iranisches Atomprogramm, mittels dessen sich der Iran Atomwaffen zulegen wollte, war doch ohnehin nur ein Vorwand! Keinen einzigen Beleg konnten westliche Geheimdienste dafür liefern! Es ging doch lediglich darum, den Einfluss eines aufstrebenden Iran zugunsten der US-Verbündeten zurückzudrängen! Wohl kurz nach dem Scheitern der US-Invasion im Irak, also 2004 wurden, so habe ich es mal gelesen, wurden die Forschungsarbeiten eingestellt! Aber es wird natürlich auch in den westlichen „Qualitätsmedien“ unterschlagen, dass Ex-NATO-Oberbefehlshaber W. Clark öffentlich erklärte, dass der Iran schon 1991 neben Syrien, Libyen und dem Irak auf einer Liste von sieben Staaten stand, die die USA angreifen wollten! Vor diesem Hintergrund wären iranische Atomwaffen natürlich eine Versicherung gegen solche Aggressionsabsichten!

      1. Und die Rakettenabwehr in Rumänien und Polen wurden auch wegen der angeblichen Aggression vom Iran(und Nordkorea) installiert. Heute wissen wir, dass das in Wahrheit Batterien sind, die gegen Russland als Erstschlagswaffe konzipiert sind.

  6. Ich mache gerade in Russland Urlaub und wenn ich sehe, was hier abgeht, kann ich die EU-Sanktionen nur als völlige Idiotie ansehen! Ein paar Nadelstiche sind es, mehr nicht! Aufhalten wird man dieses Land damit keinesfalls! Man treibt es mit diesen irrationalen Sanktionen, die zu dem auch noch nicht einmal auf realen Gründen beruhen, geradezu zur Zusammenarbeit mit China und Indien! Man sieht es deutlich! Und Südkorea gehört natürlich auch dazu! Offensichtlich hat man dies dem Macron auch mal vermitteln können, dass Europa, wenn es so weiter macht, hier völlig den Boden unter den Füßen verliert und die Sanktionen zum völligen Rohrkrepierer und Schuss oberhalb des eigenen Knie´s werden. Die wirtschaftlichen Schäden, die die EU sich selber, oder besser uns Bürgern zugefügt hat, gehen ja jetzt schon in die hunderte Mrd. €! Dem Macron, könnte ich mir vorstellen, wird der Arsch aus wirtschaftliche Sicht auf Grundeis gehen, denn die Iran-Sanktionen der USA haben ja u.a. den Konzern Total und diverse französische Banken hart getroffen. Da kommt das Ventil Russland gerade recht! Macron will ja sicher wieder gewählt werden. Sicherlich kann man über seine tatsächlichen Vorstellungen nur spekulieren und ob Macron das Rückgrat hat, sich gegen die USA zu stellen, ziehe ich in Zweifel! Vielleicht geht es auch um Ölgeschäfte in Libyen, wo Macron mit den Italienern über Kreuz liegt! Aber es ist in der Tat wieder auffällig, dass man in den deutschen „Qualitätsmedien“ darüber so gut wie nichts erfährt!

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