Wie die Öffentlichkeit von den Medien gegen Assange aufgebracht werden soll

In den Medien läuft nun eine Kampagne gegen Julian Assange an. Nach seiner Festnahme kann man nun den Versuch beobachten, Assange in ein schlechtes Licht zu rücken. Man muss sich fragen, ob diejenigen Journalisten, die diese Artikel schreiben, überhaupt wissen, was sie tun.

Wikileaks war an allen wichtigen Enthüllungen der letzten 15 Jahre beteiligt. Ob es Folter gegen US-Kriegsgefangene war, Kriegsverbrechen von US-Soldaten, Politik-Skandale oder die Enthüllungen von Edward Snowden, an all diesen Dingen waren Assange und Wikileaks beteiligt. Wir haben also allen Grund, diesem Mann dankbar zu sein.

Und noch wichtiger: Niemand konnte Wikileaks bisher Falschinformationen nachweisen. Die Enthüllungen von Wikileaks entsprachen immer der Wahrheit.

Dafür hätte Assange eigentlich mit Journalismus-Preisen überhäuft werden müssen, denn Journalismus bedeutet ja, Skandale aufzudecken, für die Wahrheit zu kämpfen und nicht zuletzt, den Regierenden genau auf die Finger zu schauen. Das war einst die Definition von Journalismus.

Wenn man dahinter stehen würde, müsste man als Journalist mit aller Macht für Wikileaks und für die Freilassung von Assange kämpfen, denn die Vorwürfe gegen ihn sind kaum objektiv haltbar. Die USA werfen ihm vor, eine Gefahr für die nationale Sicherheit zu sein, es geht um Spionage und Geheimnisverrat. Nur hat er gar nicht spioniert, das taten höchstens seine Quellen. Aber der Quellenschutz von Journalisten war einst eines der höchsten Güter in der Demokratie. Lang ist´s her…

Geheimnisse hat Assange verraten, das stimmt. Aber diese Geheimnisse haben Gesetzesverstöße und Verbrechen zum Inhalt gehabt. Normalerweise wird jemand, der Verbrechen ans Tageslicht bringt, belobigt. Nur nicht, wenn es um Verbrechen der US-Streitkräfte oder US-Geheimdienste geht, wer so etwas aufdeckt, der wird angeklagt. Oder wenn jemand Regelverstöße der herrschenden Eliten aufdeckt, wie Assange es bei den Mails aus der Demokratischen Partei getan hat, als herauskam, dass die Partei im Vorwahlkampf Clinton in unfairer Weise heimlich unterstützt und den Gegenkandidaten Sanders sabotiert hat. Wer so etwas aufdeckt, der wandert ins Gefängnis.

Wer seine Arbeit als Journalist ernst nimmt, der muss für so einen Menschen kämpfen. Die deutsche Mainstream-Presse tut aber das Gegenteil, sie beginnt, Dreck über Assange auszukippen, um Stimmung gegen ihn zu machen und in der öffentlichen Meinung die Unterstützung für den Mann zu vermindern. Das geschieht nicht nur in Deutschland.

In Ecuador muss der Präsident nun seinem Volk erklären, warum er Assange aus der Botschaft geworfen hat. Das ist gar nicht so einfach, denn dort war Assange ebenfalls beliebt. Also begann der Präsident des Landes, wilde Geschichten über Assange zu erfinden, die als Begründung für den Rauswurf herhalten sollen. Es geht um Assanges angeblich schlechtes Benehmen in der Botschaft und um angebliche abfällige Äußerungen gegen das Land Ecuador. Plötzlich, nach sieben Jahren und just nach seiner Auslieferung an die britische Polizei tauchen solche Geschichten auf. So ein Zufall.

Aber diese Geschichten sind unwichtig. Was interessiert es mich, ob er ab und zu Ball im Korridor der Botschaft gespielt hat? Mehr noch, wer könnte es nicht verstehen, dass jemand, der seit sieben Jahren in einem kleinen Raum im Keller der Botschaft leben muss, sich mal im Gang austobt? Man sollte eher bewundernd von Assange schreiben, der anscheinend trotz der sieben Jahre ohne Fenster und Sonnenlicht in einem kleinen Raum noch nicht durchgedreht ist.

Stattdessen greift die „seriöse“ deutsche Presse, wie zum Beispiel Spiegel oder FAZ, diese Berichte auf, die keine relevanten Fakten enthalten und nur Stimmung gegen Assange machen sollen, dessen einziges Verbrechen darin besteht, Skandale aufgedeckt zu haben. Während Relotius wegen seiner schönen Art zu schreiben, nicht etwa wegen seiner Enthüllungen, er hat nie etwas enthüllt, zum „Journalisten des Jahres“ gekürt wurde, saß der Journalist des Jahrhunderts, Assange, in einem Kellerraum einer Botschaft.

In der FAZ kann man unter anderem lesen:

„Fernsehinterviews gab er in Unterhosen, angezogen sei er nur vom Gürtel aufwärts gewesen, also dem auf dem Bildschirm sichtbaren Teil seines Körpers. Er habe sich gehen lassen und die Toilette nach Benutzung nicht gespült. Die Botschaftsmitarbeiter störte es auch, wenn er in einem kleinen Raum auf einer elektrischen Herdplatte kochte.“

Wenn das mit den Interviews stimmt, warum hat das nie einer der Interview-Partner berichtet? Ich habe einige Interviews mit ihm gesehen und da war immer auch zu sehen, wie er sich an den Tisch setzte und er hatte dabei eine Hose an.

Der Rest der „Berichterstattung“ soll Assange als Messi zeigen, der die Toilette nicht spült. Kann man glauben oder nicht, ist aber unwichtig. Mich interessieren seine Enthüllungen, nichts anderes. Solche Meldungen sollen die niedersten Instinkte der Leser ansprechen und Antipathie wecken. Mit Fakten oder Nachrichten hat das nichts zu tun. Und Streitigkeiten zur Benutzung der Küche, die es in jeder WG gibt, haben in „seriöser“ Berichterstattung ohnehin nichts verloren.

Aber der ecuadorianische Präsident hat so viel Dreck über Assange ausgeschüttet, dass es für viele Artikel in vielen Zeitungen reicht. Denn man beachte, Quelle für all diese Berichte ist Ecuador, wo der Präsident seinem Volk erklären muss, warum er den berühmtesten Kämpfer für die Wahrheit an seine Verfolger ausgeliefert hat.

Die „Bild“ griff die Meldung auf, Assange sei ausgeliefert worden, weil er angeblich ein Foto des Präsidenten von Ecuador im Bett veröffentlicht hat. OK, von der „Bild“ erwarte ich sowieso nichts anderes, ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber.

Und der Spiegel zitiert den Präsidenten Ecuadors mit den Worten:

„Moreno sagte der Zeitung „The Guardian“, Assange habe versucht, in der ecuadorianischen Botschaft in London ein „Zentrum für Spionage“ einzurichten.“

Wie sollte das gehen, wenn Assange längst von der Kommunikation und vom Internet abgeschnitten war? Aber seit wann stellt der Spiegel einfache und logische Fragen? Nachdenken ist dort in der Redaktion offensichtlich schon vor langer Zeit unter Strafe gestellt worden.

Ein wichtiger Satz stand jedoch im Spiegel:

„Der Entzug des Asyls sei nicht willkürlich erfolgt, sondern fuße auf internationalem Recht, sagte Lenín Moreno. Er will eine schriftliche Zusage von Großbritannien erhalten haben, dass Assange nicht ausgeliefert werde, wenn ihm die Todesstrafe drohe.“

Daran können wir den Spiegel ja mal erinnern, wenn Assange an die USA ausgeliefert werden sollte. Mal sehen, ob er sich dann an diesen Satz erinnert und warum er ihn in dem Artikel nicht in Frage gestellt hat. Wo ist denn diese „schriftliche Zusage“? Ecuador könnte sie ja veröffentlichen, um diese Sache zumindest mal klar zustellen.

Generell habe ich eine Frage an die Redakteure, die solche Artikel schreiben: Was glaubt Ihr eigentlich, was als nächstes passiert? Heute trifft es Assange und Ihr klatscht Beifall. Was passiert, wenn es morgen Euch trifft, weil Ihr den falschen Artikel geschrieben, die falsche Person angegriffen habt? Wer als Journalist hier nicht entsetzt protestiert, der schaufelt sich sein eigenes Grab!

Was man in deutschen Medien gar nicht oder bestenfalls in Nebensätzen lesen kann, ist die Tatsache, dass Ecuador unmittelbar vor der Auslieferung von Assange von US-dominierten Organisationen insgesamt zehn Milliarden Dollar zugesagt bekommen hat. Ein Schelm, wer da einen Zusammenhang sieht.

Und während unsere deutschen Medien mit einer Schmutzkampagne beschäftigt sind, sind es ausgerechnet die russischen Medien, die kritisch über die Vorgänge berichten. Das sollte uns sehr zu denken geben…

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. Im Grunde ist Ihrem Kommentar nichts mehr hinzuzufügen. Die deutsche Journaille hat in weiten Teilen einen Zustand völliger geistiger Umnachtung erreicht! Bei zahllosen Beiträgen muss sich jeder halbwegs gebildete Mensch fragen, ob die Schreiber noch ganz bei Trost sind und gerade das gilt für die Staatsmedien von ARD bis DLF im besonderen! Ähnliches gilt für die FAZ, die WELT, die Zeit ….!
    Wer dort neu beginnen will, muss sich dieser Idiotie, die als Journalismus bezeichnet wird, anpassen, sonst nehmen sie ihn gar nicht. Und die Situation ist leider nicht so, dass bezahlte Medien, die ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht nachkommen, eine Chance haben. Das liegt allerdings auch daran, dass viele, auch interessierte Leute gar nicht mehr die Zeit und auch die Muße haben, zusätzlich zu den vielen alternativen Medien von anti-spiegel über RT, Sputnik, heise-online, Nachdenkseiten … ein andere Medium zu lesen.

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