Atlas-V auf russisches Triebwerk angewiesen – Warum reagiert Russland nicht auf US-Sanktionen?

Man wundert sich immer wieder, was Russland sich von den USA alles gefallen lassen. Russland hätte Möglichkeiten, auf US-Sanktionen zu reagieren, die den USA tatsächlich weh tun würden.

Russland ist bei seinen Reaktionen auf westliche Sanktionen sehr zurückhaltend. Man wundert sich darüber immer wieder, wie wenig Russland reagiert, selbst wenn die USA Sanktionen verhängen, die Russland Milliarden kosten. Die Sanktionen, die den Bau von Nord Stream 2 zumindest verzögert haben, kosten Russland Milliarden an Einnahmen aus dem Verkauf von Erdgas, weil die Fertigstellung der Pipeline sich wohl um ein Jahr verzögert.

Russland hätte durchaus Möglichkeiten, darauf in einer Weise zu reagieren, die den USA weh tun, Russland aber kaum etwas kosten würden.

Die US-Trägerraketen vom Typ Atlas V, die hauptsächlich eingesetzt werden, um militärische Satelliten ins All zu bringen, könnten nicht mehr starten, wenn Russland es wollte. Die erste Stufe der Rakete wird nämlich vom russischen Raketentriebwerk RD-180 angetrieben. Die USA versuchen seit Jahren, dafür ein geeignetes Ersatztriebwerk zu entwickeln, sind daran aber bisher gescheitert.

Analysten glauben, dass das noch bis 2030 so bleiben wird. Selbst Optimisten sind der Meinung, dass die USA nicht vor 2024 ein eigenes Triebwerk für die Raketen haben werden.

Man fragt sich also, warum Russland zum Beispiel auf die neuen US-Sanktionen gegen Nord Stream 2 nicht mit einem Exportstop der RD-180 reagiert haben. Die USA würde das empfindlich treffen, die finanziellen Verluste Russlands würden sich hingegen in Grenzen halten.

Warum die Russen nicht mit einem solchen Exportstop reagieren, weiß ich beim besten Willen nicht.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

12 Antworten

  1. Das ist doch ganz einfach.
    Man wird sich die Frage gestellt haben: Welchen Nutzen bringt uns das?
    Das ist die primäre, alles entscheidende Frage, die die Außenpolitik der RF kennzeichnet.
    Und dazu kann man jetzt Verschiedenstes erwägen, z.B. das es nicht im Interesse der RF wäre, wenn die USA ihre diesbezüglichen Eigenentwicklungen beschleunigen müßten (von möglichen Alternativen ganz abgesehen).
    Entscheidend dürfte z.B. auch sein, daß
    – die RF kein Interesse an einer Verschärfung der Beziehungen zu den USA hat,
    – die RF, indem sie sich in dieses „Spiel“ nicht hineinziehen läßt, sich den, von den
    USA diktierten, „Spielregeln“ entzieht,
    – das rechtswidrige Vorgehen der USA rechtswidrig bleibt und sich nicht zu einem
    allgemein anerkannten rechtlich Zulässigen „auswächst“,
    – die RF dadurch einer „politischer Stärke“ oder so etwas wie „moralischer
    Überlegenheit“ Ausdruck verleiht,
    – e.t.c., e.t.c.

    Wieviel Schaden bei anderen angerichtet werden kann, dürfte, wenn überhaupt, dann erst ganz am Ende der Überlegungen und eine völlig untergeordnete Rolle spielen.
    (So sind die „Russen“ nämlich nicht „gestrickt“.)

    Ich erwähnte es bereits, dieses „Wie Du mir so ich Dir“ ist nicht immer sinnvoll, auch wenn es kurzfristig und bilateral durchaus angebracht erscheint.

  2. Ich hab mal irgendwo gelesen, daß die USA eine Menge an russischen Triebwerken zwischengelagert haben. Akut betroffen wären sie also nicht von einem Exportstopp.

    Aber es wäre schön, wenn das breiter bekannt würde, wie wenig sich die USA um ihre eigenen Sanktionen gegen Russland scheren – inklusive denen, die sie von „Freunden“ erpreßt haben.

  3. Das ist eine herausragende Eigenschaft von Putin die er fast allen Menschen voraus hat.
    Er fragt sich nicht wie er anderen schaden kann, er fragt sich nur was gut für Russland ist.

    Würde er „zurückschießen“ hätte der Westen wieder neue Gründe die Spannungen weiter anzuheizen.
    Das bringt Russland nichts, außer der Erkenntnis das man allen und sich selbst beweist das man Einfluss und Macht hat, aber das weiß Putin auch jetzt schon.

    Putin weigert sich diese Agressionsspirale weiter zu treiben, das ist auch genau das was die USA sich wünschen, nämlich das Russland auf die vielen Provokationen des Westens reagiert.

    Und das man nicht das macht was der „Feind“ möchte (noch schreibe ich Feind in dem Zusammenhang in Anführungszeichen) ist ja klar.

    Natürlich haben Charaktäre wie Trump und andere nicht diese Klasse. Sie sind hitzköpfig, kindisch und niveaulos und genau darum versuchen sie das, was bei ihnen selbst funktionieren würde, bei Putin geht das aber nicht. Putin ist geistig und moralisch überlegen und hat tatsächlich vor allem sein Land und die Menschen im Sinn.

    Ich finde die Frage ist sehr klar zu beantworten, nur ist die Antwort sehr weit von dem Entfernt was in unserer West-Gesellschaft als normal und vernünftig angesehen wird. Das ist aber unser Problem, denn die Russen sind im Recht. In jeder Hinsicht.

  4. Bin auch schon des öfteren bei dieser Fragestellung hängengeblieben. Ist eigentlich recht einfach. So leid es mir auch tut: Die Russen brauchen die Amerikaner mehr als umgekehrt. Die Russen betteln – letztendlich – um Teilhabe am Westen. Das geht gegen den Stolz und ist ungerecht; ich weiß, aber so ist es nun mal, leider. Ich empfehle dringend ein Buch: https://www.google.at/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.amazon.de/Amerika-Mit-Gewalt-den-Gottesstaat/dp/3898124738&ved=2ahUKEwjA-pWNqN3nAhVQwqYKHV82C3cQFjAAegQIAhAB&usg=AOvVaw07bA4OZA1COFVAMO_c-wO0

    1. Noch ein Zusatz zu meinem Kommentar: Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich mit dieser brutalen Ehrlichkeit – sprich: Russland bettelt – Gefühle verletzt habe. Für jemanden, der Russland liebt, schmerzt diese Wortwahl. Ich liebe Russland auch, und, tja, verehre Putin fast. Und trotzdem ist es wohl so, wie oben beschrieben. Das tut mir selbst weh. (Im übrigen, falls es jemanden interessiert: Wie mir auch wehtut, dass sich Tesla jetzt in Deutschland fett macht…)

      1. Könnte man so interpretieren. Aber es ist eher so, dass die Russische Föderation dem Prinzip der friedlichen Koexistenz folgt. Das ist eine Doktrin, die bereits Sowjetrussland praktizierte. Zudem, solange Handel betrieben wird, wird nicht geschossen.
        Betteln hat schließlich etwas mit der Bereitschaft zu tun, sich zu unterwerfen. Der Jelzin und auch der Gorbi & Gen. waren wohl Vertreter eines solchen politischen Kurses.

  5. Nun „betteln“ würde ich das nicht gerade nennen, aber daß die RF an der Weltwirtschaft eine angemessene Teilhabe anstrebt, ist doch völlig legitim. Das tut jeder Staat, weil er es tun muß.
    Und ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster, wenn ich sage, daß China oder die Europäer um ein Vielfaches abhängiger von diesem Weltwirtschaftssystem sind, als die RF.
    Dieses Weltwirtschaftssystem, welches sich nach 1945 unter Führung der USA entwickelte und nach 1990 zu einer gefährlichen Dominanz selbiger geführt hat, ist eine Tatsache, der man nicht ausweichen kann.
    Wenn man darüber etwas nachdenkt, kommt man zu dem unvermeidlichen Schluß, daß niemand ein Interesse daran haben kann, daß die USA „zusammenbrechen“, auch die RF oder China nicht.
    (Ich glaube nicht, daß sich die USA ihren Rüstungshaushalt von jährlich rund 600,00 Mrd selbst leisten könnten, in dem Sinne, als daß er ausschließlich von deren eigener Bevölkerung erwirtschaftet würde, bzw erwirtschaftet werden könnte. Die „Spielchen“ mit dem sog. BIP sollte man da auch nicht allzu ernst nehmen – ich verweise auf Norbert Häring, der da am 23.08.2016 im ZH mit Wirtschaftsdaten von Irland einige recht interessante „Details“ zu Besten gab:

    https://norberthaering.de/reform-der-wirtschaftswissenschaft-dossiers/irland-bip/

    Etwa in der zweiten Hälfte dieses Artikels: „USA als Vorreiter beim Statistik-Schmu“)

    1. Danke für die Antwort. Stimme Ihnen eigentlich voll und ganz zu, sogar, was das „betteln“ und die berechtigte Teilhabe betrifft. Nur erscheint eben doch Russland oft als aubgewiesener Bittsteller, ja, natürlich, absolut ungerechtfertigerweise. Und das darum, weil Russland nicht in allem JA und AMEN zu allem sagt, was Amerika gerne möchte.

      1. Ja, das ärgert uns auch, und diese Welt kann sich glücklich schätzen, daß uns von Zeit zu Zeit überkommende zornerfüllten „Allmachts-Phantasien“ genau das bleiben, nämlich Phantasien – da schleppen wir wohl noch viel „Primatenhaftes“ oder gar „Älteres“ mit uns .

    2. „Wenn man darüber etwas nachdenkt, kommt man zu dem unvermeidlichen Schluß, daß niemand ein Interesse daran haben kann, daß die USA „zusammenbrechen“, auch die RF oder China nicht.“

      Naja, vielleicht wäre ein baldiger Zusammenbruch der USA ein kleineres Übel als das was die Umsetzung der militärischen Pläne, die sie in ihren Schubladen liegen haben für den Rest der Welt bedeuten würde.

      Man muss sich das immer wieder ins Gedächtnis rufen:
      Die USA wollen Europa und Asien (vor allem aber Deutschland und Russland) um jeden Preis spalten, sie wollen außerdem ihre „Full spectrum dominace“ mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen und erzwingen.
      Nach dem 2. Weltkrieg hatte man schon die Pläne für einen Blitz-Atom-Kreig gegen die Sowjetunion, das was von der SS übrig war sollte dann die verstrahlten Gebiete kontrollieren, bis es für die Amerikaner wieder nutzbar wird.
      Das waren fergige Pläne, mehr als nur ein paar Menschen wollten diese so umsetzen.

      Und dann noch das ganze Chaos und Elend des „GWOT“ (Global War on Terror), der vorsichtigen Schätzungen nach 6,4 Billionen Dollar und 3,4 Mio. Tote „gekostet“ hat.

      Wäre es angesichts solcher Umstände und solcher Pläne und Absichten der USA nicht wünschenswert wenn sie schnell wirtschaftlich zusammenbrechen würden?
      Die Opferzahlen wären doch mit Sicherheit geringer als das was die USA langfristig der Welt (und auch sich selbst) antun.
      Ich wünsche niemandem den Untergang, aber das ein (wirtschaftlicher) Untergang der USA uns (weltweit) unterm Strich gut tun würde glaube ich schon.
      Es ist sowieso allerhöchste Zeit sich wirtschaftlich von den USA zu distanzieren, denn die haben sich in der jüngsten Vergangenheit als unzuverlässig, betrügerisch und ignorant herausgestellt. Das sie Verträge offiziell und grundsätzlich nur anerkennen solange diese zu ihren eigenen Gunsten sind ist nur ein Beispiel von vielen für die kranke, gestörte Sicht der USA auf sich selbst und den Rest der Welt.

      1. Ja, guter Mann, das habe ich mich mir auch durch den Kopf gehen lassen, und es spricht durchaus einiges für „lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“.
        Mir macht nur Sorgen, daß wir keine Ahnung davon haben, wie ein „Schrecken“ der ersten Alternative wirklich aussehen könnte bzw. wird.
        Allein die Vorstellung eines, mehr und mehr unkontrollierten, „vagabundierenden“ US-amerikanischen Militärapparates erfüllt uns da nicht gerade mit Zuversicht.
        Und wenn es darauf an kommt, holen die sich, was sie brauchen – daß sie das nicht (mehr) können, darauf würde ich lieber nicht vertrauen.
        Kurz, wie es Klügere einst formulierten: „Ich bin zu alt für solchen Scheiß.“

  6. Und noch etwas: Einfach DANKE an Herrn Roeper, zuzugeben, etwas nicht zu wissen, nicht zu verstehen. Denn dazu müsste man wirklich einen Blick HINTER die Kulissen werfen können. Hinter die WIRKLICHEN Kulissen. Und ebenso ein DANKE an die echt reflektierten Gedanken auf dieser Seite, sowohl von Ihnen, Herr Roeper, als auch denjenigen, die sich hier im Forum beteiligen. Vom Spiegel bin ich es gewohnt, dass ganz ruhige, durchdachte Überlegungen es einfach nicht durch die Zensur schaffen. Das ist hier wohltuend anders.

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