Bericht aus China: Wie Leben und Wirtschaft nach dem Lock-Down wieder in Gang kommen

Inzwischen wird in Deutschland die Frage diskutiert, wie man die Wirtschaft nach dem Lock-Down wieder hochfahren kann. Dabei muss man das Rad nicht neu erfinden, ein Blick nach China, wo genau das derzeit geschieht, kann helfen.

Das russische Fernsehen hat am Sonntag in der Sendung „Nachrichten der Woche“ darüber berichtet, wie sich das Leben in China nun Schritt für Schritt wieder normalisiert, nachdem es durch das Coronavirus weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Da auch in Deutschland die Frage nach dem „was dann?“ immer öfter gestellt wird, habe ich den Beitrag des russischen Fernsehens übersetzt.

Der Beitrag zeigt viele interessante Aufnahmen von technischen Lösungen, weshalb es sich lohnt, den Beitrag auch anzuschauen. Zusammen mit meiner Übersetzung sollte er auch ohne Russischkenntnisse verständlich sein.

Beginn der Übersetzung:

China war das erste Land, das von COVID-19 getroffen wurde. Als erstes Land hat es die Infektion gestoppt. Und jetzt ist China das erste Land, das nach der Epidemie die Rückkehr in ein normales Leben erlebt. Dabei ist es das wichtigste, nichts zu übereilen, denn wenn man alle Einschränkungen auf einmal fallen lässt, alle auf der Straße gehen und sich verhalten, als ob nichts passiert ist, kann das Virus zurückkehren.

Nach zwei Monaten strengster Quarantäne kommt das gebeutelte Hubei aus seiner völligen Isolation heraus. Hier fahren wieder Züge. Flugzeuge fliegen wieder. Man kann sogar die Grenze der Provinz mit dem Auto überqueren – vorausgesetzt, man hat kein Fieber und eine spezielle App zeigt den „grünen Code“ – die Garantie, dass man keinen Kontakt mit Infizierten hatte. Eine halbe Million Autos passierten den Checkpoint innerhalb von 24 Stunden.

Die vollständige Aufhebung der Beschränkungen gilt noch nicht für Wuhan selbst. Von dort darf man erst ab dem 8. April abreisen. Aber der öffentliche Nahverkehr arbeitet hier schon wieder. In die Züge einsteigen darf man erst nach der Genehmigung einer speziellen App. In der U-Bahn wird ständig gewarnt: „Nehmen Sie Ihre Masken nicht ab.“

„Wir haben so auf diesen Tag gewartet und die Tatsache, dass wir jetzt wieder arbeiten, bedeutet, dass das Leben in unserer Stadt bald so sein wird, wie es früher war“, sagte einer der U-Bahn-Beschäftigten.

„Wie früher“ wird es nicht so bald, denn in den Kliniken sind immer noch etwa viertausend Patienten, viele in einem ernsten Zustand. Ärzte kämpfen weiterhin um jedes Leben. Und die Vorsichtsmaßnahmen bleiben maximal: Desinfektion, Isolation, Abstand.

Ganze Viertel sind in Peking immer noch von Stacheldraht umgeben, denn trotz des Rückgangs der Epidemie sind Passierscheine hier nach wie vor nötig. Man kann nicht in einen anderen Hinterhof gehen. Nicht einmal in einen Laden, wenn da einer ist. Wenn Sie etwas kaufen möchten, wählen Sie aus der ausgehängten Liste, dann klingeln Sie und der Verkäufer bringt es auf die Straße und reicht es über den Zaun.

Mit der Zeit haben die Menschen sich in den Monaten der Epidemie an Barrieren und Beschränkungen gewöhnt. Dan Minkai überwindet sie jede Minute. Er arbeitete als Stylist in einem hippen Friseursalon. Aber wegen der Epidemie schloss der Salon. So musste er als Kurier arbeiten.

„Um einen Job zu finden, bin ich sogar in eine andere Stadt gezogen. Das Gehalt ist halb so hoch, wie vorher, ich muss an allem sparen. Aber wissen Sie, was schön ist? Einige Kunden verstehen, dass wir ein großes Risiko eingehen, weil wir die ganze Zeit radfahren und manchmal bestellen sie etwas extra. Und dann geben sie uns zum Beispiel Tee und Milch“, sagte der Mann.

Allein dieser Lieferservice hat fast 350.000 Mitarbeiter wie Dan eingestellt. Friseure, Fitnesstrainer, Lehrer, Gastronomen, alle, die durch die Epidemie ihre Arbeit verloren haben, dafür ist der Online-Handel um ein Vielfaches gewachsen. Und selbst jetzt, wo die Läden wieder zu öffnen beginnen, locken Verkäufer Kunden mit Live-Streams. Traditionelle Einkaufszentren erwachen jedoch bereits zum Leben. Aber die Hauptsache für die zweitgrößte Wirtschaft der Welt ist die Wiederherstellung der Produktion, deren Stilllegung bereits enorme Verluste gebracht hat.

Hier in Wuhan hat der lokalen Autoriese die Produktion an allen drei Standorten wieder gestartet. Letztes Jahr produzierte er mehr als 700.000 Autos, aber um die Messlatte in diesem zu halten, wird er sich anstrengen müssen.

„Natürlich hat die Stilllegung unserer Werke die Zusammarbeit mit Lieferanten und Händlern beeinflusst. Und das alles muss dringend wiederhergestellt werden, sonst werden die Verluste sowohl das Unternehmen, als auch das Personal treffen“, sagte Li Shikan, Manager bei Dongfeng Honda Automobile.

Am stärksten hat das Coronavirus die Provinz Hubei getroffen, deren Anteil am chinesischen BIP schon immer signifikant war, es eines der wichtigsten Industriezentren und Verkehrsknotenpunkt des Landes ist und ihm stehen harte Zeit bevor, weshalb die Regierung besondere Unterstützungsmaßnahmen angekündigt hat: ein Teil der Steuern und Sozialabgaben werden abgeschafft, Hilfsleistungen werden eingeführt. Das hat auch großen Industriekonzernen wie Lenovo und Unternehmen der Landwirtschaft bereits geholfen, wieder auf die Beine zu kommen.

Chinesische Unternehmen führen eine verkürzte Arbeitswoche ein, aber nicht, um das Risiko einer Infektion des Personals zu verringern, sondern damit die Chinesen den zusätzlichen freien Tag nutzen, wieder massiv Geld auszugeben, um kleinen Unternehmen zu helfen. Schließlich haben Restaurants und Sehenswürdigkeiten bereits geöffnet. Hier sind die ersten Besucher seit ein paar Monaten, die die chinesische Mauer besuchen.

Alle neuen Infektionsfälle in China werden jetzt – wie sie hier sagen – aus dem Ausland importiert. Deshalb wurden die Grenzen für Ausländer geschlossen, alle anderen werden vom Flughafen sofort in eine zweiwöchige Quarantäne in spezielle Isolationszentren gebracht. Aus der Quarantäne zu entkommen, auch aus der häuslichen, ist unmöglich. Alle beobachten genau. Hier ist eine Frau aus Australien, die in China arbeitet, die joggen wollte. Sie kam nicht bis zum Aufzug, als bereits ein Anruf einging. Und sofort wurde sie entlassen und abgeschoben.

Für künstliche Intelligenz ist eine Gesichtsmaske kein Problem mehr. Das System hat gelernt, Gesichter zu erkennen, auch wenn sie teilweise verdeckt sind.

„Der Abstand zwischen Augen, Augenbrauen, Lippen, der Abstand von ihnen zu den Lippen, von den Augen zu den Ohren, jeder Mensch hat einzigartige Proportionen. Und selbst wenn einige dieser Daten unsichtbar sind, können wir sie immer noch mit einer Genauigkeit von bis zu 90 Prozent identifizieren“, erklärt einer der Programmierer.

Das Programm wird bereits von Dutzenden von chinesischen Unternehmen verwendet, zumal die Entwickler es mit Körpertemperaturmessung kombiniert haben. Die Epidemie hat der Entwicklung der Hochtechnologie neue Impulse verliehen und sie konzentrieren sich nun auch auf den Kampf gegen die Krankheit.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

      1. Ich störe mich primär an einer zunehmenden und auf subtile Art auch geförderten ABHÄNGIGKEIT von dieser schönen neuen Technik – die einem vorgaukelt, sie sei nur uns „zu Diensten“, während sie in Wirklichkeit recht undurchsichtige Herrschaftsverhältnisse etabliert.
        Was „Strom“ ist, woher er kommt, wissen die meisten von uns noch – was im „Netz“ wirklich abgeht, davon haben wohl die wenigsten eine Ahnung (gut – außer stolze Besitzer eines sog. „Smartphones“, aber die interessiert das auch nicht wirklich).
        Hinzu kommt, daß wir, so will mir scheinen, eine für unser Denken fundamentale Funktion unseres Gehirns, nämlich das „Gedächtnis“, mehr und mehr ins „Netz“ auslagern.
        Übrigens – vor einigen Tagen hörte ich aus zuverlässiger Quelle, daß Schulen derzeitig mit „Angeboten“ von Unternehmen dieser Branche überhäuft werden – völlig uneigennützig selbstverständlich.
        Und wer zu diesem Thema wirklich mal etwas Aufschlußreiches erfahren möchte, dem sei „Manfred Spitzer – Hirnforscher Vortrag in Feldbach | vulkantv.at“
        https://www.youtube.com/watch?v=NR-KPZEL3Aw
        wärmstens ans Herz gelegt.

        1. @Hummel, ich stimme mit Ihnen überein, die Gefahren sind greifbar.

          „Hinzu kommt, daß wir, so will mir scheinen, eine für unser Denken fundamentale Funktion unseres Gehirns, nämlich das „Gedächtnis“, mehr und mehr ins „Netz“ auslagern.“

          Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Hatte ich früher dutzende Telefonnummern im Kopf, kann ich heute nichtmal meine eigene wie aus der Pistole geschossen aufsagen. So ist es auch mit Zitaten aus Büchern, von denen ich knapp 500 besitze. Früher ein Griff ins Regal, ein paar Seiten geblättert und ich hatte das Zitat. Heute kann ich mich kaum erinnern, wo ich überhaupt suchen sollte. Es ist so bequem, mal eben in die Suchmaschine zu springen, was man sicher schon als Abhängigkeit bezeichnen kann. Da kommt was auf die Menschheit zu, nur kann iemand sicher sagen, ob es in jedem Fall zum Nachteil gereicht. Alles hat eben sein Gutes und Schlechtes.

  1. „Für künstliche Intelligenz ist eine Gesichtsmaske kein Problem mehr. Das System hat gelernt, Gesichter zu erkennen, auch wenn sie teilweise verdeckt sind. “

    Das bezweifle ich.
    An Gesichtserkennung wird seit 20 Jahren gearbeitet, lange Zeit war sie unbrauchbar und sie ist es heute noch wenn es um zuverlässige Identifikation geht.
    Mal eben in vielleicht 3 Monaten nur noch die Augenpartie zur Auswertung zu haben ist mit Sicherheit eine große Herausforderung.
    Selbst bei gut aufgelösten Fotos stelle ich mir das sehr schwer vor und wir reden hier von Überwachungskameras und sich bewegenden Passante aus allen möglichen Winkeln.

  2. Es macht einen Unterschied was wirklich freiwillig geschieht, was aufgenötigt wird oder was erzwungen wird. Aber am schlimmsten ist was heimlich gemacht wird.
    Der Zweck heiligt eben nicht jedes Mittel!

    aktuelles Beispiel
    Das RKI bekommt Handy-Daten von der Telekom und ich gehe davon aus auch von anderen Anbietern.
    Zuerst brauchte man Daten für die Abrechnung was logisch ist. Einen Vertrag schließt man freiwillig zu bestimmten Bedingungen.

    Dieser Vertrag wird durch zusätzliche einseitige Bedingungen verändert. Was so lange nicht tragisch ist weil Wahlmöglichkeiten bestehen. Geh ich eben zu dem der besser zu mir passt.

    Dann erweiterte man mit Verweis auf Terror und Finanzierung den Datensatz. Den es ja nur gibt weil ich ihn ursprünglich wollte. Schloss der Vertrag diese erweiterte Nutzung mit ein? Nein, denn es ging nur um die Abrechnung.

    Und schon zu diesem Zeitpunkt geschieht was? „Wie du hast etwas dagegen, dann hast du bestimmt etwas zu verbergen.“ Man wird verdächtig wenn man der Meinung ist das es niemanden etwas angeht wo ich bin. Vertrag kündigen? Hm, in welcher Datenbank landet man dann?
    Jeder tauscht mit jedem Daten aus, gefragt wird eh nicht, kontrolliert schon gar nicht. Am Ende passiert etwas schreckliches und wir erfahren dann was?
    „Täter war den Behörden bekannt “ , der VS hielt ihm über Monate förmlich das Händchen, ein Wasserträger des VS besorgte die Waffe und wenns Fragen gibt entpuppt sich der VS als exklusives Alzheimer Zentrum.

    Und nun wird nicht gefragt man erfährt aus der Zeitung welch reger Datenhandel betrieben wird. Wer fragt da schon danach welche Daten oder Proben wie und zu welchem Zweck gehandelt werden.

    Die LKW Maut-Brücken sollten auch nur für was genau da sein? Richtig, zur Abrechnung. Inzwischen zählt man Autos, erfasst heimlich Kennzeichen.

    Ich erinnere an die Einführung der Gesundheitskarte damals und heute, an den Personalausweis damals und heute, Reisepass usw.

    Kann ein völlig unbescholtener Bürger noch sagen wer welche Daten zu welchem Zweck hat, was weitergegeben wird zu welchem Zweck, wer einfach Daten verknüpft und welche Schublade sich da öffnet?

    Inzwischen rücken immer mehr Länder vom Verbot des Inland Einsatz des Militärs ab. Es werden tief im allgemeinen Vertrauen verankerte Grundsätze über Bord geworfen.

    Nicht die Gemeinschaft schafft sich Regeln des Zusammenlebens sondern sie werden nur noch diktiert.

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