Das IOC als politisches Instrument des Westens: Wie es zu den Sanktionen gegen Weißrussland gekommen ist

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat heute Sanktionen gegen Weißrussland verhängt. Der Vorgang selbst – und vor allem, wie es dazu gekommen ist – zeigt, dass das IOC nichts mehr mit Sport zu tun hat, sondern zu einem verlängerten Arm der Politik des Westens geworden ist.

Der Spiegel hat unter der Überschrift „Sanktionen des IOC gegen Belarus – »Das war der Druck mutiger Athlet*innen«“ über die Sanktionen des IOC berichtet. Die Sanktionen betreffen Lukaschenko selbst, der Präsident des Weißrussischen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) ist und das IOC sperrt die Finanzierung für das weißrussische NOK. Zur Begründung kann man im Spiegel lesen:

„Das IOC folgt damit den Forderungen belarussischer und internationaler Athletenvereinigungen aus den vergangenen Wochen, auch wenn es auf diese in seiner Erklärung am Abend nicht näher einging und nur von »erhaltenen Anschuldigungen« schrieb. Sportler und Sportfunktionäre hatten zuletzt wiederholt gegenüber dem IOC Menschenrechtsverletzungen durch die belarussische Führung beklagt.“

Interessant wurde es jedoch im folgenden Absatz, in dem man erfahren kann, wer diese „Athletenvereinigungen“ sind:

„Die Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF) zeigte sich in einer ersten Reaktion am Abend zufrieden mit den Sanktionen. »Das ist sehr wichtig für die ganze Sportwelt, da es um Gerechtigkeit geht«, sagte Alexander Apeikin, Handball-Funktionär im Exil und Mitgründer der BSSF, dem SPIEGEL.“

Also ist es interessant, sich die BSSF einmal näher anzuschauen. Die Foundation hat eine sehr einfach gestrickte Internetseite, die sich komplett über ihre Finanzierungsquellen ausschweigt. Dafür erfährt man, seit wann es diese Foundation gibt: Sie hat sich im August 2020, also vor gerade mal drei oder vier Monaten, gegründet. Aber für das IOC reicht deren Beschwerde aus, um das weißrussische NOK zu sanktionieren.

Und natürlich geht sitzen die Köpfe der BSSF nicht in Weißrussland. Der vom Spiegel erwähnte Alexander Apeikin wird auf deren Seite als Direktor der BSSF genannt und der Mann sitzt in Kiew und betreibt die angeblich weißrussische Foundation vom Ausland aus.

Ob das IOC wohl auch eine deutsche „Foundation“ so zuvorkommend behandeln würde, die sich für Sportler einsetzt, die sich in Deutschland vom Staat unterdrückt fühlen, weil der deutsche Staat massiv gegen die Querdenken-Bewegung vorgeht? Noch dazu, wenn die „deutsche Foundation“ und ihre führenden Köpfe in Moskau sitzen würden? Wohl kaum.

Sie meinen, Deutschland und Weißrussland seien nicht vergleichbar? Das wollen wir mal sehen.

Die BSSF setzt sich für Sportler ein, die sich von der weißrussischen Regierung unterdrückt fühlen, weil sie für ihre Teilnahme an regierungskritischen Protesten bestraft worden sind. Dafür gibt es auch in Deutschland Beispiele. Auch in Deutschland werden Teilnehmer von Demonstrationen festgenommen und bestraft, wenn sie sich den Anweisungen der Polizei widersetzt haben. Und um exakt die gleiche Art von „politischer Verfolgung“ geht es der BSSF in Weißrussland: Es geht um die Teilnahme an nicht genehmigten oder von der Polizei für aufgelöst erklärten Demonstrationen.

Auf der Seite der BSSF werden Sportler gezeigt, denen die BSSF hilft. Es sind neun Beispiele aufgeführt. Die „politische Verfolgung“ besteht darin, dass einige für ihre Teilnahme an nicht genehmigten Demos entweder bis zu 15 Tage Ordnungshaft oder 200 Euro Geldstrafe bekommen haben. Auf der Seite heißt es über diese Fälle, sie hätten die Strafen für ihre Teilnahme an „friedlichen Protesten“ bekommen. Das gleiche kann man auch über diejenigen sagen, die in Deutschland trotz polizeilicher Auflösung einer Demonstration friedlich weiter protestiert haben und dafür festgenommen worden sind.

Andere Sportler, die auf der Seite aufgeführt werden, haben bei Behörden (genannt werden der Katastrophenschutz und der Geheimdienst) gearbeitet und sind für ihre Teilnahme an den Protesten gegen Lukaschenko gefeuert worden. Auch da würde ich sagen: „Willkommen in der Demokratie!“ oder wie war das in Deutschland mit Polizisten, die auf Querdenken-Demos aufgetreten sind? Die sind auch dienstrechtlich bestraft worden, bei einem ist danach sogar die Polizei angerückt und hat sein Haus durchsucht. Das immerhin ist deren Leidensgenossen im weißrussischen „Unterdrückungsstaat“ erspart geblieben.

Weißrussland und Deutschland unterscheiden sich also gar nicht allzu sehr. Wer die Regierung in Fragen kritisiert, die der Regierung wichtig sind, der wird politisch verfolgt. Der einzige Unterschied ist, dass man in Weißrussland zumindest den Sturz der Regierung fordern muss, um das Risiko politischer Verfolgung einzugehen. In Deutschland reicht es aus, gegen die Corona-Maßnahmen zu sein. Man muss noch nicht einmal den Sturz der Regierung fordern, um als Polizist in Deutschland Repressalien bis hin zur Hausdurchsuchung ausgesetzt zu werden.

Weitere Beispiele, die auf der Seite der BSSF genannt werden, sind Sportler, die ihre Jobs (dabei geht es anscheinend um Funktionen beim weißrussischen NOK) verloren haben, weil sie einen offenen Brief unterschrieben haben. Bei diesem offenen Brief handelte es sich ebenfalls um einen Aufruf, die weißrussische Regierung zu stürzen. Wie würde der deutsche Staat wohl reagieren, wenn Prominente einen offenen Brief unterschreiben, der zum Sturz der deutschen Regierung aufruft?

Erinnern wir uns an Beispiele: Für den Liedermacher Wendler hat es ausgereicht, sich kritisch zu den Corona-Maßnahmen zu äußern und schon wurde er beim deutschen Fernsehen gefeuert und von der Presse mit einem Shitstorm überzogen. Er hat nicht einmal den Sturz der deutschen Regierung gefordert, sondern nur deren Maßnahmen kritisiert. Das reichte, um seinen Job zu verlieren und medial geschlachtet zu werden.

Was würde wohl passieren, wenn deutsche Sportler, die beim deutschen NOK Funktionen haben, in einem offenen Brief den Sturz der deutschen Regierung fordern würden? Wie lange wären die wohl noch Funktionäre?

Man kann also ganz nüchtern feststellen, dass die Sanktionen des IOC zumindest mal sehr fragwürdig sind. Sie wurden für Vorgänge ausgesprochen, die überall auf der Welt unter Strafe stehen: Wenn die Polizei eine Demo verbietet und man sich dem widersetzt, dann wird man bestraft. Ich kenne keinen Staat, in dem das nicht so ist. Und wenn man zum Sturz der Regierung aufruft, dann wird man bestraft, ich kenne keinen Staat, in dem das nicht so ist.

Dem IOC sollte es doch um den Sport gehen und nicht um Politik, oder?

Aber nehmen wir mal an, das IOC wäre den Menschenrechten, dem Frieden und der Demokratie verpflichtet und es wäre daher in Ordnung, bei Verstößen gegen diese Prinzipien Sanktionen gegen Mitgliedsländer zu verhängen. Würde Saudi-Arabien dann noch an olympischen Spielen teilnehmen dürfen? Oder die USA, die in den letzten Jahrzehnten Dutzende völkerrechtswidrige Angriffskriege geführt und hunderttausende Zivilisten umgebracht haben?

Die aktuellen Sanktionen des IOC zeigen, dass es sich dabei inzwischen um einen verlängerten Arm der westlichen Politik handelt. Es wäre konsequent, wenn Staaten, die nicht der „westlichen Wertegemeinschaft“ angehören, diese Organisation verlassen und ein wirklich neutrales IOC gründen würden, dem es um den Sport und nicht um die Interessenpolitik irgendwelcher Staaten geht.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. „Es wäre konsequent, wenn Staaten, die nicht der „westlichen Wertegemeinschaft“ angehören, diese Organisation verlassen …“

    Stimmt. Genauso konsequent wäre es allerdings, Youtube, Facebook, Twitter zu verlassen und wie alle übrigen verlängerten Arme des ungerechten Systems heißen mögen.

    1. Da muß ich auch zustimmen! Wir sind doch längst bei Orwells „1984“ angekommen! Und die, die das ansprechen, werden in Orwellscher Manier ausgespuckt auf die Müllhalde der „Verschwörungstheorektiker“ geworfen! Wir werden damit ebenso fertig werden werden ‚müssen‘ wie mit dem Dritten Reich. Auch wenn das nicht ganz zur Zufriedenheit der „Nachgeborenen“ geschah.

      1. Damals beschränkte sich ihre Macht, noch auf Great Briten, USA, Hitlerdeutschland / Europa und die Kolonien, DA GAB ES NOCH EIN GEGENGEWICHT.
        Heute gibt es KEIN Gegengewicht mehr, wie man an Corona sehen kann, beherrschen die alten und neuen Pharaonen, den gesamten Erdenball, bis auf das kleine Gallische Dorf Belarus.
        Ihre Herrschaft ist absolut und die Menschheit, wird sich als BORK unter der Herrschaft einer Ki wiederfinden.
        Die die sich Heute noch einbilden, die Ki beherrschen zu können, werden bei Zeiten von der Ki Bescheid bekommen.

  2. Es ist nur noch erbärmlich was hier vom „Wertewesten“ aus abläuft. Es werden alle Mittel genutzt um letzten Endes doch noch zu seinem Ziel, einen Umsturz, in Weißrussland zu kommen. Das einzige, kleine Positive ist, diese Aktionen zeugen auch von einer gewissen Hilflosigkeit, da die andere Seite aus der Vergangenheit gelernt hat und sich bisher taktisch Klug verhält. Honkong lässt grüßen!

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