Das russische Fernsehen über die Corona-Situation in den USA und die russische Hilfe für New York

Wie jeden Sonntag hat das russische Fernsehen in der Sendung „Nachrichten der Woche“ einen Blick in die USA geworfen. Dieses Mal gab es jedoch kaum etwas über Politik zu berichten, das beherrschende Thema war die außer Kontrolle geratene Corona-Situation in den USA.

Auch wenn viele das Wort „Coronavirus“ kaum mehr hören können, fand ich den russischen Bericht sehr interessant, da er über die Situation in New York berichtet hat, wo es wirklich schlimm sein muss. Daher habe ich den Beitrag des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

In Amerika haben Wissenschaftler Bilder aus dem Elektronenmikroskop veröffentlicht, die zeigen, wie das Coronavirus gesunde Zellen angreift. Beim Anblick der Bilder der für das bloße Auge unsichtbaren Schlacht, die in gigantischem Tempo wächst, bekommt man eine Gänsehaut, denn was unter Mikrokosmos geschieht, verwandelt sich im richtigen Leben in eine kolossale Katastrophe.

Fast ein Drittel aller Coronavirus-Infektionen weltweit – fast 300.000 – werden aus den Vereinigten Staaten gemeldet. Es gibt nicht genug Plätze in Krankenhäusern und nicht genug Ärzte, Beatmungsgeräte, Masken, Handschuhe und Schutzanzüge für Mediziner. Die Städte sind leer. Die Wirtschaft leidet. Millionen sind arbeitslos.

US-Präsident Donald Trump hat ein Gesetz aus Kriegszeiten genutzt, um die Produktion von Beatmungsgeräten zu erhöhen. Im Krieg ist es wie im Krieg: Man nimmt sich, was man nehmen kann. 50 Millionen Schutzmasken, die für Frankreich bestimmt waren, haben die Amerikaner „erobert“. Das erzählte der Regierungschef der Region Provence. In Frankreich rief das einen Tsunami der Empörung hervor: Von wegen „Bündnispartner!“

„Wir hatten die Möglichkeit, einen Auftrag bei einem chinesischen Unternehmen zu platzieren. Die Bestellung war bezahlt. Die Masken wurden in China hergestellt. Wir sprechen über die Verteilung von 50 Millionen Masken an die Regionen Frankreichs. Aber es stellte sich heraus, dass der französische Auftrag von den Amerikanern für Bargeld direkt bei der Verladung abgefangen wurde und das Flugzeug, das nach Frankreich fliegen sollte, direkt in die Vereinigten Staaten geflogen ist“, sagte der Franzose.

Aus den USA berichtet unser Korrespondent.

Das ist eine neue Arbeitsanweisung für die Notärzte in New York. Patienten mit Herzstillstand – wenn er nicht Folge einer Verletzung ist – werden im Krankenhaus nicht mehr aufgenommen. Die Leichen sollen von der Polizei abgeholt werden. Hinter der trockenen Amtssprache verbirgt sich der Schrei der Verzweiflung des Gesundheitssystems der größten Stadt der Vereinigten Staaten.

Jede Stunde sterben im Bundesstaat New York 23 Menschen, bei denen das Coronavirus diagnostiziert wurde. In einer Woche – etwa so lange gibt es noch freie Beatmungsgeräte – müssen die Intensivärzte entscheiden, wer leben darf und wer nicht.

Damit sie sich bei dieser schrecklichen Wahl auf etwas stützen können, hat Dr. Robert Trug aus Harvard eine Methode erarbeitet. Die Chancen auf Rettung hängen von einem Punktesystem ab. Trotz aller Wissenschaftlichkeit unterscheidet sich diese künstliche Selektion nicht wesentlich von der natürlichen.

„Jeder muss verstehen, dass es um folgende Frage geht: Entweder wir retten jetzt mehr Leben, oder wir konzentrieren uns auf die Lebensdauer und die Lebensqualität danach, in diesem Fall werden Patienten mit schweren Vorerkrankungen keine Priorität haben“, sagte Trug.

Die unansehnliche Schützengrabenweisheit dieses Krieges bricht sich mit jedem Post der Verzweiflung in sozialen Medien und jedem Protest von Krankenschwestern Bahn.

In diesem Krieg ist es schlecht um Patronen bestellt – also um Beatmungsgeräte -, die Munition ist knapp. Den Sanitätern fehlen Handschuhe, Schutzmasken und Schutzanzüge.

Ein Sandwich und eine Dose Pepsi gibt es nach einer sechzehnstündigen Schicht. Krankenschwester Tatjana, eine Emigrantin aus Russland, eilt nach Hause, um schon am Abend ins Krankenhaus zurückzukehren. „Ich wollte immer an einem Hot Spot irgendwo in Afrika oder so helfen. Und nun erlebe ich es hier, es ist sehr hart“, gibt sie zu.

Zwei Patienten sind während ihrer Schicht in einem kleinen Krankenhaus in Brooklyn gestorben. „Viele Leichen werden aus dem Krankenhaus gebracht. Man hat das Gefühl, das geht ohne Pause. Die Leute kommen heraus, wieder herein, nehmen die Leichen mit. Sie werden in einem Lastwagen gestapelt. Er ist eine provisorische Leichenhalle“, sagte ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen wollte.

Solche LKW hat man seit den Anschlägen vom 11. September 2001 nicht mehr auf den Straßen von New York gesehen. Die Toten sind in Laken gewickelt, es gibt nicht genug Plastisäcke. Die Zahl der Todesopfer durch Coronaviren in den USA ist bereits zweieinhalb Mal so hoch wie die Zahl der Opfer nach den Anschlägen auf die Twin Towers.

Kühlanhänger gehören heute zum Anblick eines jeden New Yorker Krankenhauses. Sie werden über Holzrampen miteinander verbunden, um die Leichenhallen leichter füllen zu können. Und es gibt einen Sichtschutz aus Holz, damit Passanten oder Journalisten den Leichentransport nicht filmen können.

Wir haben auch gefilmt, wie ein wütender Krankenhausmitarbeiter auf uns zu kam. Um die Situation nicht zu verschärfen, verlassen wir die Szene trotz aller Absurdität der Vorwürfe, schließlich haben wir nicht vom Krankenhausgelände aus gefilmt, sondern auf der Straße. Wir sind ohnehin aus einem anderen Grund gekommen, wir wollten mit Dr. Irakli Buziashvili sprechen. Der Kommilitone unseres berühmten Denis Protsenko rettet Menschen in New York (Anm. d Übers.: Denis Protsenko ist der Chefarzt des ersten Moskauer „Corona-Krankenhauses“ und war mit Interviews im Fernsehen sehr präsent. Vor einigen Tagen wurde er selbst positiv auf Corona getestet). Und natürlich macht er sich Sorgen um seinen Kommilitonen, nachdem er gehört hat, dass der Chefarzt der „Kommunarka“ sich infiziert hat.

Beim Studium in Moskau wurden beide in Intensivmedizin unterrichtet. Aber für den Endokrinologen Buziashvili war das jahrelang nutzloses Wissen, bis im Kampf gegen das Coronavirus alle Kräfte gebraucht wurden. „Wir haben noch nichts derartiges erlebt“, sagte Irakli.

Wir konnten das Interview nicht beenden. Der aggressive Mann in Schutzanzug und Maske kam mit Verstärkung zurück. Beim Versuch, unseren Gesprächspartner zum Schweigen zu bringen, griff er buchstäblich auch unsere Filmcrew an. Vom Ersten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung oder sozialer Distanz konnte keine Rede sein.

Die Polizei war nur einen Steinwurf entfernt. Etwas weiter parkten mehrere Autos mit Blaulichtern. Aber der Mann fürchtete weder TV-Kameras noch Polizei, während er Druck auf unseren Gesprächspartner machte, das Interview zu beenden.

Mit der Epidemie wächst der Grad der Aggression. Hier wurde gefilmt, wie ein Mann mit asiatischem Aussehen in der U-Bahn angepöbelt wurde. Verrückte Anhänger von Verschwörungstheorien, wie dieser übergewichtige U-Bahn-Fahrgast, machen Chinesen für die Ausbreitung des Virus in den USA verantwortlich.

Ein anderer Verrückter, ein Lokomotivführer in Kalifornien, lenkte seine Lokomotive absichtlich in eine Sackgasse neben dem Dock, in dem ein schwimmendes Krankenhaus festgemacht hat. Laut dem Lokführer Eduardo Moreno ist das Schiff Teil eines Komplotts der US-Regierung zur Machtergreifung. Ein zweites Schiff dieser Art, die „Comfort“, hat am Pier 90 in New York festgemacht.

Die Ankunft der schwimmenden Krankenhäuser „Mercy“ und „Comfort“, die aus ausgemusterte Tanker entstanden sind, wurde von den Medien als historisches Ereignis gefeiert: Der weiße Dampfer mit dem rotem Kreuz passiert die Meerenge vor dem Hintergrund der Freiheitsstatue. Captain America eilt zu Hilfe.

Eine Woche ist seitdem vergangen, aber in den Schlafsälen der Schiffe, wo tausend Patienten unterkommen sollten, sind nur zwanzig Betten belegt. Pentagon-Mediziner wollen keine Coronavirus-Patienten aufnehmen, aber es gibt keine anderen Patienten. Die Vorhersagen werden unterdessen gruseliger. Nach einer optimistischen Prognose werden in Amerika zwischen 100.000 und 240.000 Menschen an COVID-19 sterben. Im schlechten Falle fast die zehnfache Anzahl.

„Wir gehen davon aus, dass die Hälfte aller New Yorker sich mit diesem Virus infizieren wird. Wir erleben einen erschreckenden Anstieg der Zahl der Toten. Ich will ehrlich sein: Die Situation wird sich verschlimmern. Wir müssen verstehen, dass alle Vorhersagen, die uns Verbesserungen bis Ostern versprechen, für New York City nicht eintreffen werden“, sagte Bürgermeister Bill de Blasio.

Das Feldlazarett im Central Park. Auch das Tennis Center, in dem die US Open stattfinden, wird bald ein Krankenhaus sein. Hotels, das größte Messezentrum, man versucht Patienten unterzubringen, wo immer es möglich ist. Donald Trump schickt tausend Militärärzte nach New York.

Die vorübergehende Rückkehr pensionierter Mediziner wird gefordert. Die Aufrufe bekommen sie per SMS. Im gesamten Bundesstaat New York findet eine Mobilmachung von medizinischem Personal statt.

Hilfe bekommt Amerika aus der ganzen Welt. China hat 1.000 Beatmungsgeräte geschickt. Und die ersten Worte, die die Crew unseres „Ruslan“, der Schutzmasken, Schutzkleidung und Ausrüstung lieferte, in ihren Kopfhörern hörte, als die An-124 auf dem Flughafen in New York landete, war der Dank der Fluglotsen im Tower: „Romeo Foxtrott Foxtrott 8460 Heavy, vielen Dank für all die Hilfe, die Ihr bringt!“

Ob Grenzschutzbeamte oder einfache Lagerarbeiter, alle zückten die Handys, um wirklich historische Aufnahmen von der russischen Hilfslieferung für New York zu machen.

Am schlimmsten ist die Epidemie ist in armen Stadtteilen, wo die Menschen sich nicht vollständig isolieren können, weil sie weiterarbeiten müssen. Wie der LKW-Fahrer Sayem Shabir, der seinen Lastwagen am Entladeterminal parkte, als das russische Militärflugzeug in New York landete.

„Seid Ihr Russen?“ fragte er, als wir in interviewen wollten. „Dann grüßt Wladimir Putin, sagt ihm, dass wir ihm sehr dankbar sind.“

Der russische und der amerikanische Präsident haben sich kürzlich in einem Telefongespräch auf die Lieferung von Hilfsgütern geeinigt. Das Außenministerium übernahm die Koordinierung. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharova, sagte, dass die Hälfte der Kosten der Ladung durch den russischen Direktinvestitionsfonds bezahlt wurde, die andere Hälfte haben die Amerikaner selbst übernommen. Das sei gängige Praxis:

„In der heißesten Phase des Kampfes gegen die Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie war Moskau einer der ersten, der den chinesischen Freunden geholfen hat. Jetzt bekommen wir Unterstützung aus Peking. In diesen Tagen orientieren die Vereinigten Staaten ihre Industrie neu, um die Waren herzustellen, die zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie benötigt werden. Wir sind sicher, dass sie Russland später unterstützen können, wenn das nötig werden sollte“, sagte sie.

Aber wie üblich gab es auch diejenigen, die in dem friedlichen Flug des „Ruslan“ einen Versuch russischer Einmischung sahen. Auf einer Pressekonferenz wurde Trump gefragt, ob die Hilfe nicht russische Propaganda sei.

„Mich interessiert die russische Propaganda nicht. Kein bisschen. Putin hat eine Menge hochwertiger Ausrüstung angeboten und ich habe sie akzeptiert. Wenn das Leben retten kann, werde ich sie immer annehmen“, antwortete Donald Trump.

Das US-Außenministerium erklärte, Russland und die Vereinigten Staaten hätten sich in Krisenzeiten immer gegenseitig geholfen. Das Coronavirus sei ein Feind, den man ihn nicht im Alleingang schlagen könne.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

  1. Eine kleine Bemerkung hinsichtlich:

    Die Ankunft der schwimmenden Krankenhäuser „Mercy“ und „Comfort“ … Eine Woche ist seitdem vergangen, aber in den Schlafsälen der Schiffe, wo tausend Patienten unterkommen sollten, sind nur zwanzig Betten belegt. Pentagon-Mediziner wollen keine Coronavirus-Patienten aufnehmen …

    Dazu habe ich in einem anderen Blog folgenden Kommentar gelesen:

    Das „Problem“ bei Lazarettschiffen ist, dass die drauf ausgelegt sind, ausblutende Soldaten zu behandeln, und keine infektiösen Krankheiten. D.h. das ist innen drin alles komplett offen. Die sind deshalb sehr bedacht darauf, nur Leute zu behandeln, die explizit negativ getestet sind. Eben um Dinge zu behandeln, die sonst bei den Krankenhäusern hinten rüber fallen würden. Die Navy hat angesagt, dass sie das zur Not auch umbauen können, aber erstmal ist die Comfort nur da, um Menschen *ohne* Covid-19 zu behandeln.

    Diese kleine Änderung des Kontextes lässt die Sache deutlich anders/positiver aussehen … direkt überprüfen kann ich es nicht, aber es kommt mir doch sehr plausibel vor.

    1. Dieser Kontext ist völlig korrekt, denn schon beim Einlaufen der Schiffe wurde offiziell mitgeteilt, dass diese nicht für C19 da sind, sondern die nicht infizierten Patienten der Krankenhäuser aufnehmen sollen, damit die Krankenhäuser dahingehend entlastet werden.

  2. Was hier in dem Beitrag beschrieben wird, teilte ich bereits vor einer Woche hier kurz mit, wo da die C19 Zahlen in den USA noch nicht so extrem waren.
    https://www.anti-spiegel.ru/2020/das-russische-fernsehen-ueber-corona-in-den-usa-und-trumps-chancen-bei-den-praesidentschaftswahlen/#comments

    Und da Trump die Hilfe der Russen nicht ablehnte und dies mit deutlichen Worten auch allen anderen klar machte, sehe ich mich in meiner Aussage sogar bestätigt.
    Ein kleiner Virus verändert die Welt!!!

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