Das russische Fernsehen über die Woche in Weißrussland: Der gescheiterte Generalstreik

Die Lage in Weißrussland scheint die westlichen Medien zur Verzweiflung zu treiben. Das Volk widersetzt sich den Streikaufrufen ihrer angeblichen Wahlsiegerin Tichanowskaja, die Proteste nehmen ab, aber die „Qualitätsmedien“ versuchen mit aller Macht, eine andere Geschichte zu erzählen.

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass ich in Weißrussland Bekannte habe, die mir zwar von Demonstranten erzählen, aber niemand sieht in ihnen eine Mehrheit. Dafür sind sie sehr laut, aber Lautstärke kann keine Wahlen ersetzen. Die westlichen Narrative zu Weißrussland halten keiner Überprüfung stand, wie ich hier schon vor einiger Zeit aufgezeigt habe.

Das gilt auch für den von Tichanowskaja großspurig angedrohten Generalstreik in Weißrussland, der komplett gefloppt ist. Die „Qualitätsmedien“ berichten jedoch nicht darüber, dass den Aufrufen der Opposition praktisch niemand gefolgt ist, weil dann das Narrativ von der Mehrheit gegen Lukaschenko nicht mehr haltbar wäre.

Besonders amüsant finde ich es, wenn die deutschen „Qualitätsmedien“ über die Flaggen berichten, die die Demonstranten schwingen, denn das weiß-rot-weiße Banner war die Flagge der weißrussischen SS-Einheiten, die an der Seite Hitlers gekämpft haben. Es ist faszinierend, was die „Qualitätsmedien“ ihren Lesern so alles als „Zeichen der Freiheit“ verkaufen.

Am Sonntag hat das russische Fernsehen in der Sendung „Nachrichten der Woche“ wieder über die Ereignisse der letzten Woche berichtet und ich habe den russischen Fernsehbericht übersetzt, dessen Bilder zusammen mit meiner Übersetzung auch ohne Russischkenntnisse verständlich sein sollten.

Beginn der Übersetzung:

Die selbsternannte Anführerin des weißrussischen Volkes Swetlana Tichanowskaja hat sich in die Nesseln gesetzt. Sie hat die Weißrussen zum Streik und dazu aufgerufen, „alles zu riskieren“, aber der Generalstreik hat nicht stattgefunden. Die europäischen Führer, die die ambitionierte Hausfrau so sehr loben, sind auch in einer schwierigen Lage. Aber jetzt scheinen sie das zu bereuen und man kann nach dem lyrischen Helden des Gedichts von Jewtuschenko sagen: „Es ist nicht das gekommen, was ich wollte, aber es legt seine Hände auf meine Schultern.“

Unterdessen hat Weißrussland eine andere Tagesordnung. Die Menschen arbeiten und warten auf Veränderungen, sie wollen eine Zukunftsperspektive für ihr Land sehen. Es ist klar, dass die mit der neuen Verfassung verbunden ist. Aber was darin stehen wird, ist noch nicht klar. Die Änderungen sollen zu Beginn des neuen Jahres – im Januar oder Februar – kommen, wenn die Weißrussische Volksversammlung zusammentreten wird. Es ist offensichtlich, dass die Vorschläge im Vorfeld ausführlich diskutiert werden sollten.

Aus Weißrussland berichten unsere Korrespondenten.

Diese Woche sollte nach Angaben der Opposition der Wendepunkt sein. Das Ultimatum klang bedrohlich. Staatseigene Unternehmen sollten das Druckmittel sein, sie sind der Schlüssel zur Stabilität der weißrussischen Wirtschaft. Aber es gab keine Massenstreiks. Weder große Fabriken noch kleine private Unternehmen folgten dem Aufruf aus dem Ausland.

Am Montag standen etwa hundert Menschen am Eingang der Fabrik „Hrodna Asot“ und ließen die Arbeiter nicht zur Schicht. Ein paar Dutzend skandierten in den Werkshallen der Fabrik „Atlanta“, die Kühlschränke und Waschmaschinen herstellt. Der Aufruf, dem Kollektiv beizutreten, wurde von der Belegschaft nicht unterstützt. Ein Augenzeuge erzählte uns:

„Die sind da fünf Minuten rumgelaufen und dann wieder an die Arbeit gegangen. Ist das Ihrer Meinung nach ein Streik?“

Auch im wichtigen Traktorenwerk läuft der Betrieb normal. Aber zum Streik wurde aktiv aufgerufen, vor allem von denen, die noch nie gearbeitet haben. Schüler eines Minsker Gymnasiums haben einen Sitzstreik abgehalten. Studenten weißrussischer Universitäten zogen durch die Straßen und Auditorien und störten Vorlesungen. Der weißrussische Präsident befahl in dieser Woche, mit den Unruhestiftern kein Federlesen zu machen. Alle Studenten, die Vorlesungen stören oder boykottieren, sollten sofort exmatrikuliert und in die Armee eingezogen werden. (Anm. d. Übers.: In Weißrussland und Russland ist ein Studium oft eine Möglichkeit, sich von der Wehrpflicht freistellen zu lassen)

Die demokratische Führerin von Weißrussland, so nennt sich Tichanowskaja ohne jede Ironie selbst, verspricht weiterhin Geld aus privaten Mitteln für diejenigen, die sich der gegenwärtigen Regierung widersetzen. Dafür wurden bereits Millionen von Dollar angehäuft, aber diejenigen, die mit dem Geld unterstützt wurden, sind bisher nicht sichtbar oder hörbar.

„Sie haben Streit. Sie kämpfen untereinander um die Gelder. Die wollen nichts Gutes für Weißrussland. Sie kämpfen um die Aufteilung der Gelder, so war es immer. Dafür werden Strukturen geschaffen“, sagte Alexander Lukaschenko.

Beim Frauenmarsch am Samstag wurden weiß-rot-weiße Bonbons verteilt. Weiß-rote-weiße Stoffe wurden an Metallbügeln an Stromleitung der Eisenbahn gehängt. Die Behörden warnen, dass das in Zukunft als Sabotage betrachtet wird. Dutzende Male pro Tag müssen Arbeiter ausrücken, um die Drähte von den Stromleitungen und Schienen zu entfernen. Ein Zug nach Brest musste seine Fahrt stoppen.

Ein solcher Saboteur wurde im Dorf Pukhovichi in der Region Minsk festgenommen. Und in Mozyr ist das Gebäude der Verkehrspolizei ausgebrannt – jemand hat einen Molotowcocktail darauf geworfen. Während der Kundgebungen am Sonntag wurde die Polizei in Minsk mit Steinen beworfen, nachdem die Demonstranten es nicht geschafft hatten, in den Präsidentenpalast einzudringen. Die Demonstranten hatten grüne Laserpointer dabei, die einen vorübergehenden Verlust des Augenlichts verursachen können und in einigen Ländern verboten sind.

„Wer heute auf den Schienen der Bahn faschistische Transparente an Stromleitungen aufgehängt und versucht, die Infrastruktur des Staates zu zerstören oder zu destabilisieren, sollte wissen: Ab heute machen wir in den Wohnungen derer, die sie verstecken, keine Gefangenen mehr“, sagte Lukaschenko.

Das Staatsoberhaupt befahl, die Volksmilizen aktiv in die Arbeit einzubinden und ihre Reihen mit pensionierten Militärs zu füllen. Jetzt sieht man auf den Straßen wieder längst vergessene Menschen in roten Armbändern.

Alexander Lukaschenko setzt seine eigenen Leute in den Regionen ein. Es gibt offizielle Posten als Assistent des Präsidenten oder Inspektor einer bestimmten Region. Die Posten werden aus den Reihen der Sicherheitskräfte besetzt. Die Region Brest wird nun vom ehemaligen KGB-Chef Vakulchik und Hrodnaskaja vom ehemaligen Innenminister Karajew kontrolliert. Die Regionen liegen an der Landesgrenze und aufgrund der jüngsten Dekrete kann es dort unruhig werden.

Bürgern Litauens, Polens, Lettlands und der Ukraine ist die Einreise ins Land über die Landesgrenzen nun verboten. Ausnahmen gelten für Diplomaten und LKW-Fahrer. Nicht nur das Coronavirus, sondern auch revolutionäre Stimmungen werden aus Polen in die Republik gebracht, meint der weißrussische Präsident. Lukaschenko hat den Polen geraten, sich mit der Lage in ihrem Land zu befassen, und gab eine heftige Erklärung ab: Die Präsidentschaftswahlen in Polen seien manipuliert worden.

Ab dem 1. November ist allen Ausländern und Staatenlosen, mit wenigen Ausnahmen, bereits die Einreise nach Weißrussland verboten. Offiziell wurde das Verbot aufgrund der schweren epidemiologischen Situation verhängt.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. Polen und Ukrainer stellen nur eine Minderheit von 5 Millionen da und Oligarchen hat man in Belaruss, sich nicht entwickeln lassen. Worauf soll sich die Bunte denn Stützen, auf die Dauer, auf Touristen ?

    1. Ende Oktober gabs noch nix. War direkt ungewohnt ohne Maske einzukaufen.
      Man fühlt sich aber gleich viel sicherer, wenn nur einer von 20 eine Maske anhat.
      Museen, Restaurants etc. waren alle geöffnet, ohne dass es irgendwo 1,5m Abstand benötigt hätte. In manchen Geschäften verlangen sie allerdings eine Maske. Die hat deswegen aber trotzdem nicht unbedingt jeder auf.

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