Der EU-Außenbeauftragte Borrell spricht vom Ende der Dominanz des Westens – Russland reagiert mit Humor

Vor einigen Tagen hat der EU-Verantwortliche für Außenpolitik, Josep Borrell, etwas gesagt, was in den Medien nicht gerne gehört wurde: Er sprach vom nahenden Ende der weltweiten Dominanz des Westens. Dem russischen Außenministerium war das eine humorvolle, aber offizielle Erklärung wert.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharova, hat auf ihrer Pressekonferenz das Thema aufgegriffen, das für den Westen und auch die Menschen dort so schwer verdaulich ist. Immerhin dominiert der Westen seit über 500 Jahren die Welt. Es war zuerst das spanische Imperium, dann das britische Weltreich und heute sind es die USA, die Weltherrschaft innehaben oder sie anstreben. In den USA nennt man das „global dominance“.

Einzugestehen, dass diese 500 Jahre dauernde Epoche zu ende geht, ist für viele nicht nur schwierig, sondern unvorstellbar. Aber dass genau das geschieht, kann kaum jemand ernsthaft bestreiten. Und genau das sagte nun auch der Außenbeauftrage der EU, Josep Borrel, öffentlich. Das war Maria Sacharova eine offizielle Erklärung wert, die sie mit ihrem ganz eigenen Humor vorgetragen hat und die ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Wir haben die jüngsten Erklärungen des Hohen Vertreters der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik Borrel aufmerksam verfolgt, die er während einer Videokonferenz abgegeben hat. Über all dies wurde in den Medien berichtet. Er sagte, das neue Coronavirus sei ein „Katalysator für die Geschichte“. Wie Herr Borrel bemerkte, sagen Analysten schon so lange, dass „das Ende der amerikanischen Führung“ kommt und das „Zeitalter Asiens“ beginnt. Das interessante an der Aussage ist, auf welchen Analysten unsere europäischen Partner sich beziehen.

Wir haben eine kleine Analyse durchgeführt, uns mit der jüngeren Geschichte befasst und uns angeschaut, welche Analysten in den letzten Jahren derartige Prognosen abgegeben haben. Ich zeige Ihnen hier ein paar sehr interessante Zitate.

  1. Januar 2015: „In dem Maße, in dem die Vereinigten Staaten und der gesamte sogenannte „historische Westen“ ihre absolut dominante Stellung verlieren, die sie seit mindestens fünf Jahrhunderten genießen, (…) erscheinen objektiv gesehen, als Folge des natürlichen Verlaufs der Geschichte, neue Zentren des Wirtschaftswachstums, der Finanzmacht, des politischen Einflusses … und die Vereinigten Staaten versuchen leider frustriert durch illegitime Methoden, den Rückgang ihrer Führungsrolle in der Weltpolitik aufzuhalten.“
  2. März 2017: „Man muss anerkennen, dass sich die Welt verändert hat und sich von der unterscheidet, wie sie Hunderte von Jahren war, als der Westen die führende Rolle gespielt hat. Wir leben in einer polyzentrischen Welt. Egal, ob wir es multipolar, polyzentrisch oder demokratischer nennen, der Prozess ist im Gange.“
  3. August 2015: „Wir erleben das Ende der sehr langen Ära historischer, wirtschaftlicher, finanzieller und politischer Vorherrschaft des Westens. Sie dauerte Hunderte von Jahren. Nun tritt diese Ära in objektive Widersprüche mit der Tatsache, dass neue Machtzentren entstehen, auch im asiatisch-pazifischen Raum. […] Wahrscheinlich ist es nicht leicht einzugestehen, dass Eure fast ungeteilte Herrschaft, die seit vielen Jahrhunderten existiert, gerade endet.“
  4. Oktober 2014: „Wir haben es nicht nur mit dem Beginn der nächsten historischen Phase zu tun, sondern offenbar mit einem Epochenwechsel. […] … Wir sehen ein grundlegend neues Bild der Welt, das nicht in die seit mehreren Jahrhunderten etablierte Vorstellung von der weltweiten Dominanz des Westens in der Wirtschaft, den Finanzen und der Politik passt.“

Was ist das für ein Analytiker, der vorausgesehen hat, worüber unsere Partner in der Europäischen Union heute sprechen und dessen Zitate von vor zwei, drei, vier und fünf Jahren sie nun wiederholen? Sie werden es nicht glauben, aber das ist der russische Außenminister Sergej Lawrow.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

  1. Abgesehen davon, dass ich „Gefühle“ für Maria Sacharova habe: das ist eben so, es ist das Ende der europäisch determinierten Dominanz auf dem Planeten. Und die wird auch nie zurückkehren, da es auch bald keine Europäer geben wird. Chinesen gibt es noch viele, wenngleich viele westliche Kommentatoren gerne über deren „demographischen Probleme“ jubilieren. Relativ sind die gering. Die werden dort einstweilen ohne Afro-Arabische Massenimmigration auskommen ohne dass deren Wirtschaft kollabiert.

  2. wir bruachen uns eigentlich nur die Geschichte des Römischen Imperiums anzusehen. natürlich wird es nicht genau so ablaufen, und vor allem, es wird längere Zeit dauern, aber in seiner Struktur sind derartige Verläufe von Zusammenbrechen bzw. Niedergang einers Imperiums immer ähnlich. Vasallen werden unabhängiger, bilden eigene Reiche, bleiben zwar noch irgendwie verbunden, aber letztlich autonaom, und die Schnelligkeit des Zerfalls hängt wesentlich auch davon ab, in im Zentrum des Imperiums eine neue Macht entsteht (bei den Römern der Vatikan). Geschichte wiederholt sich immer wieder.

    1. Na ja.. „länger dauern“ ist relativ! Das Römische Imperium bestand vom 8. Jahrhundert vor Christus bis zum 7. nach Christus. Sein Zusammenbruch begann – räumlich gesehen – um das Jahr 200 herum.

    2. Ich habe mir neulich mal darüber Gedanken gemacht, was passieren könnte, wenn die USA auch offiziell pleite gehen. Sie brauchen ja Unmengen von Geld, nur um ihre Militärmaschine, ihren Sicherheits- und Spionageapparat aufrechtzuerhalten. Wer soll denn die X-Mrd. Dollar, die sie dafür drucken müssen, kaufen, denn jeder einigermaßen rational denkende Mensch weiß doch, dass die neuen Dollars aus der Geldpresse nichts mehr wert sind, weil die USA sie sowieso nicht mehr zurückzahlen können und jetzt durch Corona noch gar nicht absehbar ist, was da noch alles kommt. Wenn sie einen Schuldenschnitt machen, verpflichten sie ihre Großgläubiger dann, neue Dollars zu kaufen, um weiterzumachen wie bisher? Auch wenn die USA offizielle „Insolvenz“ anmelden und einen Schuldenschnitt durchführen, der riesige Militärapparat ist ja noch da, der verschwindet ja nicht. Und ehe man das alles verkommen lässt oder es in den USA insgesamt zu Unruhen kommt, müssen eben die US-Satellitenstaaten neue Dollars kaufen? Offen gesagt, fehlen mir die Vorstellungen, wie ein solches Szenario ablaufen könnte, aber wer soll denn die ganzen wertlosen Dollars noch kaufen?

      1. Viel brisanter werden solche Gedanken, wenn man sich vor Augen hält, daß die staatliche „Gelddruckerpresse“ inzwischen ein Witz gegen die privaten der Banken ist. Die weitaus größere Geldmenge, die international kursiert, stammt aus der Kreditschöpfung und ist genausowenig von realen Werten gedeckt, wie ein Gutteil des staatlich erzeugten Geldes der Notenbanken. Wobei „staatlich“ in dem Fall bei den USA gar nicht zutrifft, da die Notenbank eine Institution der Privatbanken ist.

        Die Finanzkrise 2007/08 entstand ja aus der Problematik, daß schlicht viel zuviel Geld vorhanden war, und selbst die Tricks der Finanzmärkte, das in immer mehr virtuellen „Anlagen“ wie Derivaten (700 Billionen Dollar) verschwinden zu lassen, nicht mehr ausreichten.

        1. Deinem Namen nach zu urteilen hattest du früher sicher mal Staatsbürgerkunde und Marxismus/Leninismus. Da haben sie uns doch beigebracht, wie dieses System funktioniert, die allgemeine und die zyklischen Krisen des Kapitalismus. Ja, 2007/08 war eine typische Überproduktionskrise, die den Finanzbereich betraf. Dem vielen Geld standen keine realen Werte mehr gegenüber. Und daran hat sich bis heute ja nichts geändert, eher ist das Gegenteil der Fall. Es ist einfach zuviel Geld im Umlauf, für das es keine realen Anlagemöglichkeiten gibt. Im Grunde ist der Zeitpunkt da, dass ein Schuldenschnitt unausweichlich ist, denn in der EU sieht es ja nicht besser aus. Die wollen jetzt mit den Milliarden um sich schmeißen, ohne das mal dargelegt wird, wie das finanziert bzw. zurückgezahlt werden soll. Und die USA können ihre Schulden gar nicht mehr zurückzahlen. Sicher werden da schon Pläne in der Schublade liegen. Fragt sich nur, ob mit oder ohne Knall.

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