Doping-Kontrollen und Politik: Wie die weltweite Dopingagentur mit zweierlei Maß misst

Dass die Doping-Vorwürfe und die verhängten Strafen gegen Russland politisch begründet sind, zeigt der Fall des britischen Sportlers Mo Farah, der mit Wissen des britischen Sportkomitees gedopt hat, aber nie bestraft wurde.

Anfang Februar hat das russische Fernsehen bereits über den Fall des Rekord-Läufers Farah berichtet. Sein Trainer hat systematisch gedopt, aber London weigert sich, die Dopingproben von Farah an die WADA, die internationale Dopingagentur, zu schicken. Und welche Folgen hat das? Richtig: Keine.

In britischen Zeitungen wurde darüber schon vor über einem Monat berichtet, aber in Deutschland habe ich davon nichts gehört und eine Google-Suche brachte auch keine aktuellen Ergebnisse in den „Qualitätsmedien“. Ich fand lediglich einen Artikel von 2017 bei der ARD und einen aktuellen Artikel auf sport.de. Das ist verwunderlich, denn Farah ist der wohl beste Läufer unserer Zeit, aber selbst in seinem deutschen Wikipedia-Artikel findet sich das Wort „Doping“ nicht. Der Skandal ist aber nicht neu, wie der Artikel von 2017 zeigt.

In Großbritannien waren auch Sportfunktionäre über das Doping informiert und Farahs langjähriger Trainer Salazar ist wegen Dopings seiner Athleten inzwischen gesperrt. Man fragt sich, warum ein britischer Sportler dopen dann Weltmeisterschaften gewinnen darf, während Russland für olympische Spiele gesperrt wurde. Hunderte junge Sportler, die noch zur Schule gegangen sind, als es den Dopingskandal in Russland gegeben hat, werden nun unschuldig bestraft, aber ein systematisch gedopter Brite darf weiterhin bei Wettkämpfen antreten.

Heute waren die Entwicklungen um Farah wieder Thema im russischen Fernsehen. Da es in Deutschland keine Berichte über den Fall gibt, habe ich den Beitrag des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Vom Doping wusste er, aber er hat es verheimlicht. Der Skandal um den britischen Leichtathleten Mo Farah weitet sich aus. Weiteres Öl haben BBC-Journalisten ins Feuer gegossen, die ihre eigene Untersuchung veröffentlicht haben. Demnach erhielt Farah am Vorabend eines prestigeträchtigen Marathons nicht nur vier Injektionen eines Spezialmedikaments. Sie wurden ihm auch noch vom Chefarzt der britischen Athletics Federation persönlich gesetzt. Zuvor hatte sich die britische Anti-Doping-Agentur geweigert, der WADA die Dopingproben zur erneuten Prüfung zur Verfügung zu stellen.

Er ist Sportler, Millionär, Knight Bachelor und Träger des Order of the British Empire für Verdienste um die Leichtathletik. Mohamed Muktar Jama Farah oder kurz „Mo“ ist der Stolz zweier Nationen: Somalia, wo er geboren wurde, und Großbritannien, dessen Staatsbürgerschaft er bekommen hat und für das er bei internationalen Wettbewerben antritt. Wie sich herausstellte, nicht ohne die Hilfe von Doping.

„Es war Mo Farahs erster Marathon im Jahr 2014. Zwei Tage zuvor hatte er eine Dosis L-Carnitin intravenös erhalten. Alles geschah in diesem Hotel. Mo Farah bekam innerhalb von zwei Stunden vier Injektionen in den Arm. Und Farahs Trainer Alberto Salazar war damals anwesend“, sagte der Journalist Mark Daley.

Alberto Salazar wurde als Magier bezeichnet und hat den Somalier zum größten Athleten Großbritanniens gemacht. 25 Goldmedaillen, davon 4 olympisch, hat er gewonnen. Und BBC-Journalisten erzählten 2015, welche Art von Magie Salazar benutzte: L-Carnitin ist eine Aminosäure, die natürlich produziert wird. Studien haben ergeben, dass L-Carnitin, wenn es direkt in die Vene injiziert wird, den Stoffwechsel beschleunigt.

Die journalistische Untersuchung ergab, dass Farah es am Vorabend des Marathons 2014 von Rob Chakraverty, dem Chefarzt der British Athletics Federation, injiziert bekam. Und hochrangige britische Sportfunktionäre wussten nicht nur davon, sondern waren beunruhigt, wie man in ihren Briefen lesen kann.

„Obwohl dieser Prozess voll und ganz mit den WADA-Regeln im Einklang steht, gibt es eine philosophische Debatte darüber, ob er dem Geist des Sports entspricht. Ich muss zugeben, dass es ein gewisses Maß an Unbehagen gibt“, schrieb Barry Fudge, Cheftrainer der britischen Remote Running Organization.

Das Medikament, das dem Athleten verabreicht wurde, wurde extra aus der Schweiz eingeflogen, im Vereinigten Königreich fand die entsprechende Konzentration von L-Carnitin nicht. Die WADA erlaubte die Verwendung, aber nur, wenn nicht mehr als 50 Milliliter alle 6 Stunden verabreicht werden. Der ehemalige Trainer von Farah besteht darauf, dass alles im Rahmen der Norm war. Aber Salazar selbst wurde bereits der Tatsache überführt, dass seine Assistenten auf seine Anweisung hin Dosen von L-Carnitin injiziert haben, die zehnmal höher waren, als zulässig. Die Athleten mussten das Mittel auf Salazars Druck einnehmen.

„Er sagte mir immer wieder: „Du musst das tun. Du musst an dieses Programm glauben, oder ich werde dich nicht trainieren.“ Mit mir wurden Versuche gemacht“, sagte Ari Lambier, Alberto eine von Salazars ehemaligen Sportlerinnen. „Zuerst bekam ich Medikamente für die Schilddrüse, obwohl es mir gut ging. Ich musste Alberto Urin geben, damit er es überprüfen und sehen konnte, ob das Ergebnis beim Dopingtest positiv wäre. Es zeigte mir, dass Alberto nicht den Regeln folgte. Er hat immer versucht, bis an die Grenzen des Erlaubten zu gehen, um die besten Ergebnisse für seine Athleten zu erzielen, aber ohne dabei erwischt zu werden.“

Nach den Geständnissen mehrerer Athleten, einer Reihe von Tests, einer vierjährigen Untersuchung durch die US-Anti-Doping-Agentur und einer Gerichtsverhandlung hinter verschlossenen Türen wurde Salazar für schuldig befunden, verbotene Methoden angewandt und versucht zu haben, die Dopingkontrollen zu manipulieren. Er wurde für vier Jahre gesperrt und es wurde beschlossen, seine Schützlinge zu überprüfen. Die WADA hat einen Dopingtest von dem Briten Farah beantragt. Aus London kam eine harte Antwort.

„Ich werde die Weitergabe von Proben, die zur erneuten Prüfung bei uns gelagert werden, verhindern, es sei denn, es gibt glaubhafte Beweise dafür, dass sie verbotene Substanzen enthalten. Das ist nicht nur einfach ein Verfahren, bei dem man Proben immer wieder auftauen und einfrieren kann, sondern ein komplexer Prozess, der sich negativ auf die Probe auswirkt“, sagte Nicole Sapstead, Exekutivdirektorin der britischen Anti-Doping-Agentur.

Diese Antwort hat selbst die Briten, einschließlich der Leichtathleten, empört. Ihrer Meinung nach gibt es nichts zu befürchten, wenn Farah wirklich unschuldig ist, aber wenn in seinen Proben Dopingsubstanzen gefunden werden, muss er eben bestraft werden. Und gesündigt hat er schon früher: Der Athlet verpasste mehrmals Dopingtests und über die Injektionen von L-Carnitin hat er sogar gelogen. Aber die WADA scheint beschlossen zu haben, keinen Druck auf die Kollegen aus London zu machen. Schließlich gilt der Kampf für den sauberen Sport nur Russland.

„Unsere Athleten werden geehrt und gelobt. Sie werden ständig aufmerksam beobachtet, Proben werden zu unmöglichen Zeiten genommen – nachts, früh am Morgen, spät in der Nacht. Die WADA misst mit zweierlei Maß“, sagt der Leiter des Staatsduma-Ausschusses für Sport, Tourismus und Jugend Michail Degtyarev. „Die WADA ist ein Werkzeug, um mit unseren Athleten abzurechnen. Der letzte Fall des Biathleten Loginov bestätigte das. Sein Ruf war beschädigt, um sechs Uhr morgens wurde die Durchsuchung durchgeführt, seine Sportkleidung wurde beschädigt. Das ist ein Beispiel für unsportlichen Kampf.“

Es ist jedoch möglich, dass Farah nach der veröffentlichten Untersuchung der BBC-Journalisten doch noch zur Rechenschaft gezogen wird. Zudem ist das Verfahren gegen seinen ehemaligen Trainer noch nicht abgeschlossen. Salazars Berufung wird im März verhandelt.

Ende der Übersetzung

Die genannten Fakten kann jeder selbst überprüfen und sich dann fragen, ob der Sport nicht tatsächlich aus politischen Gründen gegen Russland instrumentalisiert wird. Und wenn man zu diesem Schluss kommt, dann ist die nächste Frage, was der internationale Sport noch wert ist, wenn es nicht mehr um den fairen, sportlichen Wettkampf, sondern um die politischen Interessen bestimmter Länder geht, die sich in den Gremien der internationalen Sportkomitees eine Mehrheit beschafft haben.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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