Ein Montag in Deutschland: Wofür sich die Medien schämen und wofür sie sich tatsächlich schämen sollten

Heute haben sich Regierung und Medien gleich mehrere schwere Peinlichkeiten geleistet, die man nicht glauben würde, wenn es nicht alles dokumentiert wäre. Ein Bericht über einen Tag im Tollhaus Bundesrepublik Deutschland.

Ich habe heute drei Meldungen gefunden, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, die aber trotzdem eines gemeinsam haben: Sie zeigen auf, wie dreist und unverfroren Bundesregierung, Medien und führende Politiker lügen, das Völkerrecht mit Füßen treten und Propaganda verbreiten. Eigentlich ist das drei gesonderte Artikel wert. Aber da es alles an einem Tag gemeldet wurde, berichte ich über die drei Meldungen in einem Artikel. Das zeigt anschaulicher auf, wie unglaublich dreist Medien und Regierung inzwischen sind.

Die erste Meldung betrifft Julian Assange. Die Bundesregierung hat sich in dem Fall schon hinreichend blamiert. Der UNO-Sonderbeauftragte für Folter, Nils Melzer, hat in mehreren Berichten mitgeteilt, Assange würde in London gefoltert.

Die Bundesregierung hat jede Stellungnahmen dazu abgelehnt und sich dabei in viele Widersprüche verstrickt. Zuerst behauptete sie, es gäbe diese Berichte gar nicht, es gäbe nur Pressemitteilungen. Das war glatt gelogen. Als Melzer dann Ende letzten Jahres in Berlin war, hat ihm das zuständige deutsche Außenministerium kackfrech (sorry) ins Gesicht gesagt, es hätte seine Berichte nicht einmal gelesen. Die lagen da wochenlang rum, aber lesen wollte sie niemand.

Auch die Tatsache, dass Ärzte mittlerweile von lebensgefährlichen Haftbedingungen sprechen, stört die Bundesregierung nicht. Sie „vertraut darauf, dass Großbritannien mit dem Fall rechtsstaatlich umgeht“.

Inzwischen hat der Europarat (nicht zu verwechseln mit Europäischen Rat der EU) in einer Resolution gefordert, Assange umgehend aus der Haft zu entlassen und ihn nicht an die USA auszuliefern.

Und auch in Deutschland tut sich was:

„Am 6. Februar wird eine parteiübergreifende Initiative (…) einen Appell zur Freilassung von Julian Assange vorstellen. (…) Zu der Initiative zählen der ehemalige SPD-Vorsitzende und Außenminister a. D. Sigmar Gabriel, der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP), die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD), die Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen (Linke), der Schriftsteller Navid Kermani und der Investigativjournalist Günter Wallraff.“

Aber die Bundesregierung ficht das nicht an. Sie macht keinen Finger krumm, um kritische Journalisten im Westen zu schützen. Stattdessen hat die Regierung ihren alten (und nachweisbar unwahren) Äußerungen „nichts hinzuzufügen“.

Der aktuelle Mitschnitt aus der Bundespressekonferenz zu dem Thema ist schockierend und wirklich zum Fremdschämen. Würde sich eine Regierung in Syrien, Venezuela, der Türkei, Russland, China oder wo auch immer so beharrlich weigern, kritische Fragen zu beantworten, wäre das Geschrei in den deutschen Medien groß.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich für alle, die sich für den Fall Assange interessieren, auf ein Interview mit Nils Melzer hinweisen, das chronologisch aufzeigt, wie und von wem die Anklage gegen Assange fabriziert und manipuliert wurde. Und Melzer ist wie gesagt kein Propagandist, sondern UNO-Sonderbeauftragter für Folter.

Aber das ist nur ein Thema, das mir heute aufgefallen ist, kommen wir nun zu zweiten „Knaller des Tages“.

Claus Kleber, seines Zeichens Chef vom ZDF-heute-journal, hat sich – man höre und staune – selbstkritisch gezeigt. Er hat sich doch tatsächlich für einen furchtbar peinlichen Fehler entschuldigt.

Wer jetzt glaubt, es handle sich darum, dass das ZDF die Hakenkreuze bei Kämpfern der ukrainischen Streitkräfte in seinen eigenen Beiträgen entdeckt hätte und endlich die Probleme in der Ukraine anspricht, die es bisher vehement bestritten hat, der liegt falsch. Und nein, Kleber hat sich auch nicht dafür entschuldigt, dass er vor knapp einem Jahr seine Sendung mit folgenden Worten begonnen hat:

„Guten Abend, zu Wasser und zu Luft sind heute Nacht amerikanische, deutsche und andere europäische Verbündete unterwegs nach Estland, um die russischen Verbände zurückzuschlagen, die sich dort wie vor einigen Jahren auf der Krim festgesetzt haben.“

Nein, all diese, und noch ungezählte andere „Peinlichkeiten“ waren Herrn Kleber keine Entschuldigung wert.

Da fragt man sich doch, was denn so schlimmes passiert sein kann, dass er sich genötigt sieht, sich zu entschuldigen. Und wirklich, es war ungleich schlimmer. Der Spiegel berichtete betreten:

„Das „heute journal“ des ZDF präsentierte eine US-Karte – darauf war der Staat Colorado als Iowa gekennzeichnet.“

Und Kleber selbst twitterte sichtlich zerknirscht:

„Schade, dass es in der grünen Hölle keine Mauselöcher gibt.
Ich hätte dringend eins gebraucht:
Iowa gesagt / Colorado gezeigt. Und nix gemerkt.
Das Bild wird mal mein Grabstein :-(„

Was lernen wir daraus?

Die deutschen „Qualitätsmedien“ können lügen, Nazis in Europa ignorieren oder für Kriege trommeln, alles kein Problem. Aber zwei US-Bundesstaaten verwechseln, da hört es auf. Das wird der „Grabstein“ des Journalisten. Das sagt doch einiges darüber aus, wo die Prioritäten der „deutschen“ Medien liegen.

Die dritte Meldung, die mir heute in diesem Zusammenhang aufgefallen ist, kam auch aus dem Spiegel.

Die Überschrift des Artikels sagte schon alles: „Unions-Fraktionsvize – „Deutschland sollte sich an nuklearer Abschreckung beteiligen“„. Dann konnte man lesen:

„Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Johann Wadephul, hat für eine deutsch-französische Zusammenarbeit bei Atomwaffen plädiert.“

Jetzt könnte jemand einwenden, dass das zwar nicht schön sei, aber doch auch kein Skandal. Wer das sagt, dem empfehle vor dem Einschlafen den Atomwaffensperrvertrag als Lektüre (weiter unten im Artikel ist er verlinkt). In dem Vertrag hat Deutschland nämlich zugesichert, keine Atomwaffen haben und auch nicht über fremde Atomwaffen verfügen zu wollen. Wenn also jemand eine solche Forderung stellt, wie es Herr Wadephul getan hat, dann plädiert er für nichts weniger, als dafür, dass Deutschland gegen den Atomwaffensperrvertrag verstößt.

Den Spiegel stört das nicht und er erwähnt das mit keinem Wort. Das könnte daran liegen, dass man sich in der Redaktion dort sagt: „Ist eh wurscht, Deutschland verstößt ja ohnehin schon dagegen“.

Das wussten Sie nicht? Dann passen Sie jetzt genau auf. Im gleichen Spiegel-Artikel kann man auch lesen:

„Deutschland lagert für die Nato zur nuklearen Abschreckung nach Expertenschätzung noch etwa 20 US-Atombomben. Für ihren Einsatz im Ernstfall hält die Bundeswehr „Tornado“-Kampfjets bereit.“

Es geht hierbei um die sogenannte „nukleare Teilhabe“ Deutschlands. Das bedeutet, dass deutsche Kampfflugzeuge im Kriegsfall die US-Atomwaffen bekommen, um sie einzusetzen. Das ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, dass das ein offener Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag ist. Im Atomwaffensperrvertrag steht in Artikel 2 unmissverständlich:

„Jeder Nichtkernwaffenstaat, der Vertragspartei ist, verpflichtet sich, Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper oder die Verfügungsgewalt darüber von niemandem unmittelbar oder mittelbar anzunehmen, Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper weder herzustellen noch sonstwie zu erwerben und keine Unterstützung zur Herstellung von Kernwaffen oder sonstigen Kernsprengkörpern zu suchen oder anzunehmen.“

Wenn also die deutsche Bundeswehr US-Atombomben annimmt, um damit einen Tornado-Kampfjet zu bestücken, ist das ein eindeutiger Vertragsverstoß. Und die Bundeswehr trainiert sogar ihre Piloten extra dafür.

Und wenn ein führender Politiker „für eine deutsch-französische Zusammenarbeit bei Atomwaffen plädiert“, dann ist das ebenfalls ein Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag.

Aber außer dem russischen Außenministerium scheint das niemanden zu stören, jedenfalls niemanden von den deutschen „Qualitätsmedien“.


Wenn Sie sich für die Propaganda der deutschen Medien interessieren, sollten Sie sich mein neues Buch einmal anschauen. Das Buch ist eine Sammlung der dreistesten „Ausrutscher“ der „Qualitätsmedien“ im Jahre 2019 und zeigt in komprimierter Form, wie und mit welchen Mitteln die Medien die Öffentlichkeit in Deutschland beeinflussen wollen. Von „Berichterstattung“ kann man da nur schwer sprechen. Über den Link kommen Sie zur Buchbeschreibung.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

7 Antworten

  1. Dieses ganze verlogene Konglomerat aus Politik und Medien ist einfach nur noch zum Kotzen! Arschkriecher gegenüber den USA und nach unten treten und prügeln und gleichzeitig von „Werten“ faseln, für die sie angeblich stehen! Wenn die Bürger dann von diesem Gesindel die Nase voll haben und die Kritik entsprechend drastisch ausfällt, spielt diese verlogene Bande die beleidigte Leberwurst!
    Dieser Wadephul hat offensichtlich den Knall nicht gehört! Der ist in einer antirussischen Blase gefangen aber so etwas Dummes hat in der CDU auch noch eine Funktion!

    1. Die Frage: „Wer kriecht Wem in den Arsch“ sollte man überhaupt nicht mehr stellen, weil man die Regierung und sämtliche Mitläufer geradezu befördert, sich im Problemfalle auf das berufen zu können, was sie vernehmt abstreiten. Nämlich NICHT SOUVERÄN agieren zu können.

      Und dann ?

      Wie immer dann der Folgeschritt aussehen könnte, eine nicht staatsfinanzierte „EU-Tagesschau“ zu schaffen… Irgendwann wird sich jemand Gedanken machen müssen….

      Warum soll denn auf privater Basis es nicht gelingen können, alle freien Journalisten in einer Europäischen Wirtschaftlichen Interessen Vereinigung (EWIV)zu bündeln…

  2. Und der Gipfel der Heuchelei und Scheinheiligkeit…die friedliche Nutzung der Kernkraft hat diese Partei unter der Neomarxistin Merkel aber abgeschafft (bzw. im Moment noch nicht komplett).

  3. „Jeder Nichtkernwaffenstaat, der Vertragspartei ist, verpflichtet sich, Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper oder die Verfügungsgewalt darüber von niemandem unmittelbar oder mittelbar anzunehmen, Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper weder herzustellen noch sonstwie zu erwerben und keine Unterstützung zur Herstellung von Kernwaffen oder sonstigen Kernsprengkörpern zu suchen oder anzunehmen.“

    In einem anderen Vertrag steht aber sinngemäß das die USA jeder Zeit Kernwaffen in Deutschland lagern dürfen. Außerdem hat sich Deutschland offenbar verpflichtet die USA auf Wunsch militärisch zu unterstützen. Die USA dürfen auch jeder Zeit bis zu 500.000 bewaffnete US-Soldaten nach Deutschland schicken.

    https://www.youtube.com/watch?v=4TeOqxSkW_0

    Selbst wenn wir diese US-Waffen nicht einsetzen dürfen (was ich nach diesem Interveiw bezweifle) so spielt es keine Rolle, denn wir haben die Waffen im Land, müssen das so akzeptieren und ob nun ein Bundeswehr-Soldat oder ein Army-Angehöriger so eine Bombe wirft macht keinen Unterschied.

    Das es offenbar verschiedene, sich widersprechende Verträge und Vereinbarungen gibt rechne ich der Inkompetenz der Regierungen zu die sie unterschrieben haben, eventuell ist das eine aber auch einfach nur Ablenkung fürs Volk und das andere die (eigentliche) Tagesordnung.

  4. Die Tornados der Bundeswehr sollen im E-Fall US-Atombomben abwerfen! Das ist eine Tatsache! Dazu sind die Dinger immer noch da. Verträge interessieren die USA und die hiesigen Regierungen doch sowieso nicht. Auch das ist eine Tatsache!
    Ob es sich widersprechende Verträge zum Besatzungsstatus gibt, weiß ich nicht, fest steht aber, dass die USA hier ohnehin das Kommando ausüben und das auch ganz offen sagen! Sie bestimmen ebenfalls, wer hier Kanzler und Außenminister wird und wer nicht. Da ist auch keine Inkompetenz im Spiel, das ist alles Absicht. Es gibt an entscheidenden Schaltstellen hier so viele transatlantische Kollaborateure, die normalerweise wegen Hochverrat eingesperrt gehören, aber auch das passiert nicht, denn wir haben hier de facto den Status einer US-Kolonie bzw. eines Marionettenstaates. Leider glauben viele immer noch den Unsinn, dass die USA unsere „Partner“ sind, die uns „schützen“.

  5. Facebook, Twitter, Google und Co – Was sind “Fake News” und was ist Wahrheit?
    “Ich versteh die Welt nicht mehr. Das ist doch alles nicht mehr zu durchschauen! Da sollen sich die Experten darum kümmern!”, denken viele Menschen, die in den sozialen Netzwerken unterwegs sind und nicht mehr unterscheiden können oder wollen, was alles an Nachrichten auf sie einprasselt. Was ist echt – was ist falsch? Kann man dem “Gezwschitscher” bei Twitter oder dem Post des Freundes bei Facebook, zu einem heiklen Thema, noch Glaubwürdigkeit entgegenbringen?

    https://marialourdesblog.com/facebook-twitter-google-und-co-was-sind-fake-news-und-was-ist-wahrheit/

    Gruss Maria

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