Hat Navalny seinem „Mörder“ am Telefon ein Geständnis entlockt?

Die Meldung, die heute Schlagzeilen macht, ist eigentlich zu verrückt, um wahr zu sein. Demnach hat Navalny einen der mutmaßlichen Geheimdienstler angerufen, die ihn angeblich vergiftet haben und ihm am Telefon ein Geständnis entlockt.

Die Geschichte ist natürlich im Spiegel, der ja zu den „Rechercheuren“ rund um Bellingcat gehört und den Fall Navalny medial aufbereitet, eine große Meldung. Die Überschrift im Spiegel lautete „Nowitschok-Attentat – Wie Nawalny seinen Attentäter hereinlegte – und zum Reden brachte“ und in dem Artikel wird erzählt, wie Navalny einen seiner angeblichen Überwacher und Mörder anruft, sich dabei als Mitarbeiter des Chefs des russischen Sicherheitsrates ausgibt, der einen kurzen Bericht für eine Person ganz oben schreiben soll und daher einige Fragen an den Mann hat.

Geheimdienste als Tippgeber

Der Vorläufer dieser Geschichte sind die Veröffentlichungen des Spiegel, die er in einer gemeinsamen Recherche mit Bellingcat, The Insider und CNN gemacht haben will. Demnach haben diese Rechercheure GPS-Daten von Mobiltelefonen der Agenten ausgewertet und Zugriff auf Daten aus russischen Passdatenbanken und allen möglichen Fluggesellschaften gehabt, sodass sie sehen konnten, wann diese Agenten wohin geflogen sind, um Navalny zu beobachten. Der Spiegel behauptet, all diese Daten seien in Russland auf dem Schwarzmarkt erhältlich, denn er muss seinen Lesern ja irgendwie erklären, woher er all die Daten hat.

Früher waren einige dieser Datenbanken tatsächlich auf dem Schwarzmarkt erhältlich, heute allerdings längst nicht mehr. Mehr noch: Ich habe einen alten Freund, der sehr gute Kontakte in Sicherheitskreise hat und selbst eine private Sicherheitsfirma besitzt. Von ihm weiß ich, dass zum Beispiel die GPS-Daten von Telefonen in Russland nicht zu bekommen sind, sie sind bestenfalls staatlichen Stelle zugänglich. Er hat mal einen Fall, wo er ein Telefon hätte überwachen wollen (es ging um Unterschlagungen durch Mitarbeiter in einer Firma) und all seine Kontakte hatten nicht geholfen, er hat keine Möglichkeit gehabt, an die Daten heranzukommen.

Hinzu kommt die Frage, woher diese „Rechercheure“ von Spiegel & Co. eigentlich wussten, nach wessen Handydaten sie suchen mussten.

Allein diese Dinge zeigen auf, dass die „Rechercheure“ die Daten nicht so bekommen haben können, wie sie behaupten. Es müssen dabei westliche Geheimdienste geholfen haben, zu denen Bellingcat beste Verbindungen hat. Da ein wichtiges Feld der Geheimdienste die Desinformation ist und man die „Recherchen“ von Bellingcat & Co. nicht überprüfen kann, ist keineswegs klar, ob all das auch der Wahrheit entspricht.

Putin hat sich auf seiner Jahrespressekonferenz ebenfalls ausführlich dazu geäußert und ich habe in einem sehr langen Artikel die Bellingcat-Recherche, auf die der Spiegel sich stützt, und Putins Aussagen dazu im Detail beleuchtet. Den Artikel finden Sie hier und wenn jemand eine andere plausible Erklärung hat, als die These, dass die Informationen von westlichen Geheimdiensten kommen, dann wäre ich dafür sehr dankbar.

Navalnys Telefonat mit dem Agenten

Wer Russisch kann, der braucht den aktuellen Spiegel-Artikel über das Telefonat nicht lesen, denn Navalny hat das Telefonat auf YoouTube veröffentlicht. Navalny spielt dabei einen Mitarbeiter des Chefs des russischen Sicherheitsrates, der für einen kurzen Bericht ein paar Fragen an den Agenten hat, den er zu diesem Zweck am frühen Morgen um 7 Uhr aus dem Bett klingelt.

Я позвонил своему убийце. Он признался

Das Video ist gut gemacht und sehr überzeugend. Man kann zwar nicht überprüfen, ob der Mann überhaupt ein Agent ist, aber die Vorstellung ist sehr überzeugend. In dem Gespräch beantwortet der Mann Fragen und was er sagt, ist definitiv ein Geständnis. Er gibt zu, dass etwas in Navalnys Unterhose geschmiert worden sei, dass Navalny nur überlebt habe, weil das Flugzeug so schnell gelandet sei, das sei eben schief gelaufen.

Wenn der Gesprächspartner wirklich der ist, der er sein soll, dann wäre die russische Seite in Erklärungsnot. Nur lässt sich die Echtheit des Telefonats und vor allem des Gesprächspartners nicht belegen. Der russische Geheimdienst sprach in einer Stellungnahme, die in den russischen Medien die Runde macht, von einer Provokation westlicher Geheimdienste und nannte das Gespräch eine Fälschung.

Mehr ist zum jetzigen Zeitpunkt dazu nicht bekannt, es bleibt abzuwarten, ob noch weitere Details über das Telefonat bekannt werden, die etwas mehr Licht in die Sache bringen.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

29 Antworten

  1. Wenn es einem russischen Komödianten gelingt, die Telefonnummer von Röttgen ausfindig zu machen und diesen anzurufen, dann muss es ja für Nawalny ein Kinderspiel sein, seinen Attentäter anzurufen!

    Ach ja, Röttgens Telefonnummer gab es bestimmt auch auf dem Schwarzmarkt…

    1. Widersprüche gehören nunmal dazu…….

      Apropos Widersprüche: Mir fällt auf, daß das alles zu 100 Prozent zur hierzulande erzählen Geschichte paßt, die aber vor Wochen ohne große Faktenbasis und Täterwissen aufgestellt wurde. So die Nummer, daß Nawalny nur überlebte, weil dieser doofe Pilot zwischengelandet ist, und daß das den Plan versaute. Daß ein Tod Stunden nach der Vergiftung mit dem tödlichsten Gift der Welt „der Plan“ war, ist zwar völliger Unsinn, aber wenn es der „Kromzeuge“ jetzt auch sagt, dann ist es für den Mediengläubigen endgültig erwiesen. Ebenso wie das Gift jetzt plötzlich auf seiner Kleidung war, die in Russland geblieben ist. Hatte nicht Nawalny die Herausgabe derselben gefordert, kaum daß er wieder wach war?

      Das paßt alles 100%ig zur erzählten Geschichte! Sowohl der von Bellingcat als auch der vorher schon erzählten Vergiftungsgeschichte. Und genau das müßte eigentlich völlig unmöglich sein. Es müßte zwischen vagen Vermutungen aus der Ferne bei fehlenden Spuren und einem Geständnis eines Täters über den tatsächlichen Hergang der Tat deutliche Abweichungen geben. Stattdessen liest sich das wie ein Telefonat nach Drehbuch…

    2. Völlig irrelevant, worum es geht. Wichtig ist einfach nur, dass regelmäßig mit „irgendwas“ um sich geworfen wird, da immer etwas hängenbleibt.
      Navalny ist einfach nur ein Helfer, auf dass irgendwann wieder gute Geschäfte (im Sinne von Plünderungen) in Russland gemacht werden können. Dann darf ein großer Krieg kommen, dann geht es von vorne los. Wenn man weiter weg wohnt, ist das alles kein Thema.

  2. Wenn Nawalny das Nowitschok nun in der Unterhose hatte und es nicht an der Wasserflasche bzw. im Tee war, wieso lebt er noch? Allein die Tatsache, dass alle noch leben, auch seine Begleiter ist Beweis genug, dass es kein Nowitschok war. Wenn es kein Nowitschok war, kommt Nawalny in Erklärungsnot. Da wollten die russischen Geheimdienst vielleicht nur sein schmutzigen Schlüpfer wechseln. Das sollte ihm zu denken geben.

    1. mullex: „Wenn Nawalny das Nowitschok nun in der Unterhose hatte und es nicht an der Wasserflasche bzw. im Tee war, wieso lebt er noch?“

      Das verwendete Nowitschok ist speziell dafür hergestellt, nur auf die Eier zu wirken und Nawalny hat wohl keine. ?

          1. Wer weiß, ob die im Westen da überhaupt richtig liegen. Die Deppen können diese „komische“ Schrift doch gar nicht lesen. Ein uraltes europäisches Problem.
            Schon die alten Kreuzfahrer legten da vor einigen Hundert Jahren, als sie auf ihren segensreichen Feldzügen auch Konstantinopel heimsuchten, die dortige Bibliothek in Schutt und Asche – dieweil sie „Altgriechisch“, also die Schrift, für irgendwelches muslimisch-arabisches Zeug hielten.

  3. Geht es nur mir so oder haben andere Leser auch das Gefühl, dass uns seit einigen Monaten ein immer dreisterer Intelligenztest seitens der Mainstreammedien vorgelegt wird? Oder soll es eher ein Test sein, ob man eine indirekte Beleidigung erkennt?
    Als ich spätestens 2014 mit der „Ukraine-Krise“ mitbekam, dass da was überhaupt nicht stimmt, war es aus meiner Perspektive noch schwierig, den „journalistischen Stuss“ von eventuell wahren Berichten zu trennen. Vielleicht war ich aber auch noch im „Aufwachprozess“ und deshalb gedanklich geschädigt.
    Heute lese ich einen Artikel und frage mich immer häufiger, wie offensichtlicher man noch Müll schreiben kann, um jemandem deutlich zu zeigen, dass man ihn verarschen will. Und trotzdem nehmen das Hunderttausende scheinbar für bare Münze.

  4. Also was sich alles in seiner Unterhose befindet, will ich mir gar nicht vorstellen. Da fällt einem ja das Essen aus dem Gesicht…
    Wie wir wissen sind die Russischen Geheimdienstler unfähig und wahrscheinlich Grenzdebil. Nur so erklärt sich das häufige Versagen, jemand mit einem absolut Tödlichen Nervengift um die Ecke zu bringen. Nur so erklärt sich auch, dass ein Russischer Agent solche Antworten am Telefon ausposaunt, denn die wissen es nicht, dass Telefonate abgehört werden können…
    Ich denke mal er hatte auch ein T-Shirt an, auf dem stand: „Ich war’s!“
    Ironie off.

    1. Hihi, ich frage mich auch immer wie stark es noch bergab gehen kann mit unseren Investigativ Medien. In die Hose geschmiert, leider wohl zu wenig, erinnert mich irgendwie an die Skripals.
      Die sind jetzt ja zum Glück von GB versteckt und Navalny bleibt bestimmt auf unsere Kosten hier.
      Hurra Deutschland.

  5. https://www.bild.de/news/ausland/news-ausland/corona-russischer-forscher-aus-14-stock-gestuerzt-er-lag-tot-und-halbnackt-im-ho-74561398.bild.html

    Was ist da los? Geht es da nur darum, Rußland ans Bein zu pinkeln? Oder hat der tiefe Staat etwas gegen C-Kritik, auch in Rußland? Das wäre wirklich beängstigend. Und dann wäre der russische Impfstoff auch problematisch, bezüglich Langzeitfolgen wie Unfruchtbarkeit. Stichwort Spike-Protein.

    1. Für gewöhnlich fällt man nicht einfach aus dem Fenster, das stimmt, wenn man sich streitet vielleicht schon und wenn am Körper Messerstiche vorhanden sind muss dafür nicht der Impfstoff herhalten.
      In anderen Medien wurden zumindest die Messerstiche und der Sturz als Todesursache herangezogen. Der Mitbewohner war der Meinung das Opfer war es selbst.
      Also, es ist so schon tragisch genug da muss man aber nicht gleich aufs BILD Niveau rutschen.

  6. Na klar! Es ist ja auch völlig normal, dass russische Geheimdienstmitarbeiter bei einem Anruf mit unbekannter oder unterdrückter Rufnummer davon ausgehen, dass es ein Mitarbeiter des Chefs des russischen Sicherheitsrates ist und ihm bereitwillig Antworten gibt. Russische Geheimdienste haben nämlich keine Prozeduren zur Sicherstellung von Identitäten. Das passt zur Dämlichkeit, gefährliche Staatsfeinde umzubringen.

    Diese Geschichte ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. ?

  7. Jetzt sind die spannendsten Fragen, wer hat das Nowitschok von der Unterhose an die Wasserflasche gebracht und wie mit der Hand? Und was hat das Bundeswehrlabor mit der Unterhose gemacht? Trug Nawalny die Unterhose alle Tage bis Berlin. Gab es noch andere Spuren auf der Unterhose insbesondere Stoffwechselausscheidungen?

  8. Es ist doch völlig klar, dass dieser Anruf ein Fake ist. Navalny ruft selbst seinen Attentäter an und der Attentäter erkennt ihn nicht an der Stimme?

    Ist ja logisch, wenn man jemanden seit Jahren beschattet, einen Plan schmiedet um ihn zu töten, erkennt man das Opfer nicht an der Stimme?

    Das wäre so als ob Angela Merkel mich anrufen würde und sich als meine Oma ausgeben würde zwecks Enkeltrick…

  9. Könnte mal jemand bitte helfen, das Video in dtsch. zu übersetzen?
    Denn ich hatte gestern in den Nachrichten eine Kurze Sequenz davon gehört, mit Übersetzung.
    Sinngemäß:
    Nawalny fragt: „Wo haben haben sie dies angebracht? An der Unterhose? Innen oder außen?
    Antwort: „Innen!“

    Das klang gestern so, als hätte Nawalny die Antworten vorgegeben.

    Ich kann dies leider mit meinen besch… Kenntnissen nicht übersetzen oder nachprüfen…

  10. Vielleicht wenn man den Nachtwächter der Lubjanka 2 in Moskau, der evtl. seine Rente mit dem Job aufbessert, in den operativen Dienst schickt.

    Aber Spaß beiseite. Die sowjetischen und jetzt die russischen Dienste gehörten und gehören zu den besten der Welt. Nur hatten und haben sie andere Ziele, als die entsprechenden westlichen Dienste. Sie arbeten ausschließlich für den Schutz des russischen Staates und seiner Grenzen, sowie zum Schutz der russischen Bevölkerung vor Angiffen ausländischer Dienste und Organisationen.

    Kein Mitarbeiter solcher Dienste würde nur ein Wort über seine Tätigkeiten an einem öffentlichen Telefon preisgeben. Die würden sich lieber die Zunge abbeißen oder den Mund zunähen lassen, als nur ein Sterbenswörtchen darüber zu erzählen. Und da könnte sich der Anrufer als Putin selbst ausgeben. Um derartige Informationen an höhere Stellen zu leiten oder abzufragen, gibt es andere Dienstwege, die strikt eingehalten werden. Ansonsten wäre es Landesverrat. Es käme auch kein Mitarbeiter oder Berater Putins auf die Idee, derartige Informationen per öffentlichem Telefon abzufragen.

    Man fragt sich, für wie blöd dieser Nawalny und seine Drehbuchautoren das deutsche Volk halten. Warum hat er denn nicht gleich Putin direkt angerufen?

    Wie lange hat der Dödel seine Gesten, Hände vors Gesicht schlagen, usw., vorher eingeübt? Hat man ihm dafür extra Schauspielunterricht gegeben?

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