Leserfragen zu Berichten in alternativen Medien: „Folter und Repression gegen Linke in Russland“?

In Russland wurden „linke Aktivisten“ zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt und die Geständnisse angeblich unter Folter erpresst. Da mich Leser immer wieder danach gefragt haben, habe ich in der Sache recherchiert.

In Russland gibt es eine Organisation, die sich „Netz“ (Сеть) nennt. Die Gruppe bezeichnet sich als „antifaschistisch“ und „anarchistisch“. Es handelt sich dabei um das, was in Deutschland „Autonome“ genannt wird. Es stehen Vorwürfe im Raum, die Verdächtigen wären gefoltert worden und die Geständnisse wären unter Folter entstanden. Auf dieser Basis sind sie zu langen Haftstrafen (bis zu 18 Jahre) verurteilt worden. Worauf stützen sich die Anschuldigungen und welche Quellen gibt es?

Interessant ist also, auf welche Quellen sich die Berichte in Deutschland beziehen. Und dabei wird ein Netzwerk sichtbar, das interessant ist.

Es gab mehrere Berichte bei Telepolis, die von Peter Nowak geschrieben wurden. Nowak selbst spricht meines Wissens kein Russisch und bezieht sich in seinen Berichten auf deutsche Quellen. Er hat zum Beispiel einen Artikel verlinkt, der von der Boris Nemtsov Foundation for Freedom gGmbH veröffentlicht wurde. Dort wird über Folter in Russland berichtet, es werden Zitate veröffentlicht, aber die Quellen sind nicht verlinkt.

Wer steht hinter der Nemtsov Foundation? Im Kuratorium sitzt unter anderem Michael Chodorkowski, ein erklärter Putin-Gegner und – nach Meinung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte – zu Recht verurteilter Betrüger, Geldwäscher, Steuerhinterzieher und ehemaliger Oligarch, der in verschiedenen Ländern Medien und andere Organisationen finanziert, deren erklärte Aufgabe es ist, Stimmung gegen Putin zu machen. Dabei werden allerdings auch immer wieder nachweisbar Lügen produziert.

Es ist völlig legitim, gegen Putin zu sein. Aber ein erklärter Putin-Gegner ist eben keine neutrale Quelle über Ereignisse in Russland.

Eine weitere Quelle, aus der sich Nowak bedient, ist das „Anarchist Black Cross Dresden“. Jeder kann selbst einordnen, was von einer solchen Quelle zu halten ist. Aber der Artikel von denen, auf den Nowak sich beruft und den er verlinkt hat, macht Russland Vorwürfe, ebenfalls ohne seine Quellen zu verlinken. Außerdem beruft Nowak sich auf einen Artikel in der TAZ, die von einer Ausstellung dieser Aktivisten berichtet hat.

Ein weiterer Artikel über das Thema, den mir ein Leser zugeschickt hat, stammt von Perspektive-online. Auch dort sind keine Quellen angegeben, aber die Foltervorwürfe werden ausführlich zitiert.

All diese Berichte erheben – teilweise wortgleich – die selben Vorwürfe.

Was aber deutlich wird ist, dass all die Berichte in Deutschland ausschließlich aus deutschen Quellen stammen und ihren Lesern nicht mitteilen, wo die Informationen herkommen, die sie verbreiten. Originalquellen werden nicht genannt. Dabei sind die Quellen – Russischkenntnisse vorausgesetzt – gar nicht schwer zu finden.

Die russischen Originalberichte kommen zum Beispiel von Meduza. Meduza ist ein russischsprachiges, aber im Baltikum ansässiges Nachrichtenportal, das – oh Wunder – von Chodorkowski gegründet und mit Millionen finanziert wurde. Das ist kein böser Vorwurf, Meduza selbst hat darüber ausführlich berichtet.

Ein weiteres Medium, das auch immer wieder auf Russisch berichtet hat, ist Mediazona. Mediazona wurde von Mitgliedern von Pussy Riot gegründet, die wiederum – Sie ahnen es schon – von Chodorkowski finanziert und unterstützt werden.

Es schließt sich also der Kreis. Man findet als Quelle all der Vorwürfe immer wieder Chodorkowski, der sich über verschiedene, von ihm gegründete und/oder finanzierte Organisationen selbst zitieren lässt. Es klingt alles ganz seriös, weil ja viele verschiedene Quellen übereinstimmend berichten, aber wenn man sich die Quellen anschaut, ist es eben immer ein und derselbe Strippenzieher, der hinter den Berichten steht: Michael Chodorkowski.

Der russische Staat wirft den Aktivisten von „Netz“ vor, dass sie Anschläge bei der Fussball-WM in Russland und bei Wahlen organisieren wollten. Natürlich kann man Russland vorwerfen, diese Vorwürfe seien fingiert, aber Belege gibt es dafür keine. Andererseits kommen die Beschuldigten aus dem Milieu, das wir in Deutschland als „Autonome“, „Anarchisten“ und „Anitfa“ kennen. Wobei man die „Antifa“ eher als „Trans-Atlantifa“ bezeichnen sollte, weil ihre Ziele auf wundersame Weise mit denen der Transatlantiker übereinstimmen: Sie haben an westlichen Kriegen oder Menschenrechtsverletzung der USA zum Beispiel in Guantanamo kaum etwas zu kritisieren – im Gegenteil -, sind aber dafür gegen die Friedensbewegung, die diese US-Politik kritisiert.

Und die Urheber der deutschen Berichte über die in Russland nun zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilten Aktivisten sind ausgerechnet Organisationen, die wiederum dieser „Trans-Atlantifa“ nahe stehen. Es handelt sich also um ein Netzwerk.

Zitiert werden dabei ausschließlich die Vorwürfe der Aktivisten, die behaupten, sie seien in Haft gefoltert worden und ihre Geständnisse seien unter Folter entstanden. Das kann man glauben, man kann es aber auch nicht glauben. Im Fall von Julian Assange zum Beispiel kommen die Foltervorwürfe vom UN-Beauftragten für Folter, das ist eine neutrale Quelle. Im Fall der russischen Aktivisten gibt es jedoch keine Vorwürfe von Seiten der UNO, obwohl sie sich mit dem Fall beschäftigt hat.

Es steht jedem frei, zu glauben, Russland hätte diese Aktivisten gefoltert. Aber unabhängige Belege dafür gibt es nicht. Es gibt lediglich deren eigene Vorwürfe, die von Chodorkowski durch von ihm finanzierte und gelenkte Medien in die Welt gesetzt werden und auf die sich dann die Berichte, die man in Deutschland dazu lesen konnte, berufen.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

14 Antworten

  1. Die Artikel von Peter Nowak sind -jedenfalls die, die ich gelesen habe- eh alle ziemlich unterirdisch. Sie liefern minimalen Informationsgehalt, bei maximalem Einsatz von Behauptungen mit ansatzweise null Belegen oder gar Primärquellen. Mag sein, dass das hin und wieder auch mal anders ist, aber wenn dem so ist, dann ist zumindest mir noch kein Text von ihm untergekommen wo er tatsächlich mal seinen Job ernst nimmt und dem Leser richtige Informationen anbietet.

    Die zwei Artikel bei Telepolis zu dem oben genannten Thema habe ich leider auch gelesen und fühlte mich -mal wieder- ziemlich verarscht. Er schreibt tatsächlich davon, dass die Angeklagten gefoltert wurden, aber geht dann null darauf ein, was denn da an Folter überhaupt konkret vorgefallen ist und wie der Foltervorwurf ermittelt wurde. Gibt es Aussage von Ärzten, den Angeklagten selbst oder sonstigen Beobachtern, evtl. gar Fotos? NIX davon, das ist in meinen Augen noch nicht mal in der Nähe von Journalismus.

    1. Telepolis wird im Ganzen immer unterirdischer, entwickelt sich immer mehr zum Mainstream. Redaktion und Kommentarbereich sind erfolgreich unterwandert. 🙁

      Klasse Arbeit, werter Herr Röper.

  2. Wir verbinden „Rußland“ immer noch mit dem „Russische Kaiserreich“, von dem wir eine Vorstellung haben, die wir, was den Staat betrifft, in etwa mit der Periode vergleichen, die wir als europäischen „Absolutismus“ kennen, was – nun -zumindest problematisch ist.
    Diese Periode des „Absolutismus“ ist uns als „unerträgliche“, weil „undemokratische“, Herrschaft überliefert (deren „Aufgeklärtheit“ da nur geringfügig mildernd wirkt).
    Der „Kommunismus“, in Form dieser westlichen, recht primitiven Vorstellung, erschien da wie die „logische“ Fortsetzung.
    Aus dieser seltsamen „Mischpoke“ kreierte man dann ab 2000 so etwas, wie eine „demokratisch camouflierte Diktatur“ – und was eine „Diktatur“ ist, weis der „Westen“ ganz genau, nämlich keine (richtige) „Demokratie“, eher so etwas, wie „Fürstenherrschaft“, womit sich der Kreis schließt.

    Dies, verbunden mit einer latenten Vorstellung von dem „Russen“, als einem doch noch recht archaisch „gestickten“, „minder zivilisierten“, „Muschkoten“ – diese „komische“ Sprache (Zitat: Udo Lielischkies anläßlich der WM 2018 – selbst gehört!) tut da ein Übriges – ergibt genau das „Rußlandbild“, auf dem man eine westliche Überlegenheit verbunden mit einem Vorherrschaftsanspruch gründen kann.

    Und so sind wir nur zu gern bereit, diesem Narrativ folgend, zu glauben, daß sich die Behörden der RF nicht nur „diktatorisch“, sonder auch völlig irrational, zum Teil „idiotisch“ verhalten, und überhaupt hat der „Russe“ von „Demokratie“ und „Freiheit“ keine Ahnung – woher auch, angesichts seiner „verkorksten“ Geschichte – da muß der „Westen“ „helfend“ eingreifen, das ist sozusagen seine „humanitäre“ Pflicht, seine aus knapp 500 Jahren überkommene schicksalhafte „historische Berufung“.

      1. Da haben wir wohl einen „Aufgeklärten“. Na das freut uns doch.
        Um im das „Problem“ (welches in seinem Falle offensichtlich keines ist) zu verdeutlichen, hier unser „Lieblings-“ freilich auch „Extrembeispiel“:
        https://deutsch.rt.com/inland/94752-leipziger-linksjugend-fordert-kein-frieden-mit-russland/
        Auf die doch recht inniger Verwandtschaft zwischen „Rassismus“ oder „Nationalismus“ und „Kulturchauvinismus“, welcher dem „Westen“ so eigen ist und vorstehend geradezu ins Auge sticht, hatte ich in der Vergangenheit bereits hingewiesen.

  3. Peter Nowak
    Dieser Mensch ist mir in meiner Telepolis-Zeit (bevor ich dort (heise online) ohne Angabe von Gründen und ohne Warnung rausgeworfen wurde) noch bestens bekannt.
    Seine Artikel sind mir mehrfach durch Pro-US-Militärische Artikel und offen Anti-Russische Artikel aufgefallen. Er scheint ein NATO-Fan zu sein, zumindest die meiste Zeit.
    Dazwischen hat er immer mal wieder vernünftige und nachvollziehbare Artikel verfasst, bzw. seinen Namen drunter gesetzt.
    Seine Bücher sind oberflächlich und widmen sich immer Hype-Themen wie „Cyber“ und Vernetzung, wirklich etwas eigenes zu sagen hat er dazu aber nicht.
    Daher wundert es mich nicht das auch dieser Artikel von ihm keiner Überprüfung standhält.
    Warum er Chefredakteuer bei Telepolis ist frage ich mich seit vielen Jahren, aber solche Jobs bekommt man eben nicht durch Kompetenz und harte Arbeit.
    Nowak ist meiner Erfahrung nach auch grundsätzlich beratungsresistent, selbst wenn ihm das komplette Heise-Forum widersprochen hat blieb er unbelehrbar und bekräftigte seinen Standpunkt durch Nachfolgeartikel. Und wenn er mal auf dem richtigen Pfad war und dafür gelobt wurde half ihm das Trotz dem nicht dort zu bleiben.

      1. Stimmt. Dennoch ist Heise ambivalent.
        Ich hab da auch eine Vergangenheit als aktiver Schreiber von Kommentaren im Politikforum. War eine Zeitlang recht ausgewogen, bis die „Admins“ begannen, gezielt eher linke Schreiber zu schikanieren indem sie zB. für Nichtigkeiten mit befristeten Schreibsperren um sich warfen, die von Mal zu Mal länger wurden. Oft genug war der „Grund“ dafür eine Reaktion auf eine unterirdische Beleidigung durch andere User/Trolle von Heise aus dem PI-News-Spektrum. Das Forum rückte deutlich nach rechts. Lange vor Peda und AfD.

        Dahinter steckte offenkundig eine Art „Generalplan zur politischen Säuberung des Forums“, denn so verabschiedete sich ein seriöser Nutzer nach dem anderen resignierend aus dem Forum, und wenn sie nicht gehen wollten, wurden sie notfalls auch gekickt. Ich selbst wurde sogar vom damaligen Chefredakteur des Verlages und heutigen Herausgeber Christian Persson persönlich auf Lebenszeit gesperrt mit dem Hinweis, man werde mich verklagen, sollte ich es wagen, mich unter anderem Nick wieder anzumelden. Persson übrigens schien das Forum als seine private Spielwiese zu betrachten. Das fiel auf, als er einmal beim Antworten die Accounts verwechselte, und plötzlich statt unter seinem Tarnaccount unter seinem Heise-offiziellen Account mit Klarnamen gepostet hatte. Und daß es da in seinen Augen wohl zuviele Linke gab, hat er wohl als persönliche Beleidigung angesehen.

        So gesehen ist es überhaupt ein Wunder, daß Telepolis mit seinen überwiegend gesellschaftskritischen Artikeln überhaupt noch bei Heise beheimatet ist….

        1. „gezielt eher linke Schreiber zu schikanieren indem sie zB. für Nichtigkeiten mit befristeten Schreibsperren um sich warfen, die von Mal zu Mal länger wurden.“
          Und das schreibt er als Kommentar unter einen Artikel in dem es um unbelegte Behauptungen geht. Ganz schön dreist.

          Allerdings wird jetzt auch klar woher mir ihr Name bekannt vorgekommen ist. Sie treiben jetzt also hier ihr Unwesen.

          Und nein, da wurde nicht nur „linke“ Schreiber, wie sie meinen „schikaniert“ sondern Poster welche es durchaus verdienen weil sie außer nicht belegten Aussagen, Beleidigungen kaum etwas beitrugen.

          1. Sie können mir ruhig glauben. ich habe das lange Zeit verfolgt und war ja – wie gesagt – auch selbst betroffen. Und nein, um gesperrt zu werden brauchte es eben keine Beleidigungen. Das war ziemlich eindeutig. Ebenso eindeutig war, das rechte Trolle dort ziemlich freie Hand hatten.

  4. Es ist mittlerweile alles so durchschaubar, dass es schon fast ein Affront für den gesunden Menschenverstand ist. Es genügt so oft einfach zu prüfen wer die Quelle bezahlt oder wem sie gehört. Ich glaube manchmal, dass man sich gar nicht mehr richtig bemüht und zu verarschen. Warum auch? Man kann ja jeden als Verschwörungstheoretiker diffamieren…

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