Merkel bei Putin: Wie das russische Fernsehen über den Besuch der Kanzlerin berichtet hat

Natürlich war Merkels Besuch in Moskau am Samstag auch ein Thema in den russischen Medien und der Sendung „Nachrichten der Woche“ des russischen Fernsehens.

Da viele fragen, wie in Russland über diesen Besuch Merkels bei Putin berichtet wurde, der die deutschen Nachrichten beherrscht hat, habe ich den Bericht des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Am 11. Januar traf Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem eintägigen Arbeitsbesuch in Moskau ein. Diesmal empfing Putin sie ohne Blumen, zumindest wurde darüber nichts berichtet. Die Stimmung beim Treffen war sehr geschäftsmäßig und der russische Präsident erwartete die deutsche Kanzlerin nicht wie früher am Eingang, sondern direkt im Verhandlungssaal.

Aus dem Aufzug nach rechts, dann geradeaus und wieder nach rechts. (Anm. d. Übers.: In dem Beitrag wurde gezeigt, wie Merkel mit ihrer Delegation durch die langen Gänge des Kreml zum Treffen ging) Die deutsche Kanzlerin geht durch die langen Korridore des Kreml zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten. Aber Angela Merkel scheint verstanden zu haben, dass dies wahrscheinlich der einzige Weg ist, um Lösungen der akutesten Krisen der Welt näher zu kommen. Den Wachsoldaten begrüßte Merkel auf Russisch. Und schließlich fand sie sich im repräsentativen Raum wieder.

Das letzte Mal war Angela Merkel vor fünf Jahren im Kreml, umso symbolischer ist es, dass sie dieses neue politische Jahr im Zentrum der russischen Hauptstadt eröffnet. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass Moskau und Berlin versuchen, die bilateralen Beziehungen wieder zu verbessern und ihre Bemühungen zur Lösung globaler Probleme zu koordinieren.

Gerade drohte die Situation im Iran völlig außer Kontrolle zu geraten. Dann der Krieg in Libyen. Und die Notwendigkeit, die Situation in Syrien und im Donbass zu lösen. Und die US-Sanktionen gegen die russisch-deutsche Nord Stream-2 Pipeline. Die Staats- und Regierungschefs hatten einiges zu besprechen.

„Liebe Frau Bundeskanzlerin, erlauben Sie mir, Sie im Moskauer Kreml herzlich zu begrüßen. Wir stehen in ständigem Kontakt. Wir beschäftigen uns mit zwischenstaatlichen, wirtschaftlichen, politischen und internationalen Fragen“, sagte Wladimir Putin.

„Wir haben eine ganze Liste verschiedener Themen, über die wir sprechen wollen. Ich bin mir immer sicher, dass es besser ist, miteinander zu reden, als übereinander zu reden“, sagte Merkel.

So sprachen Putin und Merkel miteinander. Zunächst auch ohne Übersetzer: Der Präsident spricht fließend Deutsch, die Kanzlerin spricht Russisch. Merkel rief dann mit einer eindringlichen Geste den deutschen Außenministers Heiko Maas hinzu, der mit ihr angereist war. Gleichzeitig näherte sich der russische Außenminister Sergej Lawrow. Es wurde auch im erweiterten Kreis gesprochen. Die Gespräche dauerten mehr als 3,5 Stunden und übertrafen den geplanten Zeitrahmen um eine Stunde. Daraufhin bestätigten die Parteien, dass die Gaspipeline Nord Stream-2 trotz der amerikanischen Sanktionen gebaut wird.

„Wir werden sicherlich in der Lage sein, das Projekt mit eigenen Mitteln abzuschließen, ohne ausländische Partner. Die Frage des Zeitrahmens ist die einzige Frage, die sich in dieser Hinsicht stellt. Natürlich wird sich die Fertigstellung der Bauarbeiten um mehrere Monate verzögern. Aber ich hoffe, dass bis Ende dieses Jahres oder im ersten Quartal nächsten Jahres die Arbeiten abgeschlossen sein werden und die Gaspipeline den Betrieb aufnehmen wird“, sagte Putin.

„Wir halten das für das richtige Projekt. Ich denke, dass es trotz amerikanischer Sanktionen umgesetzt werden kann. Der russische Präsident sagte, dass es einige Verzögerungen geben wird, aber das Projekt wird umgesetzt werden. Und ich möchte hier noch einmal betonen, dass wir trotz aller politischen Probleme der Meinung sind, dass Sanktionen der falsche Weg sind und deshalb werden wir dieses Projekt weiterhin unterstützen, wie wir es in der Vergangenheit getan haben“, versicherte Merkel.

Für Deutschland, das bisher nur Sanktionen gegen andere verhängt hat, auch gegen Russland, ist das neu: Sanktionen gegen sein eigenes, strategisch wichtiges Projekt zu bekommen und das auch noch von seinem wichtigsten Verbündeten, den Vereinigten Staaten. Deshalb wollten deutsche Journalisten wissen, wie eng die Positionen Moskaus und Berlins unter solchen Bedingungen zusammengerückt sind.

„Wir haben gehört, dass es in vielen Punkten Einigkeit gibt, manchmal unter Missachtung der Meinung der Amerikaner. Können wir in Zukunft davon ausgehen, dass es eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Russland und der Europäischen Union geben wird, vielleicht auch gegen die Vereinigten Staaten?“

„Ich sprach von einem Beispiel, bei dem es Meinungsverschiedenheiten mit den Amerikanern gibt, obwohl sie unsere Verbündeten sind, mit denen wir in vielen Fragen zusammenarbeiten. Aber aus deutscher und europäischer Sicht vertreten wir zunächst unsere eigenen Interessen. Russland vertritt und definiert seine Interessen. Und hier müssen wir schauen, wo es gemeinsame Interessen gibt. Und wir haben sie trotz aller Schwierigkeiten gefunden“, antwortete Angela Merkel.

Es liegt im gemeinsamen Interesse, das Blutvergießen in Libyen zu beenden. Russland unterstützte die Initiative Deutschlands, eine Konferenz unter Beteiligung der Konfliktparteien in Berlin abzuhalten. Putin äußerte sich auch zu Berichten über russische Söldner in Libyen.

„Wenn es dort russische Staatsbürger gibt, vertreten sie nicht die Interessen des russischen Staates und erhalten kein Geld vom russischen Staat. Es gibt viele Söldner in dem Konfliktgebiet in Libyen, darunter nach unseren Informationen eine beträchtliche Anzahl von Söldnern aus Idlib in Syrien. Das ist ein sehr gefährlicher Prozess. Herr Erdogan und ich haben auch darüber gesprochen. Wir hoffen, dass nach unserer Einigung, und wir gehen davon aus, dass sie von den Konfliktparteien in Syrien umgesetzt wird, die Kämpfe aufhören werden, und gleichzeitig auch die Überführung zusätzlicher Kontingente von Söldnern aus der Arabischen Republik Syrien aufhört“, sagte Putin.

Putin informierte Merkel persönlich über die Ergebnisse seiner Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Erdogan und dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Informationen aus erster Hand zu einer ganzen Reihe von Themen konnte die Kanzlerin nur in Moskau bekommen. Diese Tatsache spiegelten alle führenden deutschen Medien wider.

„In Syrien arbeitet Putin trotz sehr unterschiedlicher Interessen eng mit der Türkei zusammen. Die Bundesregierung schaut nur zu. Berlin ist nur ein Zaungast“, schrieb Spiegel.

„Was Syrien betrifft, so hat man früher Washington angerufen, um solche Konflikte zu lösen. Heute muss man in Moskau anrufen. Ohne Russland ist es unmöglich, die Probleme der Region zu lösen“, schrieb die Tagesschau.

Der russische Präsident wurde gefragt, ob seiner Meinung nach aufgrund des Konflikts zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran ein echter Krieg ausbrechen könnte.

„Was die Situation als Ganzes betrifft, so hoffe ich, dass es nicht zu großen militärischen Konflikten kommen wird. Aber wir sehen, dass ein Krieg im Gange ist. Menschen werden getötet, das ist eine Tatsache. Ich hoffe sehr, dass große Kämpfe vermieden werden können. Wenn das geschieht, wird es eine Katastrophe, nicht nur für den Nahen Osten, sondern für die ganze Welt“, sagte Putin.

Der russische Präsident war der Erste, mit dem der französische Präsident Emmanuel Macron über den US-Drohnenangriff sprach. Und fast unmittelbar nach den Gesprächen mit Angela Merkel im Kreml führte der russische Staatschef ein Telefonat mit Erdogan. Vor dem Hintergrund wachsender militärischer Bedrohungen ist das eine starke Erinnerung daran, dass es auch diplomatische Siege gibt.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. „Aber aus deutscher und europäischer Sicht vertreten wir zunächst unsere eigenen Interessen. “
    Das wäre schön.
    Leider zeigen Tatsachen wie Ramstein, illegale Angriffskriege, Lügen gegenüber der Bevölkerung und unberechtigte Sanktionen gegen Russland eine andere Realität.

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