Putin im O-Ton darüber, welcher US-Präsidentschaftskandidat ihm lieber wäre

Am Mittwoch war Putins Geburtstag und auch wenn das Datum in Russland kaum Beachtung fand, gab es doch ein kurzes Putin-Interview zu dem Anlass. Besonders interessant war dabei eine Frage des Journalisten: Welcher US-Präsidentschaftskandidat steht Putin näher?

Da das – auch vor dem Hintergrund angeblicher russischer Wahleinmischungen – ein „heißes“ Thema in den westlichen Medien ist, habe ich die Journalistenfrage und Putins Antwort komplett übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Journalist: Die ganze Welt schaut jetzt auf die letzten Akkorde des US-Präsidentschaftsrennens. Was da nicht alles passiert. Das war früher unvorstellbar. Aber eines bleibt in den letzten Jahren unverändert, es wird ständig Ihr Name erwähnt.

Mehr noch, selbst Kandidat Biden nannte Trump in der letzten Debatte, die so viel Aufsehen erregt hat, Zitat: „Putins Schoßhund“

Da man dort die ganze Zeit über Sie spricht, möchte ich eine Frage stellen, die Sie wahrscheinlich nicht beantworten möchten, aber ich frage trotzdem: Welcher Kandidat in diesem Rennen, Trump oder Biden, ist Ihnen lieber?“

Wladimir Putin: Die Kandidaten im Präsidentschaftsrennen eines Landes, gerade in einem so großen Land, wie den Vereinigten Staaten von Amerika, müssen die Wähler dieses Landes bewerten. In diesem Fall die Bürger der Vereinigten Staaten.

Wir sind außenstehende Zuschauer, wir mischen uns nicht ein. Was soll ich über gegenseitige Härte oder die direkten Beleidigungen, die Sie gerade erwähnt haben, sagen? Das zeigt das Niveau der politischen Kultur oder ihre Abwesenheit.

Aber wir, ich wiederhole das, mischen uns da nicht ein. Das alles wird von den innenpolitischen Prozessen, den innenpolitischen Fragen und Problemen der Vereinigten Staaten selbst diktiert.

Übrigens, wenn jemand versucht, ein amtierendes Staatsoberhaupt zu demütigen oder zu beleidigen, wie in diesem Fall und in diesem Kontext, den Sie erwähnt haben, erhebt uns das auf die eine oder andere Weise, denn sie sprechen uns unglaublichen Einfluss und Macht zu. Das heißt bis zu einem gewissen Grad ist es Wasser auf unsere Mühle. Aber, ich wiederhole es, das geht uns nichts an, die müssen vor dem Hintergrund der Ereignisse selbst damit und miteinander klar kommen.

Zu den Präferenzen: Was kann ich dazu sagen? Wir wissen, dass sich der amtierende Präsident Trump wiederholt für einen Ausbau der amerikanisch-russischen Beziehungen ausgesprochen hat. Und das wissen wir sehr zu schätzen. Wir haben das seit dem ersten Wahlkampf bemerkt.

Aber wir müssen objektiv auf die Dinge schauen, die in den letzten Jahren geschehen sind. Ja, wir haben es in der Tat geschafft, viel auf bilateraler Ebene zu tun. Das muss man sagen. Ich werde jetzt nicht alle positiven Schritte aufzählen, die beim Aufbau der russisch-amerikanischen Beziehungen unternommen wurden. Aber natürlich sind die Absichten, von denen Präsident Trump zuvor gesprochen hat, nicht vollständig verwirklicht worden.

Ich denke, dass das weitgehend auf einen gewissen parteiübergreifenden Konsens über die Notwendigkeit zurückzuführen ist, Russland einzudämmen, die Entwicklung unseres Landes einzudämmen. Und bei dieser Position geht es, muss man sagen, um eine komplexe Eindämmung in allen Bereichen. Das ist das erste. Und das ist natürlich eine Einschränkung, so verstehen wir das, für die jetzige Administration.

Darüber hinaus wurden unter Trumps Präsidentschaft die meisten Einschränkungen und Beschränkungen verhängt. 46 Mal wurden Entscheidungen über neue Sanktionen oder über die Ausweitung bestehender Sanktionen getroffen. Die Regierung des amtierenden Präsidenten zog sich aus dem INF-Vertrag zurück. Das ist ein sehr ernster Schritt. Nach 2002, als sich die Bush-Administration aus dem ABM-Vertrag zurückzog, ist dies der zweite große Schritt dieser Art. Und meiner Meinung nach ist das sehr gefährlich für die Aufrechterhaltung der internationalen Stabilität und Sicherheit in der Welt. (Anm. d. Übers.: Informationen über die genannten Abrüstungsverträge finden Sie hier)

Nun hat die Administration den Beginn des Verfahrens zum Verlassen des Open-Skies-Abkommens angekündigt. Das muss uns auch beunruhigen. Eine Reihe unserer gemeinsamen Projekte wurden nicht umgesetzt. Es waren bescheidene Projekte zur Einrichtung einiger Gremien, aber trotzdem.

Dennoch, ich wiederhole es, ist der Handel während Trumps Präsidentschaft gestiegen. Und er ist trotz aller Sanktionen merklich gewachsen, und auch trotz der Pandemie. Vielleicht gab es einige Korrekturen im Zusammenhang mit der Pandemie, aber insgesamt gibt es einen Wachstumstrend beim Handel. Und das ist gut so, denn dahinter stehen Arbeitsplätze und so weiter.

Wir haben gut zusammengearbeitet, um den globalen Energiemarkt zu stabilisieren. Denn die Vereinigten Staaten sind natürlich daran interessiert, eine gewisse Stabilität zu wahren, die Arbeit ihrer Ölgesellschaften zu gewährleisten und so weiter. Wir haben es geschafft, auf dem Gebiet ein wirklich gutes gemeinsames Ergebnis zu erzielen. Das heißt, wissen Sie, es gibt Vorteile und Nachteile.

Was den Kandidaten der Demokraten betrifft. Nun, was kann ich dazu sagen? Wir sehen auch eine ziemlich scharfe anti-russische Rhetorik. Leider sind wir daran gewöhnt. Aber es gibt auch Dinge, auf die man achten sollte. Erstens ist die Demokratische Partei traditionell näher an den so genannten liberalen Werten, sie steht, wenn wir das mit Europa vergleichen, den Vorstellungen der Sozialdemokratie näher. Und die Kommunistische Partei ist einst aus dem sozialdemokratischen Umfeld hervorgegangen.

(Anm. d. Übers.: Das ist eine Aussage, über die man Bücher schreiben könnte, denn Trump wirft Joe Biden im Wahlkampf vor, den Sozialismus in den USA einführen zu wollen. Man kann Putins Aussage also sowohl als Nettigkeit gegenüber der Demokratischen Partei verstehen, denn rein historisch betrachtet sehen das viele so, wie Putin es hier formuliert hat. Man kann es aber auch als indirekte Hilfe für Trump sehen, dass Putin Biden in die Nähe zu Sozialisten rückt. Da Putin sich stets sehr überlegt äußert, gibt diese Aussage viel Spielraum für Interpretationen und Diskussionen. Und seine Aussage geht noch weiter)

Ich war schließlich fast zwanzig Jahre, 18 Jahre, Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Ich war dort, ehrlich gesagt, ein einfaches Mitglied, aber insgesamt kann man sagen, ich war ein ideologisches Mitglied der Partei. Ich mag immer noch viele dieser linken Werte. Gleichheit, Brüderlichkeit – was ist daran falsch? Das ist dem Christentum wirklich ähnlich. Es ist schwierig, das im wirklichen Leben umzusetzen, aber dennoch sind diese Werte sehr attraktiv. In diesem Sinne gibt es also sogar eine gewisse ideologische Grundlage für die Herstellung von Kontakten mit dem Vertreter der Demokratischen Partei.

Wie Sie wissen, bildet die afroamerikanische Bevölkerung der Vereinigten Staaten eine stabile Wählerbasis, eine der Wählerbasen der Demokratischen Partei in den Vereinigten Staaten. Das ist auch bekannt, damit sage ich nichts Neues. Aber die Sowjetunion hat die Bewegung der Afroamerikaner, ihre Rechte legal zu verwirklichen, konsequent unterstützt. Die Komintern schrieb schon in den 1930er Jahren, dass schwarze Arbeiter und weiße Arbeiter einen gemeinsamen Feind hätten: Imperialismus und Kapitalismus. Und dort stand geschrieben, dass diese Einheit zwischen Schwarzen und Weißen das Effektivste im zukünftigen revolutionären Kampf sein könnte.

Es gibt hier also etwas, bis zu einem gewissen Grad, gut, es vereint uns nicht oder macht uns nicht zu Seelenverwandten, aber es gibt gemeinsame Werte. Ich habe keine Angst vor diesem Wort, denn es ist so.

Erinnern Sie sich, nun, Sie sind ein junger Mann, aber die Menschen meiner Generation erinnern sich, dass wir einen Moment hatten, in dem riesige Porträts eines Mitglieds der Kommunistischen Partei der USA und einer aktiven afroamerikanischen Menschenrechtsaktivistin, Angela Davis, in der gesamten Sowjetunion hingen.

Daher scheint es uns, dass wir miteinander sprechen können und dass es zumindest eine Grundlage für gegenseitiges Verständnis gibt. Aber das ist noch lange nicht alles. So hat der Kandidat Biden öffentlich erklärt, dass er bereit ist, den NEW-START-Vertrag zu verlängern oder einen neuen Vertrag über die Begrenzung strategischer Waffen abzuschließen. Und das ist ein sehr ernstes Element unserer möglichen Zusammenarbeit in der Zukunft. (Anm. d. Übers.: Auch das ist ein Abrüstungsvertrag, über den Sie hier Details finden)

Deshalb möchte ich die These wiederholen, die ich schon oft genannt habe. Wir werden mit jedem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten zusammenarbeiten, mit dem Menschen, dem das amerikanische Volk sein Vertrauen ausspricht.

Ende der Übersetzung


Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Auch wenn ich mir schon vorkomme wie eine Putin-Marionette, es ist mein Eindruck und meine faktenbasierte, wohl überlegte Meinung:
    Der Mann ist ein genialer Redner!
    Ein einziger seiner Sätze hat mehr Tiefgang und Wahrheit als alles was eine Merkel oder sonst wer in einem Monat so ablässt.
    Es ist ein Vergnügen seine wohl überlegten Aussagen, seine Ansichten und Meinungen zu lesen.
    Ich beneide die Russen um ihn und bin dankbar das er (mindestens in diesem Zusammenhang) ein Vorbild für die ganze Welt darstellt.
    Vielen Dank für diese Übersetzung!

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