Russische Wirtschaft: Erlöse aus dem Lebensmittelexport übersteigen erstmals Einnahmen aus dem Gasexport

Die russische Wirtschaft ist längst nicht mehr so abhängig von Öl und Gas, wie es dargestellt wird. Nun übersteigen die Lebensmittelexporte erstmals die Gasexporte. Die eigentlich gute Nachricht hat aber auch eine Schattenseite.

Dass die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von Öl und Gas zurückgeht, berichte ich immer wieder. Die Bemühungen der russischen Regierung, die Wirtschaft zu diversifizieren, zeigen Erfolge und die westlichen Sanktionen sind dabei sogar eine große Hilfe, denn sie haben Russland gezwungen, Dinge selbst zu produzieren, anstatt sie einfach im Ausland zu kaufen. Aber natürlich sind Öl und Gas immer noch der dominierende Teil der russischen Wirtschaft und der Weg zu einer wirklichen Diversifizierung der Wirtschaft ist noch lang.

Am Montag hat das russische Fernsehen gemeldet, dass die Einnahmen aus dem Export von Lebensmitteln erstmals die Einnahmen aus dem Export von Gas überstiegen haben. Allerdings ist das nur eine teilweise gute Nachricht, denn der Grund liegt nicht nur in der Steigerung der Lebensmittelexporte, sondern auch an dem Rückgang der Gaspreise. Russland hat daher im ersten Halbjahr 2020 ein Haushaltsdefizit von fast einer Billion Rubel angehäuft. Das hört sich jedoch schlimmer an, als es ist, denn in Euro sind es „nur“ ca. 12 Milliarden und das kann Russland, das hunderte Milliarden an Reserven angehäuft hat, problemlos aus seinen Reserven decken, ohne neue Kredite aufnehmen zu müssen.

Der Vollständigkeit halber habe ich den Artikel des russischen Fernsehens zu dem Thema übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Öl sanken im Juni um 43 Prozent und beim Gas um 51 Prozent, wie der Föderale Zolldienst mitteilte. Die Einnahmen aus Nahrungsmittellieferungen ins Ausland überstiegen die Exporterlöse von Gazprom. Die Einnahmen aus den Nahrungsmittelexporten sind in letzter Zeit stetig gestiegen, und die Einnahmen aus dem Verkauf von Bodenschätzen sind zurückgegangen.

Von Januar bis Juni 2020 erhöhte Russland die Lebensmittelexporte um 12,3 Prozent auf 12,3 Milliarden US-Dollar, wie das Landwirtschaftsministerium mitteilte. Die Einnahmen von Gazprom aus Pipeline-Gasexporten gingen von Januar bis Juni um 51 Prozent auf 11,3 Milliarden US-Dollar zurück: im Juni gingen sie um 55,8 Prozent zurück.

Die Erlöse aus Gasverkäufen gingen aufgrund der Halbierung des Gaspreises in diesem Jahr auf 81,9 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter und eines Rückgangs der Gasexporte um 18 Prozent auf 91,1 Milliarden Kubikmeter zurück.

Nach Angaben des Finanzministeriums hat der russische Haushalt im Juni 58,2 Milliarden Rubel (oder 850 Millionen Dollar nach dem Kurs per Juni) weniger aus dem Verkauf von Öl und Gas eingenommen, als geplant. Der Grund sind die weltweit niedrigen Preise.

Russlands Öleinnahmen sanken im Juni im Vergleich zum Juni des Vorjahres um 43 Prozent auf 5,2 Milliarden US-Dollar. In Tonnen gemessen stiegen die Ölexporte im Juni um 7 Prozent auf 20,3 Millionen Tonnen, aber der Preis für russisches Öl war mit 41,9 Dollar pro Barrel viel niedriger, als im Juni letzten Jahres.

Im ersten Halbjahr gingen die Ölexporte um 2,6 Prozent auf 125,1 Millionen Tonnen zurück, in Geld gemessen betrug der Rückgang 34,8 Prozent auf 38,9 Milliarden Dollar.

Die Exporte von Diesel und Benzin sanken im Juni um 24 Prozent auf 14,4 Millionen Tonnen, in Geld gemessen sanken sie um 41 Prozent auf 3,1 Milliarden US-Dollar. Von Januar bis Juni wuchsen die Exporte um 5 Prozent auf 74,6 Millionen Tonnen, aber aufgrund der niedrigen Preise gingen die Einnahmen um 26 Prozent auf 25,3 Milliarden US-Dollar zurück.

Das Haushaltsdefizit des Landes stieg von Januar bis Juni 2020 auf 956 Milliarden Rubel. Die fehlenden Einnahmen sollen durch den Verkauf von Devisen aus den Reservefonds gedeckt werden.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. ?passt irgendwie zu meiner Beobachtung letzte Woche…wo mir 2 russische LKW (also mit russischen Kennzeichen)auf der A10 auffiehlen, die irgendwelch Agrar-Texte/Bilder drauf hatten…da dachte ich noch „und was ist den Sanktionen ?Die dürften doch hier eigentlich nix Landwirschaftliches liefern!“

  2. Präsident Putin, hat vor Jahren, das Ziel für Russland ausgegeben, das Russland in der Zukunft, die Welt, mit sauberen und Gesunden Lebensmittel versorgen soll. Dieser Plan wird kontinuierlich vorangebracht und ist für uns Menschen auf dieser Welt, ungeheuer Wertvoll..

    1. Der deutsche Stefan Dürr, einer der größten Milchviehhalter der Welt, war es ja auch, der Putin zu den Lebensmittelsanktionen geraten hat, vermutlich auch nicht ganz uneigennützig, denn nach 2014 baute Dürrs Konzern Ekosem eine 3.000er Anlage nach der anderen! Aber das ist auch gut, obwohl mich persönlich die russischen Gegensanktionen einige tausend EURO gekostet haben! Russland ist durch die Sanktionen einfach gezwungen, die eigenen Ressourcen zu nutzen und das tun sie offensichtlich!

      1. Ja. Imposant, was der Herr Dürr in Russland aufgebaut hat. Hatte schon einiges über ihn gehört, später war sogar ein Bekannter in einem seiner Betriebe auf Einladung von ihm. Das er sozusagen der Motor des Ganzen war, was man heute über die russische Landwirtschaft lesen, hören und sehen kann, dass habe ich auch erst später gehört. Eben dieser Bekannter sendete mir mal einen Link vor so gut 3 Jahren zu über ihn, den ich mit einem Googlebegriff direkt wiederfand. Und ich denke, dass könnte hier auch so einige interessieren.
        https://www.youtube.com/watch?v=L8Wu0R5EKLo

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