Russland: Menschenrechtler machen aus anarchistischen Terroristen harmlose „linke Aktivisten“

Vor knapp einem Monat gab es Artikel, in denen Russland Folter von linken Aktivisten vorgeworfen wurde. Verschwiegen wurde dabei, dass es sich um eine anarchistische Terrorzelle gehandelt hat. Hier sind die neuesten Entwicklungen in dem Fall.

Ich habe schon im Februar aufgezeigt, dass es sich bei den „linken Aktivisten“ keineswegs um harmlose Aktivisten gehandelt hat, sondern um eine militante, schwer bewaffnete Gruppe, die Terroranschläge geplant und ihre Aktivitäten mit Drogenhandel finanziert hat. Die Gruppe nannte sich „Netz“. Wie ich in meinem Artikel aufgezeigt habe, lassen sich alle Berichte, die von harmlosen Aktivisten sprachen und Russland Folter und Erpressung von Geständnissen vorwarfen, zu von Chodorkowski finanzierten und geleiteten Quellen zurückverfolgen.

Die Foltervorwürfe wurden auch vom entsprechenden Beauftragten der UNO untersucht und es fand sich keinerlei Bestätigung dafür. Das von Chodorkowski gegründete und finanzierte Online-Portal Meduza hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, den Fall in die Öffentlichkeit zu bringen und die Angeklagten als unschuldige und harmlose Opfer darzustellen.

Umso bemerkenswerter ist, dass Meduza nun das Gegenteil berichtet. Meduza hat ein Mitglied des „Netzes“ interviewt, das in die Ukraine geflohen ist und im Interview ganz offen zugegeben hat, dass die Gruppe einen Doppelmord begangen hat, um Zeugen zu beseitigen.

Das hat zu Streit in den Reihen derer geführt, die immer noch behaupten, die „Aktivisten“ wären unschuldige Opfer. Jetzt gehen sie gemeinsam auf Meduza los, weil sie Meduza nun für eine Art „Nestbeschmutzer“ halten.

Über all das hat das russische Fernsehen am Sonntag in der Sendung „Nachrichten der Woche“ wieder berichtet. Die beiden Beiträge des russischen Fernsehens, vor allem die gezeigten Belege der Anklage in Form von Videos, die die Gruppe selbst erstellt hat, spricht eine deutliche Sprache und ist auch ohne Russischkenntnisse verständlich, wenn man meine Übersetzung daneben hält. Ich habe daher diese beiden Beiträge – einen Kommentar aus dem Studio und eine Reportage – übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Am 4. März scheint die Leiche von Jekaterina Lewtschenko im Wald bei Rjasan gefunden worden zu sein. Zuvor wurde Artem Dorofeevs Leiche in derselben Gegend gefunden. Er wurde von Mitgliedern der anarchistischen Gruppe „Netz“ auf sadistische Weise getötet. Zumindest hat Alexey Poltavets, ein Mitglied des „Netzes“, der auf der Flucht ist, den Mord gestanden und sogar von den Motiven erzählt: die Angst, dass die beiden Informationen über Drogenhandel und die Vorbereitung terroristischer Anschläge verraten.

Das klingt wie die Handlung eines Buches von Dostojewski, in dem der anarchistische Verschwörer Werschowski den kollektiven Mord an dem zweifelnden Partner Schatov initiiert, um seine Gruppe mit dem Blut enger aneinander zu binden. Das ist also nicht neu. Neu ist im Vergleich zu Dostojewski, dass die moderne Kultur, wie die protestierende Opposition, bereit ist, auch mit Verbrechen solidarisch zu sein und die Augen vor dem Verbrechen zu verschließen, um den Protest aufrecht zu halten.

Wir sprechen über die moralische Bereitschaft eigentlich intelligenter Menschen, auch Mord zu akzeptieren und ihn aus dem Bewusstsein auszublenden. Und wenn ein Gericht junge Menschen einer anarchistisch-terroristischen Organisation verurteilt, sehen sie darin wieder einen Grund für Protest.

Briefe zur Unterstützung der Verurteilten wurden von Dutzenden unserer Wissenschaftler verschickt, von Hunderten von Lehrern, unter den Unterzeichnern sind auch bekannte Journalisten, Ärzte und Verleger. Interessanterweise übergingen sie die Informationen über die begangenen Morde. Und als das in Riga ansässige Online-Portal Meduza seine Ermittlungen zu den Morden und dem Drogenhandel veröffentlichte, war plötzlich Meduza schuld.

So wie bei dem konspirativen Treffen bei Dostojewski:

„Darf ich Sie fragen, Herr Major, hätten Sie die Informationen weitergegeben oder nicht?“ fuhr Werschowski fort. „Und wohlgemerkt, ich wende mich absichtlich an Sie.“
„Hätte ich nicht.“
„Nun, aber wenn Sie wüssten, dass jemand einen anderen, gewöhnlichen Sterblichen, töten und ausrauben will, würden Sie das melden?“
„Natürlich, aber das wäre ein ziviler Fall, hier ist die Denunziation politisch. Und ich war nie Agent der Geheimpolizei.“
„Das war niemand hier“, hörte man die Stimmen wieder. „Das ist eine überflüssige Frage. Wir alle haben nur eine Antwort. Es gibt hier keine Verräter!“
„Warum steht dieser Herr auf?“ schrie eine Studentin.
„Das ist Schatov. Warum sind sie aufgestanden, Schatov?“ schrie die Gastgeberin.
Schatow stand auf, er hielt seinen Hut in der Hand und sah Werschowski an. Er schien ihm etwas sagen zu wollen, aber er zögerte. Sein Gesicht war blass und der Ausdruck böse, aber er beherrschte sich, sagte kein Wort und ging still aus dem Raum.
„Schatov, das ist nicht gut für Sie!“ schrie Werschowski ihm bedeutungsvoll nach.

Bei Dostojewski wurde Schatow schließlich getötet. Jekaterina Lewtschenko und Artem Dorofeev wurden in unseren Tagen getötet. In Schatovs Position ist jetzt Meduza, denn angeblich hat Meduza die Tat verraten.

Über die Entwicklungen berichtet unser Korrespondent.

Ein schrecklicher Fund im Wald bei Rjasan. Was hat er mit der verbotenen anarchistischen Organisation „Netz“ zu tun, die ihre Kämpfer auf das Töten vorbereitet hat?

Die Umgebung des Dorfes Lopuhi. Etwa 30 Kilometer von Rjasan entfernt. Forensische Ermittler haben hier die ganze Woche gearbeitet. Sie untersuchten das Gebiet und untersuchten die hier gefundenen menschlichen Überreste, die zu einem der Opfer der Pensa-Gruppe des „Netzes“ gehören können.

Die Suche wurde gefilmt. Hier sehen Sie, was gefunden wurde. Eine schwarze Jacke, ein Schal und Teile des Skeletts. Viele Teile wurden von Füchsen gefressen. Nach der vorläufigen Version wurden vor drei Jahren hier Jekaterina Lewtschenko und Artem Dorofeev aus Pensa getötet. Seine Leiche wurde bereits 2017 gefunden.

„Als Ergebnis der forensischen, genetischen Untersuchungen und der Überprüfung der Suchergebnisse, die 2019 in der Datenbank erzielt wurden, wurde die Identität des Verstorbenen festgestellt“, sagte Angelika Evdokimova von der Staatsanwaltschaft der Region Rjasan.

Aber das zweite Skelett wurde erst jetzt entdeckt. „Ob diese sterblichen Überreste zu Jekaterina Lewtschenko oder einer anderen Person gehören, wird die Untersuchung ergeben“, sagte Tatjana Makhnitskaja von der Staatsanwaltschaft der Region Pensa.

Die Fälle werden in zwei Regionen untersucht, in Penza und Rjasan. Das hat formelle Gründe. Viel wichtiger sind die Umstände des Mordes. Alexey Poltawets, der in die Ukraine geflohen ist, erzählte darüber. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal Meduza sagte er, dass das Paar auf Befehl des Organisators der terroristischen Gemeinschaft, Dmitri Pchelintsev, getötet wurde. Pchelintsevs Assistent Maxim Iwankin war in den Mord verwickelt. Sie alle kannten die Toten.

Artem Dorofeevs Leiche wurde auf einem Hügel, etwa 50 oder 100 Meter entfernt, gefunden. Das entspricht in etwa dem, was Alexey Poltavets den Reportern gesagt hat. Ihm zufolge wurde das Paar getrennt. Dem Mädchen wurde vorgeschlagen, Brennholz für das Feuer zu sammeln und dabei wurde sie getötet:

„Nach einer Weile schrie Lewtschenko. Es war kein langer Schrei, sie wurde zum Schweigen gebracht. Artem und ich sprangen sofort auf, schauten uns an, haben nicht verstanden, was passiert. Buchstäblich nach 20 Sekunden kommt Ivankin angelaufen. Er hatte das Messer verborgen, aber als er näher kam, sah man das Blut an seinen Händen“, erinnert sich Poltavets. Da verstand er nach eigenem Bekunden, dass das Mädchen bereits tot ist und es keinen Weg zurück gibt. Er entsicherte die Pistole und zielte auf Artem Dorofeev.

„Ich richtete die Waffe auf Artem und ich schaffte es zu sagen: „Es tut mir leid“. Dann fiel der Schuss. Ich weiß nicht, ob Sie es mir glauben, ich habe mich entschuldigt, auch wenn das dumm und schrecklich klingt. Der Junge fiel auf die Knie, begann zu stöhnen, sein Blick wurde leer, er sah nirgendwo hin. Ich war völlig schockiert, dass er Schmerzen hatte und habe ihm sofort seine Arterie aufgeschnitten, danach war er ruhig. Ich habe die Arterie nicht aufgeschnitten, weil ich ihm etwas antun wollte, sondern weil er sich gequält hat: Es waren nur Sekunden, aber ich wollte nicht, dass der Mann auch nur kurze Zeit leidet“, gestand Poltavets.

Über die Täter und die Details war bis Ende Februar jedoch nichts bekannt, bis Alexey Poltavets selbst Journalisten davon erzählt hat. Jekaterina Lewtschenkos Eltern bezweifelten zunächst, dass die Bekannten ihrer Töchter in den Mord verwickelt sein könnten. Laut Poltavets war das Motiv für die Tat einfach: Das Paar wurde eliminiert, weil sie unnötige Zeugen waren. Lewtschenko und Dorofeev lebten zusammen mit den Kämpfern der Gruppe „Netz“ in einer Wohnung in der Popova-Straße in Pensa. Dort verpackten sie Drogen zum Verkauf.

„Sie begründeten den Drogenhandel damit, dass sie Geld „für die Revolution“ brauchten. Aber tatsächlich wurde die Hälfte für Ausrüstung ausgegeben, die andere Hälfte jedoch ganz und gar nicht“, gab Poltavets zu.

Sie errichteten Drogenverstecke. Deswegen wurden sie von der Polizei erwischt. Und dann, so Poltavts, fürchteten sie, dass die Ermittler Lewtschenko und Dorofeev verhören würden und dass die beiden alles erzählen könnten, was sie wussten. Deswegen wurde angeblich entschieden, sie zu eliminieren. Laut Poltavts wurde der Ort für den Mord extra weit weg von der Stadt gewählt.

Hier ist es ruhig. Das nächste Dorf Lopuhi ist einige Kilometer entfernt. Und es leben fast keine Menschen dort, laut der Anwohnerin sind es nur acht Famillien. Die Kämpfer der Organisation „Netz“ fanden sich im Wald perfekt zurecht. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie lange im Wald trainiert. Sie hatten das Schießen mit Kriegswaffen geübt und das Vorgehen in Teams zu zweit oder zu dritt. Sie haben das Stürmen von Gebäuden geübt und haben Molotowcocktails auf sie geworfen. Danach wurde in die Gebäude geschossen.

Sie verhehlten ihre Ideen nicht: das Organisieren von individuellem Terror, sich auf die Revolution vorzubereiten und Menschen zu töten, deren Tod Aufsehen erregen würde. Sie veranstalteten Lesungen anarchistischer Literatur und planten, während der Fußball-WM oder den Präsidentschaftswahlen zuzuschlagen.

Das ist, wie die Untersuchungen ergaben, der zweite Organisator der Gruppe – Ilja Schakursky -, er brüllt auf diesem Video etwas vom Straßenterror. Hier zündet er die Stele mit der Aufschrift „Freiheit oder Tod“ am Eingang seines Heimatdorfes Mokshan an. In einem Interview bestritt Schakursky alle Vorwürfe. Einige Fragen wollte er nicht beantworten.

Diese Aufnahmen hat vor „Nachrichten der Woche“ noch niemand veröffentlicht. Es ist ein heimlich aufgezeichnetes Gespräch. Derselbe Ilja Schakursky erzählte, als er noch auf freiem Fuß war, dass seine Gruppe neue Kampffähigkeiten erarbeitet habe und was die Kämpfer planen.

Schakursky wurde zu 16 Jahren verurteilt. In seiner Wohnung wurden illegale Waffen und Sprengstoff in einem Feuerlöscher gefunden. Die Terroristen des „Netzes“ hatten eine besondere Beziehung zu den Bomben.

Ein weiteres Mitglied der Gruppe, Armand Sagynbaev, wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Er brachte anderen Angeklagten bei, wie man Sprengstoff richtig mischt. Sagynbaev schlug vor, auf den Erfahrungen von Terroristen aus dem Nordkaukasus aufzubauen.

Sagynbaev erzählte, wie man eine Bombe mit einem Telefonanruf aktiviert, und hat erklärt, mit welchen Substanzen man arbeiten sollte, damit es keine versehentliche Detonation gebe. Auch in Sagynbaevs Haus wurden Sprengstoffe gefunden.

Auf diesen Aufnahmen bringt der Hauptorganisator des „Netzes“, Dmitry Pchelintsev, Kämpfern bei, wie man Molotow-Cocktails macht. Pchelintsev wurde zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. In der ersten Phase der Ermittlungen legte er, wie andere Angeklagte in dem Fall, Geständnisse ab, aber als Moskauer Menschenrechtsaktivisten, darunter Lew Ponomarev, sich des Falles annahmen, zogen die Angeklagten ihre Aussagen zurück. Danach sagten sie, sie seien gefoltert worden. Offizielle Untersuchungen haben das nicht bestätigt.

„Die Rücknahme der Geständnisse überraschte mich in dem Sinne, dass sie es zugunsten der Menschenrechtsaktivisten taten. Gleichzeitig begannen sie, überall von Folter zu reden. Es gibt keine Beweise für Folter. Es tut mir leid für Schakurskys Mutter. Alle werden das in einem Jahr vergessen haben und sie wird mit ihrer Trauer alleine sein“, sagte Michail Grigorjan, Schakurskys ehemaliger Anwalt.

Einige Menschenrechtsaktivisten sagten, dass die Verurteilten unschuldig seien. Aber zu den zahlreichen Beweisen, die durch die Untersuchung ans Licht kamen, kam nun noch die Aussage von Alexei Poltavts, der in die Ukraine geflohen ist, hinzu. Er sagte Meduza-Journalisten, dass die Entscheidung, das Paar Lewtschenko und Dorofeev zu töten, gemeinsam getroffen wurde: „Es gab eine Online-Konferenz mit Pchelintsev. Er schrieb auch im Namen des Rests der Leute aus Pensa. Man kann davon ausgehen, dass Pchelintsev selbst für alle die Entscheidung getroffen hat. Sagynbaev und auch Kuksov hatten daran nicht teilgenommen. Ich war dagegen. Tschernow sagte später, er sei dagegen gewesen. Schakursky bestätigte, dass er dafür war. Wenn Sie jetzt einen von ihnen fragen, ob Sie an der Entscheidung beteiligt waren, werden alle sagen: „Ich hatte nichts damit zu tun.“ Aber so war es damals.“

Es ist klar, dass die Anwälte und Verwandten der Verurteilten diesen Worten nicht glauben. Und dieselben Menschenrechtsaktivisten und die ihnen nahe stehenden Medien begannen, die Journalisten von Meduza zu beschuldigen, nach dem Motto, wozu diese sinnlose Veröffentlichung? Wie soll man nun die Jungs vom „Netz“ verteidigen? Diese Frage haben die Eltern von Jekaterina Lewtschenko bereits beantwortet: „Man muss sich als Gewissen der Nation positionieren, wie es die liberalen Medien tun. Sie müssten darüber berichten. Warum tun sie es nicht? Weil Sie das „Netz“ in ein positives Licht rücken wollen.“, ist sich die Mutter sicher.

Die Ermittler haben bereits gesagt, dass sie alle Versionen des Mordes an Jekaterina Lewtschenko und Artem Dorofeev untersuchen werden. Bisher haben sich Poltavts‘ Worte bestätigt. Und wenn er die Wahrheit sagt, kommt zu dem Fall der terroristischen Gemeinschaft neben Drogenhandel und illegalem Waffenbesitz noch ein Doppelmord hinzu.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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