Tiergartenmord: Wie der Spiegel Propaganda als Enthüllungen verkauft

Der Spiegel hat sich mal wieder zum Tiergartenmord geäußert. Aber anstatt neue Entwicklungen aufzuzeigen, wurde nur das einseitige Narrativ wiederholt und alles weggelassen, was nicht ins vom Spiegel gewollte Bild passt.

Unter der Überschrift „Tiergarten-Mord – Russischer Geheimdienst spielte offenbar zentrale Rolle bei Erschießung“ hat der Spiegel einen Artikel veröffentlicht, der von Desinformation einerseits überquillt, andererseits aber wirklich alles weglässt, was nicht die Meinung unterstützt, die der Spiegel seinen Lesern aufoktroyieren möchte.

In Sachen Tiergartenmord gibt es keine Neuigkeiten, aber der Spiegel hat trotzdem in einem langen Artikel noch einmal darauf hingewiesen, dass angeblich Russland schuld ist, wie man gleich zu Beginn des ersten Absatzes lesen kann:

„Der russische Inlandsgeheimdienst FSB spielte offenbar eine zentrale Rolle bei der Erschießung des Georgiers Zelimkhan Khangoshvili im vergangenen August in Berlin.“

Das klingt wichtig, aber danach sehen wir, woher diese „Erkenntnis“ stammt:

„Recherchen des SPIEGEL und seiner Kooperationspartner Bellingcat und The Insider zeigen, dass der mutmaßliche Attentäter Vadim Krasikov in den Wochen und Monaten vor seinem Anschlag auf Khangoshvili im engsten Austausch mit Vertretern des Vympel-Teams stand, einer Vereinigung ehemaliger Speznaz-Kräfte des FSB. Zudem hielt er sich mehrfach in FSB-Liegenschaften auf, insbesondere in einem geheimen Trainingszentrum für Spezialkräfte.“

Was der Spiegel vermeldet sind also keine Ermittlungsergebnisse der Behörden, sondern des Spiegel selbst. Besonders interessant sind die „Kooperationspartner“ des Spiegel. Dabei handelt es sich um ausgewiesen anti-russische Organisationen, die schon oft mit unwahren Meldungen über Russlands angebliche Untaten aufgefallen sind.

Bellingcat ist vielen bekannt. Das sogenannte Enthüllungsportal wird immer dann benutzt, wenn der Westen eine Beschuldigung nicht selbst aussprechen will. Dann darf Bellingcat das als angeblich unabhängiges Portal tun, wobei es aber mit Geheimdienstinformationen gefüttert wird. Dabei haben sich allerdings viele Meldungen von Bellingcat im Nachhinein als eindeutig erfunden herausgestellt. Aber vorher haben sie die Schlagzeilen beherrscht und die öffentliche Meinung manipuliert. Als die Lügen ans Licht kamen, wurde darüber dann aber nicht berichtet.

The Insider ist ein russischer Aktivist, der vom Westen mit ca. 10.000 Dollar monatlich finanziert wird. Das sind keine Vorwürfe seiner Gegner, das hat er selbst in Interviews gesagt. Dass er natürlich im Gegenzug liefert und behauptet, was seine Finanziers von ihm fordern, ist wenig überraschend. So dient The Insider Bellingcat regelmäßig als Quelle, die zum Beispiel angeblich Zugriff auf russische Passdatenbanken hat. Dabei sind diese Daten in Russland genauso wenig öffentlich zugänglich, wie in Deutschland. Würde sich The Insider tatsächlich diese Daten widerrechtlich besorgen, dann hätte er bereits ein Strafverfahren am Hals. Aber er läuft frei in Moskau Moskau herum.

Einen weiteren „Kooperationspartner“ nennt der Spiegel später im Artikel:

„Während kurz nach dem Mord noch Spekulationen über eine Fehde unter Kriminellen aus Tschetschenien oder tschetschenischen Islamisten spekuliert wurde, konnten Bellingcat, der SPIEGEL und das Londoner Dossier Center bereits früh zeigen, dass Krasikov seine falsche Identität „Vadim Sokolov“ nur mit aktiver Hilfe des russischen Staates erlangen konnte.“

Das „Londoner Dossier Center“ ist von einem der erbittertsten Gegner Putins, von Michael Chodorkowski, gegründet worden und hat nur einen Zweck: Anti-russische „Nachrichten“ verbreiten. Und dabei denkt es sich diese Nachrichten auch gerne selbst aus, wie man im April 2019 sehen konnte, als der Spiegel ebenfalls einen „Skandal“ aufkochte, den sich das Dossier Center komplett ausgedacht hatte. Die Details dazu finden Sie hier.

Diese Kombination aus erklärt anti-russischen Quellen, die schon alle mit Lügen aufgefallen sind, stellt der Spiegel nun als Ermittlungsteam vor. Daher schauen wir uns den Artikel nun einmal an.

Nach den schon zitierten Sätzen, die den ersten Absatz des Artikels bildeten, geht es wie folgt weiter:

„Damit verdichtet sich die Indizienkette gegen den russischen Staat als Auftraggeber für den Mord an Khangoshvili. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Generalbundesanwalt Peter Frank den Fall wegen seiner besonderen Bedeutung übernommen. Er stellte damit den Vorwurf des Staatsterrorismus in den Raum, auch wenn er stets betonte, er gehe einem „Anfangsverdacht“ nach.“

Geschickt verbindet der Spiegel hier seine eigenen „Ermittlungsergebnisse“ mit dem Generalbundesanwalt. Wer den Artikel überfliegt, kann schnell den Eindruck bekommen, es handele sich um offizielle Ermittlungsergebnisse und nicht um etwas, was der Spiegel mit seinen Kumpanen selbst zusammengebastelt hat.

Apropos Generalbundesanwalt. In Deutschland ist die Justiz nicht unabhängig, sondern muss den Anweisungen der Regierung Folge leisten. Wenn das für Sie neu ist, lesen Sie es hier nach, denn sogar der Europäische Gerichtshof hat das bereits kritisiert und seitdem dürfen deutsche Staatsanwälte keine europäischen Haftbefehle mehr ausstellen, eben weil nicht sichergestellt ist, dass die Haftbefehle nicht politisch motiviert sind. Kein Scherz, lesen Sie es nach.

Das muss man wissen, wenn man sich die Geschichte, wie der Generalbundesanwalt den Fall an sich gezogen hat, anschaut. Dabei ist die Chronologie interessant.

Die Chronologie ist wie folgt: Am 4. Dezember zieht der Generalbundesanwalt den Fall an sich und Deutschland weist zwei russische Diplomaten aus, weil Russland angeblich nicht bei der Aufklärung kooperiert hat. Aber das erste justizielle Rechtshilfeersuchen an Russland erfolgte erst am 6. Dezember, also zwei Tage später. Das hat die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage einräumen müssen.

Daher bestätigt sich, dass die Übernahme des Falles durch den Generalbundesanwalt eine politische Aktion war und keine Folge von Ermittlungsergebnissen. Wenn ein Land Diplomaten ausweist, dann wird genau überlegt, wen man ausweist. Die Entscheidung fällt nicht in der Kaffeepause.

Da aber praktisch zeitgleich die Mitteilungen erfolgten, der Generalbundesanwalt übernehme den Fall und zwei Diplomaten würden ausgewiesen, ist es kaum anders zu erklären, als dass diese Aktion in der Regierung Tage oder Wochen vorher koordiniert worden ist. Der Generalbundesanwalt hat demnach auf Anweisung der Regierung den Fall an sich gezogen und die Regierung hat dann sofort die Ausweisung der Diplomaten verkündet. Wäre es anders gewesen und hätte der Generalbundesanwalt unabhängig gehandelt, wäre die Regierung von seiner Entscheidung überrascht gewesen und hätte einige Tage gebraucht, um sich die zwei Diplomaten auszusuchen, die sie des Landes verweisen möchte.

Das muss man im Hinterkopf haben, wenn man diesen Spiegel-Artikel liest. Dort kann man dann weiter zum Beispiel lesen:

„Die Indizien für den FSB als zentralen Spieler basieren unter anderem auf der Auswertung von Krasikovs Mobiltelefon. Demnach hatte er in den Monaten vor dem Mord regelmäßigen Kontakt zu insgesamt acht Mitgliedern des Vympel-Teams, besagter Organisation ehemaliger Spezialkräfte des FSB.“

Woher hat der Spiegel die Daten aus dem Mobiltelefon? Gibt die Staatsanwaltschaft diese Daten aus internen Ermittlungsakten etwa an die Presse weiter? Das wäre kaum legal. Es gibt also eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Erstens, die Behörden (egal, ob Geheimdienst oder Staatsanwaltschaft) geben den Inhalt der Ermittlungsakten an die Presse weiter. Zweitens, der Spiegel hat sich die Sache komplett ausgedacht.

In dem Spiegel-Artikel geht es dann um sehr viele Details, die angeblich aus der Auswertung des Handys hervorgehen: Wo sich der mutmaßliche Täter wann aufgehalten hat, mit wem er wann und wie oft telefoniert hat uns so weiter.

Hier zeigen sich Parallelen zu anderen Fällen, wie zum Beispiel dem „Fall Skripal„: Die Medien bekommen Informationen zugespielt, die sie gar nicht bekommen dürfen. Es ist also eine bewusste Beeinflussung der Leser durch – von wem auch immer – ausgewählte Informationen. Ob die wahr sind oder ausgedacht, ist nicht überprüfbar. In der Vergangenheit haben sie sich aber oft als unwahr herausgestellt.

Wer jetzt einwendet, der Spiegel könnte ja Quellen bei den ermittelnden Behörden haben, die ihm das Material zugespielt haben, den muss ich enttäuschen. Dann würde ein Skandal durch die Medien getrieben werden, denn es würde bedeuten, dass Beamte unbefugt Dienstgeheimnisse weitergegeben hätten. Das würde zu Strafanzeigen und Ermittlungen führen, man würde die undichte Stelle mit Hochdruck suchen. Davon ist aber nichts zu hören.

Wenn Sie das Argument für unwahr halten, fragen Sie mal Edward Snowden oder Julian Assange, was mit Leuten passiert, die im Westen ohne Erlaubnis Dienstgeheimnisse weitergeben oder veröffentlichen. Der journalistische Quellenschutz besteht im Westen nur noch auf dem Papier, wenn es um staatliche Themen geht.

Und „Qualitätsmedien“ wie das ehemalige Nachrichtenmagazin sind zu reinen Verkündern dessen geworden, was wir erfahren sollen, anstatt tatsächlich journalistische Arbeit zu machen.

Und wie erwähnt hat der Spiegel alles weggelassen, was nicht das gewollte Narrativ passt. Über die Hintergründe des Opfers, der als Terrorist über 100 Menschen getötet hat und außerdem mindestens ein Islamist, wenn nicht sogar Salafist war und zu allem Überfluss auch noch tief in organisierte Kriminalität verstrickt war, liest man im Spiegel kein Wort. Dabei sind die Details seiner „Karriere“ hinlänglich bekannt.

Übrigens hat der Spiegel selbst am 14. Januar in einem Artikel ausführlich darüber berichtet, wie tschetschenische Asylbewerber in Deutschland große Teile der organisierten Kriminalität mit nicht gekannter Brutalität übernommen haben. Einen Zusammenhang zum Opfer aus dem Tiergarten stellt der Spiegel jedoch nicht her, dabei war das Opfer selbst bis Oberkante Unterlippe in diese Dinge verstrickt.

Darauf hat Putin auf Fragen von Journalisten immer wieder hingewiesen, zumal die russischen Behörden die deutschen Behörden darüber informiert haben. Putins Frage war daher, wie es angehen kann, dass solche Leute in europäischen Hauptstädten frei herumlaufen dürfen.

Wie verlogen Politik und Medien in Deutschland sind, zeigt sich besonders deutlich, wenn man die Reaktionen auf den Tiergartenmord mit den Reaktionen auf die Ermordung des Journalisten Khashoggi vergleicht.


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Wie Herr Röper ja richtig bemerkte, ist Bellingcat ein Handlanger von Geheimdiensten und gewünschten politischen Parteien.
    Kein MA solcher Institutionen würde Konsequenzen erleben wenn er im Auftrag seiner Dienstherren die geneigte Presse füttert. Das wird natürlich niemals offiziell erlaubt & bestätigt werden – so dumm ist dann dort keiner.
    Aber gerade in den USA kann man doch sehr gut sehen, wie das zwischen Mächtigen und der Presse läuft. Denke ich da nur an das „Steel-Dossier“ und wie es zustanden kam und wie es genutzt und verbreitet wurde – da ist die Mafia ein Waisenknabe gegen.

  2. Erstmal vielen Dank für Deinen Artikel.
    Ich muss aber anmerken, dass Bellingcat die Mobilfunkdaten auch von den Mobilfunkanbietern hätte bekommen können.
    Da sich das russische Telefon in Europa aufgehalten hat, wären das dann die Roaming-Partner in Frankreich und Polen, da diese auch die CellID der Mobilfunkmasten speichern (und nicht der Russische Anbieter)?!
    Gut, das bedeutet natürlich auch, dass Bellingcat die Daten illegal bekommen haben wird (mal ganz zu Schweigen von qualitativ excellenten Kontakten zu Orange, T-Mobile, …. und der Annahme das die Speicherfristen der Polen+Franzosen lang ist) , ist jedoch dann nicht mehr „ganz so schlimm“ wie ein Leak in der Bundesstaatsanwaltschaft.
    (oder mache ich einen Gedankenfehler?)

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