Was bedeuten Lawrows deutliche Worte in Richtung EU für Nord Stream 2?

Gestern hat der russische Außenminister Sergej Lawrow den weiteren Dialog mit der EU in Frage gestellt und ich habe in meinem Artikel darüber auch die Frage aufgeworfen, was das für Nord Stream 2 bedeutet. Heute gab es dazu Meldungen aus Russland.

Ich habe gestern über die Aussagen von Lawrow beim Valdai-Club berichtet und am Ende des Artikels darauf hingewiesen, dass das Pipeline-Verlegeschiff „Akademik Tscherski“ laut der Seite Vesselfinder seit fast einer Woche kein Signal mehr liefert. Das hat bei mir zu der Frage geführt, ob Russland sich innerlich schon von Nord Stream 2 verabschiedet und das Schiff abgezogen hat.

Inzwischen haben mich Leser darauf hingewiesen, dass das Schiff laut anderen Seiten zur Beobachtung von Schiffen noch Signale sendet und vor Kaliningrad in der Ostsee liegt, wo auch die letzte Meldung von Vesselfinder das Schiff verortet hat.

Die Aussagen von Lawrow, die in den westlichen Medien bisher kein Thema sind, sind umso mehr Thema in den russischen Medien. Experten spekulieren, welche Schritte Russland einleiten könnte und es ist die Rede davon, Russland könnte eine Reihe internationaler Organisationen verlassen oder seine Teilnahme ruhen lassen. Dabei geht es um Organisationen, in denen die westlichen Staaten mit ihrer Stimmenmehrheit regelmäßig, andere Staaten überstimmen und der Welt so den Kurs des Westens aufzwingen wollen, anstatt Kompromisse zu suchen, mit denen alle Beteiligten leben können. Aber das sind Spekulationen von Experten, weitere offizielle Aussagen gibt es bisher nicht.

Wie es der Zufall will, hat das russische Fernsehen heute einen Artikel veröffentlicht, in dem es um Nord Stream 2 ging und der Artikel brachte Licht in die Frage, was die Akademik Tscherski“ vor Kaliningrad macht und wie Gazprom die Zukunft von Nord Stream 2 sieht. Daher habe ich den Artikel des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Das Pipeline-Verlegeschiff „Akademik Tscherski“ hat zusammen mit russischen Versorgungsschiffen Tests in der Ostsee begonnen, um den Bau des letzten 160 Kilometer langen Abschnitts von Nord Stream 2 in den Gewässern Dänemarks wieder aufzunehmen, wie Daten von Marine-Traffic-Seiten zeigen.

Die „Akademik Tscherski“ befindet sich zusammen mit Versorgungsschiffen im Kaliningrader Gebiet der Ostsee. Darunter ist ein Schiff vom Typ Finval, das vor kurzem zu der Flotte des Projekts gestoßen ist. Zwei weitere Versorgungsschiffe, die „Baltiskaya Issledovatel“ und „Umka“, sind auch in der Nähe. Zwei weitere Hilfsschiffe, die „Ostap Scheremet“ und „Ivan Sidorenko“, liegen in Kaliningrad. Ein weiteres Schiff, das Verlegeschiff „Fortuna“, befindet sich im deutschen Hafen Rostock in der Nähe des Arbeitsbereichs.

Vor etwa einem Jahr sollte die Pipeline fertiggestellt werden, was jedoch durch US-Sanktionen verhindert wurde – ausländische Schiffe zogen sich aus dem Projekt zurück und Russland musste seine eigenen Schiffe mobilisieren.

Gazprom wollte sich nicht zu der Situation äußern und die Nord Stream 2 AG (der Projektbetreiber) erklärte, das Unternehmen wolle seine Pläne „zeitnah bekannt geben.“

Diese Flotte reicht aus, um den Bau der zwei Pipelines in 3 bis 5 Monaten abzuschließen, prognostiziert der Analyst Sergey Kapitonov. Es wurde beschlossen, keine hydraulischen Tests der Pipeline durchzuführen, so dass es bis zum Baubeginn ein bis zwei Monate dauern kann. Aber, wie der Experte bemerkte, ist jetzt nicht die beste Jahreszeit für den Bau, denn im Herbst und Winter gibt es in der Ostsee der Stürme.

Anfang Oktober verließ die „Akademik Tscherski“ nach mehreren Monaten Aufenthalt den Hafen von Mukran in Deutschland. In Mukran wurde eine Logistikbasis für „Nord Stream 2“ mit Röhren für den Bau der Gaspipeline eingerichtet. Laut Marine-Traffic-Seiten ist der Ankunftsort wieder Mukran. Laut Myshiptracking wird die „Akademik Tscherski“ am 8. Mai 2021 in den Hafen von Mukran zurückkehren.

Nord Stream 2 umfasst den Bau von zwei Leitungen parallel zur bestehenden Gaspipeline Nord Stream 1 von der russischen Küste durch die Ostsee nach Deutschland. Die Kapazität jeder Pipeline beträgt 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Dänemark hat als letztes Land, durch das Nord Stream 2 führt, die Genehmigungen für den Bau und die Nutzung der Pipeline erteilt.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. Das sind erfreuliche Nachrichten!
    Ich befürchte aber das, je nachdem wie fest der tiefe Staat in den USA aktuell im Sattel sitzt irgendwann nach Fertigstellung eine riesige Explosion die Pipeline wieder zerstören wird. (Natürlich wird es ein Unfall sein)
    Ja ich weiß, das ist verdammt fantasielos von mir, genau das haben die Amis ja schonmal getan und damit die größte nicht-nukleare Explosion aller Zeiten verursacht.

    So ne schöne Naturkatastrophe in der Ostsee, mit schwarzen, öl-verseuchten Stränden, das wäre doch mal spannend! Damit meine ich, spannend wäre es zu sehen wie man versuchen wird auch dafür Putin verantwortlich zu machen.
    Ist zwar alles Spinnerei meinerseits, wundern würde es mich aber nicht mehr.

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