Welche Maßnahmen die USA gegen Russland planen: Teil 14 – Die russische Marine „stressen“

In diesem 14. Teil meiner Reihe über die von der RAND-Corporation empfohlenen Maßnahmen gegen Russland geht es um Maßnahmen im Bereich der Marine.

Die RAND-Corporation ist ein enorm mächtiger Think Tank der USA, dessen Empfehlungen von den US-Regierungen sehr oft eins zu eins umgesetzt werden. 2019 hat die RAND-Corporation eine Studie mit dem Titel „Russland überdehnen – aus vorteilhafter Position konkurrieren“ (Extending Russia – competing from advantageous ground) veröffentlicht, die im Grunde eine Anleitung zu einem wirtschaftlichen, politischen und medialen Krieg gegen Russland ist. Es werden alle Maßnahmen gegen Russland erörtert und empfohlen, außer einem heißen Krieg. Man will Russland in die Knie zwingen.

Das ist insofern bemerkenswert, weil die RAND-Corporation 2019 in einer anderen Studie auch festgestellt hat, dass Russland keinerlei aggressive Absichten hat. Anstatt sich aber darüber zu freuen und nun für eine Entspannung gegenüber Russland zu plädieren, hat RAND ein sehr umfangreiches Maßnahmenpaket vorgeschlagen, mit dem Russland endlich dazu gebracht werden soll, aggressiv auf die Provokationen aus den USA zu reagieren. Die Details finden Sie hier.

Die Studie unter dem Titel „Russland überdehnen“, um die es in dieser Reihe geht, ist quasi die Fortsetzung der anderen Studie, denn sie führt im Detail auf, wie man Russland in existenzielle Not bringen und damit zu aggressiven Reaktionen provozieren kann. In dieser Reihe werde ich darauf im Detail eingehen.

Maßnahmen zur See

Das Kapitel der Studie, das wir heute behandeln, beschäftigt sich mit Maßnahmen zur See, die Russland in hohe Kosten stürzen und so letztlich schwächen sollen. Es hat vier Unterkapitel, die ich in drei Artikeln abhandeln werde. Heute geht es um das erste davon.

Vorher ist es jedoch wieder interessant, sich die Einleitung des Kapitels anzuschauen, die vor den Unterkapiteln kommt.

Wie schon bei den vorherigen Kapiteln zeigt auch diese Einleitung eindeutig, dass Russland keine aggressiven Ansichten hat. Mehr noch: Russland hat zur See nicht einmal die Mittel, aggressiv vorzugehen, wie die RAND-Corporation aufzeigt. Das geht aus dem Vergleich der Seestreitkräfte der USA und Russlands hervor, die diese Tabelle der Studie zeigt.

Wie man sieht, ist Russland den USA zur See um ein Mehrfaches unterlegen. Die einzige Ausnahme sind die kleinen Kampfschiffe, die allerdings zur Verteidigung der russischen Küste dienen und nicht in der Lage sind, die USA oder andere Länder anzugreifen. Außerdem sieht man, dass Russland bei den mit Interkontinentalraketen bestückten Atom-U-Booten (SSBN) fast mit den USA gleichziehen kann. Die allerdings sind auch eine defensive Waffe, denn diese U-Boote gelten auf beiden Seiten als „Lebensversicherung“ und sind für einen nuklearen Gegenschlag vorgesehen, falls man atomar angegriffen werden sollte.

Russlands Marine ist eindeutig defensiv aufgestellt und wenn man dann noch die Seestreitkräfte der Nato-Länder mit einbezieht, dann wird deutlich, wie lächerlich das westliche Mantra von der „russischen Bedrohung“ vor allem zur See ist.

Und das sagt RAND auch ganz offen: Die russische Marine ist für die Verteidigung der russischen Küste ausgelegt, nicht für größere Operationen in der „Blue Sea“, also auf den Weltmeeren.

Nato-Seestreitkräfte an Russlands Küsten verstärken

In diesem Unterkapitel geht RAND darauf ein, was es bringen könnte, wenn die USA und ihre Verbündeten ihre Operationen entlang der russischen Küsten ausweiten.

Darin sieht RAND Potenzial, vor allem in der Ostsee, wo den zwei russischen Diesel-U-Booten und neun Kampfschiffen alleine Deutschland und Polen zehn U-Boote und 18 Kampfschiffe gegenüber stellen. Hinzu kommt noch Schweden, das zwar kein Nato-Mitglied ist, sich aber militärisch eng an die Nato gebunden hat.

Auch die russische Nordflotte ist laut RAND – bis auf die Atom-U-Boote – recht klein und alleine Frankreich und Großbritannien könnten Russland bereits in großen Stress versetzen, wie RAND meint.

Auch bei der Pazifikflotte ist Russland unterlegen, zumal dort noch Japan und Südkorea als US-Alliierte hinzu kommen. Allerdings rät RAND dort zu mehr Vorsicht, weil man es dort auch mit China zu tun hat, das derzeit eine weit größere Flotte aufbaut, als Russland sie hat.

RAND sieht in der Strategie drei Vorteile: Erstens könnte das Russland zu teuren Investitionen in die Marine zwingen, wo Russland jedoch hoffnungslos unterlegen ist und für die USA und ihre Verbündeten auf sehr lange Sicht keine Gefahr darstellen kann. Es würde also – wie von RAND gewünscht, die Kosten für Russland erhöhen. Zweitens würde es zu einer besseren Koordinierung der Flotten der Nato-Länder führen, wenn sie ständig gemeinsam an Russlands Küsten Krieg spielen und drittens würde es auch im Pazifik die Zusammenarbeit der USA mit ihren dortigen Alliierten gegen China verstärken. Hinzu kommt, dass Russland nicht damit reagieren kann, ähnliche Aktionen an den Küsten der Nato-Länder oder gar der USA durchzuführen, weil Russlands Marine dazu zu klein und gar nicht in der Lage ist.

Risiken sieht RAND in dieser Strategie nicht allzu viele. Man warnt davor, dass eine Bedrohung der russischen Atom-U-Boote Russland zu Maßnahmen bis hin zu einem atomaren Angriff provozieren könne, wenn Russland seine nukleare Lebensversicherung in Gefahr sieht. Außerdem sagt RAND, dass Russland bei massiven Investitionen in die Flotte zu den USA aufschließen könnte, aber RAND fügt gleich hinzu, dass diese Gefahr nicht groß und vor allem sehr langfristig wäre. Zu groß wären die nötigen Investitionen und auch der Aufwand, eine Flotte nicht nur zu bauen, sondern die Soldaten auf auszubilden.

Der aktuelle Vorfall vor der Küste von Wladiwostok, bei dem ein US-Zerstörer in Gewässer eingedrungen ist, die Russland für sich beansprucht, kann als Beleg dafür gewertet werden, dass man in Washington den Empfehlungen von RAND folgt und Russland vor der eigenen Küste „unter Stress setzen“ möchte.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Interessant. Sogar für mich als Laien sieht die Russen- Flotte eher nach Verteidigung aus.
    „SSN and guided nuclear submarine“ sind wohl Atom-U-Boote (also mit Reaktor an Bord), die wahrscheinlich alle auch Atomwaffen tragen können? Ziemliche Übermacht der Staaten hier. Frage mich, wie effektiv die Dinger in einem echten Konflikt sind. Jemand schrieb mal, die haben alle ein paar gegnerische Jäger-U-Boote am Hintern kleben.

    Tolle Serie übrigens.

  2. Die Russen haben vielleicht weniger Kampfschiffe und U-Boote, jedoch sind diese Kräfte mit entsprechender Bewaffnung in vielen Dingen qualitativ überlegen. Ich erinnere nur an die kleinen Raketenkorvetten im Kaspischen Meer, die Kalibr-Raketen bis nach Syrien gebracht haben.
    Von Kaliningrad ist es nicht weit bis zu Häfen wie Gdansk oder Eckernförde oder Kiel. Das sind deutsch-polnische Ziele im Nahbereich!

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