Welche Maßnahmen die USA gegen Russland planen: Teil 15 – Entwicklungskosten von Waffen erhöhen

In diesem 15. Teil meiner Reihe über die von der RAND-Corporation empfohlenen Maßnahmen gegen Russland geht es um Maßnahmen im Bereich der Marinewaffen.

Die RAND-Corporation ist ein enorm mächtiger Think Tank der USA, dessen Empfehlungen von den US-Regierungen sehr oft eins zu eins umgesetzt werden. 2019 hat die RAND-Corporation eine Studie mit dem Titel „Russland überdehnen – aus vorteilhafter Position konkurrieren“ (Extending Russia – competing from advantageous ground) veröffentlicht, die im Grunde eine Anleitung zu einem wirtschaftlichen, politischen und medialen Krieg gegen Russland ist. Es werden alle Maßnahmen gegen Russland erörtert und empfohlen, außer einem heißen Krieg. Man will Russland in die Knie zwingen.

Das ist insofern bemerkenswert, weil die RAND-Corporation 2019 in einer anderen Studie auch festgestellt hat, dass Russland keinerlei aggressive Absichten hat. Anstatt sich aber darüber zu freuen und nun für eine Entspannung gegenüber Russland zu plädieren, hat RAND ein sehr umfangreiches Maßnahmenpaket vorgeschlagen, mit dem Russland endlich dazu gebracht werden soll, aggressiv auf die Provokationen aus den USA zu reagieren. Die Details finden Sie hier.

Die Studie unter dem Titel „Russland überdehnen“, um die es in dieser Reihe geht, ist quasi die Fortsetzung der anderen Studie, denn sie führt im Detail auf, wie man Russland in existenzielle Not bringen und damit zu aggressiven Reaktionen provozieren kann. In dieser Reihe werde ich darauf im Detail eingehen.

Maßnahmen zur See

Das Kapitel der Studie, das wir heute behandeln, beschäftigt sich mit Maßnahmen zur See, die Russland in hohe Kosten stürzen und so letztlich schwächen sollen. Es hat vier Unterkapitel, die ich in drei Artikeln abhandeln werde. Heute geht es um das zweite davon.

Vorher ist es jedoch wieder interessant, sich die Einleitung des Kapitels anzuschauen, die vor den Unterkapiteln kommt.

Wie schon bei den vorherigen Kapiteln zeigt auch diese Einleitung eindeutig, dass Russland keine aggressiven Ansichten hat. Mehr noch: Russland hat zur See nicht einmal die Mittel, aggressiv vorzugehen, wie die RAND-Corporation aufzeigt. Das geht aus dem Vergleich der Seestreitkräfte der USA und Russlands hervor, die diese Tabelle der Studie zeigt.

Wie man sieht, ist Russland den USA zur See um ein Mehrfaches unterlegen. Die einzige Ausnahme sind die kleinen Kampfschiffe, die allerdings zur Verteidigung der russischen Küste dienen und nicht in der Lage sind, die USA oder andere Länder anzugreifen. Außerdem sieht man, dass Russland bei den mit Interkontinentalraketen bestückten Atom-U-Booten (SSBN) fast mit den USA gleichziehen kann. Die allerdings sind auch eine defensive Waffe, denn diese U-Boote gelten auf beiden Seiten als „Lebensversicherung“ und sind für einen nuklearen Gegenschlag vorgesehen, falls man atomar angegriffen werden sollte.

Russlands Marine ist eindeutig defensiv aufgestellt und wenn man dann noch die Seestreitkräfte der Nato-Länder mit einbezieht, dann wird deutlich, wie lächerlich das westliche Mantra von der „russischen Bedrohung“ vor allem zur See ist.

Und das sagt RAND auch ganz offen: Die russische Marine ist für die Verteidigung der russischen Küste ausgelegt, nicht für größere Operationen in der „Blue Sea“, also auf den Weltmeeren.

Da das Kapitel der Studie, das wir heute behandeln, recht kurz ist, habe ich beschlossen, es nicht zusammenzufassen, sondern stattdessen zu übersetzen.

Beginn der Übersetzung:

Steigerung der Forschungs- und Entwicklungsbemühungen der Marine

Die Entwicklung von Fähigkeiten, die höhere Investitionen erzwingen, ist eine zweite Methode, um Russland auf See zu überdehnen. Zu diesen Forschungs- und Entwicklungsbemühungen gehören neue Programme, die speziell darauf ausgelegt sind, eine russische Gegeninvestition oder Modifikationen eines aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprogramms zu provozieren. Zum Beispiel unternimmt die US-Marine erhebliche Anstrengungen, um Energiewaffen, einschließlich Laser und Railguns, zu entwickeln. Die Veröffentlichung der Möglichkeiten dieser zukünftigen Fähigkeiten könnte eine russischen Reaktion auslösen. Schließlich beschränken sich diese Forschungs- und Entwicklungsbemühungen nicht auf Spitzentechnologien. Die Entwicklung neuer Waffensysteme oder die Umgestaltung aktueller Systeme, die russische Fähigkeiten in Frage stellen, kann nützlich sein.

Wie in der vorherigen Maßnahme diskutiert, hat die US-Marine im Vergleich zu Russland einen deutlichen Vorteil in der Unterwasser-Kriegsführung. Diesen Vorteil zu nutzen, um russische Investitionen in Anti-Schiffswaffen zu generieren, könnte ein fruchtbarer Weg sein. Derzeit ist die einzige Schlagwaffe, die von US-Atom-U-Booten getragen wird, die Tomahawk-Rakete, die in ihrer langen Lebensdauer unglaublich nützlich war, aber auf feststehende Ziele beschränkt ist. Die U.S. Navy könnte eine Rakete oder eine Familie von (U-Boot-basierten) Raketen entwickeln, die die russische Luftverteidigung unter Druck setzen und gepanzerte Fahrzeuge (eine U-Boot-basierte Version des Army Tactical Missile System [ATACMS]) zerstören könnte. So eine Waffe könnte russische Planungsannahmen verändern. Russische Militärplaner stünden dann vor der Aussicht, zusätzliche Risiken in der militärischen Planung zu akzeptieren, die Kräfte zu erhöhen, die an einer bestimmten Kontingenz beteiligt sind, oder in Anti-Schiffswaffen zu investieren, um diesem US-Entwicklungsprogramm die Spitze zu nehmen. Eine zweite Forschungs- und Entwicklungsbemühung, die es wert ist, in Betracht gezogen zu werden, ist die Leistung von US-U-Boot-Torpedos zu verbessern – z. B. durch größere Reichweite, höhere Geschwindigkeit, verbesserte Akustik –, um die wahrgenommene Bedrohung für russische Atom-U-Boote in ihren arktischen Bastionen zu erhöhen. Auch hier wäre Russland gezwungen, zusätzliche Risiken für die Bereitstellung strategischer Ressourcen einzugehen oder die Anti-Schiffswaffen-Fähigkeiten zu verbessern. Ein dritter Bereich ist die Verbesserung offensiver Land- und Luftwaffen, die es der Flotte ermöglichen, außerhalb der russischen Flottenreichweite zu operieren. Dies könnte Russlands Marine dazu bringen, sich weiter vor die Küste zu bewegen, wo die US-Marine überlegen ist.

Forschungs- und Entwicklungsbemühungen im Bereich der Energiewaffen, die die russischen Kapazitäten bedrohen, könnten insbesondere in einem potenziellen Baltischen Konflikt einen Hebel darstellen. Energiewaffen verbessern die Wirksamkeit und verringern die Kosten für Anti-Luft- und Raketenabwehr-Einsätze radikal und könnten das Kostenverhältnis zwischen Offensive und Verteidigung verändern. Russland würde damit konfrontiert sein, seine Ausgaben für Anti-Schiff-Raketen deutlich erhöhen zu müssen, was die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten auf einer billigeren Schuss-für-Schuss-Basis kontern können.

Potenzielle Vorteile

Forschungs- und Entwicklungsbemühungen in Technologien, die Russlands operative Vorteile in Frage stellen, können Russland direkt Kosten aufbürden oder die Kostenkurve in der Beziehung zwischen offensiven und defensiven Systemen umkehren. Die Entwicklung neuer Waffen, die es US-U-Booten ermöglichen, eine breitere Anzahl von Zielen zu bedrohen oder ihre Fähigkeit zu verbessern, russische Atom-U-Boote zu bedrohen, könnte Russland Kosten im Bereich der Anti-Schiffswaffen auferlegen. Die Entwicklung von Energiewaffen in der Luft- und Raketenabwehr, die Energie nutzen und pro Einsatz weniger kosten, könnte Russlands Strategien in Frage stellen. Diese neuen Fähigkeiten auf verbündete Marinen zu übertragen, könnte Russland mehr Kosten aufbürden.

Der Nutzen dieser Forschungs- und Entwicklungsbemühungen ist nicht auf die russischen Herausforderungen beschränkt. Die Verbesserung der Anzahl und Vielfalt der der US-Marine zur Verfügung stehenden Waffen hätte im chinesischen Kontext die gleichen Vorteile. Zugangsverweigerungswaffen, vor allem Anti-Schiff-Raketen und ballistische Raketen, werden immer weiter verbreitet. Der Nutzen kostengünstiger, aber effektiver Luft- und Raketenabwehroptionen wäre in allen zukünftigen Konflikten nützlich.

Risiken

Es gibt begrenzte Risiken bei der Verfolgung dieser Forschungs- und Entwicklungsbemühungen, die aber im Großen und Ganzen für die US-Marine und ihre Verbündeten nützlich sind. Es besteht die Möglichkeit, dass Russland – oder wahrscheinlicher China – Anti-Schiffswaffen-Fähigkeiten entwickeln würde, um diesen Bedrohungen entgegenzuwirken, aber diese Bemühungen werden wahrscheinlich ohnehin fortgesetzt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Opportunitätskosten dieser Forschungs- und Entwicklungsbemühungen zu hoch wären, wenn die Vereinigten Staaten sie auf Kosten anderer, margenstärkerer Investitionen durchführen.

Erfolgswahrscheinlichkeit

Der Erfolg hängt davon ab, ob wir diese Fähigkeiten entwickeln können und ob sie ausreichen, um die russischen Ausgaben zu beeinflussen. Die Entwicklung neuer Waffen für U-Boote ist ein relativ geringes Risiko, auch wenn sie nicht unbedingt billig wären. Neue Unterwasser-Waffen können Raketenkörper, Sensoren, Netzwerkverbindungen und Sprengköpfe aus zahlreichen Systemen kombinieren, die bereits in Produktion oder Entwicklung sind. Die Entwicklung verbesserter, von U-Booten gestarteter Torpedos stellt auch ein geringes Risiko dar. Die Schlüsselfrage ist, ob die potenzielle Angriffskapazität von Unterwasserplattformen signifikant genug ist, um eine russische Antwort zu generieren – anstatt teure Anti-Schiffswaffen-Bemühungen zu verfolgen, könnte Russland die erhöhte Schädigung seiner Kräfte aufzufangen versuchen oder eine ausreichende Struktur hinzufügen, um sie zu kompensieren.

Eher esoterischen Systeme, die die Kostenkurve der Luft- und Raketenabwehr umkehren, haben ein höheres Entwicklungsrisiko, aber auch einen höheren potenziellen Nutzen. Die Entwicklung von Energiewaffen, die Angriffswaffen stumpf machen und die Verteidigungskapazität gegenüber der Offensivwaffen verbilligen würden, würde für Russland – und China – große Kosten verursachen. Strategien zur Begrenzung der Auswirkungen der US-Luft- und Seeherrschaft würden an Relevanz zunehmen, und die Gegner wären gezwungen, die Truppenstärke deutlich zu erhöhen – eine Kostenerzeugung – oder ihre militärischen Strategien radikal zu ändern.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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