Wie in Russland über die Eskalation in Syrien berichtet wird

Am Sonntag hat das russische Fernsehen in der Sendung „Nachrichten der Woche“ auch über Syrien berichtet. Im Gegensatz zu den deutschen Medien haben die Russen ein Kamerateam vor Ort.

Die Bilder aus Syrien sind interessant und der Bericht des russischen Fernsehens dürfte mit meiner Übersetzung auch ohne Russischkenntnisse verständlich sein. In jedem Fall scheint er jedoch fundierter zu sein als alles, was die deutschen Medien berichten, deren Korrespondenten nicht vor Ort sondern tausende Kilometer entfernt zum Beispiel in Kairo im Büro sitzen, anstatt sich die Lage vor Ort selbst anzuschauen. Daher habe ich den Bericht übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die Situation in der syrischen Provinz Idlib ist eskaliert. Dort schießen zwei Armeen – die syrische und die türkische – aufeinander. Gleichzeitig erhalten Terroristen neue Waffen und der Friedensprozess in der Deeskalationszone ist ins Stocken geraten.

Russland handelt aktiv sowohl auf diplomatischer als auch auf militärischer Linie, um Missverständnisse zwischen Syrien und der Türkei zu beseitigen. Erdogan rief Putin an. Der Kreml-Pressedienst sagte nach dem Gespräch: „Die Diskussion über verschiedene Aspekte der Beilegung der Syrien-Krise geht weiter, insbesondere vor dem Hintergrund der Verschärfung der Lage in der Deeskalationszone. Es wurde festgestellt, wie wichtig die vollständige Umsetzung der bestehenden russisch-türkischen Abkommen, einschließlich des Memorandums von Sotschi vom 17. September 2018, sind. Zu diesem Zweck wurden weitere Gespräche zwischen den zuständigen Ministerien vereinbart.“

Daraus wird deutlich, dass die Türken ihren Verpflichtungen nachkommen müssen. Die Situation wurde telefonisch von den Chefs der Generalstäbe Russlands und der Türkei, Valery Gerasimov und Yashar Guler, diskutiert. Putin diskutierte mit Mitgliedern des russischen Sicherheitsrates über die angespannte Lage rund um die syrische Provinz Idlib. Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu wird am 17. Februar in Moskau eintreffen.

Wenn wir über die Perspektiven sprechen, wird klar, dass alle ausländischen Truppen, einschließlich der türkischen, das Territorium des souveränen Syrien verlassen werden. Was passiert derzeit in Idlib?

Aus Idlib ein Bericht unseres Korrespondenten.

Die türkische Artillerie auf syrischem Territorium handelt im Interesse von Militanten, die nicht weit von Idlib entfernt sind. Die türkische Armee unterstützt ihre Stellvertreter-Einheiten, aber wer sind diese Stellvertreter? Die sogenannte gemäßigte Opposition ist in der Deeskalationszone von Idlib aktiv. Es sind mehrere Tausend. Auch Terroristen des Ablegers von Al-Qaida sind aktiv. Das sind mehrere Zehntausend. Die türkischen Geheimdienste waren nicht in der Lage, Radikale im Norden der Arabischen Republik zu kontrollieren und jetzt sind alle Versuche Ankaras, die türkische Präsenz in Idlib als stabilisierenden Faktor darzustellen, nicht überzeugend.

In den vergangenen Tagen haben Radikale zwei syrische Hubschrauber abgeschossen. Die Militanten setzten tragbare Flugabwehrraketensysteme ein, die vom türkischen Militär nach Idlib geliefert wurden. Dieser Schritt scheint, gelinde gesagt, unverantwortlich. Noch treffen die Militanten die Luftfahrt der Regierungstruppen, aber wo ist die Garantie, es kein ziviles Passagierflugzeug treffen wird?

Militante schießen am Boden auf Regierungstruppen. Der Verlust der strategisch wichtigen Straße von Aleppo nach Hama hat sie erheblich geschwächt und jetzt versuchen sie, verlorenen Boden zurückzugewinnen.

Auf dem Straßenschild steht „Willkommen“. Seit mehr als fünf Jahren haben Regierungstruppen die Grenze zwischen den beiden Provinzen Idlib und Aleppo nicht überschritten. Jetzt werden die Kämpfer radikaler Gruppen nach Westen von der Straße abgedrängt. Aber die syrische Armee lässt immer noch keine Zivilisten auf der Autobahn zu, einige Gebiete stehen unter Beschuss von terroristischer Artillerie.

Die Radikalen haben Damaskus zu einer schnellen Anti-Terror-Operation provoziert, das Ergebnis ist die Erweiterung der Sicherheitszone. Die Route, die die nördliche Stadt Aleppo mit Damaskus verbindet, wird zum ersten Mal seit Kriegsbeginn vollständig von der syrischen Armee kontrolliert. Während jedoch an mehreren Stellen noch Umgehungsstraßen benutzt werden müssen, weigert sich das türkische Militär, zu gehen.

Der Beobachtungsposten des türkischen Militärs in der Nähe von Seraquib ist der am weitesten entfernte. Rund um ihn herum sind Stellungen der syrischen Armee. Die Zahl der hier stationierten türkischen Truppen ist unbekannt. Aber es ist klar, dass sie nervös sind. Artillerie der türkischen Streitkräfte trifft regelmäßig Regierungstruppen.

Das Kontingent der Beobachtungsposten sollte einen Waffenstillstand in der Deeskalationszone schaffen, also sicherstellen, dass die Militanten keine militärischen Aktivitäten durchführen. Das stellte sich als schlechte Idee heraus, denn die Radikalen nutzten die türkische Präsenz, um die syrischen Einheiten an der Kontaktlinie anzugreifen.

Ein türkischer Beobachtungsposten blockiert zwischen Khan Sheikhoun und Maarret al-Nuuman die Straße. Das syrische Militär organisierte sogar eine Umleitung. Von hier aus sind es bis in die Hochburg der türkischen Streitkräfte nur zwei Kilometer. Wir verwenden eine Drohne, um die Positionen der türkischen Streitkräfte zu zeigen.

Diese Beobachtungsposten überwachen nun die syrische Armee. Das türkische Militär beobachtet Truppen und Gerät und führt elektronische Aufklärung durch. Sie haben elektronische Aufklärung, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. Die türkische Flagge hier ist natürlich eine Provokation für Damaskus. Vor allem angesichts der ständigen Angriffe der Militanten.

Es ist unmöglich, tagsüber an die Frontderlinien der syrischen Armee im Gebiet von Hish zu gelangen. Wir bewegen uns nachts, ohne Scheinwerfer, also verwenden wir ein Nachtsichtgerät. Hier wird deutlich, wie die Radikalen vorgehen. Im Dunkeln beginnen die Militanten, die Soldaten der syrischen Armee zu beschießen. Sie feuern mit Gewehren und mit Raketenartillerie. Syrische Einheiten sind gezwungen, feindliche Stellungen auszuschalten.

Sobald die Regierungstruppen das Feuer erwidern, ziehen sich die Militanten zu den türkischen Streitkräften zurück und verstecken sich buchstäblich hinter dem türkischen Militär. Jetzt hat Idlib mehrere türkische Bataillone an taktischen Gruppen, es sind 70 Panzer, 200 leicht gepanzerte Fahrzeugen und 80 Artilleriegeschütze. Die Kräfte konzentrieren sich in der Nähe von Idlib, das heißt, sie decken die Stadt.

Und nun gab der Führer des Ablegers von Al-Qaida, Abu Muhammad al-Julani, eine Erklärung für Ankara ab. Der Terrorist sagte, die Militanten in Idlib hätten genug Kräfte und Ressourcen, um die Offensive der syrischen Armee abzuwehren. Das heißt, hinter dem Rücken des türkischen Militärs steht die radikale „Al-Nusra“ und sie sagen es auch ganz offen.

Ende der Übersetzung


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

3 Antworten

    1. Peter Frey beschreibt dies recht detailiert,vielen Dank für die Hilfe.
      Und verfolgt man auch die weiterführenden Links und Quellen, dann gibt es (für mich) immer nur ein Fazit:
      Die Trennung vom Dollar, ergibt immer Krieg und Terror, durch die USA gesteuert.
      Hat ich hier auch schon mal angesprochen.

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