Wie Russland auf Vorwürfe aus Brüssel reagiert, es verbreite Fakes über die Coronakrise

Die Medienkampagne, im Westen, in der wahlweise China oder Russland die Schuld an allen aktuellen Problemen gegeben wird, war am Mittwoch Thema bei einer Pressekonferenz des russischen Außenministeriums. Und die Reaktion war mal wieder sehr direkt und mit spitzer Zunge formuliert.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharova, ist dafür bekannt, dass sie sehr deutliche Worte findet, um die russische Position zu erklären. Das hat sie am Mittwoch in ihrer Pressekonferenz wieder unter Beweis gestellt. Thema dieses Mal: Die angeblichen russischen Fakes und die angebliche russische Propaganda in Sachen Corona. Ich habe schon über die „europäische Solidarität“ in dieser Krise geschrieben. Und die Behauptungen aus Brüssel, Russland verbreite Propaganda und Fake-News über Corona, habe ich inklusive der von Brüssel als Beleg angeführten Quellen überprüft. Ergebnis: Es waren keine russischen Fakes, sondern EU-Fakes. Wer das nicht glaubt, kann es hier selbst überprüfen.

Nun hat auch Russland offiziell auf die Vorwürfe reagiert und ich habe die offizielle russische Erklärung dazu übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Wir haben festgestellt, dass es in den letzten Wochen einen neuen Desinformations-Boom gegeben hat. Er wird als Desinformations- oder Fake-Pandemie bezeichnet. Wir stellen fest, dass unser Land einen der obersten Plätze in dieser seltsamen Desinformationskampagne einnimmt. Warum wird das getan? Wahrscheinlich aus vielen Gründen.

Unserem Land, wenn auch nicht nur unserem Land, wird der Wunsch unterstellt, die westliche Gemeinschaft und ihre Strukturen, wie die NATO und die Europäische Union, zu spalten. Es ist schon stereotypisch, dass alles Gefährliche ausgerechnet aus Russland kommt.

Viele der Probleme, mit denen die westlichen Länder heute konfrontiert sind, und nicht nur sie, sind systemisch und tiefgreifend. Es wurde schon viel über die Herausforderungen der digitalen Revolution für die Demokratie und das Modell der sozialen Marktwirtschaft, die Auswirkungen der Globalisierung auf Fragen der Identität und ihre Auswirkungen auf die internationale Sicherheit gesprochen. Einige unserer Kollegen im Westen machen sich nicht die Mühe, die Ursachen ihrer eigenen Schwierigkeiten zu analysieren, und schreiben sie stattdessen den Machenschaften gewisser äußerer Kräfte zu. Das ist ein erprobtes Muster und sie sagen, dass Russland das Problem ist. Allerdings sind nun auch neue Bedrohungen aufgetaucht: die WHO, China und so weiter. Wir haben uns schon daran gewöhnt, dass, wenn die Ergebnisse von Wahlen oder Referenden nicht nach dem Geschmack unserer Partner sind, sie sofort Russland vorwerfen, sich in die Vorbereitung und die Wahlen eingemischt zu haben. Wenn zum Beispiel die Einwanderungspolitik der „offenen Tür“ nicht funktioniert, wird Russland vorgeworfen, die Flüchtlingsströme nach Europa produziert zu haben. Im Zeitalter elektronischer Wahlen und des Einsatzes digitaler Technologien werden unserem Land immer wieder die Beteiligung an der Stimulierung separatistischer Bewegungen, die Unterstützung euroskeptischer Tendenzen und Cyberangriffe zugeschrieben.

Dazu wird nun ein neues „Thema“ fabriziert: Falschinformationen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie. Nato- und EU-Strukturen verbreiten Gerüchte, Moskau nutze die ungünstige Situation in den westlichen Ländern, um die transatlantische Einheit und die Ideen der europäischen Integration zu diskreditieren, und Russland versucht angeblich, es so darzustellen, als ob „westliche Demokratien“ weder kollektiv noch allein die Pandemie und ihre Folgen bewältigen könnten.

Wollen wir uns doch einmal anschauen, was offizielle Vertreter der westlichen Länder selbst dazu erklärt haben.

Die Ministerpräsidenten Sanchez aus Spanien und Conte aus Italien warnten in öffentlichen Erklärungen – nicht hinter den Kulissen oder hinter geschlossenen Türen – vor der Gefahr des Zerfalls der Europäischen Union. Dasselbe sagte die Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten beim französischen Außenministerium. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat sich offiziell bei Italien für die mangelnde Wirksamkeit der Maßnahmen entschuldigt, die die Europäische Kommission in der Anfangsphase der Pandemie ergriffen hat. Wo sind hier die Vertreter Russlands? (Anm. d. Übers.: All diese Beispiele sind keine russische Propaganda, ich habe über sie auch schon mit Angabe aller Quellen berichtet, Sie finden das hier)

Der ehemalige Präsident des Europäischen Rates, heute Chef der Europäischen Volkspartei, Donald Tusk, – ein „eingefleischter“ Kämpfer für die europäische Integration, der in Brüssel alle Meinungen derer, die die Europäische Union führen, teilt – sagte in einem Interview mit dem deutschen „Spiegel“, er schließe den Zusammenbruch der Europäischen Union als Folge der „Coronakrise“ nicht aus. Er nannte die Lage in Südeuropa eine „Katastrophe“. Ich möchte noch einmal betonen, dass wir nicht über russische Äußerungen oder Einschätzungen sprechen, das sind Bewertungen unserer europäischen Kollegen.

Was die transatlantischen Beziehungen betrifft, so hätte ihnen kaum jemand mehr Schaden zufügen können, als die Vereinigten Staaten selbst, die im März dieses Jahres beschlossen haben, den Flugverkehr mit Europa auszusetzen, und Berichten zufolge eine Lieferung von Schutzmasken beschlagnahmt haben, die für deutsche Behörden bestimmt waren. Diese Informationen muss man prüfen aber zumindest gab es in den westlichen Medien Veröffentlichungen zu diesem Thema. (Anm. d. Übers.: Die Geschichte war so dreist und unglaublich, dass auch viele Kommentatoren beim Anti-Spiegel sie angezweifelt haben, als ich darüber berichtet habe. Aber der Berliner Innensenator Geisel wurde gerade wieder heute im Spiegel in einem Interview mit den Worten zitiert: „Wir sind mit dem Händler, einer Berliner Firma, in Kontakt. Der sagt, dass die Masken in die USA verkauft wurden. Ich habe das als „Wildwestmethoden” bezeichnet. Dabei bleibe ich auch. Wir hatten einen Vertrag, die Ware war bereits bezahlt. Die Masken waren zu uns unterwegs, sind aber nie hier angekommen. Es gab ein klärendes Gespräch mit der amerikanischen Botschaft, bei dem wir gesagt haben: Es gibt jetzt Wichtigeres, als über Masken zu streiten, wir schauen gemeinsam nach vorne.“)

Was Desinformationen betrifft, so hat das bekannte europäische Portal „Politico“ in einem seiner Artikel offen zugegeben, dass die Mehrheit der „Fakes“ in den Medien über das Coronavirus in Europa von gewöhnlichen Europäern erzeugt wird, die in sozialen Netzwerken versuchen, Antworten auf ihre Fragen, Ratschläge oder Unterstützung zu finden.

Vertreter der Europäischen Union oder ihrer Mitgliedstaaten geben offen Erklärungen ab, die alles in den Schatten stellen, was russische Vertreter jemals über sie gesagt haben. Aber denen wird nicht vorgeworfen, sie würden Falschinformationen verbreiten oder nutzen, um „die Einheit der Demokratie zu untergraben“. Worum geht es dann? Geht es um die wirklichen Probleme der Länder oder darum, wer diese Probleme wie formuliert? Wie sich zeigt, will die liberale Gemeinschaft die Wahrheit und die wirkliche Situation nicht hören und vielleicht tut sie sogar alles in ihrer Macht Stehende, damit die Wahrheit nicht ausgesprochen wird. Dann müssen sie es einfacher machen: Die Europäische Union muss bestimmen, wer das Recht hat, aus den Reihen der EU für sie zu sprechen, wer in Brüssel die einzig wahre Wahrheit verkünden darf. Und alle anderen müssen dann diese Aussagen nur wiederholen. Andernfalls, wenn eine solche Struktur nicht aufgebaut werden kann, muss man aufhören, Russland die Schuld zu geben, denn die harten, kritischen Beurteilungen werden von den Vertretern dieser Länder selbst abgegeben, und Russland hat damit nichts zu tun.

Die Situation in der westlichen Gemeinschaft, die durch die Pandemie zu Tage getreten ist, ruft bei den offiziellen Vertretern dieser Länder offen Unzufriedenheit hervor. Und zwar in sehr wenig diplomatischen Worten. Aber die Vorwürfe, „die Einheit der Demokratien untergraben zu wollen“, richten die westlichen Propagandisten an Moskau, anstatt die richtigen Lehren aus der aktuellen, beispiellosen Krise zu ziehen und sich darauf zu konzentrieren, Wege zu finden, sie zu überwinden. All dies ist doch sehr überraschend.

Ende der Übersetzung

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. bemerkenswert das sie das erwähnt….

    „Es wurde schon viel über die Herausforderungen der digitalen Revolution für die Demokratie und das Modell der sozialen Marktwirtschaft, die Auswirkungen der Globalisierung auf Fragen der Identität und ihre Auswirkungen auf die internationale Sicherheit gesprochen“…

    weil das ja ,neben Klima, eine Kategorie ist ,wo wir stolz die ersten Plätze belegen und eifrigsten mit dabei sind .Ich will nicht wissen was da momentan in den Machtstübchen an Scenarien entworfen wird .

    „Einige unserer Kollegen im Westen machen sich nicht die Mühe, die Ursachen ihrer eigenen Schwierigkeiten zu analysieren, und schreiben sie stattdessen den Machenschaften gewisser äußerer Kräfte zu. Das ist ein erprobtes Muster und sie sagen, dass Russland das Problem ist.“…

    ?vereinfacht gesagt ,kurz und bündig…den Fehler heute (im allgemein) findet man meist wenn man die Dimension von dessen betrachtet ,was mit diesen modernen medialen Konstrukten denn immer so passiert ,nachdem sie erzeugt wurden. Mit welchen Aufwand die Propaganda teilweise geschützt und gepflegt wird …unglaublich .
    Es muss ja nicht einmal bewusst erzeugte Information sein sondern es werden real geschehene Ereignisse kurzum mit einer neuen Geschichte versehen ,alles kein Problem . Irgendwie denke ich das bei gewissen Kreisen von Staate/Wirtschaft da mittlerweile die Handhabung der Grenze zum normalen extrem verschoben ist.

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