Wie Russland die Einigung zwischen den USA und den Taliban einschätzt

Die USA und die Taliban haben ein Abkommen über einen Truppenabzug aus Afghanistan unterzeichnet. Wie wird das in Russland aufgenommen?

Ich habe über das Abkommen schon berichtet, als es unterzeichnet wurde, daher will ich das an dieser Stelle nicht alles wiederholen. Deshalb nur in Kürze: Es wurde vereinbart, dass die USA und die Nato innerhalb von 14 Monaten abziehen, dass die Taliban mit der afghanischen Regierung Friedensverhandlungen aufnehmen und dass die Taliban die Kriegshandlungen einstellen. Ansonsten würde die USA aus dem Abkommen wieder aussteigen.

Das müssten die USA eigentlich dann jetzt tun, denn die Taliban haben weiterhin Angriffe durchgeführt, die so schwer waren, dass die USA mit Luftangriffen antworten mussten. Und das praktisch gleichzeitig, während das Weiße Haus gemeldet hat, Trump habe mit „dem Führer der Taliban“ telefoniert. Die neue Harmonie zwischen Trump und „dem Mullah“, mit dem er telefoniert hat, geht so weit, dass Trump mitgeteilt hat, die USA und die Taliban hätten die gleichen Interessen in Afghanistan: Ein Ende der Gewalt. Auch der Spiegel hat über diese Vorgänge berichtet.

Aber wie schaut man in Russland auf diese merkwürdige Situation, dass nach 19 Jahren Krieg plötzlich der Kriegsgegner ein netter Kerl ist, mit dem man freundliche Plaudereien am Telefon abhält? Das russische Fernsehen hat am Sonntag in der Sendung „Nchrichten der Woche“ einen Kommentar zu dem Thema gebracht, der sich mal wieder völlig anders anhört, als alles, was man in den deutschen Medien zu dem Thema lesen konnte. Daher habe ich den Kommentar des russischen Fernsehens zu dem Thema übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Am 3. März sagte US-Präsident Donald Trump, er habe mit dem Führer der afghanischen Taliban telefoniert. Die Taliban sind seit Beginn dieses Jahrhunderts sowohl vom UN-Sicherheitsrat, als auch vom Obersten Gerichtshof Russlands offiziell als Terrororganisation anerkannt. Um die Terroristen zu bekämpfen, sind die Amerikaner 2001 in Afghanistan einmarschiert. Und jetzt greift Präsident Trump im Weißen Haus zum Telefon und sagt: „Hallo! Taliban?“

Trump machte jedoch gegenüber Reportern keine Angaben darüber, mit wem er telefoniert hat, sondern sagte nur, dass er mit dem „Führer“ gesprochen habe. Die Taliban bestätigten später ein Telefongespräch mit Mullah Baradar Akhund, dem Stellvertreter für politische Angelegenheiten.

Jedenfalls wurde das Gespräch durch das zuvor zwischen den Vereinigten Staaten und den Taliban unterzeichnete Abkommen ermöglicht, das festlegt, dass Amerika seine Truppen aus Afghanistan abzieht. Trump präsentiert das Abkommen als seinen Sieg. Tatsächlich sind die USA in Afghanistan auf ganzer Linie gescheitert. Darüber hinaus scheint das Abkommen selbst gescheitert zu sein, weil es vorsieht, dass die Taliban 14 Monate lang von Gewalt absehen sollten. Aber nach dem Abkommen von Doha haben sie afghanische Checkpoints angegriffen, worauf die USA mit Luftangriffen antworteten. Jetzt versucht man herauszufinden, wer das wie gemeint hat. Sie streiten darüber, wer den Vertrag wie gebrochen hat.

Für uns ist etwas anderes wichtig. Wenn die Amerikaner und die NATO-Truppen Afghanistan vollständig verlassen – und es scheint, dass dies die Absicht ist – dann wird wahrscheinlich ein neuer Krieg in Afghanistan ausbrechen, an dem sowohl die Taliban, als auch der IS und die derzeitige afghanische Regierung beteiligt sein werden. Das Ergebnis ist schwer vorherzusagen, aber auf jeden Fall ist da ein terroristisches Nest an unseren südlichen Grenzen und ganz in der Nähe der Grenzen unseres Verbündeten Tadschikistan. Tadschikistan wiederum grenzt an Kirgisistan und Usbekistan, die unsere Nachbarn sind. Auch für Kasachstan nehmen die Risiken zu.

Für uns bedeutet der amerikanische Abzug aus Afghanistan also zumindest neuen Ärger in Sicherheitsfragen. Und das auf vielfältige Weise. Eine davon ist, dass Afghanistan heute als globale Opiat-Drogenfabrik 90 Prozent des weltweiten Opiums produziert. Es müssen Lösungen gefunden werden, wobei wir nicht nur mit den Nachbarn, sondern auch mit China und Indien zusammen arbeiten müssen. Das ist die neue Situation.

Ende der Übersetzung

In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch

Werbung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

4 Antworten

  1. OT: seit Wochen gibt es Probleme mit der Erreichbarkeit der Seite. Auch Login funktioniert nicht richtig. Senden von Beiträgen wird so zum Glücksspiel. Bevor die Leute denken hier geht es um Zensur äußere dich bitte einmal zu den Problemen. Alle jetzigen Probleme gibt es seit dem Großen Server Ausfall.

    zum Thema

    Der Vertrag ist ein Rückzug aus einem verlorenen Krieg. So sehe ich das jedenfalls.
    Warum?
    Nach all den Jahren des „Demokratie Krieges“ ist das Land zerstört, verseucht, korrupter und unregierbarer als je zuvor.
    Die Taliban, je nach Lesart Freiheitskämpfer oder Terroristen haben zusammengefasst ca 30% bis 40% des Landes unter ihrer Kontrolle. Das Grenzgebiet zu Pakistan ist großflächig vom IS durchsetzt hört man aber kaum von.
    Nun dieser Vertrag mit dem ach so wohlklingenden Zusatz „Peace“ . Wenn es nicht so traurig wäre könnte man darüber lachen.
    Drogenproduzent Nr.1 sozusagen auch ein so genannter Exportweltmeister, beinahe täglich getötete Regierungssoldaten, massenhaft zivile Opfer zeugen nicht gerade von einer besonders guten Ausbildung.
    Mein Fazit, man gaukelt einen Friedensvertrag vor, wo man hätte eine Kapitulationsurkunde unterschreiben müssen. Verlogener geht es nicht.

    „The EU in a joint statement with US and UN reiterates that the „Islamic emirate of Afghanistan is not recognized by the international community“ and that „the international community will not accept or support the restoration of the Islamic emirate of Afghanistan.““

    „In einer gemeinsamen Erklärung mit den USA und den Vereinten Nationen bekräftigt die EU, dass das „islamische Emirat Afghanistan von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt wird“ und dass „die internationale Gemeinschaft die Wiederherstellung des islamischen Emirats Afghanistan nicht akzeptieren oder unterstützen wird“.“

    https://afghanistan.liveuamap.com/en/2020/10-march-the-eu-in-a-joint-statement-with-us-and-un-reiterates

    Wenn die internationale Gemeinschaft ein islamisches Emirat nicht akzeptiert warum dann dieser Vertrag?

    https://de.wikipedia.org/wiki/Taliban

    „sind eine deobandisch-islamistische Terrorgruppe, welche von September 1996 bis Oktober 2001 große Teile Afghanistans beherrschte.“

    und heute?

    „Diplomatisch wurde das Islamische Emirat Afghanistans der Taliban nur von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt.“

    erklärt dann wohl auch die Freundschaft von Taliban, IS zu ihren Sponsoren.

    https://afghanistan.liveuamap.com/en/2020/9-march-us-troops-begin-pulling-out-of-afghanistan-military

    1. Ich habe diesbezüglich am 11.1. ein E-Mail an Herrn Röper gesendet. Auch ich habe praktisch mit jedem Kommentar den ich eingeben möchte meine liebe Mühe. Das ist etwa so seit; «Newsguard warnt vor dem Anti-Spiegel». Seit da kann ich weder einen Kommentar einfach wie das früher war eingeben noch mich einfach abmelden. Alles mache ich mehrmals. Ehrlich gesagt denke ich jedes Mal so jetzt ist Schluss, aus fertig, was soll ich mich ärgern.

  2. Mit dem Rückzug der USA aus Afghanistan entzieht Trump dem sogenannten Tiefen Staat eine wichtige Finanzierungs- und Machtbasis. Dem Tiefen Staat könnten die Mittel aus dem legalen und illegalen Drogenhandel verloren gehen. Aber noch muss es so nicht kommen. Trump wollte hier und dort schon öfter raus, hat aber bisher nicht gewonnen. Es geht immerhin um sehr viel Geld und sehr viel Einfluss. Das gibt der Tiefe Staat nicht kampflos her.

  3. Super spannendes Thema. Wer genau baut das Opium an, wer baut es ab, wer liefert es wem? Soll man ernsthaft glauben wollen, dass die Hochfinanz woher auch immer den Kuchen anderen überlässt? Oder ist das schlau, weil man in der Lieferkette kurz nach dem Abbau eine starke Position hat und den Talibans Waffen und Cola verkaufen kann? Wo findet man Infos zum Thema?

Schreibe einen Kommentar